Sich flüsternd schmieget in das Kleid der Nacht?
Es gießt der Mond der Silberseide Flut
Auf sie herab in zauberischer Pracht.
Der laue Nachtwind weht ihr Atmen her,
So geisterhaft, verlöschend leisen Klang:
Sie weint im Traum, sie atmet tief und schwer,
Sie lispelt rätselvoll, verlockend bang . . .
Die dunkle Stadt, sie schläft im Herzen mein
Mit Glanz und Glut, mit qualvoll bunter Pracht:
Doch schmeichelnd schwebt um dich ihr Widerschein,
Gedämpft zum Flüstern, gleitend durch die Nacht.
Hugo von Hofmannsthal
Im Norden
Frieren die Götter.
Hier
Strahlt jeder Gauner: ein heisser Gott.
Seines Tempels Stufen
Steigen aus dem Canale grande.
Er opfert
Sein südliches Herz sich selbst.
Die Sbirren schleichen
Zur Dämmerung.
Am Himmel segelt
Eine Gondel.
Die Adria
Brandet an meine Brust.
Der Markusplatz
Tönt wie eine Harfe.
An vergitterten Fenstern,
An freigelassenen Menschen vorbei:
Auf einer weissen Piazza
Entfaltet sich wie eine rote Mantille dein Lächeln.
Ists Tag? So ist die Sonne,
Ists Nacht? So ist der Mond
Am Herzen
Aufgegangen.
Klabund
Freudiger und lichter
Wird mir mit jeder Wiederholung
Dieses bunte Getümmel.
Wohltuend, befreiend,
Wirkt so die Torheit
Froh und ungestört geübt,
Sie löset und lüftet
Des Missbehagens und Zürnens,
Der Bosheit, des Grolles
Tausendfältige verschlossene Ursachen.
Was Weisheit und Gesetz nicht vermag,
Die Religion selbst ohnmächtig bekämpft,
Beschwichtigt der Taumel des erdichteten Wahnsinns.
Und die schönen Larven
Hat Amor selbst erfunden,
Sie verstricken Aug’ und Herz.
Die reizenden Gewänder, der freie Fuß,
Das schlanke volle Bein, der weiße Nacken
Und die verhüllten dunkeln Augen
Betören den Sinn.
Doch wieder ernüchtert
Erwacht die Seele vom Rausch,
Wenn am Abend
Die Schöne statt der Maske
Das eigne Antlitz zeigt,
Der Reiz erstirbt, und die Alltäglichkeit
Spricht aus den ermüdeten Gestalten.
Ludwig Tieck
Venetianische Epigramme. LXXII
»Wär ich ein häusliches Weib und hätte, was ich bedürfte,
Treu sein wollt ich und froh, herzen und küssen den Mann.«
So sang, unter andern gemeinen Liedern, ein Dirnchen
Mir in Venedig, und nie hört ich ein frömmer Gebet.
Johann Wolfgang Goethe
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