John Aysa - Chaotika

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Als Mischka in der Provinz von Leone einen Zug beobachtet, gerät er unvermutet in einen Schusswechsel und landet im Krankenhaus der Hauptstadt. Dort verliert er sofort die Kontrolle über sein Leben, als er ins Kreuzfeuer zwischen Agenten und Gangstern gerät.
Sein Glück ist die Krankenschwester Circe, die ihm mit überraschenden Mitteln beisteht und ihm dabei hilft zu versuchen, das Durcheinander zu klären. Aber auch Mischka hat einige Überraschungen parat – vor allem für sich selbst.
Gemeinsam dringen die beiden zu einem Geheimnis vor, das den gesamten Planeten betrifft.

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John Aysa

Chaotika

Der erste Miscatonic Hindin Roman

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Inhaltsverzeichnis Titel John Aysa Chaotika Der erste Miscatonic Hindin Roman - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel John Aysa Chaotika Der erste Miscatonic Hindin Roman Dieses ebook wurde erstellt bei

Kapitel 00

Kapitel 01

Kapitel 02

Kapitel 03

Kapitel 04

Kapitel 05

Kapitel 06

Kapitel 07

Kapitel 08

Kapitel 09

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Der Autor

Impressum neobooks

Kapitel 00

Eine gewaltige Welle aus Dampf rollte, gleich einem abrupt aufziehenden Sandsturm von der Farbe von frischem Durchfall, die Trasse entlang und bewegte sich in Richtung Bahnstation.

Sie verkündete die unmittelbar bevorstehende Ankunft des nahenden 1700ers.

Scheinbar auf den zischenden Dampfkissen schwebend, unüberhörbar in allen beweglichen Teilen knirschend, knarrend wie knackend, näherte der Zug sich rasch dem Haltebereich. Ein Koloss aus Stahl, Holz und Glas, ähnlich einer mechanischen Schlange auf zahllosen Rädern die Geleise entlangrollend.

Ein Gefährt aus der ersten Periode der technischen Revolution, das sich erhaben, mehr noch, kämpferisch dem Untergang entgegenstemmte, wissend, dass die Dämmerung über seine Art hereingebrochen war, die Dämmerung einer Nacht, der kein Morgen folgen würde.

Mischka wartete.

Er platzierte sich am vorderen Ende des Bahnsteigs, wo die Kraft des Antriebs die träge Masse des Fahrzeugs zum Stillstand bringen würde.

Er kam seit vielen Jahren in regelmäßigen Abständen zum Bahnhof. Sein Interesse an Zügen im Allgemeinen hielt sich in Grenzen, er war ein Bewunderer ausschließlich des 1700er.

Ihm imponierte die veraltete, aus einem durchgehenden Wagen bestehende, auf Gelenken wie auch Dutzenden Achsen ruhende Maschine.

Sie verkörperte, was in den Kolonien als Werk der Pionierzeit betrachtet, mit milder Toleranz für Vergangenes angesehen wurde.

Der aufkommende Wind brachte Wärme und Feuchtigkeit mit, Vorboten des Zuges. Mischka sah sich um. Außer ihm befanden sich bloß fünf Reisende auf dem Bahnsteig. Alle schleppten Gepäck für ihre Reise auf die andere Seite der Berge nach Central City mit, Schmelztiegel und Hauptstadt des Kontinents.

Mehr als einen flüchtigen Blick erübrigte er nicht für die Landflüchtlinge. Er hatte kein Problem damit, wenn jemand den Mühen und der Einsamkeit dieses Landstrichs nicht gewachsen war. Er verstand den Wunsch nach einer Fahrt in ein hoffentlich leichteres Leben.

Das Glück in der Stadt finden zu wollen war seiner Ansicht nach allerdings illusorisch, eine Reise von einem Extrem ins andere.

Mischka nahm den Hut ab, wischte Schweiß in den Ärmel der Jacke und setzte den speckigen, alten Schattenspender auf. Kühlung erhielt er keine, aber die Augen waren halbwegs vor dem grellen Licht der gleißenden Sonne geschützt.

Brillen verursachten ihm Kopfschmerzen, und gegen moderne, vollautomatische Implantate hegte er unfundierte Ressentiments. Von den Umständen und Kosten, die es mit sich brachte, sich die Dinger einsetzen zu lassen, zu schweigen.

Wie sollte das Land prosperieren, wenn es nicht genügend Leute gab, die diese Breitengrade belebten und sich vermehrten, diese Landstriche dauerhaft besiedelten. Natürlich gab es reizvollere Flecken auf der Welt, aber dieses Areal hatte Charme, wenngleich überaus eigenwilligen. Das war nicht zu leugnen.

Ging die Landflucht in diesem Tempo weiter, gab es in wenigen Jahren keinen Stopp mehr für den 1700er. Dornenbüsche und Staubhexen wären die dominierenden Spezies. Dabei war der Bahnhof eine in Vergessenheit geratene Berühmtheit.

Der Halt befand sich genau in der Mitte der Strecke, die der Zug zurücklegte. Dummerweise hatte man verabsäumt, aus dem speziellen Standort der Station Kapital zu schlagen, einen Aufschwung herbeizuführen.

Keinerlei Lokalitäten, fehlende Angebote, nicht ein Souvenirstand war zu finden. Niemand hatte mit den Betreibern der Bahn verhandelt, um einem längeren Zwischenstopp zu erreichen, damit Leute aussteigen und ihr Geld anbringen konnten.

Während andere Haltepunkte auf der Strecke nach und nach modernisiert, ausgebaut und kommerzialisiert wurden, versank die Station mit dem größten Potenzial in einen Dämmerschlaf.

Nicht mal ein zweites Gleis gab es im Ortsbereich. Nichts. Seit Gründung von Sweetwater war es selten zu nennenswerten baulichen Erneuerungen gekommen.

Schade und kurzsichtig, da es keiner radikalen Veränderungen bedurft hätte. Modernisierung und Ausbau der Bahnstrecke waren unaufhaltsam. Entweder man war von Anfang an dabei oder man wurde vom Fortschritt überholt, versank in totaler Bedeutungslosigkeit.

Andererseits stellten Touristen eine Plage dar.

Eine Welle heißer Feuchtigkeit überrollte ihn, überzog Mischka mit einer Schicht winziger Tröpfchen. Die Vorboten der nachfolgenden Maschinerie trafen ein. Gleich einem Apparat aus der Hölle, lärmend, Bremsblöcke auf Rädern kreischend, hielt das Fahrzeug auf seiner Höhe. Der Stillstand ließ den nun fadenscheinigen Dampfteppich endgültig zerfasern und dahinschmelzen.

Über Kopfhöhe öffnete sich das Fenster des Fahrerstands, der Kapitän der Maschine streckte den Kopf heraus. Wie schon viele Male zuvor nickte er grüßend in Mischkas Richtung. Der Mann hatte noch nie ein Wort an Mischka gerichtet und dieser hegte den Verdacht, dass er nicht sprechen konnte.

Um den Zug zu steuern, musste man in letzter Konsequenz nicht die Klappe aufreißen können, sondern wissen, welche Hebel, Schalter und Tasten wann bedient werden mussten.

Mechanik, nicht Grammatik war die Triebfeder des Zuges. Sprechen wurde sowieso überschätzt. Der 1700er war drei Wochen in einer Fahrtrichtung auf Reisen. Am elften Tag zur Mittagszeit stoppte der Zug in Sweetwater. Abgesehen von einigen Worten mit den Zugbegleitern hatte der Fahrer unterwegs kaum Ansprache. Seine Koje befand sich im Führerhaus.

Wahrscheinlich der einsamste Job auf dieser Welt, und irgendwie fand Mischka das beneidenswert. Er redete selbst nicht viel, war nie ein großer Redner gewesen.

Er hielt sich auch für keinen sonderlichen Geistesriesen, was ihm leidtat. Er hätte gern mehr Zeit gehabt, um das Denken zu üben, es ordentlich zu erlernen. Er war zu ziellos, unkonzentriert.

Er grüßte den Kapitän mit einem Nicken und begann mit der nächsten Routine. Er wanderte den Bahnsteig hinab und die Flanke des 1700ers entlang, verschaffte sich einen Eindruck von der Zahl der hinzugekommenen Kratzer und abgesplitterten Stellen im Lack.

Abschnitte des Zuges verfügten über ein zweites Deck, es gab sogar eine Miniaturterrasse. Mischka ließ den Blick schweifen, besah Staub und Schmutz, begutachtete die glänzenden, von Tausenden Kilometern Wüstenfahrt vernarbten Stahlräder.

Er bewunderte die simple Schönheit des an die dreihundert Meter langen Gefährts: die gleich Flügeln aufklappenden Türen, die knirschend aus dem Unterboden des Zuges herausgleitenden Stufen.

Bei diesen Fahrzeugen war von Beginn an auf modische Spielereien verzichtet worden. Man hatte sie simpel und robust gebaut, um die Störanfälligkeit gering zu halten. Sie waren darauf ausgelegt, die Passagiere sicher und bequem an ihr Ziel zu bringen.

Was bei einer derart gewaltigen Strecke, die über eintausenddreihundert Höhenmeter und mehrere Temperaturzonen bezwang, eine Überlebensnotwendigkeit darstellte. Der 1700er vereinte Langlebigkeit und luxuriöse Funktionalität in sich wie kein Zug, der danach gebaut worden war.

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