Und wenn wir ankommen, schnappst du dir Mora und Max und ihr fahrt umgehend zu eurer Anprobe. Wundere dich nicht, wenn ihr ab sofort auf all euren Wegen von einem Polizeibeamten in Zivil begleitet werdet, Hans hat nämlich für uns alle Personenschutz angeordnet.“
„Gut Alex, aber, wenn ich Mora später zurückbringe, schenkst du ihr reinen Wein ein, ich mag es nämlich gar nicht, wenn ihr beide Geheimnisse voreinander habt.“
„Ja, mach ich – versprochen, aber momentan kommt es mir darauf an, dass alles, was bisher vorgesehen war und von außen einsehbar ist, so normal und ohne Hektik weiterläuft, wie geplant. Schließlich wissen wir nicht, ob wir nicht bereits unter Beobachtung durch diese Dreckskerle stehen.“
„Verstanden Chef, ich werde das alles zu deiner Zufriedenheit erledigen und nun entschuldige mich, ich muss telefonieren.“ „Nein, genau das machst du nicht“, erwiderte Alex. „Kein Mensch weiß, über welche Ressourcen diese Verbrecher verfügen. Deshalb bitte ich dich, auf dem Rückweg von eurer Kleiderschlacht persönlich mit dem Traupfarrer zu sprechen. Und sag‘ Mora, dass sie Näheres dann anschließend von mir erfährt.“
„Ganz, wie du willst, Alex – dann bis nachher und zur Information der Gäste werde ich ausschließlich auf das altertümliche Fax-Gerät hier bei dir zurückgreifen, in der Hoffnung, dass der Gegner nicht damit rechnet, dass wir solch‘ vorsintflutliche Geräte noch verwenden.“
Damit beendeten Alex und Susanne ihr Gespräch und Alex lehnte sich bei eingeschalteter Sitzheizung von Hans Breitners Dienst-BMW leicht ächzend zurück, bis dieser in der Tiefgarage des Schwabinger Penthouses einparkte, wo sie schon von einem sportlich durchtrainiert wirkenden Beamten in Zivil erwartet wurden.
„Herr Direktor, Herr Oberrat, ich bin Kommissar Jens Meister vom SEK 6München und auf Anforderung des KFD 73 zum Personenschutz der Familie Klausner-Kranz abkommandiert. In die Lage wurde ich bereits eingewiesen und Herrn Oberrat Kranz kenne ich schon vom Einsatz in Starnberg, wo wir seinerzeit diese Olga Kosnietzka hochgenommen haben.“
„Danke Herr Meister, das ist gut, dass Sie so schnell hergekommen sind“, antwortete Hans Breitner freundlich. „Wie Sie wissen gehen unsere Gegner bisher mit äußerster Brutalität vor und dabei schrecken sie auch vor Polizistenmord nicht zurück. Wir haben zudem Grund zur Annahme, dass Kriminaloberrat Kranz und seine Familie nach wie vor im Fokus von Anschlägen dieser Bande stehen und deshalb bitte ich Sie, die Augen offen zu halten.“
„Mach ich, Herr Direktor, Sie können sich auf mich verlassen. Und wie geht’s jetzt weiter?“ „Nun“, antwortete jetzt Alex Kranz, „erstmal auch von mir ein herzliches Dankeschön für Ihr promptes Erscheinen, obwohl ja Wochenende ist. Ich heiße übrigens Alex und den Oberrat vergessen Sie am besten gleich. Ihr erster Auftrag wird sein, gut auf meine Frau Mora und meinen Schwiegervater Max – das ist unser netter Begleiter hier – aufzupassen.
Die beiden werden jetzt gleich zusammen mit unserer Freundin und Hochzeitsplanerin Susanne Richter ins Hotel Vier Jahreszeiten und gleich danach zu einem Brautmodengeschäft in der Innenstadt aufbrechen und später wieder zum Abendessen hierher zurückkommen.
Sie, Herr Meister, sind auch zum Abendessen bei uns eingeladen. Und nach dem Essen begleiten Sie bitte meinen Schwiegervater in seine Hotelsuite zurück und lassen ihn bis zu unserem Termin in der Theatinerkirche morgen am frühen Nachmittag nicht aus den Augen. Dass meine Frau und ich und noch ein befreundetes Paar aus unserer Firma morgen kirchlich heiraten wollen, wissen Sie?“
„Bin im Bilde“, antwortete Jens Meister sofort. „Und Alex, machen Sie sich keine Sorgen, ich habe – ehe ich zum SEK in München kam – seinerzeit bei der GSG 9 gelernt und weiß mit solchen Dingen umzugehen.“ „Super, das beruhigt mich und übrigens sagen wir jetzt ‚Du‘ zueinander, immerhin bist du jetzt abkommandiert, um für das Wichtigste, das ich im Leben habe, mit allen Mitteln einzustehen.“
„Ja … also, okay, … ist gut, Alex“, antwortete der überraschte Jens Meister stotternd. „Kommt ja selten vor, dass mir jemand mit deinem Dienstgrad das ‚Du‘ anbietet. Und sei versichert, ich bin Profi und deine Frau und dein Schwiegervater sind bei mir sicher.“
„Sehr gut, dann fahren wir jetzt mal hinauf ins Penthouse, damit ich dich Mora und Susanne vorstellen kann“, erwiderte Alex. Zugleich verabschiedete er sich von Hans Breitner. „Vielen Dank fürs Herfahren – wir sehen uns dann morgen Nachmittag – und lass deine Waffe nicht daheim.“ „Werd‘ ich machen Alex, dann bis morgen um kurz vor zwei.“
Im Appartement angekommen, fiel Mora sofort ihrem Vater um den Hals und herzte ihn. „Ich bin ja so froh, dass dir nichts passiert ist“, rief sie erleichtert. „Und wer ist dieser junge Mann?“, fragte die noch anwesende Susanne Richter. „Darf ich vorstellen, das ist Kommissar Meister vom SEK und er wird dich, Mora und Max als Personenschützer ab sofort, solange, wie es nötig ist, begleiten. Ich hoffe, euch dreien ist das recht“, erwiderte Alex.
„Danke Alex, dass du Papa da rausgeholt hast“, wandte sich Mora, nachdem sie Jens Meister die Hand gegeben hatte, nun wieder ihrem Ehemann zu.
„Das war doch selbstverständlich, aber die Gefahr ist noch nicht vorüber. Der Bandenchef dieser Gruppierung der russischen Mafia hatte wohl vor, Olga Kosnietzka freizupressen. Und wir haben leider noch nicht all seine Komplizen erwischt. Aber Oskar 3, Hansi Huber und die Münchner Polizei sowie die Kripo Traunstein sind an der Sache dran.“
„Dann heißt es jetzt wohl erstmal abwarten und Tee trinken“, meinte Susanne. „Korrekt“, entgegnete Alex. „Ich schlage aber vor, dass du statt Teetrinken jetzt gleich mit Mora und ihrem Vater ins Hotel und zu eurer Brautmodenschau fahrt. Jens Meister wird euch begleiten und auf euch aufpassen, während ich mir hier ein heißes Bad gönnen werde.“
Als die vier Personen das Appartement Richtung Hotel verlassen hatten, zog Alex seine Uniformkombination aus und betrachtete seinen lädierten Rücken im Spiegel.
„Mist verfluchter!“, dachte er, als er sich die vielen blauen Flecke auf seiner Rückseite anschaute. „Das wird morgen ja viel Spaß geben, wenn ich mich morgen in der Kirche wie ein alter Mann zum Traualtar quäle.“
Daraufhin fütterte er zuerst Moras Katze Maxi. „Du Kratzbürste siehst, ich bin nicht nachtragend“, redete er auf das kleine Fellbündel ein, während er das Katzenfutter in den kleinen Napf in der Küche füllte. Als sich Maxi mit großem Appetit über ihren Futternapf hermachte, nahm Alex als Nächstes ein muskelentspannendes Kräuterbad und setzte sich dann in den auf 38° hochgeheizten Whirlpool auf der Terrasse, wo er im sprudelnden Warmwasser vor sich hindöste, bis nach rund einer halben Stunde Mora allein in die Penthousewohnung zurückkehrte.
„Wo sind Susanne, Jens und dein Vater? Ich dachte, die sollten mit uns zu Abend essen?“, wollte Alex sofort wissen. „Vater hat sich entschieden, den Rest des Abends im Hotel zu bleiben und Jens fährt gerade Susanne nach Hause, da sie auch lieber daheim zu Abend isst.
Keine Sorge, Vater wird im Hotel derzeit von einem weiteren SEK-Beamten beschützt, den uns Hans Breitner geschickt hat. Er hat Kommissar Meister deswegen vorhin extra noch angerufen, weil er denkt, dass wir in den kommenden Tagen ja ohnehin nicht alle ständig am gleichen Ort sein werden und dass ein einziger Leibwächter daher nicht ausreicht.“
Noch ehe Alex etwas erwidern konnte, schrie Mora leise auf, als sie den von etlichen Hämatomen übersäten Rücken von Alex zu Gesicht bekam. „Wie hast du das denn hinbekommen?“, fragte Mora entsetzt.
„Beruhig dich, ich bin heute bei der Überwältigung der Entführer nur ein bisschen aufs Kreuz gefallen – und eigentlich tut es auch schon gar nicht mehr so weh, wie heute Nachmittag.“ „Ja sicher mein Held, man sieht’s an deinem verkniffenen Gesichtsausdruck“, erwiderte Mora. „Ich komm jetzt zu dir ins Wasser und werde dir deinen Rücken ein wenig massieren.“
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