Gerd vom Steinbach - Aufbruch im Miriquidi - Chemnitzer Annalen

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Aufbruch im Miriquidi - Chemnitzer Annalen: краткое содержание, описание и аннотация

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Der geschichtsinteressierte Roland ist unzufrieden mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Historie seiner Heimatstadt. Seiner Meinung und Kenntnis nach, halten die Chroniken nicht der faktischen historischen Betrachtung stand. Dass aber wissenschaftliche Erkenntnisse und tatsächliche Abläufe nicht unbedingt übereinstimmen müssen, erlebt er am eigenen Leib, als er nach einem Verkehrsunfall das Bewusstsein verliert und in der Person einer vergangenen Zeit wieder erwacht. Im Abstand von Jahrhunderten taucht er in die Gegebenheit der Stadt Chemnitz ein, in die Zeit ihrer Entstehung und Entwicklung, und findet sich im Alltagsleben wieder. Nicht die großen geschichtlichen Ereignisse stehen im Mittelpunkt, wohl aber wird darauf Bezug genommen. Der Autor entführt den Leser zunächst in die Zeit vor der Stadtgründung, als die Ungarn im 10. Jahrhundert einfielen und das Land von den Deutschen besiedelt wurde. Der zweite Teil führt in das 12. Jahrhundert, in dem auf dem sumpfigen Flussgebiet die eigentliche Gründung der Stadt erfolgte.

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GERD VOM STEINBACH

Aufbruch im Miriquidi Chemnitzer Annalen

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2015

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.

Zweite Auflage

Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Titelfoto: Castle Rabenstein © Edler von Rabenstein

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel GERD VOM STEINBACH Aufbruch im Miriquidi Chemnitzer Annalen Engelsdorfer Verlag Leipzig 2015

Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Zweite Auflage Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Titelfoto: Castle Rabenstein © Edler von Rabenstein Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016 www.engelsdorfer-verlag.de

Vom Autor erschienen bisher Vom Autor erschienen bisher: Mit Lino durchs Jahr 2013 Theo Tröpfchens Reisen – Theos Reise übers Land 2015 Theo Tröpfchens Reisen – Theo besucht die nördlichen Bundesländer 2015 Theo Tröpfchens Reisen – Theo besucht die südlichen Bundesländer 2015

Frustgedanken

Teil I – Die Ungarn kommen

Der Zug zum Miriquidi

Sorbische Hilfe

Auf dem Kastellberg

Jedem seine Hufe

Der Hinterhalt im Berg

Die Ungarn kommen

Siegersorgen

Rudolfs Hufe

Die weinende Madonna

Teil II – Zweihundert Jahre später

Lokus kameniza – aus zwei wird Eins

Ein langer Abschied

Für den Neubeginn von Königs Gnaden

Die Brücke

Neue Nachbarn

Keller im Fels

Der Amtmann des Vogtes

Hören Sie mich?

Vom Autor erschienen bisher:

Mit Lino durchs Jahr 2013

Theo Tröpfchens Reisen Theos Reise übers Land 2015 Theo Tröpfchens Reisen - фото 1

Theo Tröpfchens Reisen –

Theos Reise übers Land 2015

Theo Tröpfchens Reisen Theo besucht die nördlichen Bundesländer 2015 Theo - фото 2

Theo Tröpfchens Reisen –

Theo besucht die nördlichen Bundesländer 2015

Theo Tröpfchens Reisen Theo besucht die südlichen Bundesländer 2015 - фото 3

Theo Tröpfchens Reisen –

Theo besucht die südlichen Bundesländer 2015

Frustgedanken

Der Versammlungsraum wirkt auf Roland ermüdend. Das grellkalte Neonlicht lässt die Spuren der Zeit an den ehemals schlicht weißen Wänden gnadenlos hervortreten. Die Bilder und Plakate ringsum lassen den Ort nicht freundlicher wirken. Auch nicht die Fenster mit ihren von Regen und Schmutz gezeichneten Mustern. Das Wetter tut sein Übriges, um das Gefühl des Unwohlseins noch zu verstärken. Schlimmer noch scheint der Vortrag: trist, einfach nur trist! Das weiße Blatt vor ihm ist – abgesehen von der Überschrift und dem Datum in Schönschrift – noch jungfräulich. Der Vortrag ist von Wiederholungen gespickt und die monotone Sprechweise des Referenten nimmt jeder Anstrengung zur Konzentration die Wirksamkeit.

„Mein Gott, ist das furchtbar! Und wie er sich an Altem festhält! Damit lockt man doch keinen hinter dem Ofen vor! Bla, bla, bla …“ Entschlossen legt Roland den Stift auf den Tisch. Mehr wird es nicht zu schreiben geben, schade um die Zeit.

Als sich der Referent endlich für die Aufmerksamkeit bedankt, lassen die Zuschauer ein müdes Klatschen hören und erheben sich rasch von ihren Plätzen. Eilig drängen sie aus der Tür, um in der kurzen Pause vom Getränkeautomaten einen Kaffee, Tee oder Cappuccino zu ergattern. Die Gespräche werden gedämpft geführt und es ist kaum verwunderlich, dass sie sich am allerwenigsten auf das eben Gehörte beziehen. Roland hat sich für einen Kaffee „schwarz“ entschieden – so wie er ihn zumeist bevorzugt – und schaut sich nun nach Bekannten um.

Fast alle Anwesenden hat er schon einmal bei gleichartigen Gelegenheiten getroffen. Da er aber sein Hobby, die Regionalgeschichte, eher sporadisch und schon gar nicht in einem Verein pflegt, fehlt ihm hier ein vertrauter Gesprächspartner. Eigentlich wollte er schon lange Mitglied im Geschichtsverein werden, aber so richtig konnte er sich dafür bislang nicht entscheiden. Geschichte ist sein Winterhobby. Im Sommer gibt er Garten, Radtouren und Wanderungen den Vorzug. Während er den heißen Kaffee schlürft, lauscht er dem leisen Gespräch zweier älterer Herren am Flurfenster.

„Eine Erfüllung war das ja nun nicht gerade. Dabei hatten wir fast ein halbes Jahr archäologische Ausgrabungen am Neumarkt, außerdem werden die Kellergänge am Kaßberg untersucht, und am Schlossberg wird auch noch gebaut. Das sind doch genügend aktuelle Ansätze! Aber er kommt mit diesen Plattheiten, die auf neunzig Prozent aller Orte in der Region zutreffen.“

„Dafür ist er Doktor, alles was ein Wissenschaftler vertritt, muss bewiesen sein. Was hier in den letzten Jahren gefunden worden ist, wird erst einmal untersucht und analysiert. Bevor das nicht abgeschlossen ist, lehnt sich keiner zu weit aus dem Fenster.“

„Ach was, allein die Kellergänge bieten hinreichend Anlass, sich neu zu positionieren. Schon von den Ausmaßen her, das waren doch ursprünglich niemals nur Bierkeller. Warum in aller Welt sollten sie denn als solche über Kilometer hinweg durch Gänge verbunden sein?“

„Nimm das nicht so ernst, man kann in diese Gänge viel hineininterpretieren. Wenn du dann noch die Sagen einbeziehst von dem Abt, der vom Kloster bis nach Rabenstein unterirdisch gegangen sein soll, wovon uns schon als Schulkinder erzählt wurde, dann bist du ganz schnell im Märchenland. Nein, wir müssen uns schon an Belegbares halten. Ein Gründungsjahr der Stadt kann man nicht einfach so festlegen. Das hat man schon zweimal getan, in den dreißiger und in den sechziger Jahren, und jedes Mal eine Achthundertjahrfeier mit großem Brimborium veranstaltet. Genauso gut kann man sich für die Kellergänge eine Geschichte ausdenken. Ein bisschen sollten wir Laien uns trotzdem an Nachweisbares halten.“

Roland ist nicht länger gewillt, als Zaungast dem Gespräch zu folgen und mischt sich ein: „Es ist schon nicht schlecht, sich ein wenig an die Realität zu halten. Zur Realität gehört aber auch, dass die Chroniken aus dem achtzehnten Jahrhundert deutlich ältere Bezüge aufweisen, als wir es ihnen heute zugestehen. Ich denke da an das Marienstandbild in der Jakobikirche aus dem 10. Jahrhundert oder die Verwüstung der Stadt in den Jahren 923 bis 924. Solche Ereignisse haben sich doch unsere Altvorderen nicht aus den Fingern gesogen, dafür musste es doch gewisse Anhaltspunkte gegeben haben. Warum werden denn die alten Chroniken nicht anerkannt?“

„Weil damals eben mit manch einem Schreiberling auch die Fantasie durchging. Es ist nun einmal so, dass die Geschichte unserer Stadt erst seit dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts belegbar ist.“

„Was aber nicht heißt, dass sie nicht noch viel älter sein kann!“

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