Noch ehe Alex eine beleidigte Miene aufsetzen konnte, sprang Mora zu ihm hin, nahm seine Wangen in beide Hände und sagte: „Vertrau‘ mir bitte, ich sehe das Glück in deinen hübschen blauen Augen, aber ich sehe auch, dass du dich fragst, ob wir das alles auf dem Flug nach Laro schaffen werden. Und jetzt sage ich dir noch einmal: Mach dir keine Sorgen, wir beide zusammen bekommen das hin. Und wenn die Ärzte und ich uns sicher sind, erfährst du als erster, ob du Söhne oder Töchter bekommst.“
„Okay Fürstin, ich glaube dir, auch wenn ich mich erst daran gewöhnen muss, Vater von Zwillingen zu werden. Und, mein Schatz, ich freue mich unbändig darauf, unsere beiden Kinder im Arm halten zu dürfen.“
„Das ist sehr brav von dir“, flüsterte Mora jetzt mit rauchiger Stimme. „Ich hab’ dich so lieb und ich verstehe, dass du jede Gefahr schon im Vorfeld von mir und unserem Nachwuchs abwenden möchtest. Und dafür achte ich dich sehr. Aber pack mich bitte auch während meiner Schwangerschaft nicht in Watte. Du weißt es schon lange – das ist keine Krankheit, sondern nur die Folge unseres gemeinsam erlebten Glücks. Lass uns das alles also gemeinsam bis zur Neige auskosten.“
„Hast ja Recht, mein lieber Schatz“, antwortete Alex bewegt. „Ich bin froh, dass wir das geklärt haben. Und bis du mir weitere Informationen geben kannst, werde ich mir schon mal mögliche Namen für Töchter und Söhne überlegen.
Wobei – der erste Vorname ja einfach ist, schließlich wollen wir ja – denk‘ ich mal – die Familientradition mit den Namen unserer Vorfahren ‚Alek-Kher‘ und ‚Mora-Lhan‘ fortführen.“ „Stimmt genau“, erwiderte Mora mit einem spitzbübischen Lächeln. „Und jetzt raus hier und ab in dein eigenes Büro“, fuhr sie anschließend fort. „Schließlich habe ich noch mit Susanne einiges zu bereden, ehe sie noch vor Neugier platzt.“
Kapitel 5 Flugvorbereitungen – Mai/Juni 2015
Die kommenden Wochen zwischen Ende Mai und Anfang Juni hielten das Versprechen von einem in den Wetterberichten zuhauf angekündigten herrlichen Frühsommer. Boris Michailov und seine Kumpane waren inzwischen von der Justiz in der Masse zu lebenslanger Sicherheitsverwahrung verurteilt worden.
Und ein Teil seiner Helfer wurde dank der Mithilfe von Interpol sowie des federführenden BKA und der Bundesanwaltschaft an Frankreich zur weiteren Aburteilung überstellt. Mit Hilfe der larojanischen Scanner-Technik waren dabei auch – neben der in der JVA aufgetretenen kaltblütigen Killerin – die Mörder der beiden Bundespolizisten am Flughafen identifiziert und verurteilt worden. Die JVA am Hammerberg füllte sich damit mehr und mehr.
Mitte Juni trafen sich Mora und Alex mit ihren beiden Seniorpartnern Hans Huber und Susanne Richter zum monatlich üblichen Jour Fixe. „Ich liebe es, wenn wir solche Schweine mit unseren besonderen Mitteln dauerhaft aus dem Verkehr ziehen können“, bemerkte Alex zu Beginn der Besprechung.
„Aber die JVA Hammerberg allein wird in Zukunft dafür möglicherweise nicht mehr ausreichen. Wir sollten also mal darüber nachdenken, ob es vertretbare Alternativen gibt, die weder einen Ausbruch oder gar einen Anschlag von außen zulassen.“
„Und woran denkst du dabei?“, erwiderte Hans Huber sogleich. „Na ja, fest steht ja wohl, dass es da noch weitere Figuren dieses Mafia-Clans gibt, von denen wir mit Hilfe von Oskars Netzüberwachung erfahren haben. Aber diese Leute sitzen im ukrainisch-russischen Grenzgebiet oder auf der Krim und sind daher erstmal außerhalb unserer unmittelbaren Reichweite.“
„Du rechnest also damit, dass es noch weitere Befreiungsversuche geben könnte?“, warf Mora nachdenklich ein.
„Ja, das ist letztendlich nicht auszuschließen. Und deshalb habe ich mir überlegt, die zu lebenslanger Sicherungsverwahrung Verurteilten längerfristig in ein neues Gefängnis zu verlegen, das außerhalb der Reichweite dieser Verbrecher liegt.“
„Du meinst, wir sollten diese Leute auf einen anderen Planeten, z.B. auf den MARS oder den Mond, umquartieren?“, fragte Hans Huber überrascht.
„Nicht auf den MARS und auch nicht auf den Mond“, erwiderte Alex. „Aber wie wäre es, wenn wir eine Vollzugsanstalt auf einem der Zwergplaneten im Asteroidengürtel errichten würden. Während wir weg sind, kannst du dir ja mal zusammen mit Susanne und Oskar 3 überlegen, ob und wie man das bewerkstelligen könnte. Und so, wie ich das sehe, wäre der Planetoid CERES dafür eine gute Standortwahl.
CERES ist, den Messungen des Weltraumteleskops Hubble zufolge, das größte und massenreichste Objekt des Asteroidenrings im inneren Sonnensystem. Er macht rund 30% der Gesamtmasse des Asteroidengürtels aus. Und mit einem Äquatordurchmesser von 975 km und einem Polardurchmesser von 909 km hat CERES eine Oberfläche, die mit rund 2,8 Millionen Quadratkilometern ein wenig größer als die Landfläche von Argentinien ist.“
„Gut, wir rechnen das mal durch. Aber dir ist schon klar, was für einen Aufwand solch eine Installation auf CERES verursachen würde, von den immensen Kosten mal ganz abgesehen.
Außerdem bräuchten wir dafür trotz allem ja dennoch eine Wachmannschaft und wir müssten zudem lebenserhaltende Anlagen einbauen und die Versorgung einer solchen Einrichtung organisieren und sicherstellen“, entgegnete Hans Huber.
„Das ist mir klar“, meinte Alex daraufhin. „Bezieht in eure Überlegungen auch mit ein, ob und inwiefern man z.B. einige der zahlreichen Reds vom MARS zur Bewachung der Anlage einsetzen könnte“, ergänzte er dann. „Als Wachroboter verfügen sie ja über einschlägige Erfahrungen und wir bräuchten für eine derartige Einrichtung dann auch nicht so viele freiwillige Justizbeamte von der Erde.“
„Danke für diese Denksportaufgabe“, grummelte Susanne nun los. „Wir wüssten ja sonst auch gar nicht, womit wir uns in der vielen freien Zeit während eurer Abwesenheit beschäftigen sollten.“
„Nun sei mal nicht gleich sauer, das ganze CERES-Projekt ist natürlich nur langfristig zu realisieren“, antwortete Alex, wobei er Susanne freundschaftlich in den Arm nahm.
„Ich denke deshalb auch, dass wir bis dahin noch eine ganze Reihe von Interimsmaßnahmen ergreifen müssen, um die JVA Hammerberg und die dort Beschäftigten des Justizvollzugsdiensts noch wirksamer als bisher abzusichern. Schließlich darf so etwas, wie bei der Familie Brandt keinesfalls nochmal passieren.“
Nach einer kurzen Pause fuhr Alex fort: „Mora und ich sorgen uns darüber hinaus um die Sicherheit unseres Vaters Max, der meines Erachtens – bis wir von unserem Flug zurück sind – dauerhaften Personenschutz benötigt. Aber bei allem, was wir in dieser Richtung unternehmen, geht Gründlichkeit vor übertriebener Hektik. Und damit ihr in der Zwischenzeit besser über die Runden kommt, haben Mora und ich uns entschlossen, euch fünf weitere Androiden und ein zusätzliches Beiboot, die KUNTUR-3, zur Unterstützung hierzulassen.
Außerdem haben wir gestern Abend noch einmal eindringlich mit Viktor Thule geredet. Ohne seine unschätzbare Hilfe bei der Aktion am Hammerberg am letzten Wochenende, wären wir kaum erfolgreich gewesen.
Angesichts dessen konnten wir ihn überreden, auf seinen ersten Flug nach LARO 5 zu verzichten und stattdessen zu eurer Unterstützung auf der Erde zu bleiben. Immerhin wäre dann für zwischenzeitlich erforderliche Einsätze wenigstens ein paranormal begabter Mensch verfügbar, der noch dazu ein bionischer Cyborg ist. Und die KUNTUR-3 können wir beim Start nach LARO 5 ausschleusen und sie in der Zwischenzeit im großen Schiffshangar parken.“
„Super, das ist eine hervorragende Idee“, meinte Susanne sofort. „Das heißt dann ja wohl, dass wir hinsichtlich neuer Kriminalfälle nicht nur zwei, sondern drei Beiboote mit zwei Raumjägern und 10 Drohnen sowie 15 Androiden mit 20 der K-25 Kampfrobots einsetzen können. Und wir müssen Viktors Regenerationstank nicht auch noch in die KUNTUR verladen. Wir sind, was die Ladekapazität angeht, nämlich ohnehin so langsam an der Belastungsgrenze angekommen.“
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