Als der Konvoi schließlich gegen 15:40 Uhr das Firmengelände erreicht hatte und alle Gäste bereits von Susanne in das aufwendig dekorierte Firmencasino gescheucht worden waren, klingelte Alex Handy, gerade als er das Foyer des Casinos betrat.
Alex hörte kurz zu, doch noch ehe er einen Ton sagen konnte, rauschte bereits Susanne mit missbilligendem Blick auf ihn zu und entwand ihm das Smartphone. „Wer auch immer Sie sind, er hat jetzt keine Zeit, hier wird nämlich gerade geheiratet.“ Und noch ehe der Anrufer zu Wort kam, fügte sie hinzu: „Falls es wichtig ist – ab morgen steht mein Boss Ihnen wieder zur Verfügung.“
Damit schaltete Susanne Alex Handy aus und wies rabiat auf die gläserne Flügeltür am Eingang des ehemaligen Speiseraums. „Rein da!“, herrschte sie ihn und Mora an. „Ihr bringt noch meinen ganzen Zeitplan durcheinander.“
„Weißt du überhaupt, wen du da gerade abgewürgt hast?“, fragte der süffisant lächelnde Alex jetzt mit hochgezogenen Augenbrauen. „Das war nämlich Nora Kirschner, die uns wahrscheinlich zur Hochzeit gratulieren wollte.“
„Oh Gott, ich dreh‘ durch – unsere Kanzlerin? Wirklich? Du nimmst mich nicht grad‘ auf den Arm?“ „Werd‘ mich hüten, meine Liebe, aber ich schlage vor, dass wir deinen Fauxpas jetzt gleich reparieren“, erwiderte Alex, wobei er jetzt seine Frau Mora sowie Mary und Rando missbilligend anblickte, die alle drei aufgrund des mitgehörten Gesprächs Tränen lachten.
„Ha, ha, wie lustig“, knurrte Susanne als sie das Smartphone wieder einschaltete und die Wahlwiederholungstaste drückte. Als die Verbindung wieder stand, sagte sie: „Frau Bundeskanzlerin, es tut mir unendlich leid, ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie das sind. Bitte entschuldigen Sie – und ja, ich schalte Sie jetzt auf Laut – die beiden Brautpaare, die gerade neben mir stehen und mich noch den letzten Nerv kosten, hören zu.“
„Hallo meine Freunde“, ließ sich gleich darauf die Bundeskanzlerin Dr. Nora Kirschner vernehmen, die ein stilles Grinsen ebenfalls nur mit Mühe unterdrücken konnte. „Zuerst zu Ihnen, Susanne. Ich würde mir wünschen, dass auch nur die Hälfte meiner Berater Ihre Durchsetzungskraft hätte – also Schwamm drüber, ich bin Ihnen wirklich nicht böse.
Und nun zu euch vier Glücklichen. Wie ihr ja schon wisst, kann ich ja, wegen des seit heute Mittag laufenden EU-Gipfels hier bei uns in Berlin, leider nicht persönlich bei eurer Feier anwesend sein. Aber ich wollte es nicht versäumen, dir liebe Mora und dir lieber Alex sowie natürlich auch euch, Rando und Mary von ganzem Herzen zu eurer Hochzeit zu gratulieren.
Ich wünsche euch vor allem alles nur erdenkliche Glück in eurer soeben vor Gott geschlossenen Ehe und für den Rest des Tages eine unvergessliche Feier, obwohl ihr ja sogar heute einen bemerkenswerten Einsatz absolvieren musstet. Übrigens, vielen Dank dafür – damit weiß ich einmal mehr, dass ich auf euch in allen Lagen zählen kann. Es ist zwar schade, dass ich an eurem Hochzeitstag nicht mit dabei sein kann, aber ich verspreche, in nächster Zeit – noch vor eurem geplanten Flug ins Ungewisse – bei euch reinzuschauen.“
„Vielen herzlichen Dank“, riefen die vier Brautleute unisono. „Und danke, dass du angerufen hast – und wir freuen uns schon auf deinen Besuch bei uns“, setzte Mora noch hinzu, ehe Nora Kirschner die Verbindung wieder trennte, um zu ihrer nächsten Konferenz zu eilen.
Nach dem anschließenden, etwas verspäteten Hochzeitsessen, das ein bekannter Münchner Caterer geliefert hatte, eröffneten Mora und Alex sowie Mary und Rando nach den obligatorischen Reden der Brautväter unter dem Klang einer dezent spielenden Kapelle mit einem Hochzeitswalzer das anschließende Tanzvergnügen.
In einer Musikpause ergriff Alex das Wort und dankte seiner gesamten Belegschaft noch einmal für die Unterstützung beim heute Morgen erfolgreich beendeten Einsatz. Zugleich verkündete er, dass die Firma KKH Industries eine Stiftung mit einem Grundkapital von 500.000 € zugunsten der Familien der am heutigen Tag ums Leben gekommenen Beamten auflegen würde.
Außerdem bat er alle Anwesenden sich per Spende an dieser Stiftung zu beteiligen, die in Zukunft grundsätzlich alle unverschuldet in Not geratenen Opfern aus Polizistenfamilien unterstützen würde.
Alex erntete dafür viel Beifall. Allen voran dankte ihm Innenminister Schwarz und natürlich auch Mora für diese einzigartige Initiative. Und nach Tanz und Musik sowie vielen guten Gesprächen und einem abendlichen Imbiss, endete die denkwürdige Feier erst gegen 01:00 Uhr am Morgen des nächsten Tages.
Kapitel 4 Ein großartiges Hilfsangebot – 13.05.2015
Nach der mit unerwarteten Hindernissen im Vorfeld gespickten Doppelhochzeit verging die Zeit vor dem geplanten ersten Interstellarflug des nahezu vollständig wieder instandgesetzten Explorerschiffs KUNTUR wie im Flug.
Doch hatten sich Mora und Alex dazu entschlossen, die Zeit bis zum Abflug zu nutzen, um der bei dem Überfall am Hammerberg traumatisierten Familie des Justizvollzugsbeamten Brandt mit außergewöhnlichen medizinischen Mitteln der larojanischen Schiffsklinik zu helfen.
Unmittelbar vor Christi Himmelfahrt besuchte deshalb die bei dem Überfall auf die JVA Hammerberg arg in Mitleidenschaft gezogene Familie von Lothar Brandt auf Einladung von Mora und Alex die Firmenzentrale der KKH Industries GmbH in Fürstenfeldbruck.
„Ich mache mir immer noch Vorwürfe, dass diese Verbrecherin, die sich bei Ankunft an unserer Hauptwache als meine angebliche Schwester ausgegeben hat, mich an diesem schrecklichen Morgen überwältigen und so bis in unsere Anstaltsklinik vordringen konnte.
Und dort hat sie unseren Arzt und einen Pfleger umgebracht, ohne dass ich in der Lage gewesen wäre, das zu verhindern“, bemerkte Lothar Brandt zerknirscht, als er mit seiner Familie nach der Begrüßung durch Mora und Alex in Susanne Richters Büro Platz genommen hatte.
„Herr Brandt, Sie tragen daran doch überhaupt keine Schuld, schließlich hatte dieses Killerkommando ja Ihre Frau und Tochter als Geiseln in ihrer Gewalt und Sie hat man vor der Ankunft in der JVA derart unter Drogen gesetzt, dass Sie nahezu bewusstlos waren“, entgegnete Alexander Kranz, während Mora die Hand der noch immer verstört wirkenden Paula Brandt hielt.
„Also sind Selbstvorwürfe hier gänzlich fehl am Platz – denn niemand konnte damit rechnen, wie brutal diese Killerin in der Krankenstation vorgehen würde.“
„Viel wichtiger als das ist jetzt, dass Ihre kleine Tochter wieder gesund wird“, mischte sich jetzt Susanne in das Gespräch mit ein. „Ihr und Ihrer ebenfalls noch immer traumatisierten Ehefrau sollte deshalb jetzt das Hauptaugenmerk aller Bemühungen gelten.“
„Aber wie soll ich das denn bewerkstelligen? Einen Psychologen hat man uns ja bereits seitens der JVA zugeteilt, aber bisher stehen meine Familie und ich diesem Seelenklempner eher skeptisch gegenüber.“
„Nun, mein Mann hatte bereits eine alternative Idee, wie wir Ihnen Dreien vielleicht wirksamer helfen könnten, nur bedarf das Ganze Ihrer Zustimmung“, warf Mora an dieser Stelle ein.
„Sie wissen ja bereits aus Ihrem dienstlichen Alltag, dass bei der JVA von uns gelieferte Hochtechnologie zur Absicherung des Gefängnisses im Einsatz ist. Und Ihnen ist dem Grunde nach auch bekannt, dass diese Technik von unseren außerirdischen Verwandten vom Planeten LARO 5 stammt.
Unsere larojanischen Androidenfreunde an Bord der nach hier verlegten KUNTUR können aber noch viel mehr. Und sofern Sie das wollen, würden sie gerne, mit ihren außerordentlichen medizinischen Fähigkeiten zu Ihrer aller Gesundung beitragen.“
In diesem Augenblick betrat die leitende Medizinandroidin Mara 1 zusammen mit Prof. Dr. med. Ludwig Steiner und Dr. med. Herbert Schmidt Susannes Büro.
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