Geld haben mir meine Eltern nicht vermacht in jungen Jahren (damals hätte ich das schön gefunden), aber dafür eben die wertvolle Erkenntnis, wie man ehrlich und aufrecht durchs Leben geht (vielleicht sollte ich besser sagen, durch`s Leben marschiert, denn Bewegung und Dynamik gehören schon dazu, sofern sich was bewegen soll + eine klare Marschrichtung) und sie haben mir vorgelebt, wie man dauerhaft ein liebevolles Leben führen kann. Die beiden sind inzwischen 42 Jahre verheiratet und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie je auf die Idee gekommen wären, eine Affäre anzufangen, denn sie respektieren sich gegenseitig (seit dem ersten Tag ihrer Begegnung) und wenn`s nur irgendwie möglich ist, verbringen sie jede freie Minute gemeinsam („das ist Liebe“, zumindest eine Variation). In erster Linie beginnt es damit, dass man anderen Menschen immer auf Augenhöhe begegnen soll. Ein Verhalten an den Tag zu legen, dass man herumzickt, unkontrolliert und instabil durchs Leben geht, vollkommen planlos umherschwirrt und keine wirklichen Ziele konsequent verfolgt, könnte mir nicht passieren, denn trotz meiner lockeren Art finde ich immer eine klare Richtung und die wird vorher festgelegt -“und los geht`s!“ Gute Beobachter schätzen geradliniges, lineares Denken und rationales Handeln. Das ganze Leben ist für mich wie malen nach Zahlen. Hürden gehören zum Alltag, aber wer klar im Kopf ist und ein wenig Verstand besitzt, der geht unaufhaltsam seinen Weg (vorausgesetzt, man erleidet keine gesundheitlichen Gebrechen). Ich rede mich nicht leicht, sondern ich lebe mich leicht, denn ob ich glücklich sein möchte oder nicht, das entscheide ich selbst durch meine eigene Gangart. Seine Ziele hat man im Kopf!
Wer in jungen Jahren noch kein finanzielles Polster besitzt, muss sich eben durchbeißen und Gas geben (nicht ohne Rücksicht auf Verlust, sondern gepaart mit Menschenverstand). Und nach dem Erreichen der ersten Ziele war es zumindest für mich wichtig, das finanziell Gewonnene zukunftsorientiert anzulegen und Stück für Stück zu vermehren, ohne auf elementare Dinge zu verzichten. Ich hab`s einfach gemacht, aber das Glück habe ich zumindest nicht in der Geldvermehrung gefunden. „Glücklich macht, was Sinn macht!“
Das soziale Umfeld, unsere engsten Freunde, mit denen wir unser Leben teilen, das sind die Pfeiler um ein zufriedenes und erfülltes Leben zu erlangen. Menschen, auf die man immer zählen kann, mit denen man heranwächst und auch noch nach vielen Jahren mehr oder weniger enge Kontakte pflegt, ...all jene die uns nicht enttäuschen und uns mögen, obgleich sie unsere seltsamen Eigenheiten im Laufe der Jahre kennen, sind unser Rettungsschirm, sie sind die Krönung und der Schlüssel zum Glück. Wer einsam lebt, wird einsam sterben und allein ist es im Himmel nicht schön. Wie sehr ich auch daran glaube, dass manche gerne Single sind, so sehr wage ich zu bezweifeln, dass die stabile Zweisamkeit zwischen Mann und Frau doch viel mehr bietet, als die unverbindliche Abwechslung von Liebesbeziehungen. Ich sehne mich total nach „Familienzusammenhalt“, dieser Form von Stabilität, ...denn mir geht`s viel besser, wenn ich mich gut aufgehoben fühle -mir geht`s um Sicherheit, ohne den geringsten Zweifel `:-)).
Mein beruflicher Werdegang ist nichts, dem ich viele Zeilen widmen möchte. Ich machte zunächst eine völlig unspektakuläre, kaufmännische Ausbildung in einem Verlagshaus, dann leistete ich Wehrdienst bei der Bundeswehr (verlorene Lebenszeit, umgeben von vielen tragischen Gestalten, deren höchste Eigenschaft das „Maßband-Saufen“ war ...lassen wir das lieber!) und im Anschluß begann ich als Moderator in zweiter Reihe beim Rundfunk in München. Das war nur eine Zwischenstation für`s spätere Wirken beim Fernsehen. Bei einem der großen deutschen Privatsender erlernte ich noch den analogen Schnitt im Studio, hatte jeden Tag meine Sony Betacam im Gepäck und reiste für das Boulevard-TV im Flieger durch die Welt der Reichen und Schönen, war viele Jahre am „Red Carpet“ bei all den großen Preisverleihungen wie Oscar, Emmy, Grammy und Tony. Schlicht und ergreifend: Ich war Kameramann und manchmal auch Redakteur, zuerst als Angestellter, dann als Selbständiger im Auftrag der großen Privatsender. In den ersten Jahren mag das spannend sein, sofern man sich für den Mief in fremder Unterwäsche mehr interessiert, als für seinen eigenen, aber nach 20 Jahren in diesem Job, turnt es nicht mehr an, wenn die Handy-Nummer von Promotern, Schauspielern und Sängern auf dem Display leuchtet. Dieses Geschäft ist so monoton und durchschaubar, wie der Ausgang von Kitsch-Romanen. Die Erfolgreichen beherrschen die Klaviatur der Medien wie David Garrett seine unbezahlbare Stradivari, der Rest bemüht sich vergeblich, im erlauchten Kreis der Wiedererkennbaren aufgenommen zu werden. Wenn mich einer der großen deutschen Schauspieler anruft, dann tut er`s nämlich nicht, weil er gerne mit mir über seinen letzten Urlaub quatschen möchte, sondern nur deshalb, damit sein langweiliger Seitenscheitel möglichst häufig über die Mattscheibe flimmert. Gut, es gibt da ein paar Ausnahmen, die über „den Dreh“ hinausgehen, aber die sind so selten wie eine Sonnenfinsternis. Meine Erkenntnis: Oberflächliche Berufe, auch wenn sie exotisch wirken, führen nicht zum Glück!
Durch das permanente „Unterwegs sein“ hat man nach ein paar Jahren ganz viele Bekannte quer über alle Kontinente verteilt, aber zum Pflegen von guten Freundschaften fehlt meist die Zeit. Man kann nach ein paar Jahren schnell einschätzen wie Menschen ticken, bekommt einen Blick für das Wesentliche, lernt schnell mit neuen Situationen umzugehen, aber dieses Leben wirkt wie ein einziges Profisorium. Es ist die Jagd nach spannenden Bildern, die der Zuschauer in seinem Wohnzimer erwartet, damit er nicht den Sender wechselt, denn am Ende geht`s immer nur um Einschaltquoten, Werbeplätze die zur Vermarktung stehen ...und sonstigen Blödsinn, der nicht unter die Haut geht. Im Sammelbecken der Medien befinden sich in solchen Jobs (bis auf seltene Ausnahmen) überall gestrandete Kreaturen, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen. Jede Nacht in einer anderen Metropole an der Hotelbar von Holliday Inn, Ritz Carlton, Marriott, Hilton, Hyatt oder InterContinental mit seinesgleichen zu sitzen, ist nichts, was man über viele Jahre unbeschadet ertragen kann. Was fehlt zum Glück? Das Runterkommen und die Oase des Wohlfühlens -mit wenigen Worten umschrieben „eine Heimat“, bestehend aus eigenen vier Wänden, in denen man sich fallen lassen und seine Ruhe finden kann. Im Idealfall bräuchte man dazu „nur“ eine passende Frau, die auch so tickt und eine ähnliche Wertschätzung teilt.
Ich habe in meinem Fernseh-Job durch die langjährige Erfahrung und den Dauereinsatz bei großen Film-Festivals und anderen Events ordentlich Kohle verdient und es auch gewinnbringend angelegt (häufig auf Sicherheit bedacht). Was wesentlich wertvoller ist als der finanzielle Erfolg, sind meine Sinne, die sich in all den Jahren durch den Schleifstein „Leben“ geschärft haben. Wenn ich heute einen Raum betrete, fange ich sofort die augenblickliche Stimmung auf und scanne die Vibrations. Hört sich vielleicht überheblich an (als würde ich die falschen Pillen schlucken), aber das ist die Realität. Der wache Verstand wächst durch eine ausgeprägte Beobachtungsgabe, die ein Feingefühl voraussetzt. Es kann nicht schaden, wenn man sich für andere Menschen interessiert, ihnen Beachtung und Aufmerksamkeit schenkt.
Wenn ich mir nun selbst die Frage stelle, ob mich meine Vita glücklich macht, dann würde ich dies mit einem „JEIN“ beantworten und zwar deshalb, weil ein Leben auf der Überholspur (ständig mit dem Bleifuß am Gaspedal) die geballte Form von Arbeitseinsatz erfordert, das Koordinieren von eng aufeinanderliegenden Terminen der Flexibilität oft jede Freiheit nimmt, die teils unüberschaubaren Reise- und Hotelkosten utopisch hoch sein können, sowie das immense und immer währende Risiko, am Monatsende vielleicht weniger Geld auf dem Konto zu haben, als man in stürmischen 30 Tagen eingenommen hat. Das sind Dinge, die an die Substanz gehen. Wenn du permanent das Limit überschreitest, brennt der Körper zwangsläufig aus (man kann nur dagegen ankämpfen, indem man seinen Geist nicht ganz verkümmern lässt). Ich darf nicht klagen, denn als Finanzbeamter täglich vor einem flimmernden Monitor sitzend, oder als Verkäufer in einem Supermarkt stehend, hätte ich sicher auch Sorgen, nur wäre das finanzielle Risiko überschaubarer, wenn jeden 1. eine fixe Summe auf dem Konto eingeht. Ein weiterer Nachteil der Selbständigkeit ist jener, dass man sich dem Fortschritt nie verweigern darf, sonst ist man blitzschnell weg vom Fenster. Ich glaube, so lange man eine Sache mit Herzblut betreibt, selbst das Gefühl hat, etwas Wichtiges und Nützliches zu tun, kann man nicht verlieren. Das Glück ist ein Mosaik aus winzig kleinen Freuden. Man sollte einfach das weglassen, was nicht zum Rest passt und nach den Steinchen suchen, die noch fehlen -so lange, bis man das letzte Stück gefunden hat!
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