»Wie geht’s denn so?«, fragte er spöttisch und packte das Mädchen so fest am Oberarm, dass Melanie schmerzerfüllt ihr Gesicht verzog. Gelähmt vor Angst, starrte sie ihn an und versuchte den Schmerz zu unterdrücken, um ihm nicht die Genugtuung zu geben, dass er ihr wehtat.
Donald zog an ihrem Arm, drückte sie nach hinten, wo eine Tür aufflog und er sie mit einem brutalen Ruck, in einen Hausflur stieß.
Melanie war sprachlos. Unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Der Lichtschalter klackte, die Lampe flammte auf. Melanie blinzelte und sah neben Donald seinen Freund Reiner stehen. Der Geruch seiner Füße zog über den Boden hinweg, auf den Melanie gefallen war und stieg langsam in ihre Nase. Seine grinsende Fratze starrte sie an, als wollte er sich jeden Moment auf sie stürzten.
Melanie sah die Schuhe, die sie in der Hand getragen hatte, vorne im Eingang liegen und die Tasche, war direkt vor Reiners Füße gefallen.
Angeekelt erhob sie sich und drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
»Gar keine so große Klappe wie heute Mittag!«, fauchte Donald sie an.
»Was wollen sie?«, stotterte Melanie, die langsam wieder ihre Sprache fand.
»Nur mit dir reden«, wimmerte Don, der Melanies ängstlichen Unterton in ihrer Stimme bemerkt hatte.
»Lassen sie uns einfach in ruhe.«, verlangte Melanie und schluckte.
»Das will ich aber nicht!«, wimmerte Donald weiter und seine alkoholisierte Stimme klang dabei übertrieben hoch. Gespielt hysterisch.
»Sie haben meine Freundin erniedrigt!«
»Erniedrigt!«, rief Donald laut. Seine Stimme hatte plötzlich jeden Anflug von Verspieltheit verlosen. Er schaute dabei zu seinem Freund, der über sein schmales Gesicht grinste und und sich sein fettiges Haar mit der Hand zurück strich.
»Wie könnte man zwei Schlampen wie euch erniedrigen?«, fragte Donald Melanie.
Sie sah ihn nur schweigend an.
»Na wie denn?«, wiederholte er seine Frage und sein Alkohol getränkter Atem, zog direkt in Melanies Nase.
»Ich weiß es nicht!«, versuchte sie sich zu verteidigen. Während ihre Stimme zitterte und ihr Puls raste.
»Ihr seid kleine Schlampen! Mehr nicht. Ihr seid schon ganz unten!«, dabei fuhr er ihr, mit seiner speckigen Hand über die Wange, so dass Melanie anfing zu weinen.
Als er ihre Tränen sah, hielt er inne und sein speckiges Gesicht fing an zu Grinsen. Es schien ihm zu gefallen, das Melanie vor Angst zusammenbrach. Doch dann verschwand sein Grinsen und mit einem Mal, holte er aus und schlug ihr ins Gesicht, so dass sie wieder zu Boden fiel.
»Sieh nur Reiner! Sie ist ganz unten!«, rief er dabei und Reiner trank einen Schluck, aus einer Flasche, die er hinter seinem Rücken versteckt gehalten hatte und die er erst jetzt wieder hervor holte. Er nahm einen langen Schluck und gab die Flasche dann an Donald, der ebenfalls trank.
Den Rest des Inhaltes, kippte er über Melanie aus.
Der Geruch von Alkohol war plötzlich überall und sie spürte, wie ihre Angst umschlug in Panik. Am liebsten hätte sie geschrien. Doch Donald hätte vermutlich die Scheiße aus ihr heraus geprügelt, so wie er sich gerne ausdrückte, wenn sie dies getan hätte.
Die beiden Männer waren betrunken und es schien ihr das Beste zu sein, sich einfach nur still zu verhalten. Doch Donald sah das anders. In seinem durch Alkohol gestärkten Dämmerzustand, fühlte er sich plötzlich zurückversetzt, in seine alten Tage, als er noch der König der Straße gewesen war. Damals hätte er diese kleine Nutte zertreten wie eine Ameise. Sie zerquetscht und jetzt lag sie vor ihm. Hilflos und klein, während er die Oberhand besaß. Sein Gesicht fing an zu grinsen und er fing an, auf das Mädchen einzutreten.
Immer und immer wieder.
Seine Tritte lösten in Melanie qualvolle Schmerzen aus, während sie einfach nur dalag und versuchte, sich mit Armen und Händen zu schützen. Doch er trat immer wieder auf sie ein und immer wieder an eine andere Stelle.
Melanie krümmte sich. Sie versuchte nicht zu schreien, um Donalds Zorn nicht noch weiter zu steigern.
Doch Donald war wie in Rage und trat weiter zu. Immer und immer wieder. Er trat so lange und so fest, auf das am Boden liegende Mädchen ein, bis ihr Körper fast taub war und jeder weitere Tritt die Schmerzen in ihrem Körper nicht weiter steigern konnte. Sein Lachen klang so weit entfernt und die Schmerzen in ihrem Körper fühlten sich so kalt an.
Mit einem Mal hörte sie Reiner sagen: »Komm lass gut ein!«
Seine Stimme klang ängstlich und zögernd, während Melanie regungslos auf dem Boden lag und weinte.
»Was ist los mit dir!«, fauchte Donald seinen Kumpanen an. »Hast du Angst ich trete die Kleine tot?«
»Hör auf!«, Reiner zog Donald von dem Mädchen weg. Raus aus dem Flur, hinaus auf die Straße, wo Melanie ihn immer noch herum schreien hörte. Dann fiel die Tür zu.
Von da an war es still im Hausflur.
Melanie fürchtete sich. Sie hatte Angst, dass jeden Moment die Tür wieder aufgehen könnte, doch nichts geschah. Die Stimmen der beiden Männer entfernten sich und mit einem Mal, klackte es im Hausflur und das Licht schaltete sich ab.
Melanie wollte nicht aufstehen.
Sie lag auf dem Boden, das Gesicht in ihre Hände gegraben und wartete und hoffte. Hoffte, dass Donald nicht noch mal zurückkommen würde. Sie atmete den Gestank des Alkohols ein, der sich langsam durch ihre Kleidung fraß und wartete, bis es ganz still geworden war.
Irgendwann ging das Licht wieder an und Melanie zuckte erschrocken zusammen.
Wie lange sie schon dort lag konnte sie nicht sagen, aber plötzlich fasste sie jemand am Arm an und fragte: »Was ist denn mit ihnen los?«
Melanie sah auf und blickte in das Gesicht einer älteren Frau, die in den Hausflur gekommen war.
Ihr Puls raste und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, dann verlor sie das Bewusstsein.
Als ich an diesem Abend in unsere Wohnung kam, ging ich, wie so oft, zuerst in die Küche.
Aus dem Schlafzimmer kam das stetig ansteigende Stöhnen meiner Mutter, die sich kurz vor ihrem sexuellen Höhepunkt zu befinden schien und dies mit ihrem Stöhnen bereits ankündigte. So als wollte sie dabei noch etwas sagen, doch mehr kam nicht aus ihrem Mund heraus.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging in mein Zimmer.
Das musste ich nicht hören!
Ich schloss die Tür und schaltete den Fernseher ein, der neben meinem Bett stand. Der Ton aus dem Fernseher überlagerte die Geräusche von nebenan, auch wenn das Quietschen des Bettes immer noch zu hören war.
Warum verdammt, musste sie auch ausgerechnet mit diesem Typen ficken, fragte ich mich genervt.
Schließlich war er ein Arschloch. Er hasste mich, hasste diese Wohnung und er verabscheute meine Mutter. Eigentlich war er nur bei ihr, weil er nicht genug Geld besaß, um auf eigenen Beinen zu stehen und meine Mutter, viel zu naiv war, um das zu erkennen.
Mein Gott!
Durchfuhr es mich, während ich auf meinem Bett saß und mit dem Rücken an der Wand lehnte. Wenn eine sechzehnjährige das erkennen konnte, warum nicht eine erwachsene Frau?
Endlich wurde es ruhig.
Scheinbar hatte der Spaß seinen Höhepunkt erreicht.
Ich schaltete den Fernseher wieder ab, ohne darauf zu achten, was da überhaupt in der Glotze lief und suchte nach der Fernbedienung zu meiner kleinen Stereoanlage.
Das Einzige, das mir von meinem Vater noch geblieben war.
Die Anlage stand auf einem schmalen Regal an der Stirnseite meines Bettes. Direkt dort, wo ich für gewöhnlich mit dem Kopf schlief. Zumindest immer dann, wenn ich mit einer inneren Zufriedenheit ins Bett ging und dabei noch etwas Musik hören wollte.
Ansonsten schlief ich mit dem Kopf in die andere Richtung, als Zeichen dafür, dass sich meine Stimmung im Keller befand.
Vielleicht etwas verrückt, doch es half. Das war meine Art, mit den beschissenen Tagen in meinem Leben umzugehen. Leider gab es davon mehr als genug.
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