Kurt Mühle - Zelenka - Trilogie Band 3

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Wieder wird jemand aus Marions ehemaliger Abiturklasse hinterrücks ermordet …
Doch jetzt will es die junge Kommissarin wissen. Obwohl ihr der Fall einst entzogen wurde, stürzt sie sich zäh und unerbittlich in die Aufklärung. Ihr Chef betraut sie zwar erneut mit dem Fall, möchte aber kurz darauf, dass sie ihn wieder niederlegt. Weder sein undurchschaubares Ping-Pong-Spiel, weder hinterlistige Intrigen noch massive Drohungen des Oberstaatsanwaltes können sie beirren. Hat die Obrigkeit hier einiges zu verbergen?
Was geschah damals wirklich, – auf diesem denkwürdigen Klassentreffen, bei dem Bruno zu Tode kam?
Und was veränderte auf der Insel La Palma ihre beste Freundin Luise? Hat Peter sie in Dänemark wirklich betrogen, – mit Jana, über die eine Spur nach Duisburg führt?
Ihre Mitarbeiter stehen Marion treu zur Seite, sie selbst aber setzt trotzig ihre Karriere aufs Spiel und droht zu verlieren. Wäre da nicht ein väterlicher Freund aus alten Zeiten rechtzeitig zur Stelle …

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Kurt Mühle

Zelenka - Trilogie Band 3

Zerstörte Brücken

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Inhaltsverzeichnis Titel Kurt Mühle Zelenka Trilogie Band 3 Zerstörte - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Kurt Mühle Zelenka - Trilogie Band 3 Zerstörte Brücken Dieses ebook wurde erstellt bei

Bumerang

Gelöschte Spuren

Urlaubsbilder

Team-Arbeit

Eine Hochzeit und ein Todesfall

Fangnetze

Phobien

Intrigen

Die Nacht mit Jana

Geständnisse

Eine Finte

War es Mord?

Freundinnen

Motivsuche

Veränderungen

Claudias Geständnis

Ein Versprechen wird eingelöst

Neue Wege

Impressum neobooks

Bumerang

Nur der letzte Punkt fehlte noch ...

Aber ehe er ihn tippen und damit seinen Text beenden konnte, wurde der Bildschirm schwarz. Genervt verfolgte er den automatischen Neustart seines Notebooks, doch mitten im Aufbau blieb das System hängen. Welche Taste Dieter mit allmählich wachsender Verzweiflung auch betätigte, es rührte sich nichts mehr. Nur der Cursor blinkte auf der schwarzen Scheibe wie der Herzschlag in einem ansonsten leblosen Körper.

Sollte der letzte Abschnitt seiner Aufzeichnungen nun verloren sein? Nein, das durfte nicht passieren! Gerade an diesem Schlussteil hatte er tagelang gearbeitet, unter Seelenqual geeignete Formulierungen gesucht, verworfen, umgestaltet, um seine Mitschuld zu bekennen und seine Reue glaubhaft zu machen. Endlich sollte die Wahrheit ans Licht kommen über das schreckliche Geschehen auf dem verhängnisvollen Klassentreffen vor beinahe fünfzehn Jahren, bei dem Bruno ums Leben kam. Die Polizei hatte die Umstände, die zu seinem Tod in der schmutzigen, düsteren, stillgelegten Eisengießerei führten, nie aufklären können. Alle Beteiligten hatten eisern geschwiegen, eine verschworene Gemeinschaft, die Kommissar Hasenbach keinen konkreten Anhaltspunkt bot. Und so schlummerte die Akte „Bruno“ im Aktenschrank bei den ungeklärten Todesfällen.

Dieter, einst die lebenslustige Ulknudel und der beliebte Klassenclown, trafen in den Jahren nach Brunos Tod harte Schicksalsschläge: Bei einem Autounfall starben seine Eltern; er selbst wurde schwer verletzt, war seitdem querschnittsgelähmt und an den Rollstuhl gefesselt. Aus dem heiteren, quirligen jungen Mann wurde ein stiller, zurückgezogener Melancholiker, der Kontakte mied und seinen Tag mit Lesen, Musikhören und Zigarettenrauchen verbrachte. Immer wieder hatte er versucht, ein Buch - einen Roman - zu schreiben, doch hinderten ihn daran immer häufiger Schreibblockaden, gepaart mit deprimierenden Zweifeln am bisher Geschriebenen.

Bei all dem quoll oft aus seinem Innern die düstere Frage auf, ob sein Schicksal die Strafe einer höheren Macht sei. Mit aller Willenskraft verdrängte er diese Gedanken. Erst im letzten Jahr schien ihm das Vergessen allmählich zu gelingen. Dieter gewann so etwas wie Lebensfreude zurück. Er suchte Kontakte zu alten Freunden, die er zuvor arg vernachlässigt hatte und mit denen er von nun an manch erbauliche Stunden verbrachte. Selbst sein alter Klassenkamerad Bastian besuchte ihn einige Male, auch wenn der ihm offenbar nur einen neuen Computer verkaufen wollte.

Doch sein Schicksal konnte er nicht besiegen. Bei einer Routineuntersuchung erhielt er eine niederschmetternde Diagnose: Lungenkrebs.

Eine psychologische Betreuung wurde ihm angeboten. Tage später lehnte er sie ab. Stattdessen überlegte er, ein Gespräch mit einem Priester zu suchen; er war sicher, zum Büßen seiner Schuld verurteilt zu sein. Doch zur Kirche hatte er keinerlei Kontakt. Er kannte nicht mal den Namen eines Pfarrers. So kam ihm der Gedanke, seine ehemalige Klassenkameradin Marion einzuladen. Von ihr wusste er, dass sie inzwischen Kripo-Beamtin war. In einem persönlichen Gespräch wollte er die ganze alte Geschichte erzählen, reinen Tisch machen ohne Rücksicht auf all die anderen von damals.

Er schrieb ihr einen Brief, lud sie ein in ein Lokal in seiner Nähe, das er mit dem Rollstuhl bequem erreichen konnte. Ein privates Treffen sollte es werden, gab er an; seinen wahren Grund erwähnte er nicht, - aus Furcht, nicht Marion, sondern der seinerzeit ermittelnde Beamte Hasenbach könnte zuständigkeitshalber zu dem Treffen erscheinen.

Wieder folgte eine Enttäuschung. Marion rief ihn an und machte ihm mit drastischen Worten klar, dass sie keinen Kontakt zu ihm wünsche. Die ganze Klassenklicke sei für sie gestorben. Das Telefonat beendete sie mit den harschen Worten: „Und stell’ jetzt bloß nicht die dämliche Frage nach dem Warum!“

Als sich Dieters depressive Stimmung in den nächsten Tagen etwas legte, beschloss er, das damalige Geschehen in der Gießerei niederzuschreiben. „Bruno“ tippte er als Überschrift in die Tastatur seines Notebooks. Die ersten Sätze fielen ihm unheimlich schwer, doch nach und nach gelang ihm der Text flüssiger, und zugleich spürte er innerlich die Erleichterung einer Lebensbeichte.

Einige Tage schrieb, feilte und korrigierte er an dem Text, den er - wie es sein soll - nach jedem größeren Absatz abspeicherte und zudem auf einer CD sicherte; denn sein Notebook neigte in letzter Zeit öfter mal zu Abstürzen.

Doch nun der totale Crash! Und das letzte Kapitel war noch nicht gesichert ...

„Die Götter weisen selbst meine Reue ab“, murmelte er und ließ schwer atmend den Kopf hängen. Als ein paar Tage später Bastian anrief, um sich mit ihm zu verabreden, da man voneinander lange nichts gehört habe, bat er ihn, zu versuchen, sein Notebook zu reparieren und möglichst die Daten zu retten. Bastian arbeitete im Vertrieb eines Computerhandels.

„Hört sich nach defekter Festplatte an“, meinte er, klemmte sich das Gerät unter den Arm und versprach, sein Möglichstes zu tun. -

Wirtschaftlich ging es Dieter recht gut. Einiges Vermögen hatte er von seinen Eltern geerbt, seine Rente betrachtete er als ein angenehmes Zubrot, das es ihm ermöglichte, sich eine Haushälterin zu halten, die zweimal in der Woche seine Wohnung in Ordnung brachte und Einkäufe erledigte. Zehra Ylmaz hieß seine „Perle“, war Türkin, äußerst zuverlässig und lebte mit ihrer Familie im Stadtteil Marxloh. Wenn sie zu ihm kam, nahm sie ihr Kopftuch ab, das sie nur trug, weil es der strenge Familienclan so verlangte. Im Grunde fühlte sie sich eher wie eine Deutsche.

Als Dieter ihre Offenheit einmal missdeutete und gegen Bezahlung von ihr auch körperlich verwöhnt werden wollte, wies sie ihn empört zurück. Es kostete ihn viele gute Worte und eine erkleckliche Lohnzulage, um sie daraufhin nicht als Haushaltshilfe zu verlieren. Für Geld tun die doch sonst alles, dachte er bei sich und musste zur Kenntnis nehmen, dass die einst so freundliche Zehra von nun an nur noch das Notwendigste mit ihm sprach.

Was Zehra ihm zu geben nicht bereit war, suchte er im einschlägigen Anzeigenteil des Stadtanzeigers, wo er rasch fündig wurde. Viele der Damen machten auch gern Hausbesuche, zumal Dieter sich nicht lumpen ließ. Eine von ihnen, die sich „Dolores“ nannte, hatte es ihm besonders angetan, so dass er sie bereits mehrmals zu sich bestellt hatte.

Auch heute Abend hatte Dolores wieder einen Termin bei ihm. Als er ihr nach mehrmaligem Klingeln endlich die Tür öffnete, schüttelte er abwehrend den Kopf und sagte barsch: „Heute nicht. Ich melde mich.“

Da er sogleich hastig die Tür schließen wollte, stemmte sie sich dagegen und schubste ihn mit dem Rollstuhl ins Zimmer. „So nicht“, meinte sie verärgert. „Wenigstens die halbe Miete, mein Lieber! Kalt abservieren ist bei mir nicht drin.“

Aus dem Reihenbungalow drang so lautes Stimmengewirr nach draußen, dass auf der Straße einige Passanten aufmerksam wurden, kurz stehen blieben, dann aber teils kopfschüttelnd, teils spöttisch lächelnd ihrer Wege gingen. -

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