Um die Finsternis der Nacht ein wenig abzumildern, schuf Gott den Mond. Vermutlich hat er bei dieser Gelegenheit bereits an den nächsten Schaffenstag gedacht, denn, dass der Mond für bessere Sichtverhältnisse unter den Pflanzen sorgen sollte, ist eher unwahrscheinlich. Am Schluss dieses Tages befestigte Gott am Himmelsgewölbe noch Tausende von winzigen kleinen Lämpchen, die er Sterne nannte und die wohl mangels Leuchtkraft hauptsächlich der Dekoration dienen sollten.
Und Gott sprach: „Es wimmeln die Wasser vom Gewimmel lebendiger Wesen, und Gevögel fliege angesichts der Ausdehnung des Himmels!“ Und Gott schuf die großen Seeungeheuer und jedes sich regende, lebendige Wesen, wovon die Wasser wimmeln, nach ihrer Art, und alles geflügelte Gevögel nach seiner Art.
Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Wasser in den Meeren, und das Gevögel mehre sich auf der Erde!“ Und es ward Abend und es ward Morgen: fünfter Tag. (1. Mose 1, 20-23)
Wie schon vermutet, wurde am fünften Tag klar, dass der Mond wohl in erster Linie deshalb während der Nächte zu leuchten hatte, damit sich nicht die Pflanzen, sondern die mit Augen ausgestatteten Tiere besser orientieren konnten. Von einem Tag auf den anderen wimmelten Milliarden und Abermilliarden von Wassertieren fröhlich vor sich hin, und in den Lüften schwirrte Gevögel in großer Zahl und aller Art, dass es nur so eine Freude war. Und alle waren fruchtbar und mehrten sich, als ob sie nie etwas anderes getan hätten.
Und Gott sprach: „Die Erde bringe hervor lebendige Wesen nach ihrer Art: Vieh und Gewürm und Getier der Erde nach seiner Art.“ Und es ward also. Und Gott machte das Getier der Erde nach seiner Art und das Vieh nach seiner Art, und alles, was sich auf dem Erdboden regt, nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
Und Gott sprach: „Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt!“ Und Gott schuf den Menschen in seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf er ihn; Mann und Weib schuf er sie. Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehret euch, und füllet die Erde und machet sie euch untertan; und herrschet über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf der Erde regt!“
Und Gott sprach: „Siehe, ich habe euch gegeben alles Samen bringende Kraut, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an welchem Samen bringende Baumfrucht ist: Es soll euch zur Speise sein; und allem Getier der Erde und allem Gevögel des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, in welchem eine lebendige Seele ist, habe ich alles grüne Kraut zur Speise gegeben.“
Und es ward also. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und es ward Abend und es ward Morgen: sechster Tag. (1. Mose 1, 24-31)
Der absolute Höhepunkt der Schaffensperiode wurde also am sechsten Tag erreicht. Vormittags hatte Gott mit wenigen gezielt gesetzten Worten wiederum Abermilliarden von Tieren zum Leben erweckt, die er aber diesmal auf dem Trockenen verteilte. Nur kurze Zeit später, vermutlich nach der Mittagspause, gelüstete ihn nach mehr. Er wollte nun, dass auf der Erde jemand das Kommando übernahm – jemand, der ungefähr so aussah, wie er selbst. Da so etwas Kompliziertes anscheinend mit einfachen Worten nicht zu machen war, fertigte er für den zu konstruierenden Menschen extra eine Schablone aus Lehm an.
Und Jahwe Gott bildete den Menschen, Staub von dem Erdboden, und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele. (1. Mose 2, 7)
Dieser Mensch war also vom Herrn der Schöpfung dazu ausersehen, über das gesamte Trockene , über alle Meere und über alle Kreaturen zu herrschen.
Interessant ist folgender Ausschnitt aus dem Text des sechsten Tages: Bei Moses heißt es im ersten Buch unter 1, Vers 30 (siehe oben):
„… und allem, was sich auf der Erde regt, in welchem eine lebendige Seele ist.….“.
Gott bestimmt also eindeutig, dass jedes Lebewesen über eine Seele verfügt. Aber gerade das dementieren später sämtliche Religionsgemeinschaften der Welt aufs Schärfste. Eine Seele haben nach den Lehren und dem Verständnis ihrer Päpste, Rabbiner, Imame usw. zweifelsohne nur die Menschen. Damit unterscheiden sie sich von den Tieren, die Gott ihrer Meinung nach ausschließlich zur Verpflegung (einige wohl auch zur Belustigung) der Menschen geschaffen hat. Auch heute noch akzeptieren die wenigsten Erdenbürger, dass sie, wie ausnahmslos alle anderen Lebewesen auch, nur evolutionsbedingte Zufallsprodukte sind.
So wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihr Heer. Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von all seinem Werk, das er gemacht hatte.
Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an demselben ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte. (1. Mose 2, 1-3)
Dazu ist weiter nichts zu sagen. Jemand, der erstmals in seinem Leben arbeitet und das dann auch gleich sechs Tage am Stück, sollte schon im Sinne körperlicher Gesundheit und geistigen Wohlbefindens regelmäßig einen Ruhetag einlegen.
Kommen wir noch einmal zurück auf den sechsten Tag, der es bei analytischer Betrachtung in mehrfacher Hinsicht in sich hat. So lässt zum Beispiel auch der Satz:
„Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde….“
erstens vermuten, dass zu diesem Zeitpunkt bereits Erzengel existierten und zweitens, dass diese wohl auch so ähnlich wie Gott ausgesehen haben müssen.
Weiterhin bestimmt der Allmächtige hier, dass alle Lebewesen durchweg Vegetarier sein sollen:
„…und allem, was sich auf der Erde regt, in welchem eine lebendige Seele ist, habe ich alles grüne Kraut zur Speise gegeben.“
Ein gegenseitiges Auffressen war also ursprünglich nicht vorgesehen. Der überwiegende Teil der Kreaturen des Wassers, des Landes und der Luft hat sich an diese göttliche Vorgabe jedoch nicht lange gehalten. Das grüne Kraut wurde, wahrscheinlich mangels ausreichenden Nährwertes, bereits nach kurzer Zeit verschmäht und die Nahrungsaufnahme zulasten kleinerer und schwächerer Geschöpfe auf proteinreiches Fleisch umgestellt. Unterstützung für die Futterrevolution fanden die Spitzenmitglieder der Nahrungskette dann auch prompt in einem anderen, völlig konträren Bibelwort:
„Und die Furcht und der Schrecken vor euch sei auf allem Getier der Erde und auf allem Gevögel des Himmels! Alles, was sich auf dem Erdboden regt, und alle Fische des Meeres, in eure Hände sind sie gegeben: alles, was sich regt, was da lebt, soll euch zur Speise sein; wie das grüne Kraut gebe ich es euch alles.“ (1. Mose 9, 2-3)
Während Raubtiere jedoch die Tötung ihrer potenziellen Beutetiere im Allgemeinen nur vornehmen, um ihren Hunger zu stillen, blieb es der „Krone aller evolutionärer Irrtümer“ vorbehalten, andere Lebewesen auch aus purem Vergnügen oder zur Besänftigung ihrer in vielen Kulturen auch heute noch zahlreich vorhandenen Götter umzubringen.
Gottvater, der die ersten fünf Tage ohne Assistenten ausgekommen war, hat sich dann zur Unterstützung für sein weiteres Vorhaben – wahrscheinlich in der Nacht zum sechsten Tag – weitere Hilfskräfte angeschafft, die er Engel nannte. Wie er das gemacht hat, wird in der Bibel zwar mit keinem Wort erklärt, aber vermutlich reichten ihm auch dafür einige wenige Worte. Die Frage ist nur: Warum braucht jemand, der allmächtig ist und der in Bruchteilen von Sekunden ein ganzes Universum herstellen kann, plötzlich Handlanger? Wie dem auch sei – jedenfalls verfügt Gott seit dieser Zeit über eine unendlich große Anzahl von unterschiedlichsten Engeln, die streng militärisch geordnet und hierarchisch klar strukturiert sind.
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