Willi Bredemeier - Ein Anti-Heimat-Roman
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Ich empöre mich. Finden sich unsere ländlichen Verwandten in den Städten zurecht? Mussten wir sie nicht an die Hand nehmen und ihnen erklären, was eine Straßenbahn ist? Wären sie nicht elend zugrunde gegangen, hätten wir sie auf dem Ostenhellweg zurückgelassen? Wut überwältigt mich. Erst hat man uns alles genommen und sich dann über uns lustig gemacht. Die Leute am Tisch sehen meinem Wutausbruch entgeistert zu. Wie schafft es ein Dreijähriger, so ungebärdig zu werden?
Wohl nehme ich wahr, dass ich den Grund meiner Wut nicht erklären kann. Also zeige ich auf die identischen Butterhaufen. „Das esse ich nicht“, schreie ich. Meine Tante weiß abermals Rat. „Das musst du nicht essen“, sagt sie auf hochdeutsch und streut Zucker auf mein Brot. „Honig esse ich auch nicht“, sage ich, weil ich unter diesen Umständen nicht daran denke, Kompromisse zu schließen. Das versteht auch keiner. „Äht man, äht“, sagt meine Tante und schiebt mir das Zuckerbrot zu. „Nöhdicht watt nich.“ Ich weiß, sie meint das nicht so. Sie würde mich immerdar nötigen, wenn ich nicht äße. Ich beruhige mich und beiße ins Brot. Dieser Kompromiss mit den Zuckerbroten wird mir in frühen Jahren viele Zähne kosten, aber das weiß ich jetzt nicht.
*
Meine Magenschmerzen bekomme ich, sobald ich aufs Land gezogen bin. Ich habe sie für meinen Geschmack viel zu oft. Es schadet nur, über meine Krankheit nachzudenken. Kaum fällt sie mir ein, fliegt sie mir zu. Es mag mittlerer Nachmittag sein, bis sich ein klarer Schmerz herauskristallisiert. Danach wird es jede Stunde schlimmer. Irgendwann gehe ich ins Bett. Meine Tante gibt mir eine Wärmflasche. Das lindert die Schmerzen. Mitten in der Nacht wache ich auf. Die Schmerzen sind unerträglich geworden. Manchmal holen mein Onkel und meine Tante mich zu sich ins Bett. Ich liege zwischen ihnen. Mein Onkel legt mir eine starke Hand auf den Magen, um ihn zu beruhigen. Ich schlafe entspannt ein.
In anderen Nächten ist es ganz anders. Meine Schmerzen streben ihrem Höhepunkt zu. Mir wird übel. Ich erbreche mich. Meine Tante hat mir einen Eimer hingestellt. Bis dahin schaffe ich es meistens. Danach bin ich erschöpft. Ich rolle mich zusammen und schlafe ein. Am nächsten Morgen stehe ich auf wackligen Beinen. Aber die Magenschmerzen sind bis zum nächsten Mal weg.
Als mein Vater zu Besuch kommt, werden meine Schmerzen nur nebenbei erwähnt. Krankheit ist auf dem Lande, was man haben kann und vorübergeht. Sie wird ungern gesehen, weil der Mensch zum Arbeiten auf die Welt gekommen ist und Simulieren verachtenswert ist. Man kann an einer Krankheit sterben, aber da muss man durch.
Mein Vater ist knappschaftsversichert und kostenfreie ärztliche Betreuung gewöhnt. Aber so schlimm schätzt er meine Schmerzen nicht ein, dass er mit mir zu seinem Knappschaftsarzt ins Ruhrgebiet fährt. Die Landbevölkerung ist nicht krankenversichert. Die Ärzte sind dünn über die Dörfer gesät und verlangen viel Geld. Meine Tante meint, dass es Ärzte gäbe, die nicht Bescheid wüssten. Diese Aussage ist so formuliert, dass sie nicht zu beanstanden ist. Das Gespräch mit meinem Vater bleibt offen. Als er ins Ruhrgebiet zurückgekehrt ist, wird nichts unternommen. Beiläufig erwähnt meine Tante ihre Schwiegermutter. Die ist fast siebzig und hat ihr Leben lang keinen Arzt gesehen.
Die Schwiegermutter ist zu Besuch gekommen. Sie kleidet sich wie alle älteren Frauen auf dem Lande in Schwarz. Wenn sie geht, weicht ihr Oberkörper zu mehr als dreißig Grad von ihrem Unterteil ab. Das kommt, weil sie sich zu lange beim Jäten der Rübenfelder gebückt hat.
Die Schwiegermutter hat sich auf einem Stuhl in der Futterküche unseres Hauses niedergelassen. Eine Hand hält sie auf ihren Stock. Mit der anderen Hand rührt sie den Muckefuck nicht an, den ihr meine Tante hingestellt hat. „Drink man, drink“, sagt meine Tante. „Nöhdicht watt nich.“ Aber die Schwiegermutter hat im Haus ihrer Schwiegertochter noch nie etwas getrunken. Mein Onkel kehrt von der Arbeit auf den Feldern nach Hause zurück. Er nickt seiner Mutter zu. Die Schwiegermutter bricht auf, ohne ein Wort gesprochen zu haben. Ich stehe am Zaun und schaue hinter ihr her. Die Schwiegermutter steht zwischen dem zweiten und dritten Telegrafenmasten. Sie bewegt sich nicht. Ich spiele längere Zeit mit meinem Hund. Als ich zum Zaun zurückkehre, hat sie sich doch bewegt und den dritten Telegrafenmasten erreicht.
Kurz darauf stirbt sie. Ich bin zu klein, um ihr den Abschied zu geben, obgleich jede Beerdigung auf dem Land eine willkommene Abwechslung ist. „Als es zu Ende ging, wollte sie nicht mal mehr ihre beiden Söhne sehen“, sagt meine Tante.
*
Wider alle Erwartungen kehrt mein Vater wieder, wenngleich nur auf Besuch. Es kann Monate dauern, bis er sich abermals ein paar Tage freimachen kann. Aber irgendwann kommt er. Wenn mein Vater nicht selbst kommen kann, schickt er Pakete. Während anderswo in den deutschen Städten gehungert wird, werden den Bergleuten Care -Pakete zugeteilt. Der Bergmann muss etwas auf die Rippen bekommen, damit er weiter malochen und die deutsche Wirtschaft aus Ruinen auferstehen lassen kann.
Wir packen ein besonders großes Paket aus dem Ruhrgebiet aus. Wir stellen die Geschenke aus den Vereinigten Staaten auf den Tisch und schauen sie andächtig an. Alle diese fremdländischen Verpackungen, die wir nicht verstehen. Wir kapitulieren vor einer gigantischen geriffelten Wurzel in gelb. Der Tochter des Hauses, die in der Schule einiges aufgeschnappt hat, verkündet: „Das ist Mais.“ Wir wissen immer noch nicht, ob das Viehfutter ist oder wir das essen dürfen.
Mein Vater ist persönlich gekommen, um nach seinen Kindern zu sehen. Ich laufe ihm entgegen und treffe zwischen den dritten und vierten Telegrafenmasten auf ihn. Ich spreche meinen Vater auf Platt an. Mein Vater versteht mich, auch wenn ihn jedes meiner plattdeutschen Worte verlegen zu machen scheint.
Ich sitze mit meinem Vater und meiner Tante am Tisch. Wie bei anderen Anlässen bleibe ich unbeachtet. Auf dem Lande kommt man fast ohne Geld aus, sagt meine Tante, obgleich, ganz stimme das nicht. Überraschenderweise habe sich ergeben, dass sie für die beiden angenommenen Kinder Ausgaben gehabt haben. Dafür komme er selbstverständlich auf, sagt mein Vater. Das sei keineswegs mit seinen monatlichen Überweisungen von 35 Reichsmark abgegolten. Meine Tante sagt, sie wolle nicht mehr Geld, sondern nur sagen, was ist. Mein Vater holt Geld aus dem Beutel und drängt es der Tante auf. Meine Tante sagt, sie wolle kein zusätzliches Geld, aber sie lässt es rasch in ihrer Schürze verschwinden.
Mein Onkel kommt vom Feld und setzt sich zu uns an den Tisch. Die Stimmen werden lauter, als befände man sich unmittelbar vor einem Streit. Ihre Worte wandeln sich zu einer Anklage gegen meinen Vater. Ich begreife, dass von meiner Mamma die Rede ist, aber sonst verstehe ich nichts. Das Gesicht meines Vaters ist von Schmerzen verzerrt. Er sagt: „Sie sagen mir nicht einmal, wo sie begraben liegt.“ Ich laufe nach draußen. Ich habe mir vor einiger Zeit im Garten ein Plätzchen zurecht gemacht. Dort kann ich kaum gefunden werden, weil mich die Rhabarberblätter verdecken. Ich versuche, auf das nächste Rhabarberblatt zu spucken. Das fällt mir leicht, weil Rhabarberblätter sehr groß sind. Zwischendurch weine ich und weiß nicht warum. Nach einiger Zeit gehe ich ins Haus zurück. Ich werde übertrieben freundlich empfangen. Aha, denke ich. Diesmal haben alle gemerkt, dass ich dabei war, als sie sich stritten.
Die Freundin meiner Schwester ist zum Spielen auf unseren Hof gekommen. Als sie mich durch das Fenster sehen, halten sie ein und schneiden mir Grimassen. Wut kommt in mir hoch und lässt sich nicht stoppen. Ich balle die Faust und schlage sie durch die Fensterscheibe. Blut läuft aus der linken Hand. Mein Vater schlägt mir ins Gesicht. Ich sehe ihn an und denke, dieser Mann kann halt nicht anders. Ich bin eine Weile weg. Als ich wieder zu mir komme, haben sie mir die Glassplitter aus der Wunde gezogen. Mein Vater fragt die anderen: „Hat er das öfter?“ „Das kommt ab und an vor“, sagt meine Tante auf Hochdeutsch. „Aber er kommt immer wieder zu sich.“ „Hattest du etwas?“ fragt mich mein Vater. „Was hattest du nur?“ „Weit ick nech“, sage ich. Selbst wenn ich es wüsste, würde ich nichts sagen, weil er mich geschlagen hat.
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