Willi Bredemeier - Ein Anti-Heimat-Roman
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Mein Herz rast. Ich springe vom Stuhl herunter und laufe nach draußen. Zwischen dem dritten und vierten Telegrafenmasten vom Hof aus gesehen kämpft sich eine Person durch die Schneewehen in meine Richtung. Sie ist zurückgekommen, denke ich. Ich laufe ihr entgegen. Zwischen dem ersten und zweiten Telegrafenmasten bleibe ich stehen. Die Enttäuschung schnürt mir den Hals ab. Es ist nur mein Vater. Die rote Wut steigt in mir hoch. Sie verfliegt wieder. Ich habe vergessen, was ich eben gedacht habe. Langsam gehe ich meinem Vater entgegen.
2. Kapitel
1943 - 2013
1000 tote Geschichten von der Liebe zum Land
Vom Land, wie ich es einst kennen gelernt habe, sind nur tausend tote Geschichten übrig geblieben. Von Grotebühl werden nur der Name und ein Punkt auf der Landkarte weiter geführt. Ich wollte nie zurück, aber 2013 reitet mich der Teufel. Ich fahre dorthin.
Grotebühl hat sich politisch und wirtschaftlich zu einer Vorstadt von Brackenberg, kulturell zu einer alle Grenzen überwindenden Gemeinschaft, bestehend aus den Zuhörern von RTL und SAT1, entwickelt. Wenn ich mich mit dem Wagen beeile, kann ich dort in zwei Stunden physisch präsent sein. Der Flughafen Hannover ist nicht so weit entfernt, dass ich nicht binnen 24 Stunden überall auf der Welt meinen Auftritt haben könnte, nachdem ich meine Vortragsfolien in letzter Minute auf einem Zwischenstopp am Großen Moor rekombiniert und rekonfiguriert habe. In Grotebühl haben sich neuerdings Planungsbüros, Unternehmensberatungen, Werbeagenturen, Praxen für alternative Medizin und Kunsthandwerker niedergelassen. Die sich allmählich entfaltende Gastronomie hat sich dank der Entwicklungshilfe italienischer und griechischer Unternehmer gegen beharrliche norddeutsche Widerstände fast normalisiert. Es gibt keine Bauernhöfe und keine Landwirtschaft mehr, allenfalls industrialisierte Milchfabriken fast ohne Betreiber.
Soweit die neuen Dienstleister die Bauernhöfe übernommen haben, halten sie am Prinzip der Musealisierung fest. Es wird wichtig, ob die Milchkannen früher rot angestrichen waren oder metallisch glänzten. Folklore ist zu einem Wirtschaftsfaktor geworden und wird mit Kultur gleichgesetzt. Aber sie muss, so entnehme ich den geleckten Broschüren, die mittlerweile sogar Grotebühl erreicht haben, wahr und authentisch sein. „Wir sollten uns noch einmal diese Kennzahl ansehen“, sagt der Unternehmensberater, während er mit seinem Kunden über die Deele schreitet und nebenbei einen Rhythmus auf eine der herumstehenden Milchkannen trommelt. „Schön haben Sie es hier“, sagt der Kunde. „Diese historisierten Bauernhöfe lassen sich erstaunlich gut refinanzieren“, sagt der Berater und legt ihm geeignete Anlagemodelle dar.
Die Gemeinde Grotebühl hat sich in ein Potemkinsches Dorf verwandelt. Sie gibt vor, etwas zu sein, was sie seit langem nicht mehr ist. Ich steige aus dem Wagen und umrunde den Marktplatz. Als ich woanders hinfahren will, wo mich keine Erinnerungen plagen, werde ich von einem Mann meines Alters angesprochen. „Sech mol“, sagt er, „biss du nicht Mörkers Gerd?“ Ich sage, der sei ich gewesen. „Ja, kennsse mich nicht mehr?“ fragt der Mann. „Ick bin der Walter, dien Cousin.“ „Mensch, Walter“, sage ich und tue, als ob ich ihn wieder erkenne.
Für heute abend hat die Volkshochschule zu einem Fernsehabend mit anschließender Diskussion eingeladen. Die Männer kommen auch zu den Abenden, aber erst, seit ihnen Schluck eingeschenkt wird. Ich möge auch kommen, sagt Walter und zählt auf Anhieb drei weitere meiner Cousins auf, die gleichfalls kommen dürften. "Was, nur drei meiner Vettern?" frage ich zurück. "Er kürnt uk mehr würn", sagt Walter. "Et sünd ower uk schon feerle doode" Gemeinsam wollen wir auf Desperate Housewives und Sex and the City schauen. Anschließend wird mit der stellvertretenden Vorsitzenden der Volkshochschule Brackenberg über die Not in den Suburbs und den Metropolen diskutiert.
Heidi Klum und Dieter Bohlen wurden gleichfalls auf den Sitzungen zur Programmplanung der VHS Brackenberg als des Ansehens und der anschließenden Diskussionen für würdig vorgeschlagen. Das hat die stellvertretende VHS-Direktorin aus Qualitätsgründen abgelehnt. Die nicht ganz so anspruchsvollen Programme sollte man sich besser direkt auf den früheren Höfen ansehen.
*
Wir sind auf dem Hof angekommen, das sind mein Vater, meine Schwester und ich. Die Betreiber des Hofes haben sich am Hauseingang aufgestellt. Das sind meine Tante, mein Onkel und die jüngere Tochter. Die ältere Tochter befindet sich auf einem der größeren Höfe in einer Nachbargemeinde in Stellung. Das jüngste Kind, ein Junge, ist seit Jahren im Krieg. Der schwarze Hund neben meinem Onkel ist einen halben Kopf größer als ich. Er hechelt, als habe er ein Rennen hinter sich gebracht. Er sieht zum Fürchten aus, aber nur für Menschen, die älter als drei Jahre sind. Es zuckt in seinem Schwanz, während er mich anschaut. Ich gehe dem Hund mehrere Schritte entgegen und kommuniziere mit ihm auf vegetativer Ebene. „Datt issn Hund for die, watt?“ fragt meine Tante.
Als eine unter drei Schwestern hat meine Tante den kleinsten Hof abbekommen. Als einzige hat sie sich spontan bereit erklärt, die Kinder ihres Bruders aus dem Ruhrgebiet aufzunehmen. Das rechnet ihr mein Vater hoch an. Meine Tante hat ihr Versprechen voreilig abgegeben. Daher muss sie meinen Onkel im Nachhinein beknien, damit dieser einverstanden sei. Mein Onkel macht nie viele Worte und sagt auch diesmal nur: „Ja.“
Ich lerne meine anderen Tanten väterlicherseits in den nächsten Monaten kennen. Sie kommen zu Besuch auf den Hof, kneifen mir in die Wange und sagen: „Du, du.“ Oder sie hocken zusammen und reden über mich: „Der arme Kleine ist erst drei Jahre alt. Aber er stapft tapfer einher.“ Ich werfe böse Blick um mich, als ich das höre. Ich stapfe keineswegs tapfer einher. Ich merke mir, dass sie meine Schwester übersehen.
Als es Abend geworden ist, stellt sich heraus, dass ich auf dem Hof übernachten soll. Meine Tante spricht in verschwörerischem Ton, als würde mir ein größeres Geschenk gemacht: „Heute nacht kriegst du ein eigenes Bett.“ Mein Vater sagt ähnlich: „Du wolltest doch immer dein eigenes Bett haben.“ Das ist alles nicht wahr. Ich wette, dass ich über den Tisch gezogen werden soll, und begreife dennoch nicht, wie mir geschieht. Zorn steigt in mir hoch und verflüchtigt sich.
Am nächsten Morgen stehe ich auf, ohne gerufen zu sein. Die Betreiber des Hofes sind längst aufgestanden, weil das Vieh zu früher Stunde versorgt werden muss. Mein Onkel und seine Tochter arbeiten auf den Feldern. Meine Schwester hat ein Mädchen kennen gelernt, das vielleicht ihre Freundin wird. Sie spielt mit ihm auf einem der benachbarten Höfe. Wo ist mein Vater? Ich warte, bis meine Tante von den Feldern zurückgekehrt ist. Sie erklärt mir, dass mein Vater am frühen Morgen ins Ruhrgebiet zurückgefahren ist. Ich setze mich an den Tisch und beginne zu weinen. Zwar nütze ich jeden Anlass, meinem Vater Widerstand zu leisten, aber hier und jetzt tue ich das nicht. „Deine Schwester kommt gleich wieder“, sagt meine Tante. Er hat mich und meine Schwester zurückgelassen, denke ich und weine weiter. „Nu, nu“, sagt meine Tante. Sie sagt das in freundlichem Ton, so dass ich meiner Tante den Gefallen tue und still bin.
Meine Tante fragt mich, ob ich mit dem schwarzen Hund spielen möchte. Er sei im Stall und warte auf mich.
*
Die Landbevölkerung weist ihre Überlegenheit gegenüber den Städtern über einen Scherz nach. Diese wollen keine Butter von den Kühen. Sie wollen sie aus der Molkerei. So werden die Stadtmenschen als ignorant und anspruchsvoll wenn nicht frech hingestellt.
Meine Schwester ekelt sich bei dem Gedanken, etwas zu sich zu nehmen, was aus mächtigen ihr unheimlichen Kühen kommt. Sie will die Butter, nein, nicht aus der Molkerei, die sie nicht kennt, sondern aus dem Geschäft. Meine Tante weiß Rat. Sie geht in die Futterküche und kehrt mit einem guten Pfund weiterer Butter in die Wohnstube zurück. Diese Butter sieht zwar aus wie die von den Kühen, aber sie kommt, wie meine Tante weiß, aus dem Geschäft. Meine Schwester isst das Brot mit der Butter aus dem Geschäft. Mein Onkel, meine Tante und ihre älteste Tochter lächeln einander an. Es ist Besuch aus der ferneren Verwandtskopp gekommen. Die muss gleichfalls lachen.
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