Willi Bredemeier - Ein Anti-Heimat-Roman
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Seit Tilly weiß man in den Dörfern am Großen Moor, dass die nächste Katastrophe um die Ecke lauert. Es kann nicht lange dauern, sagen sie sich, dann kommt sie über uns. Leider behalten sie in den meisten Fällen recht.
Einer meiner Cousins mütterlicherseits blättert in den Kirchenbüchern ab 1636 bis zur Gegenwart. Soweit er das nachprüfen kann, stammen meine Vorfahren alle aus Grotebühl. Oder sie kommen aus den um Grotebühl liegenden Ortschaften oder seltener aus Gemeinden, die an der anderen Seite des Großen Moores liegen. Auch für die Zeugung bleibt man geographisch zusammen, weil die Fortbewegungsmittel wenig entwickelt sind. Im besten Fall schwingt man sich aufs Pferd oder lässt sich von ihm ziehen. Das reicht, um einmal im Leben bis in die Kreisstadt zu kommen. Einige Grotebühler gehen im 19. Jahrhundert aus Verzweiflung ins Große Moor, weil seit Tilly nichts in ihren Gemeinden passiert ist. Sie ertragen nicht, Spökenkieker , die sie sind, Gespenster zu sehen und kehren nicht wieder.
Unser Genpool verbessert sich, als Handel und Wandel über unsere Dörfer kommen, so erzählt meine Tante. Mein Urgroßvater väterlicherseits soll einer der Paten im Tabakschmuggel zwischen den Königreichen Hannover und Preußen gewesen sein. Während die junge Generation Grotebühls dem Schmuggel nachgeht, wirft sie verstohlene Blicke auf die fremdländisch blickenden exotisch blühenden Mädchen aus dem Westfälischen.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kommen die Jungen aus dem westfälischen Stapelloh, um mit den Grotebühler Mädchen zu tanzen. Das schaffen sie, weil das Fahrrad mittlerweile erfunden ist und die junge Generation die Verbreitung des Drahtesels in beide Hände genommen hat. Jahr für Jahr holen sich die Stapelloher bei uns blutige Nasen.
Damit habe ich das meiste zur Verwandtschaft meines Vaters gesagt. Von meinen Verwandten mütterlicherseits weiß ich nichts, außer das sie in denselben Dörfern gehaust haben.
*
Meine Eltern ziehen häufig im Ruhrgebiet um. Sie scheinen hierhin und dorthin geworfen. Das wundert uns Nachgeborene nicht. Die Kumpels hauen in den Sack, sobald sie eine Möglichkeit sehen, dem Pütt zu entkommen. Oder sie werden in den Sack gehauen, weil die Nachfrage nach Kohle zurückgegangen ist. So kommt es, dass meine Schwester in einer anderen Stadt als die kommenden Kinder geboren wird.
1936 oder 1937 könnte meine Familie in das Gasthaus mit Dortmunder Kronen Bier gezogen sein. Das ist erneut in einer anderen Stadt. 1937 wird meine Mutter abermals schwanger. Die Hausgeburt klappt diesmal nicht. Die Hebamme taucht ihre Hände in Blut. Das Mädchen schreit einmal, als es geboren ist, und dann niemals wieder. Meine Mutter erholt sich nicht von dieser Geburt. Sie nimmt merkwürdige Züge an, meinen einige Leute.
1939 wird meine Mutter abermals schwanger. Meine Eltern suchen den Knappschaftsarzt auf. Sie tragen ihre Bedenken vor. Sie verweisen auf die fehlgeschlagene Geburt drei Jahre zuvor. Müsste meine Mutter nicht, wenn es soweit ist, ins Krankenhaus kommen? Der Knappschaftsarzt hört nur mit halbem Ohr zu. Was reden ihm die Patienten die Hucke voll, solange ihm die Knappschaftsversicherung ein Gebietsmonopol schenkt? "Haben wir nicht eine tüchtige Hebamme in der Kolonie?" fragt er, als meine baldigen Eltern immer noch drucksen.
Als ich 1940 geboren bin, scheint alles reibungslos vonstatten gegangen. In meinem Fall hat der Knappschaftsarzt recht behalten. Die paternalistische Gesundheitsversorgung, in der nur Befehle befolgt und keine Fragen gestellt werden, hat, wie auch die steigenden Geburtenrate zeigt, funktioniert.
Von 1941 und 1942 ist mir nichts haften geblieben. Es dürfte mir wie den Kurzgeratenen in anderen Familien ergangen sein. Wir schwingen die Rassel. Wir machen ein Bäuerchen. Wir gestatten uns einen Pup.
Meine Schwester sieht das später ganz anders. Ihre Geschichten über mich haben drei Merkmale: Ich komme gut weg. Mein Vater tut immer das richtige. Meine Mutter dräunt als gefürchteter Schatten.
Mein Cousin mütterlicherseits versteht nichts von kleineren Kindern. Das zeigt sich, wenn er zu uns in die Wohnung kommt. In seiner Jugendorganisation wird er gedrillt, sich gegen schwächere Kinder durchzusetzen. Dafür wird er von seinen Oberen gefördert. Abermals hat mich mein Cousin geärgert. Ich klettere von meinem Stuhl herunter. Als ich auf dem Boden stehe, halte ich mich am Stuhl fest, weil ich nicht von selber umfallen will. Derweil bin ich weiter empört. Mein Cousin begibt sich nur scheinbar auf die Flucht, während er mich gleichzeitig auslacht. Als ich ihn nicht einhole, verhöhnt er mich: „Bist du zu dumm oder zu klein, dass du nie was verstehst?“ Ich verstehe dennoch. Er hat die langen Beine, ich die ganz kurzen. Also breite ich die Arme aus und rufe: „Wer kommt in meine Arme?“ Mein Cousin kehrt in meine Arme ein. Ich verhaue ihn kraftlos. Sogar mein Onkel, der meinen Cousin ins Haus gebracht hat, ringt sich ein müdes Lächeln ab. Ich war Odysseus , denke ich einige Jahre später, der, knapp dem Kinderwagen entronnen, ein erstes Mal seinen Verstand bewegt hat..
*
Mein Großvater väterlicherseits hat den größten Hof in Grotebühl vertrunken. Alle seine Vorfahren und Nachgeborenen waren anständige Menschen. Aber wir erinnern uns ausschließlich an ihn.
Mein Großvater setzt sich in einem benachbarten Dorf kleiner. Sollte ihm der bescheidenere Hof eine Strafe sein, lässt er sich nichts anmerken. Vielmehr ist er unternehmungslustig geblieben. Zu den drei Kindern, die ihm seine erste Frau geschenkt hat – die wollte aus Scham über den Verlust eines Hofes nicht mehr leben und hustete sich darüber die Schwindsucht an –, gesellen sich fünf von der zweiten. Jetzt hat er fünf Jungen und drei Mädchen.
Der älteste Sohn, der folglich der Hoferbe ist, würde sich sorgen, selbst wenn er keinen Grund dafür hätte. Er nimmt sich eine Frau, die ausschließlich in künftigen Kalamitäten denkt. Andererseits müssen sie sich Sorgen machen. Hat der Großvater nicht gerade den kleineren Hof mit einer größeren Hypothek belegt? Noch ein solcher Schritt, und er hätte Wucherzinsen an den Juden zu zahlen. Immerhin braucht sich der Sohn keine Sorgen um den heraufziehenden Krieg zu machen. Er ist zu alt, um eingezogen zu werden.
Die Mädchen müssen zusehen, wo sie einen Hoferben abbekommen. Wenn ihnen das nicht gelingt, geistern sie als Magd auf dem Hof ihres ältesten Bruders und werden für den Rest ihres Lebens nicht wahrgenommen, insbesondere von der angeheirateten Frau des Hoferben nicht. Die drei anderen Söhne wandern nach Hamburg, ins Ruhrgebiet und nach Sachsen aus. Dem Ältesten ergeht es in Hamburg besser als meinem Vater im Ruhrgebiet, aber schlechter als seinem Bruder in Sachsen.
Zwar bleibt es eine Plackerei, die Schiffe im Hamburger Hafen zu entladen und zu beschicken. Aber der ältere Bruder hat das Glück, eine Frau aus dem Bürgertum kennenzulernen. Die Familie der Frau ist nicht begeistert, bis der Familienvorstand seine Leute daran erinnert, dass er sich vom Schauermann aufwärts hochgedient hat. Der Frau des Hamburger Bruders wird in Grotebühl und der weiteren Verwandtschaft übel genommen, dass sie glaubt, etwas Besseres zu sein. Vielleicht ist es nur ihr Hamburger Dialekt. Wenn sie durch ihre Nase spitzer als der spitzeste Stein spricht, weiß keiner in Grotebühl, was er antworten soll. Allenfalls lässt sich etwas sagen, wenn man hinter ihrem Rücken spricht.
Der Schwiegervater ist beruflich ein Pfeffersack und in der Lage, weiter zu blicken. Deshalb weiß er nicht nur, dass der heraufziehende Krieg unvermeidlich ist. Vielmehr versteht er, wie man an ihm verdient. Wenn sein Schwiegersohn nicht an der Front erschossen werden will, sollte er sich freiwillig rechtzeitig bei der Wehrmacht melden. So würde er sich einen Druckposten sichern. Sofern er sich militärisch verpflichtet, kommt er von seiner Arbeit im Hafen weg. Die passt sowieso nicht in seine Familie. Also das Militär wäre gut für ihn, vergewissert sich der Hamburger Bruder, weil er es seinem Schwiegervater und der Familie, in der er eingeheiratet hat, recht machen will. „Wenn du in deiner Uniform an der Binnenalster marschierst und Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt singst, gefiele das meiner Tochter und sogar meiner Frau“, sagt der Schwiegervater. "Das fänden sie schick. Es muss ja nicht gleich die schwarze Uniform sein."
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