Willi Bredemeier - Ein Anti-Heimat-Roman

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Die Karriere eines Bildungsenthusiasten querbeet durch die Schichten einer zunächst extrem bildungsfeindlichen Republik, bis auf einmal alle formal gebildet waren. Was haben wir gewonnen, was verloren? – Eine Familiensaga über das Revier und seine ländlichen Herkunftsregionen: Vom verzehrenden Heimweh zur Zerbröselung allen Zusammenhalts. – Von der partiellen Modernisierung des Ruhrgebiets und den Mächten, die es am Boden fesselten: Das meiste «too little», alles «too late»?

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Das Ruhrgebiet ist in großen Teilen zu Schutt und Asche zerfallen. Als erstes beginnen wieder die Güterzüge zu fahren. Auf Anweisung der britischen Militärregierung kommt die Kohleförderung stockend in Gang. Derweil starren die Leute im Ruhrgebiet in leere Keller. Darüber kann in dieser Kälte keiner lachen, dass ausgerechnet sie keine Kohle haben. Manchmal bleiben die Waggons mit den Kohleladungen stehen, ohne dass ein Grund für die zuschauende darbende Bevölkerung ersichtlich ist. Oder sie legen sich in die Kurve und drosseln ihre Geschwindigkeit. Dann springen Halbwüchsige und Kinder auf die Waggons mit den Ladungen. Sie werfen, so schnell sie können, Briketts und Kohleeier von den Waggons. Wenn der Zug Fahrt aufnimmt, springen sie herunter. Mein Cousin springt herauf und herunter und ist wieder vorneweg. Bald darf er gemeinsam mit seinem und meinem Vater in den Pütt gehen.

Noch ein paar Jahre, und ich treffe meinen Cousin ein weiteres Mal. Nach wie vor ist alles kaputt. An der Peripherie werden so rasch und billig wie möglich und hässlich wie nötig Siedlungen hochgezogen, weil die Wohnungsnot groß ist. Aber die Züge fahren und die Kinos laufen. Mein Bruder nimmt mich zu mehreren Kinobesuchen mit.

Alle Kinos sind brechend voll. Mein erster Hollywood-Film heißt Notorious . In diesem Film werden Nazis gejagt, aber die deutsche Synchronisation macht daraus andere Schurken. Oberagent Cary Grant wirbt Ingrid Bergmann als Unteragentin an und schleust sie in die verbrecherische Organisation. Ingrid Bergmann liebt Cary Grant so sehr, dass sie seinen Anregungen folgen muss. Sie heiratet den verbrecherischen Oberboss, weil Grant ihr das zumutet. Ingrid Bergmann liefert wertvolle Informationen, bis die Organisation ihr auf die Schliche kommt. Die Schwiegermutter macht sich daran, sie zu vergiften. Das muss quälend langsam geschehen, weil Cary Grant nichts bemerken soll. Die Unteragentin röchelt, da kommt Grant und trägt sie aus dem Hause des Bösen. Ich erfahre nie, ob Ingrid Bergmann das ihr eingetrichterte Gift überleben wird.

Wenn ich ihn noch einmal treffe, wird er die Werte des Christentum entdeckt haben und mit ihm jene Partei, die die Werte des Christentums vor sich herträgt. Als ich das realisiere, beginne ich zu lachen und stupse meinen Bruder gegen die Brust. „Ich kann es kaum abwarten, dass die Russen über uns kommen“, sage ich. „Dann bin ich gespannt, was du angeblich glaubst.“

*

In der Landwirtschaft hat die Maschinisierung eingesetzt. Mähmaschine, Kartoffelroder und Traktor werden in kürzestmöglichen Abständen eingeführt. Der Bauer wandelt sich zum Maschinisten, der weiß, wie man die Ungeheuer fährt, bedient, wartet und repariert. Wohl wäre es sinnvoll, wenn sich die Bauern auf eine gemeinsame Maschine verständigten. Das funktioniert jedoch aus zwei Gründen nicht: Die Witterungsbedingungen am Großen Moor sind so, dass die Bauern die Mähmaschine am selben Tag benötigen. Sie, die jeden Tag ihre eigenen Entscheidungen treffen müssen, haben nie zu kooperieren gelernt. Die Technisierung der Landwirtschaft bereitet die Entwicklungen zu landwirtschaftlicher Monokulturen, die Zusammenlegung von Höfen und die Aufgabe von Höfen bevor. Mit Maschinen lässt sich die gleiche Menge Arbeit mit weniger Händen verrichten. So wird eine stärkere Landflucht ermöglicht. Gegebenenfalls kommen alle im Ruhrgebiet unter. Während die Männer in den Pütt gehen, sind Dienstmädchen bei Bergassessoren und Schlotbaronen weiter gefragt.

Mein Onkel kauft eine Mähmaschine und den Kartoffelroder. Aber der Hof meines Onkels ist zu klein, als dass wir uns einen Trecker leisten könnten. Der Sohn des Hauses ersetzt den Ochsen, der unseren Pflug bislang gezogen hat, durch ein Pferd.

*

Kaum bin ich nach Grotebühl übergesiedelt, da lerne ich meinen künftigen Lehrer kennen. Er kommt auf dem Pattweg angeradelt und redet mit meinem Onkel über Bienenzucht. Später sprechen die Beiden über aktuelle Entwicklungen an mehreren Fronten. Mein künftiger Lehrer ist von den Schlachten fasziniert, die in Russland geschlagen werden. Während er mit der einen Hand sein Fahrrad hält, beginnt er mit der anderen zu gestikulieren. Auch wenn es derzeit ein Hin und Her gäbe, bedeute das nicht, dass der Endsieg nicht unser sei.

Sobald der Krieg gewonnen ist, sind gigantische Umsiedlungsaktionen vorgesehen, behauptet der Lehrer. Er nickt uns nachdrücklich zum Zeichen seines überlegenen Informationsstandes zu. Mein Onkel werde ein riesiges Gut in Russland unter seine Knute bekommen. „Wenn man mich von meinem Hof herunterholen will, wird man mich erschießen müssen“, sagt mein Onkel. Mein künftiger Lehrer ist verdattert. Auch wenn der Nationalsozialist höheren Idealen zugeneigt ist, etwas mehr Opportunismus täte meinem Onkel gut. Wie soll man eine Beute wie die Sowjetunion verteilen, gäbe es bei uns die Beutejäger nicht?

Die britischen Panzer ziehen in einer Endlosschleife durch Grotebühl. Mein künftiger Lehrer hat den Kindern soviel nationalsozialistisches Gedankengut eingetrichtert, das er selbst zu glauben begonnen hat. Er beschließt, mit dem Großdeutschen Reich unterzugehen. Auf dem Marktplatz von Grotebühl wartet der Lehrer auf die Panzer. Als sie herankommen, stellt er sich mitten auf die Straße und entbietet der britischen Army den Führergruß. Der erste britische Panzer stoppt. Der Fahrer klettert aus seinem Gehäuse. Er nimmt den Lehrer an den Arm und führt ihn an die Straßenseite. Die britischen Panzer setzen ihre Fahrt durch das Kirchspiel fort. Unser Lehrer will nach wie vor den Heldentod sterben. Er rennt die britische Panzerkolonne entlang. Als er den ersten Panzer der Kolonne überholt hat, stellt er sich mitten auf die Straße und entbietet den britischen Soldaten den Führergruß. Die Panzerkolonne stoppt ein weiteres Mal. Der Fahrer klettert den Panzer herunter und nimmt den Lehrer in sein Gehäuse. Jenseits des Großen Moores lässt er ihn laufen. Der Lehrer braucht fast einen Tag, um zu Fuß an seine Schule zurückzukehren. Von da an enthält er sich offener Nazi-Propaganda. Meine Tante schüttelt über diesen Vorfall den Kopf und sagt: „De Keerl hätt tau vierl Beucker läsn.“

So zivilisiert, wie sich die Briten neuerdings in Kriegen verhalten, werden sie nicht lange Herr über Indien bleiben. An der Ostfront wäre alles ratzfatz zugegangen.

.*

In Indien haben die Briten kostengünstige Erfahrungen mit indirekter Herrschaft gemacht. Nach ihrem Aufmarsch mit Panzern im Kirchspiel verzichten die Briten auf physische Präsenzen und zeigen ihre Kompetenzen in Indirect Rule . Die Flüchtlinge sind gekommen und bleiben fürs erste. Sie schauen sich nach Arbeitsplätzen im Ruhrgebiet und anderswo um. Im Kirchspiel hätten wir ihnen allenfalls in der Landwirtschaft, im Torfwerk und in der Holzschuhmacherei Arbeit zu bieten.

Kurz nachdem die Flüchtlingsströme in den Gemeinden am Großen Moor verteilt sind, kehrt der Jude in unsere Gemeinde zurück. Meine Tante ist die liebste der Frauen. Aber jetzt trägt sie ein halb verwundertes, halb zähnebleckendes Lächeln zur Schau. Sie fragt: „Wie hat der das geschafft? Der Jude betreibt Geschäfte, die wir nicht näher verstehen. Er fährt einen uralten Opel. Das ist das einzige Auto in unserer Gemeinde. Dazu sagt meine Tante: „Muss es dem Juden gleich wieder besser als unsereins gehen?“

Allerdings geht der Jude bald seines Monopols verlustig. Einer der beiden Krämer in unserer Gemeinde fährt mit einem Kastenwagen über das Land und verkauft Gegenstände des täglichen Bedarfs auf den Höfen. Wenn er mit meiner Tante in Verkaufsgespräche eintritt, schaue ich zu. Der Krämer fährt mir mit der Hand durch das Haar und schenkt mir klebrige Bonbons. Bald spannt der Krämer das Pferdegespann aus und kauft sich ein Kastenauto für seine Fahrten zu den Höfen. Jetzt haben wir zwei Personenkraftwagen in der Gemeinde. Mein Onkel und meine Tante nehmen mich zum Feuerwehrfest mit. Als wir das Zelt betreten, begegnen wir der jüdischen Familie. Wir lächeln einander zurückhaltend an und wechseln ein paar freundliche Worte.

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