Willi Bredemeier - Ein Anti-Heimat-Roman

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Die Karriere eines Bildungsenthusiasten querbeet durch die Schichten einer zunächst extrem bildungsfeindlichen Republik, bis auf einmal alle formal gebildet waren. Was haben wir gewonnen, was verloren? – Eine Familiensaga über das Revier und seine ländlichen Herkunftsregionen: Vom verzehrenden Heimweh zur Zerbröselung allen Zusammenhalts. – Von der partiellen Modernisierung des Ruhrgebiets und den Mächten, die es am Boden fesselten: Das meiste «too little», alles «too late»?

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Mein Vater kommentiert alle aktuellen Entwicklungen mit einer Mantra , die er gleichfalls aus den Revier Berichten übernommen hat. Er sagt: „Uns ist es niemals so gut gegangen.“ Ich gebe zu, dass diese Behauptung nicht ohne einen Realitätsgehalt ist. So hat mein Vater einen Kühlschrank im Schaufenster gesehen und sich gefragt, ob er ihn nicht anschaffen soll.

Ich lese über mehrere Jahrzehnte jede Zeile des SPIEGELs. Es sind letztlich nicht die Frechheit noch die Arroganz noch das Besserwissertum des SPIEGEL, die mich süchtig machen. Es ist die Unterstellung des SPIEGELs, dass Politik auf den Austausch von Argumenten beruhen möge und wir an dem Austausch dieser Argumente zu beteiligen sind. Ich beginne die Aufklärung zu lieben, bevor ich gehört habe, dass es sie gegeben hat. 1957ff. lerne ich lediglich einen ungebärdigen die eigenen Argumente zu sehr liebenden Sohn der Aufklärung kennen. Weitere Jahrzehnte später beginne ich, die Löcher in SPIEGEL-Geschichten zu sehen. Mittlerweile hat der SPIEGEL viele Kinder gezeugt. Keine Publikation hat auf die deutsche Medienlandschaft stärker Einfluss genommen, die Bild-Zeitung ausgenommen. Viele Journalisten schlugen früher die Hacken zusammen, sobald ein Würdenträger Weihrauch zum Aftershave nahm. Jetzt sind sie so frech wie der SPIEGEL, auch wenn ihnen die Kompetenz zum Stellen intelligenter Fragen fehlt.

Über Jahrzehnte fährt das Sturmgeschütz der Demokratie von Ausgabe zu Ausgabe die eine Kampagne. Die Verbrechen der Deutschen im Zweiten Weltkrieg werden aufgerollt. Man kann diese Gräueltaten nicht ungeschehen machen. Aber man will den Tätern und jenen, die geschwiegen haben, sagen, was sie getan oder nicht verhindert haben. Ich wundere mich, wie so viele Monstrositäten in so wenigen Jahren vollbracht worden sind. Andererseits scheint alles mit Fakten und Bildern belegt.

Nach mehreren SPIEGEL-Jahrgängen komme ich auf die Idee, dass diese Geschichten mich persönlich angehen könnten. Ich gehe zu meinem Vater und frage: „Hey, alter Herr, wie war das mit den Juden?“

*

Ich habe mit meinem Vater nie über Themen wie dieses gesprochen. Jetzt habe ich ihn auf den falschen Fuß erwischt. Er überlegt. Dann sagt er: „Das ist nicht richtig, was sie mit den Juden gemacht haben. Aber die Juden haben selbst viel Schuld.“ Nachdem sich mein Vater auf einen Standpunkt festgelegt hat, kommt er davon nicht herunter. Allenfalls mag er sich zusätzliche Begründungen ausdenken, die seine Position zu stützen in der Lage sind.

Ich halte meinem Vater zugute, dass er kein SPIEGEL-Leser ist. Auch bin ich an Argumenten jedweder Art interessiert, selbst wenn sie nazivergiftet sein sollten. Eine der Darlegungen meines Vaters ist mir in Erinnerung geblieben. In den Gemeinden am Großen Moor gab es nie eine Goldene Zeit für die Landwirtschaft. Wenn es bestmöglich lief, wurde das Leben zu Arbeit und Mühe. Spätestens mit 70 war man kaputt.

Wenn es weniger gut läuft, sind die Höfe beim Juden verschuldet. Während die Sonne auf die Stoppeln brennt, arbeiten die Menschen auf Höfen und Feldern. Sie verstehen die finanziellen Zusammenhänge nicht und fürchten, ihren Hof bald verlassen zu müssen. Von weitem schiebt sich der Jude im Kaftan an die Höfe. Während er an die Menschen auf den Höfen und Feldern vorbeigeht, grüßt keiner den anderen. Der Jude geht in den Stall und bindet die beste Kuh los. Er zieht mit ihr von dannen. Das ist für die Zinsen. Während sich der Jude auf den Rückmarsch macht, kommt er an den Menschen auf den Feldern und Höfen vorbei. Sie schauen sich an und hassen einander.

"Ja und?“ frage ich. „War das mit der Kuh nicht in der Ordnung? Dann hätten sich die Bauern eine doppelte Buchführung anschaffen müssen.“ Gerade bin ich dabei, in mein Zimmer zu schlendern. Da wartet ein neuer SPIEGEL auf mich. Zuvor kommt mir eine Idee. „Sag mal“, frage ich, „warst du ein Nazi?“ „Ich war nur ein Kandidat“, sagt mein Vater. „Sie haben mich nicht genommen.“ Das stand bislang nicht im SPIEGEL, dass es in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei einen ähnlichen Kandidatenstatus wie in der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands gegeben hat. Sollte es weitere strukturelle Gemeinschaften zwischen diesen Gemeinschaften geben, die man besser verschweigt, es sei denn, man gehörte zum anderen Lager?

Vielleicht, überlege ich, wollten die Nazis meinen Vater nicht haben, weil er meine Mutter nicht richtig behandelt hat. Als germanischer Schlagetot hätte er die Affäre souveräner handhaben sollen. Diese Möglichkeit nimmt mich mehr mit als alle Gräuel des Krieges zusammen, soweit der SPIEGEL sie aufgedeckt hat.

*

Hat meine Familie weitere Leichen im Keller? Mit dieser Frage wende ich mich besser an meine Schwester. Diese war wie alle Mädchen Mitglied im Bund deutscher Mädel. Aber als sie mit mir in eine Gemeinde am Großen Moor gezogen ist, geht die Arbeit auf Höfen für alle vor. Viel Zeit bleibt nicht, die Fahne hochzuziehen, im Gleichschritt zu marschieren und Wanderlieder zu singen.

Das sind sowieso Aktivitäten, über die ein anständiger Bauer den Kopf schütteln muss. Die Liebe zur Natur ist was für die Städter, während die Natur für die Landbevölkerung ein sperriger Wirtschaftsfaktor bleibt. Verweigert die Natur ihre Dienstleistungen, ist man am Ende.

Mein Cousin mütterlicherseits ist acht, als er den anderen Jungen in der Reichskristallnacht voran läuft. Er ist der erste, der die Schaufenster jüdischer Geschäfte mit Steinen einwirft. Die dabeistehenden Uniformierten haben sich meinen Cousin gemerkt. Einer von ihnen nimmt ihn an die Seite. Er möchte ihn nach Grotebühl schicken. „Schaffst du das?“ fragt er ihn. „Wenn du eine Führerpersönlichkeit bist, musst du das können.“ „Ich schaffe das“, sagt mein Cousin. Also fährt mein Cousin nach Grotebühl. Er kommt auf dem Hof einer seiner Onkel unter. In Grotebühl schlägt er Kirchenbücher nach und legt umfangreiche Genealogien an. Damit weist er nach, dass wir seit 1636, als General Tilly die Kirchenbücher verbrennen ließ, keinen Juden in der Verwandtskopp hatten. Sollte in den Jahrhunderten davor ein Jude in unseren Genpool gespuckt haben, wird die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei damit leben müssen.

Ein oberer Uniformierter ist mit der Genealogie meines Cousins zufrieden. Er sorgt dafür, dass mein Cousin auf einen Vorbereitungskurs für die künftige deutsche Elite ins befreundete Ungarn geschickt wird. Als meine Mutter gestorben ist, verzichtet mein Cousin auf den Heimaturlaub. In dieser schweren Zeit geht alle Kraft in die die Erwirkung des Endsieges. Mein Cousin wird auf eine Fortbildungsstätte in den Schwarzwald geschickt. Als er an der Schule eingetroffen ist, versammeln sich die Truppen der Alliierten auf der anderen Seite des Rheins. Die unmittelbare Verteidigung des Vaterlandes ist angesagt. Sobald mein Cousin einen ersten Imbiss zu sich genommen und eine Uniform verpasst bekommen hat, übt er an der Panzerfaust. Ein Sturmbannführer der SS biegt auf einem Motorrad mit Beiwagen in die Eliteschule ein. Er herrscht das Personal der Schule an. Danach lässt er die Schüler auf dem Schulhof strammstehen. „Schmeißt die Uniform weg und besorgt euch Zivil“, sagt er. „Der Krieg ist verloren. Abtreten.“

Mein Cousin macht sich in ziviler Kleidung auf den Weg. Er versucht, einen Bogen um die Heere zu schlagen, aber sich in der Nähe von Bahngeleisen zu halten. Sollten wider Erwarten Züge fahren, schafft er es vielleicht schneller ins Ruhrgebiet. In der Nähe von Heidelberg entert mein Cousin einen Zug. Der Zug fährt hierhin und dorthin und landet in Brüssel. Auf dem Perron in Bruxelles-Midi warten große Mengen. Sie entdecken, dass die Menschen in den Waggons Deutsche sind. Die ersten Scheiben zersplittern. Junge Männer springen auf den Zug, um die sich auf einer Irrfahrt befindenden Deutschen herauszuzerren und womöglich zu erschlagen. Vielleicht im letzten Moment, da noch alles gut gehen kann, fährt der Zug wieder an.

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