Willi Bredemeier - Ein Anti-Heimat-Roman

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Die Karriere eines Bildungsenthusiasten querbeet durch die Schichten einer zunächst extrem bildungsfeindlichen Republik, bis auf einmal alle formal gebildet waren. Was haben wir gewonnen, was verloren? – Eine Familiensaga über das Revier und seine ländlichen Herkunftsregionen: Vom verzehrenden Heimweh zur Zerbröselung allen Zusammenhalts. – Von der partiellen Modernisierung des Ruhrgebiets und den Mächten, die es am Boden fesselten: Das meiste «too little», alles «too late»?

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Meine Tante hat sich zu mir ans Bett gesetzt. Dem Gemeinderat sei einiges zu Ohren gekommen, sagt sie. Sie geht behutsam vor. Sie weiß, wenn sie hundertmal mit mir ein Thema durchhechelt, werde ich ungeduldig und am Ende wütend sein. Ja, bestätige ich, wir haben in der Schule über Bienenzucht geredet. Und, und, fragt mein Onkel. Er hat sich mittlerweile zu uns gesellt und hebt sich dunkel vor der Wand ab. Wir haben durchgenommen, wie sich die Bienen und Blumen vermehren, sage ich. Und, fragen meine Tante und meine Onkel. Am Ende der Stunde hat der Lehrer gesagt, bei den Menschen ginge es genauso zu, sage ich. Mein Onkel und meine Tante nicken einander zu. Sie verlassen das Schlafzimmer. Bald wird unser Lehrer zur Strafe zweihundert Kilometer weg ins Weserbergland versetzt. Unser Gemeinderat ist bei den Kultusbehörden vorstellig geworden. Wir wollen keinen Schwienkroom im Unterricht.

Es dauert zwei Jahre, bis wir Neues von unserem früheren Lehrer erfahren. Er hat eine seiner Schülerinnen vergewaltigt. Oder er hatte ein Verhältnis mit ihr. Anschließend hat er sich aufgehängt, nicht weil er Untaten begangen hat, sondern weil sie entdeckt wurden. Die Bauern nicken einander auf dem Marktplatz von Grotebühl zu. „Über den Kerl wussten wir Bescheid, als er unseren Kindern das mit den Immen erzählte“, sagt einer zum anderen. Sie reden beinahe in hochdeutscher Sprache, weil es um Leben und Tod und sogar um Schwienkroom gegangen ist.

*

Ich laufe den Hauptpfad im Busk entlang, bis ich vor dem Hof der Brottmanns herauskomme. Die Flüchtlingsfrau, die dort seit dem Kriegsende einquartiert ist, hat sich auf einem Schaukelstuhl vor ihren Räumen gesetzt. Sie macht sich an heißeren Tagen so frei, dass wir Landpomeranzen immerzu hinschauen müssen. So macht sie sich und anderen Flüchtlingsfrauen vor, dass die norddeutsche Knüste eine Sommerfrische sei.

Während sie schaukelt und in den Wald hineinschaut, hat sie mich entdeckt. Sie winkt mir zu und strahlt mich bar jeder auf dem Lande üblichen Zurückhaltung an. Sie winkt mir, ich möge herüberkommen. Ich beäuge sie von weitem. Einmal hat sie mir ein Butterbrot aufgezwungen, das ich nach dem Motto "Watt de Buur nicht kennt, datt friätt hei nich" weder wollte noch mochte ("Was der Bauer nicht kennt, dass frisst er nicht.") In der Erinnerung daran würge ich. Andererseits ist sie die Hüterin von Schätzen.

Der Hof wird vom alten Brottmann und seinen zwei Söhnen bewirtschaftet. Seine Frau ist seit einigen Jahren tot. Die Flüchtlingsfrau kam mit einem kleinen Jungen, aber ohne Mann auf den Hof. Was immer aus ihm geworden sein mag, keiner mag es mir erzählen. Was soll das werden außer das, was es wird? Eines Abends kehrt der alte Brottmann mit einer Flasche Schnaps in die Gemächer der Flüchtlingsfrau ein. Neun Monate später entbindet die Flüchtlingsfrau einen weiteren Jungen. Ich warte darauf, dass die Kinder der Flüchtlingsfrau groß genug sind, um mit ihnen spielen zu können. Ich bin es leid, auf dem Brauk immerzu der Kleinste zu sein.

Als die Flüchtlingsmädchen heranwachsen, erweisen sie sich als nicht minder begehrenswert als die einheimischen Mädchen. Von ihnen ist Anja Rottmann die erste, die einen Hoferben abbekommt. Ihre bevorstehende Eheschließung ist für mehrere Wochen das Tagesgespräch in den Gemeinden am Großen Moor. Die Bäuerinnen gehen mit wissendem Lächeln durch das Zentrum von Grotebühl. Damit sagen sie: Gegenwärtig gehe ich nicht über Andeutungen hinaus. Aber was immer bei dieser Ehe herauskommen mag, ich werde es anschließend gewusst haben. Gerade weil Anja Rottmann die erste ist, die einen einheimischen Jungen mit vielen Feldern freit, möchte sie alles richtig machen. So arbeitet sie sich in wenigen Jahrzehnten tot. Als sie zu den anderen Angehörigen ihrer neuen Familie ins Grab gelegt wird, nicken die Bauern in den Gemeinden am Großen Moor einander zu. Sie sagen: „Arbeiten kutt se joo.“ So viel Anerkennung darf wenngleich nur im Nachhinein sein.

Ich habe mich entschlossen, der Flüchtlingsfrau auf den Brottmann´schen Hof entgegen zu gehen. „Wie geht es dir, Gerd?“ ruft sie mir zu. „Ganz gaut“, antworte ich. „Ob du mir einen Gefallen tust?“ fragt die Flüchtlingsfrau. „Dat glöwe ick doch“, sage ich.„Kannst du dieses Heft deiner Tante bringen?“ fragt sie. „Datt dau ick“, antworte ich. Ich halte einen weiteren Lore-Roman in meinen Händen. Die Flüchtlingsfrau hat seit einiger Zeit einen schwungvollen Tauschhandel mit Lore-Romanen zwischen den Höfen im Brauk in die Gänge gebracht. Bald weitet sich der Handel bis zum Dorfzentrum aus.

Solches darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Lesen von Lore-Romanen auf den Höfen am Großen Moor mit scheelen Augen gesehen wird. Ich erwische meine Tante, als sie am Tisch in der Futterküche sitzt und eine Seite nach der anderen in einem Lore-Roman umblättert. Als sie mich entdeckt, bekommt sie einen hochroten Kopf und legt das Heft an die Seite. Sie tut das, was sie sollte, und bereitet das Futter für die Schweine vor. "Du musst dich nicht genieren", sage ich. "Es gibt etwas anderes im Leben als arbeiten." Dazu sagt sie nichts.

Der Sohn des Hauses liest nicht mehr Die Forke auf dem Donnerbalken. Er liest Lore-Romane . Wenn er mit seinen Aktivitäten auf dem Plumpsklo zu Rande gekommen ist, muss er das Heft irgendwo hinlegen. Ich trotte hinter ihm drein und achte darauf, wo es abgelegt wird. Aber kaum habe ich mich mit meiner Lektüre in der Futterküche niedergelassen, da hat mir meine Tante das Heft weggenommen. Ich erobere mir den Lore-Roman zurück und gehe mit ihm in den Garten. Gerade habe ich zwei drei Seiten über wogende Dekolletees am französischen Hof von Ludwig XV. gelesen, da kommt meine Tante und nimmt mir das Heft abermals weg. Ich nehme einen Lore-Roman mit ins Bett und lese mit angeschalteter Taschenlampe unter der Bettdecke. „Junge, Junge, bolle kannsse bloos mitte Brillen kieken“, sagt meine Tante und nimmt mir das Heft weg.

Ich sitze auf dem Heuboden und werde gerufen. Oder ich habe mich im Kornfeld versteckt. Der Sohn des Hauses schickt den Hund nach mir aus. Er will auf den Donnerbalken und den Lore-Roman lesen. Der Hund schnüffelt kurz. Dann hat er mich gefunden. Er reibt sein schwarzes Fell gegen mich. Der Sohn des Hauses pfeift seinen Hund. Mein Hund macht sich widerwillig auf den Weg zurück. „Wo iss de Geerd?“ fragt der Sohn. „Vertell mie datt.“Der Hund schaut den Sohn des Hauses verständnislos an. So ein dummer Hund. Meine Tante wird besser im Verstecken von Romanen. Dafür werde ich besser im Finden.

Soweit traut man mir, dass ich weiter Träger von Lore -Romanen zwischen unseren Leuten und der Flüchtlingsfrau auf dem Brottmann´schen Hof verwendet werde. Für mich liegt es nahe, mit einem neuen Lore-Roman in den Busk zu gehen. Dort kann mich keiner aufspüren, so dass ich in Ruhe lesen kann. Meine Tante und der Sohn des Hauses fragen mich: „Hesse kein Heft for uus?“ Die Flüchtlingsfrau fragt mich: „Hast du kein Heft für mich?“ „Ne, hewwe ick nich“, antworte ich. Ich weiß, bald werde ich erwischt und womöglich bestraft. Aber bis dahin habe ich mehrere Lore-Romane gelesen.

Ich erkenne drei Gründe, warum das Lesen von Lore-Romanen auf den Höfen am Großen Moor kritisch gesehen wird. In der Forke und den Illustrierten stehen Fakten über die wirkliche Welt. Romane spielen in erfundenen Welten. Das kommt den Leuten unheimlich vor. Ihnen fällt bei längerem Nachdenken kein Grund dafür ein, wozu man etwas braucht, was sich ein Spinner ausgedacht hat. Zweitens geht es in den Lore-Romanen immer um Sex. Wer heute einen Lore-Romane durchblätterte, belustigte sich über ihre Harmlosigkeit. Das ist alles kodiert und ergeht sich in Andeutungen. Aber für die Leute von Grotebühl war alles sehr explizit. Sobald es um Schwienkroom wie diesen geht, sind kleine Kinder wie ich zu beschützen. Drittens werden Lore-Romane heftig abgelehnt, weil die Bürger von Grotebühl die Versuchung spüren. Wir wollen diesen Schweinkram nicht in unserem Haus haben. Hätten wir ihn jedoch, was wäre das schön.

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