Was soll ich sagen, sagt der Herr: Wie der Herr, so ist das Gescherr. Nicht zu retten ist, was schon verloren ging, der Engländer zeigt da auf den ‘String’, was verdeutscht der Strang bedeutet, an dem der hochgezogen wurde, der die Füße auf den Boden nicht mehr setzen sollte.
Ist das alles, was der Herr zu sagen weiß. Kann er nicht mehr zur Sache und der Zukunft sagen?
Es wären doch nur Klagen über Klagen, das brächte die Menschen zum Verzagen. Noch eh die Zukunft begonnen hat, fände schon das Ende statt.
Dann wollen auch Sie die Vergangenheit verschweigen. Bei ihnen hab ich mir das anders vorgestellt.
Dann sind Sie zu schnell vorgeprescht, denn aus Vergangenem kann ich Gutes wenig zeigen. Ich nähm es geradezu vorweg, damit hätte Zukunft für den Menschen wieder einen Zweck, was ihm neu zum Menschsein aufzuzeigen ist.
In den Zweigen hängen letzte Blätter, der Wind bläst den Winter, nicht den Retter. Wo ich auch geh, das Licht hebt sich nicht heraus, bricht nicht durch die trübe Dämmerung ins Haus.
Das Gestern hängt an Wänden über Bildern, aus der Traumwelt erwacht, ich wollt es schildern. Ich versuchte es noch einmal mit den Händen zu greifen, doch fasste ich bloß ein letztes Verschweifen.
Es hat sich aufgelöst, was ich gestern noch fasste, hat sich entfärbt und entkernt, dass ich erblasste. Ich gehe ans Fenster und schau in die Ferne, doch das, was ich suche, da sind nicht mal die Sterne.
Kalt bläst der Wind durch die Fensterritzen, es fröstelt, ich überschlage die Decke beim Sitzen. Ich schließe die Augen der nächtlichen Finsternis zu, sehe Bilder im tiefen Grau der unbegreiflichen Ruh.
Als ich erwachte, dämmerte der Morgen, dunkel und gebückt hat sich der Wintergarten mit Eisblumen ans Fenster gedrückt. Da war selbst drinnen die Hoffnung blumig festgefroren, und Schmerz und Trauer wurden neu geboren.
Nie wurde der Tag wieder so hell, wie er mal war, nie wurden die Nächte so voll, die Sterne so klar. Nie hörte ich das Wort dieser Liebe wieder, nie wieder spürte ich den Atem deiner Lieder.
Ich bereitete mich auf einen kalten Winter vor, als sich das Auge am Morgen in den Eisblumen verlor. Ich nahm den Brief, der unter dem Kopfkissen lag, sah auf die vertraute Schrift und konnte es nicht fassen.
Ich zog die Decke über den Kopf, doch den Schopf, den ich suchte, den fand ich nicht.
Steck frische Rosen in den Krug vor dem Bild der Schmerzensmutter. Du so Schmerz- und Segenreiche, keiner ist, der dir im stillen Tragen gleicht.
Tu die Rosen dort hinein, gib ihnen frisches Wasser nach dem Höllenfeuer und dem Mörtelstaub, nach den langen Schmerzensjahren mit dem Raub.
Es werden rote Rosen sein, denn im Bild seh ich auch dich. Dich mit deinen wundervollen Augen mit der großen Liebe bis zum Morgen.
Eins ist sicher, der Krug wird immer Rosen tragen, weil der Schmerz nicht enden wird,
immer neue Schmerzen kommen.
Unfassbar bleibt das Große, was so zart begonnen hat. Unfassbar auch die Schnelle, mit der das Große dann verschwand.
Mit dir kam das Glück, es war von kurzer Dauer. Zurückblieb das Erinnerungsstück, das nicht zu fassen, nicht zu küssen ist.
Dir trag ich die roten Rosen zu, hab sie mit meiner Liebe eingewickelt. Die Blüten mit dem Liebesduft, sie gehören dir hineingesteckt in den Erinnerungskrug.
Um den Hals leg ich dir die Perlenkette unter die Schönheit deines Gesichts. Um deine Augen kann ich sie nicht legen, ihr strahlender Zauber braucht diese Erhebung nicht.
Die Feingliedrigkeit der Finger spürend liegt das Geheimnis zart in deiner Hand. Die Feinheit des Geistes lässt sich ahnen. Welch eine Kostbarkeit liegt mit dir umschalt.
Der Hand gehört der Kuss der großen Andacht, es wäre grob, die Schönheit der Lippen zu berühren. Nein, dass sich deine Lippen nicht verspannen, deine Hand das Erahnte nicht zurückzieht.
Ihr steht da und rührt euch nicht, steht da wie betonierte Säulen. Es dämmert der Morgen,
der neue Tag bricht an.
So rührt euch endlich von der Stelle! Die warme Suppe in der Kelle wird nicht gebracht, wo ihr jetzt steht. Ihr wisst’s, und darum geht!
Auch fangt endlich an zu reden, denn wortlos geht die Sache nicht. Begreift den Morgen, seht das Licht, macht euch auf den Weg und schafft!
Das Tagewerk lässt sich ohne Mühe nicht verrichten, ob beim Hacken, Schaufeln oder Dichten. Es braucht den Kopf und beide Hände, nicht hilft das Starren gegen Tür und kahle Wände.
Nur was sich bewegt ist noch nicht tot. Das Farbenspektrum zwischen blau und rot drückt aus, dass die Augen sehen. Das sollen wir mit jedem Tage neu verstehen.
So bewegt euch endlich, damit es nicht bedenklich wird. Bewegt die Füße, greift mit der Hand, damit es weiter geht im Haus und Land !
Da sitzt die Mutter auf dem Stein, sie sitzt verlassen und allein. Sie hat ihren Sohn verloren in der Ferne, er war ihr ein und alles.
Was ist das ein harter Stein, wenn der Sohn verloren ist. Was ist das für ein Allein, wenn sie in tiefer Trauer sitzt und wartet.
Sie wackelt mit dem Kopf, greift nach des Sohnes Schopf vergebens, weil er in der Ferne liegt, wohin ihr Auge nicht mehr sieht.
So entleert sich Mutterliebe, wenn der Sohn verlorengeht. Ihm galt ihr Leben und ihr Wirken, das jung und voller Hoffnung war.
Nun sitzt die Mutter auf dem Stein, sie weint untröstlich und allein. Trauer fasst, erschüttert sie, dass sie vom Stein nicht kommen will.
Das steht dem Menschen gar nicht zu
Fass mich nicht mörderisch an, hab Achtung vor dem Leben1 Was einmal und einmalig ist, ist viel mehr als das Wo und Wann.
Der Tag, der so ersehnte, dehnt und weitet sich im Geist, trägt Neues aus der Nacht herein. Es ist die Hoffnung nach dem Nicht-allein.
Anstatt zu fassen, sieh den Augenblick, schau mir in die Augen. Steh und bleibe dann gefasst , wenn dich der weite Horizont umfasst.
Lass dich vom Morgenstrahl entzücken. Nimm zusammen, was dir von der Nacht geblieben ist und ordne es im frühen Blick des Tages.
Es braucht Geduld, ein Menschenleben zu verstehen. Schnell ist ein Fehler da gemacht,
und nicht gutzumachen ist die Schuld.
So ist das Fassen dann ein Mord, egal zu welcher Zeit an welchem Ort, wenn nicht die Achtung es bestimmt, sondern Neid und Hass das Leben nimmt.
Das steht dem Menschen gar nicht zu, das Leben anderer zu nehmen. In Grund und Boden sollt er sich schämen, der sich am Leben anderer vergreift.
Es sind die Kinder, sie hören das Quantum Liebe aus dem Wort heraus. Sie haben das Recht anzunehmen, dass die Eltern den Zeugungsakt ernst genommen haben.
Denn das Kind begreift sich selbst nicht als Spielzeug, wenn es mit seinen Sachen spielt.
Es betrachtet sich als gewollt an jedem Tag. Daraus wächst sein Lebenswille, der die Zukunft entscheiden wird.
Täglich braucht das Kind den Beweis der Eltern, dass sie es ernst genommen haben und sich in die Pflicht des Tages nehmen. Da darf die Liebe nicht zu kurz kommen, sie ist das Grundnahrungsmittel Nummer eins.
Wenn du zurückkommst, dann komm mit dem Leben, denn als Mutter kann ich dir kein neues geben.
Ich nehme es hin, dass du erschöpft sein wirst vom Kampf um Haus und Vaterland.
Du weißt und spürst es, dass ich die Tage bis zu deiner Rückkunft zähle. Das tut die Mutter in ihrer Mütterlichkeit.
Auch hab ich das Wenige angespart, dass du bei mir nicht hungern musst. Ich habe die kleinen Regale gefüllt, damit ich deinen Hunger stille.
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