Das steht dem Menschen gar nicht zu Das steht dem Menschen gar nicht zu Fass mich nicht mörderisch an, hab Achtung vor dem Leben1 Was einmal und einmalig ist, ist viel mehr als das Wo und Wann. Der Tag, der so ersehnte, dehnt und weitet sich im Geist, trägt Neues aus der Nacht herein. Es ist die Hoffnung nach dem Nicht-allein. Anstatt zu fassen, sieh den Augenblick, schau mir in die Augen. Steh und bleibe dann gefasst , wenn dich der weite Horizont umfasst. Lass dich vom Morgenstrahl entzücken. Nimm zusammen, was dir von der Nacht geblieben ist und ordne es im frühen Blick des Tages. Es braucht Geduld, ein Menschenleben zu verstehen. Schnell ist ein Fehler da gemacht, und nicht gutzumachen ist die Schuld. So ist das Fassen dann ein Mord, egal zu welcher Zeit an welchem Ort, wenn nicht die Achtung es bestimmt, sondern Neid und Hass das Leben nimmt. Das steht dem Menschen gar nicht zu, das Leben anderer zu nehmen. In Grund und Boden sollt er sich schämen, der sich am Leben anderer vergreift.
Annahme Annahme Es sind die Kinder, sie hören das Quantum Liebe aus dem Wort heraus. Sie haben das Recht anzunehmen, dass die Eltern den Zeugungsakt ernst genommen haben. Denn das Kind begreift sich selbst nicht als Spielzeug, wenn es mit seinen Sachen spielt. Es betrachtet sich als gewollt an jedem Tag. Daraus wächst sein Lebenswille, der die Zukunft entscheiden wird. Täglich braucht das Kind den Beweis der Eltern, dass sie es ernst genommen haben und sich in die Pflicht des Tages nehmen. Da darf die Liebe nicht zu kurz kommen, sie ist das Grundnahrungsmittel Nummer eins.
Aber bring das Leben mit Aber bring das Leben mit Wenn du zurückkommst, dann komm mit dem Leben, denn als Mutter kann ich dir kein neues geben. Ich nehme es hin, dass du erschöpft sein wirst vom Kampf um Haus und Vaterland. Du weißt und spürst es, dass ich die Tage bis zu deiner Rückkunft zähle. Das tut die Mutter in ihrer Mütterlichkeit. Auch hab ich das Wenige angespart, dass du bei mir nicht hungern musst. Ich habe die kleinen Regale gefüllt, damit ich deinen Hunger stille. Mein Sohn, es ist das Herz, das dich herbeisehnt, um dich in die Arme zu nehmen, bevor der Tag vergeht. Die Nächte sind ungezählt, die ich durchwache, auf das kleinste Geräusch achte und auf dein Klopfen warte. Wann wirst du endlich kommen? Die Jahre vergrämen mein Gesicht. Lange ist der Appetit vergangen, um die Augen ringen sich die Sorgenkreise. Mach dich auf den Weg zu deiner Mutter! Aber bring das Leben mit! Alles andere wird sich dann schon finden.
Der stille Zug Der stille Zug Die Menge drängt, Erwartung staut sich in den Gesichtern. Doch sind sie ernst, in ihren Augen liegt der Fernblick. Auf den Armen der Mütter sitzen Kinder. Sie sind die Einzigen, die beim Nahblick bleiben, wenn sie nach den Mutterbrüsten greifen. Viele Menschen sind’s, die sich formieren, ihre Habe und Häuser zurücklassen und sich zum Zug sortieren. Erst kommen die Männer, die jungen führen die ganz Alten. Ihnen folgen die Frauen, die alten und schließlich die mit den Kindern auf den Armen. Alle tragen Taschen und Beutel, als stünde ihnen eine weite Reise bevor. Auch den Kindern ist das Lächeln vergangen, als sich der Zug in Bewegung setzt. So zieht ernst und still der Zug an einem frühen Morgen durch die Stadt. Die Fenster an den Häusern sind geschlossen. Zugezogen sind die Gardinen, als wären Geister erschienen, die vor den Fenstern vorbeigleiten. Ob in den Häusern die Menschen noch schlafen, während die andern durch die Straße ziehen? Es bleibt ein Geheimnis bis auf den heutigen Tag.
Kinder, Kinder Kinder, Kinder Ein Morgenlied der Ewigkeit, die Zeit fängt sie nicht ein. Ein Morgenlied der Wirklichkeit, Menschen bleiben ganz allein. Gedanken schwingen durch das Lied, die schwer und traurig sind. Menschen stehn in Reih und Glied, auch die Mütter mit dem Kind. Ein Kind singt mit heller Stimme das Schlaflied für die kleine Schwester. Der Weg ist gesäumt von der vereisten Rinne, unter den Dächern hängen leere Schwalbennester. Wohin es geht, keiner will es sagen, auch wenn bis auf die Kinder sie es ahnen. Die Lippen sind geschlossen, und die Augen klagen. Letzte Blicke streifen zu den Häusern hoch und mahnen. Kinder, Kinder hier auf Erden, was soll aus euch nur werden, wenn sie die Zunkunft wegtragen, ohne euch zu fragen?
Was bleibt Was bleibt Das Geheimnis liegt im Kern verborgen in der Schale des Wortes. Es flieht der Blick zum Stern mit dem Verlangen eines besseren Ortes. Aus der Ferne kommt ein Ruf, wackelig schlägt er sich durch Winde. Wer ist’s, der diesen Ruf erschuf? Die Stimme klingt nach einem Kinde. Der Wind, er trägt’s ans Ohr, wonach das Kind so wackelig ruft und weint. Nun rufen Kinder es im Chor, sie rufen nach der Mutter, dass sie endlich erscheint. Wenn der Kern sich dann entschält, wird sich das Verlangen auch entfalten. Hast du das Schicksal so gewählt? Die Schale um die Liebe, leer wird sie veralten. Was bleibt, wenn das Leben älter wird, weil die Kinder weggetragen werden. Es ist das nackte Elend. Da starrt und stummt die Menschheit.
Seht den Zug Seht den Zug Lernt die Sprache eurer Mütter! Benehmt euch wie ehrbare Ritter, die sich an Unschuldigen nicht vergreifen, sich nicht in dummer Arroganz versteifen. Achtet und lernt aus der Schöpfung, widersteht dem Auftrag der kalten Köpfung! Achtet das Leben, das euch umgibt! Seht auf den Zug, der an euch vorüberzieht! Ihr seht die sorgenzerrissenen Gesichter wehrlos dem tyrannischen Richter ausgesetzt. Weil der wehrlose Familien auseinanderreißt, sind Moral und Sittlichkeit entgleist. Vergreift euch nicht an Kindern, verfallt nicht zu Menschenschindern! Haltet euch anständig, werdet gerade alt, schlagt auf Hände der grausamen Gewalt ! Nehmt in den Brennstrahl das Scheingefecht, denn aufs Leben hat jeder Mensch ein Recht. Das ist doch keinem zu verwehren, jeder sollte vor seiner Türe kehren. Groß ist schon der Schaden, Menschen verloren das unschuldige Leben. Wie eng soll der Vernunftswinkel noch werden, wenn der Blick über den zertretenen Boden streift?
Im Tränenfluss die Stufen runter Im Tränenfluss die Stufen runter Klein und zart steht es auf der Treppenstufe, das Kind, das von oben runter Mutter ruft. Dass du den Menschen neu erschüfest mit mehr Rücksicht und Verstand! Denn sprechen sie vom Vaterland, dann stampfen schon die Stiefel. Im Vollzug ist die Gefahr, der Volksbetrug wird wieder wahr. Die alte Frau kniet vor dem Kind, versucht mit Engelszungen es zu trösten. Das kann sie nicht, weil dem Kind die Mutter fehlt. Schwarze Stiefel, wenn sie blank gerieben sind, sind gefürchtet und verflucht. In gewichsten schwarzen Stiefeln hat sich der Teufel eingebucht, der nicht ablässt vom Quälen und dem Morden. Die alte Frau erhebt sich mühsam von den Knien, sie schüttelt mit dem Kopf, es ist unfassbar. Sie geht in ihre Wohnung zurück, lässt angelehnt die Tür fürs Kind, das, weil ihm der Engel nicht erscheint, weiter nach der Mutter ruft. Im Tränenfluss die Stufen runter ruft und weint es seiner Mutter nach.
Halte die Mütter bei ihren Kindern Helmut Lauschke Gesichter zwischen Licht und Schatten Denk- und Bildansätze Dieses ebook wurde erstellt bei
Freudentränen Helmut Lauschke Gesichter zwischen Licht und Schatten Denk- und Bildansätze Dieses ebook wurde erstellt bei
Im Verblassen der grellen Traumlichter Helmut Lauschke Gesichter zwischen Licht und Schatten Denk- und Bildansätze Dieses ebook wurde erstellt bei
Im Wellenschlag Helmut Lauschke Gesichter zwischen Licht und Schatten Denk- und Bildansätze Dieses ebook wurde erstellt bei
Wenn der Wind bläst Helmut Lauschke Gesichter zwischen Licht und Schatten Denk- und Bildansätze Dieses ebook wurde erstellt bei
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