Der unehelich war; doch erzog ihn die edle Theano
Gleich den eigenen Kindern, gefällig zu sein dem Gemahle.
Diesem schoß nachrennend der speerberühmte Phyleide
Hinten die spitzige Lanze gerad in die Höhle des Nackens;
Zwischen den Zähnen hindurch zerschnitt die Zunge das Erz ihm,
Und er entsank in den Staub, am kalten Erze noch knirschend.
Doch der Euämonid Eurypylos traf den Hypsenor,
Ihn, Dolopions Sohn, des Erhabenen, der dem Skamandros
War ein Priester geweiht, wie ein Gott im Volke geehret.
Aber Eurypylos nun, der glänzende Sohn des Euämon,
Als er vor ihm hinbebte, verfolgt' und schwang in die Schulter
Ihm anstürmend das Schwert und hieb ihm den nervichten Arm ab:
Blutig entsank ihm der Arm ins Gefild hin; aber die Augen
Übernahm der finstere Tod und das grause Verhängnis.
So arbeiteten jen' im Ungestüme der Feldschlacht.
Aber des Tydeus Sohn, nicht wüßte man, welcherlei Volks er
Schaltete, ob er mit Troern einherging, ob mit Achaiern.
Denn er durchtobte das Feld, dem geschwollenen Strome vergleichbar,
Voll vom Herbst, der in reißendem Sturz wegflutet die Brücken;
Nicht ihn zu hemmen vermag der Brücken gewaltiges Bollwerk,
Auch nicht hemmen die Zäune der grünenden Saatengefilde
Ihn, der sich schleunig ergießt, wann gedrängt Zeus' Schauer herabfällt;
Weit dann versinkt er vor jenem der Jünglinge fröhliche Arbeit:
Also vor Tydeus' Sohn enttaumelten dichte Geschwader
Troischen Volks und harreten nicht, wie viel sie auch waren.
Aber sobald ihn schaute der glänzende Sohn des Lykaon,
Wie er durchtobte das Feld und umher zerstreute die Scharen,
Richtet' auf Tydeus' Sohn er sofort sein krummes Geschoß hin,
Schnellte dem Stürmenden zu und traf ihn rechts an der Schulter
In sein Panzergelenk; ihm flog das herbe Geschoß durch,
Grad' in die Schulter hinein, und Blut umströmte den Panzer.
Jauchzend erhub die Stimme der glänzende Sohn des Lykaon:
Angedrängt, ihr Troer, voll Kriegsmut, Sporner der Rosse!
Denn nun traf's den besten der Danaer! Nimmer, vermut ich,
Wird er es lang aushalten, das starke Geschoß, so in Wahrheit
Mich Zeus' herrschender Sohn zum Streit aus Lykia hertrieb!
Jener rief's aufjauchzend; doch nicht bezwang das Geschoß ihn,
Sondern er wich, und gestellt vor den rossebespanneten Wagen,
Redet' er Sthenelos an, den kapaneischen Sprößling:
Auf, o trautester Kapaneiad, und steige vom Wagen,
Daß du hervor aus der Schulter das herbe Geschoß mir entziehest.
Jener sprach's; doch Sthenelos sprang von dem Wagen zur Erde,
Trat hinan und entzog den durchdringenden Pfeil aus der Schulter;
Hell durchspritzte das Blut die geflochtenen Ringe des Panzers.
Jetzo betete laut der Rufer im Streit Diomedes:
Höre, des ägiserschütternden Zeus' unbezwungene Tochter!
Wenn du mir je und dem Vater mit sorgsamer Liebe genahet
Im feindseligen Streit, so liebe mich nun, o Athene!
Laß mich treffen den Mann und den fliegenden Speer ihn erreichen,
Welcher zuvor mich verwundet und nun frohlockend sich rühmet,
Nicht mehr schau ich lange das Licht der strahlenden Sonne!
Also rief er flehend, ihn hörete Pallas Athene.
Leicht ihm schuf sie die Glieder, die Füß' und die Arme von oben;
Nahe nun trat sie hinan und sprach die geflügelten Worte:
Kehre getrost, Diomedes, zum mutigen Kampf mit den Troern;
Denn dir goß ich ins Herz die Kraft und Stärke des Vaters,
Unverzagt, wie sie trug der geschildete reisige Tydeus.
Auch das Dunkel entnahm ich den Augen dir, welches sie deckte,
Daß du wohl erkennest den Gott und den sterblichen Menschen.
Drum, so etwa ein Gott herannaht, dich zu versuchen,
Hüte dich, seligen Göttern im Kampf entgegen zu wandeln,
Allen sonst; doch käme die Tochter Zeus', Aphrodite,
Her in den Streit, die magst du mit spitzigem Erze verwunden.
Also sprach und enteilte die Herrscherin Pallas Athene.
Aber es flog Diomedes zurück in das Vordergetümmel.
Hatt er zuvor im Herzen geglüht, mit den Troern zu kämpfen,
Jetzo ergriff ihn dreimal entflammterer Mut, wie den Löwen,
Welchen der Hirt im Felde, die wolligen Schafe bewachend,
Streifte, doch nicht erschoß, da über den Zaun er hereinsprang
(Jenem erhebt sich der Zorn, und hinfort kann keiner ihm wehren,
Sondern er dringt in die Ställe hinein, die Verlassenen scheuchend;
Und nun liegen gehäuft die Blutenden übereinander;
Aber voll Wut entspringt er dem hochumschränkten Gehege):
Also drang in die Troer voll Wut der Held Diomedes.
Jetzo rafft' er Astynoos hin und den Herrscher Hypeiron,
Ihn an der Warze der Brust mit eherner Lanze durchbohrend;
Jenem schwang er ins Schultergelenk des gewaltigen Schwertes
Hieb, daß vom Halse die Schulter sich sonderte und von dem Rücken.
Diese verließ und zu Abas enteilet' er und Polyeidos,
Beid Eurydamas' Söhne, des traumauslegenden Greises.
Doch den Scheidenden hatte der Greis nicht Träume gedeutet,
Sondern es raubt' ihr Geschmeide der starke Held Diomedes.
Drauf den Xanthos und Thoon verfolget' er, Söhne des Phänops,
Beide spät ihm geboren, und schwach vom traurigen Alter,
Zeugt' er kein anderes Kind, sein Eigentum zu ererben.
Jener entwaffnete nun, ihr süßes Leben vertilgend,
Beid und ließ den Vater in Gram und finsterer Schwermut
Dort, dieweil nicht lebend sie heim aus dem Treffen ihm kehrten,
Freudig begrüßt, und das Erb eindringende Fremde sich teilten.
Jetzo zween aus Priamos' Blut, des Dardanionen,
Traf er auf einem Geschirr, den Chromios und den Echemon;
Und wie ein Löw in die Rinder sich stürzt und den Nacken der Starke
Abknirscht, oder der Kuh, die Laubgehölze durchweiden:
Also beide zugleich warf Tydeus' Sohn aus dem Wagen
Schrecklich herab mit Gewalt, und hierauf nahm er die Rüstung;
Doch das Gespann entführten die Seinigen ihm zu den Schiffen.
Jenen sah Äneias umher verdünnen die Schlachtreihn;
Flugs durcheilt' er den Kampf und den klirrenden Sturm der Geschosse,
Rings nach Pandaros forschend, dem Göttlichen, ob er ihn fände.
Jetzo fand er den starken untadligen Sohn des Lykaon,
Trat nun hinan vor jenen und redete, also beginnend:
Pandaros, wo dein Bogen und wo die gefiederten Pfeile
Und dein Ruhm, den weder allhier ein anderer teilet,
Noch in Lykia einer dir abzugewinnen sich rühmet?
Hebe die Hände zu Zeus und sende dem Mann ein Geschoß hin,
Der da umher so schaltet und schon viel Böses den Troern
Stiftete, weil er vieler und tapferer Knie gelöset!
Ist er nicht etwa ein Gott, der im Zorn heimsuchet die Troer,
Rächend der Opfer Schuld; denn hart ist die Rache der Götter.
Ihm antwortete drauf der glänzende Sohn des Lykaon:
Edler Fürst, Äneias, der erzgepanzerten Troer,
Gleich des Tydeus Sohne, dem Feurigen, acht ich ihn völlig;
Denn ich erkenne den Schild und die längliche Kuppel des Helmes,
Auch sein Rossegeschirr; doch vielleicht auch mag er ein Gott sein.
Ist der Mann, den ich sage, der feurige Sohn des Tydeus,
Traun, nicht ohne Götter ergrimmt' er so, sondern ihm nahe
Steht ein Unsterblicher dort, ein Gewölk um die Schultern sich hüllend,
Der auch das schnelle Geschoß abwendete, welches ihm zuflog.
Denn ihm sandt ich bereits ein Geschoß und traf ihm die Schulter
Rechts, daß hinein es drang, das Panzergelenk ihm durchbohrend;
Und ich hofft, ihn hinab zu beschleunigen zum Aidoneus.
Dennoch bezwang ich ihn nicht. Ein Gott muß wahrlich erzürnt sein.
Auch nicht hab ich die Ross' und ein schnelles Geschirr zu besteigen,
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