Aber Idomeneus selber voran, in der Stärke des Ebers;
Und Meriones folgte, die hinteren Reihn ihm erregend.
Diese sah mit Freude der Völkerfürst Agamemnon,
Und zu Idomeneus schnell mit freundlicher Rede begann er:
Du, Idomeneus, bist mir geehrt vor den Reisigen allen,
Du im Kriege sowohl als sonst in jedem Geschäfte,
Auch am Mahl, wann festlich den edleren Helden von Argos
Funkelnder Ehrenwein in vollen Krügen gemischt wird.
Denn obgleich die andern der hauptumlockten Achaier
Trinken beschiedenes Maß, doch steht dein Becher beständig
Angefüllt, wie der meine, nach Herzenswunsche zu trinken.
Auf denn, gestürmt in die Schlacht, wie du immer vordem dich gerühmet!
Aber Idomeneus rief, der Kreter Fürst, ihm entgegen:
Atreus' Sohn, dir bleib ich ein treugesinnter Genosse
Immerdar, wie zuerst ich angelobt und beteuert.
Nur die anderen reize der hauptumlockten Achaier,
Schleunig den Kampf zu beginnen, dieweil sie kränkten das Bündnis,
Trojas Volk! Nun möge sie Tod und Jammer in Zukunft
Treffen, dieweil sie zuerst nun beleidigten wider den Eidschwur!
Jener sprach's; und vorbei ging freudigen Muts Agamemnon.
Jetzo erreicht' er die Ajas im Gang durch der Männer Getümmel.
Beide standen in Wehr, und es folgt' ein Gewölke des Fußvolks.
Also schaut von der Warte die finstere Wolke der Geißhirt
Über das Meer aufziehn, von Zephyros Hauche getragen
(Siehe, schwärzer denn Pech dem Fernestehenden scheint sie,
Über das Meer annahend, und führt unermeßlichen Sturmwind;
Jener erstarrt vor dem Blick und treibt die Herd in die Felskluft):
Also zog mit den Ajas Gewühl streitfertiger Jugend
Dort zur blutigen Schlacht in dichtgeordneten Haufen
Schwarz einher, von Schilden umstarrt und spitzigen Lanzen.
Diese sah mit Freuden der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu ihnen und sprach die geflügelten Worte:
Ajas beid, Heerführer der erzumschirmten Achaier,
Ihr dort braucht, zu erregen das Volk, nicht meines Gebotes;
Denn schon selbst ermahnt ihr die Eurigen, tapfer zu kämpfen.
Wenn doch, o Vater Zeus und Pallas Athen' und Apollon,
Solch ein Mut nun allen das Herz im Busen beseelte!
Bald dann neigte sich uns des herrschenden Priamos Feste,
Unter unseren Händen besiegt und zu Boden getrümmert!
Dieses gesagt, verließ er sie dort und eilte zu andern,
Wo er den Nestor fand, den tönenden Redner von Pylos,
Emsig die Freund' anordnend und wohl ermahnend zur Feldschlacht,
Jen' um Pelagon her und Chromios und den Alastor,
Auch um Hämon den Held und den völkerweidenden Bias.
Erst die Reisigen stellt' er mit Rossen zugleich und Geschirren,
Hinten sodann die Männer zu Fuß, die vielen und tapfern,
Mauer zu sein des Gefechts; und die Feigen gedrängt in die Mitte,
Daß, wer so gar nicht wollte, die Not ihn zwänge zu streiten.
Erst die Reisigen nun ermahnet' er, jedem gebietend,
Wohl zu hemmen die Rosse, nicht wild durcheinander zu tummeln:
Keiner, auf Wagenkund und Männerstärke vertrauend,
Wag allein vor andern zum Kampfe sich gegen die Troer;
Keiner auch weiche zurück, denn also schwächt ihr euch selber.
Welcher Mann vom Geschirr hinkommt auf des anderen Wagen,
Strecke die Lanze daher; denn weit heilsamer ist solches.
Das war der Alten Gebrauch, die Städt' und Mauern zertrümmert,
Solchen Sinn und Mut im tapferen Herzen bewahrend.
Also ermahnte der Greis, vorlängst wohlkundig des Krieges.
Ihn auch sah mit Freude der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu jenem und sprach die geflügelten Worte:
Möchten, o Greis, wie der Mut dein Herz noch füllet im Busen,
So dir folgen die Knie und fest die Stärke dir dauern!
Aber dich drückt des Alters gemeinsame Last! O ihr Götter,
Daß sie ein anderer trüg und du ein Jüngling einhergingst!
Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor:
Atreus' Sohn, ja gerne verlangt' ich selber noch jetzo
Der zu sein, wie ich einst den Held Ereuthalion hinwarf!
Doch nicht alles zugleich verliehn ja die Götter den Menschen.
War ich ein Jüngling vordem, so naht mir jetzo das Alter.
Aber auch so begleit ich die Reisigen noch und ermahne
Andre mit Rat und Worten; denn das ist die Ehre der Alten.
Speere laß hinschwingen die Jünglinge, welche der Jahre
Weniger zählen denn ich und noch vertrauen der Stärke!
Jener sprach's; und vorbei ging freudigen Muts Agamemnon,
Fand dann Peteos' Sohn, den Rossetummler Menestheus,
Stehn und umher die Athener geschart, wohlkundig des Feldrufs.
Aber zunächst ihm stand der erfindungsreiche Odysseus,
Welchem umher Kephallener in unverächtlichen Schlachtreihn
Standen. Denn nicht ertönte noch beider Volke der Aufruhr,
Weil nur jüngst miteinander erregt andrängten die Scharen
Rossebezähmender Troer und Danaer. Aber erwartend
Standen sie, wann vorrückend ein anderer Zug der Achaier
Stürmt' in der Troer Volk und dort anhöbe das Treffen.
Diese schalt erblickend der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu ihnen und sprach die geflügelten Worte:
O du, Peteos' Sohn, des gottbeseligten Herrschers!
Und du, reichlich geschmückt mit Betörungen, sinnend auf Vorteil!
Warum also geschmiegt entfernt ihr euch, harrend der andern?
Wohl euch beiden geziemt' es, zugleich mit den ersten der Kämpfer
Dazustehn und der flammenden Schlacht euch entgegenzustürzen!
Seid doch ihr die ersten zum Mahle mir immer gerufen,
Rüsteten wir den Edlen ein Ehrenmahl, wir Achaier!
Freud ist's dann, zu schmausen gebratenes Fleisch und zu trinken
Becher des süßen Weins, des erlabenden, weil euch gelüstet!
Doch nun säht ihr mit Freude, wenn auch zehn Scharen Achaias
Euch zuvor eindrängen mit grausamem Erz in die Feldschlacht!
Finster schaut' und begann der erfindungsreiche Odysseus:
Welch ein Wort, o Atreid, ist dir aus den Lippen entflohen?
Wie doch nennst du zur Schlacht saumselig uns? Wann wir Achaier
Gegen die reisigen Troer die Wut des Ares erregen,
Wirst du schaun, so du willst und solcherlei Dinge dich kümmern,
Auch Telemachos' Vater gemischt in das Vordergetümmel
Troischer Reisigen dort! Du schwatzest da nichtige Worte!
Lächelnd erwiderte drauf der Herrscher des Volks Agamemnon,
Als er zürnen ihn sah, und wendete also die Rede:
Edler Laertiad, erfindungsreicher Odysseus,
Weder Tadel von mir verdienest du, weder Ermahnung.
Denn ich weiß, wie das Herz in deinem Busen beständig
Milde Gedanken mir hegt; du gleichst an Gesinnung mir selber.
Komm, dies wollen hinfort wir berichtigen, wenn ja ein hartes
Wort entfiel; das mögen die Himmlischen alles vereiteln!
Dieses gesagt, verließ er sie dort und eilte zu andern.
Tydeus' Sohn nun fand er, den stolzen Held Diomedes,
Stehn auf rossebespanntem und wohlgefügetem Wagen;
Neben ihm Sthenelos auch, den kapaneischen Sprößling.
Ihn auch schalt erblickend der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu jenem und sprach die geflügelten Worte:
Wehe mir, Tydeus' Sohn, des feurigen Rossebezähmers,
Wie du erbebst! Wie du bang umschaust nach den Pfaden des Treffens!
Nie hat Tydeus wahrlich so gar zu verzagen geliebet,
Sondern weit den Genossen voraus in die Feinde zu sprengen.
Also erzählt, wer ihn sah in der Kriegsarbeit; denn ich selber
Traf und erblickt' ihn nie; doch strebet' er, sagt man, vor andern.
Vormals kam, sich entfernend vom Krieg, der Held in Mykene
Gastlich, samt Polyneikes, dem Göttlichen, Volk zu versammeln,
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