Homeros Homer - Homer - Odyssee

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Die «Odyssee» von Homer erzählt von der Irrfahrt des Odysseus. Nach seinem Einsatz im Trojanischen Krieg kehrt Odysseus in seine Heimat zurück. Auf der Reise wird er von Poseidon immer wieder auf die Probe gestellt.
Die sehr gute bildliche Darstellung und Beschreibung der einzelnen Götter bietet einen tiefen Einblick in die antiken griechischen Mythen. Homer schreibt sehr spannend und lebendig.
Dieses E-Book enthält eine vollständige Ausgabe der «Odyssee» von Homer in werkgetreuer Übersetzung.

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Inhalt

Titelseite Homer Odyssee Übersetzung von Heinrich Voß

I. Gesang

II. Gesang

III. Gesang

IV. Gesang

V. Gesang

VI. Gesang

VII. Gesang

VIII. Gesang

IX. Gesang

X. Gesang

XI. Gesang

XII. Gesang

XIII. Gesang

XIV. Gesang

XV. Gesang

XVI. Gesang

XVII. Gesang

XVIII. Gesang

XIX. Gesang

XX. Gesang

XXI. Gesang

XXII. Gesang

XXIII. Gesang

XXIV. Gesang

Homer

Odyssee

Übersetzung von Heinrich Voß

I. GESANG

Ratschluß der Götter, daß Odysseus, welchen Poseidon verfolgt, von Kalypsos Insel Ogygia heimkehre. Athene, in Mentes' Gestalt, den Telemachos besuchend, rät ihm, in Pylos und Sparta nach dem Vater sich zu erkundigen und die schwelgenden Freier aus dem Hause zu schaffen. Er redet das erstemal mit Entschlossenheit zur Mutter und zu den Freiern. Nacht.

Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,

Welcher so weit geirrt nach der heiligen Troja Zerstörung,

Vieler Menschen Städte gesehn und Sitte gelernt hat

Und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet,

Seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft.

Aber die Freunde rettet' er nicht, wie eifrig er strebte;

Denn sie bereiteten selbst durch Missetat ihr Verderben:

Toren! welche die Rinder des hohen Sonnenbeherrschers

Schlachteten; siehe, der Gott nahm ihnen den Tag der Züruckkunft.

Sage hievon auch uns ein weniges, Tochter Kronions.

Alle die andern, soviel dem verderbenden Schicksal entflohen,

Waren jetzo daheim, dem Krieg entflohn und dem Meere:

Ihn allein, der so herzlich zur Heimat und Gattin sich sehnte,

Hielt die unsterbliche Nymphe, die hehre Göttin Kalypso,

In der gewölbeten Grotte und wünschte sich ihn zum Gemahle.

Selbst da das Jahr nun kam im kreisenden Laufe der Zeiten,

Da ihm die Götter bestimmt, gen Ithaka wiederzukehren,

Hatte der Held noch nicht vollendet die müdende Laufbahn,

Auch bei den Seinigen nicht. Es jammerte seiner die Götter;

Nur Poseidon zürnte dem göttergleichen Odysseus

Unablässig, bevor er sein Vaterland wieder erreichte.

Dieser war jetzo fern zu den Aithiopen gegangen:

Aithiopen, die zwiefach geteilt sind, die äußersten Menschen,

Gegen den Untergang der Sonnen und gegen den Aufgang:

Welche die Hekatombe der Stier' und Widder ihm brachten.

Allda saß er, des Mahls sich freuend. Die übrigen Götter

Waren alle in Zeus' des Olympiers Hause versammelt.

Unter ihnen begann der Vater der Menschen und Götter;

Denn er gedachte bei sich des tadellosen Aigisthos,

Den Agamemnons Sohn, der berühmte Orestes, getötet;

Dessen gedacht er jetzo und sprach zu der Götter Versammlung:

Welche Klagen erheben die Sterblichen wider die Götter!

Nur von uns, wie sie schrein, kommt alles Übel; und dennoch

Schaffen die Toren sich selbst, dem Schicksal entgegen, ihr Elend.

So nahm jetzo Aigisthos, dem Schicksal entgegen, die Gattin

Agamemnons zum Weib und erschlug den kehrenden Sieger,

Kundig des schweren Gerichts! Wir hatten ihn lange gewarnet,

Da wir ihm Hermes sandten, den wachsamen Argosbesieger,

Weder jenen zu töten noch um die Gattin zu werben.

Denn von Orestes wird einst das Blut Agamemnons gerochen,

Wann er, ein Jüngling nun, des Vaters Erbe verlanget.

So weissagte Hermeias; doch folgte dem heilsamen Rate

Nicht Aigisthos, und jetzt hat er alles auf einmal gebüßet.

Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:

Unser Vater Kronion, der herrschenden Könige Herrscher,

Seiner verschuldeten Strafe ist jener Verräter gefallen.

Möchte doch jeder so fallen, wer solche Taten beginnet!

Aber mich kränkt in der Seele des weisen Helden Odysseus

Elend, welcher so lang, entfernt von den Seinen, sich abhärmt

Auf der umflossenen Insel, der Mitte des wogenden Meeres.

Eine Göttin bewohnt das waldumschattete Eiland,

Atlas' Tochter, des Allerforschenden, welcher des Meeres

Dunkle Tiefen kennt und selbst die ragenden Säulen

Aufhebt, welche die Erde vom hohen Himmel sondern.

Dessen Tochter hält den ängstlich harrenden Dulder,

Immer schmeichelt sie ihm mit sanft liebkosenden Worten,

Daß er des Vaterlandes vergesse. Aber Odysseus

Sehnt sich, auch nur den Rauch von Ithakas heimischen Hügeln

Steigen zu sehn und dann zu sterben! Ist denn bei dir auch

Kein Erbarmen für ihn, Olympier? Brachte Odysseus

Nicht bei den Schiffen der Griechen in Trojas weitem Gefilde

Sühnender Opfer genug? Warum denn zürnest du so, Zeus?

Ihr antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion:

Welche Rede, mein Kind, ist deinen Lippen entflohen?

O wie könnte doch ich des edlen Odysseus vergessen?

Sein, des weisesten Mannes, und der die reichlichsten Opfer

Uns Unsterblichen brachte, des weiten Himmels Bewohnern?

Poseidaon verfolgt ihn, der Erdumgürter, mit heißer

Unaufhörlicher Rache; weil er den Kyklopen geblendet,

Polyphemos, den Riesen, der unter allen Kyklopen,

Stark wie ein Gott, sich erhebt. Ihn gebar die Nymphe Thoosa,

Phorkyns Tochter, des Herrschers im wüsten Reiche der Wasser,

Welche Poseidon einst in dämmernder Grotte bezwungen.

Darum trachtet den Helden der Erderschüttrer Poseidon

Nicht zu töten, allein von der Heimat irre zu treiben.

Aber wir wollen uns alle zum Rat vereinen, die Heimkehr

Dieses Verfolgten zu fördern; und Poseidaon entsage

Seinem Zorn: denn nichts vermag er doch wider uns alle,

Uns unsterblichen Göttern allein entgegenzukämpfen!

Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:

Unser Vater Kronion, der herrschenden Könige Herrscher,

Ist denn dieses im Rate der seligen Götter beschlossen,

Daß in sein Vaterland heimkehre der weise Odysseus;

Auf! so laßt uns Hermeias, den rüstigen Argosbesieger,

Senden hinab zu der Insel Ogygia: daß er der Nymphe

Mit schönwallenden Locken verkünde den heiligen Ratschluß

Von der Wiederkehr des leidengeübten Odysseus.

Aber ich will gen Ithaka gehn, den Sohn des Verfolgten

Mehr zu entflammen und Mut in des Jünglings Seele zu gießen,

Daß er zu Rat berufe die hauptumlockten Achaier

Und den Freiern verbiete, die stets mit üppiger Frechheit

Seine Schafe schlachten und sein schwerwandelndes Hornvieh;

Will ihn dann senden gen Sparta und zu der sandigen Pylos:

Daß er nach Kundschaft forsche von seines Vaters Zurückkunft

Und ein edler Ruf ihn unter den Sterblichen preise.

Also sprach sie und band sich unter die Füße die schönen

Goldnen ambrosischen Sohlen, womit sie über die Wasser

Und das unendliche Land im Hauche des Windes einherschwebt;

Faßte die mächtige Lanze mit scharfer eherner Spitze,

Schwer und groß und stark, womit sie die Scharen der Helden

Stürzt, wenn im Zorn sich erhebt die Tochter des schrecklichen Vaters.

Eilend fuhr sie hinab von den Gipfeln des hohen Olympos,

Stand nun in Ithakas Stadt, am Tore des Helden Odysseus,

Vor der Schwelle des Hofs, und hielt die eherne Lanze,

Gleich dem Freunde des Hauses, dem Fürsten der Taphier Mentes.

Aber die mutigen Freier erblickte sie an des Palastes

Pforte, wo sie ihr Herz mit Steineschieben ergötzten,

Hin auf Häuten der Rinder gestreckt, die sie selber geschlachtet.

Herold' eilten umher und fleißige Diener im Hause:

Jene mischten für sie den Wein in den Kelchen mit Wasser;

Diese säuberten wieder mit lockern Schwämmen die Tische,

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