1 ...8 9 10 12 13 14 ...38 „Und was war das oben? Drei Badezimmer kann ich ja verstehen, aber zwei Küchen?“
„Das oben war doch keine Küche. Kaffeeraum habe ich gesagt. Der ist mehr auf den Gemütlichkeitsfaktor ausgelegt.“
„Stimmt, das macht Sinn. Weil es hier in der Küche ja auch so ungemütlich ist.“ Mit einem Lachen schüttelte er den Kopf. „Wollen wir nicht einfach hier den Kaffee trinken?“, fragte er dann. „Ich gehe davon aus, dass euer Kaffee aus diesem beschaulichen Vollautomaten gut genug schmeckt, die Sonne scheint und ich habe euren Garten noch gar nicht gesehen.“
Sie zuckte einwilligend mit der Schulter und schaltete die Maschine an.
„Na, dann erzähl doch mal“, forderte er sie auf, während der Kaffee langsam die Tassen füllte und sich der Duft der frischen Bohnen um sie herum ausbreitete, „was hast du in den letzten Jahren so getrieben?“
„Na ja, nicht unbedingt viel.“ Sie begann ihm ihr Studium und ihre Doktorarbeit so gut wie möglich zusammenzufassen, reichte ihm, als der Kaffee aufhörte zu tropfen, eine der beiden gefüllten Tassen, und ging gemeinsam mit ihm in den Garten. Dort machten sie es sich zusammen in der Hängematte bequem, die zwischen zwei blühenden Kirschbäumen aufgespannt war. Sie setzten sich einander gegenüber. Das Thema, was sie beide in den letzten Jahren erlebt hatten, war schnell abgehakt und sie begannen stattdessen über die alten Zeiten zu sprechen, in denen sie noch zusammen zur Schule gegangen waren. „Spielst du eigentlich immer noch Tennis?“, wollte er irgendwann wissen.
Sie schüttelte den Kopf. „In der letzten Zeit bin ich gar nicht mehr so wirklich zu irgendeinem Sport gekommen. Aber ich habe eine Reitbeteiligung.“
„Falls du Interesse hast, können wir auch gerne einmal zusammen etwas machen. Mit Reiten kann ich allerdings nicht dienen.“
Bei dem Gedanken Daniel auf einem Pferd sitzen zu sehen musste sie unwillkürlich auflachen. „Das kann ich mir bei dir auch nicht vorstellen.“
„Weil ich nicht elegant genug bin?“
„Stimmt, ich glaube deswegen.“
„Gemeinheit!“ Mit gespielter Empörung griff er nach ihrem Fuß, der etwa auf seiner Brusthöhe neben ihm lag.
Mit Kaffee im Mund stieß sie einen Laut der Abwehr aus. Sie verschluckte sich an ihrem Kaffee und begann zu husten.
„Geht’s wieder?“, fragte er, als sie anschließend mit rotem Kopf nach Luft schnappte.
Sie stellte die Kaffeetasse beiseite und zog sich ihre Schuhe aus. „Also, wenn du meinen Fuß schon massieren möchtest, dann bitte ohne Schuh“, sagte sie im Scherz.
Mit einem leichten Lächeln begann Daniel tatsächlich ihren Fuß zu massieren und es fühlte sich besser an, als Diana erwartet hätte. Genussvoll schloss sie die Augen und ließ seine Berührung einfach zu. „Wieso kannst du das so gut?“
„Na, als Sportwissenschaftler lernt man, wie man Menschen zu berühren hat.“
Dieses Mal lachte sie lauter. „Du meinst, wie man Frauen zu berühren hat.“
Abrupt entfernte er seine Hände von ihr.
Etwas verwundert öffnete Diana die Augen wieder und sah zu ihm herüber. Sein Blick war fest und nachdenklich auf sie gerichtet. Obwohl es kein bisschen zu ihm passen wollte, wirkte er mit einem Mal ernst.
„Stimmt etwas nicht?“
„Du beleidigst mich. Ich bin doch nicht so ein Aufreißer.“ Noch während er dies sagte, schlich sich bereits wieder ein Lächeln auf sein Gesicht.
Sie erwiderte das Lächeln und stupste ihn auffordernd mit dem rechten Fuß an.
„So und jetzt mach weiter!“
„Wenn ich schon so niedere Arbeiten verrichten soll, dann solltest du mir zumindest ein Bier holen. Mein Kaffee ist auch leer.“
„Oh, warten Sie bitte, gnädiger Herr.“ Sie schwang sich aus der Hängematte und eilte in die Küche. Statt Bier holte sie aber zwei Sektgläser und Champagner. „Na? Ist das nicht besser als Bier?“
Daniel mustere sie von oben bis unten. „Und wo ist der Kaffee?“
„Gibt es nicht.“
Sie leerten die Flasche Champagner gemeinsam in weniger als einer halben Stunde und stiegen dann auf härteren Alkohol um. Sie mixten in der Küche gerade den nächsten Cocktail, als Daniels Handy klingelte. Er zuckte zusammen und sein Gesicht verzog sich zu einer solch erschreckten Maske, dass Diana gar nicht mehr aus dem Kichern herauskam.
„Hör auf, mich auszulachen!“, beschwerte er sich und steckte das Handy wieder weg. Er hörte sich viel nüchterner an, als sie sich fühlte.
„Wer war denn da dran?“, fragte sie und versuchte nach dem Handy zu greifen.
Lachend wich er ihr aus. „Bist du eifersüchtig?“, stichelte er. Gleichzeitig machte er sich an der Kaffeemaschine zu schaffen.
„Was machst du denn da? Warum willst du denn jetzt Kaffee trinken?“
„Wenn du willst, kannst du ihn ja auch trinken. Aber es könnte bestimmt nicht schaden, wenn zumindest einer von uns beiden nüchterner werden würde.“
„Ich bin nicht betrunken!“
„Ich auch nicht!“
„Aber du hast doch gesagt…“, begann sie, unterbrach sich dann aber selbst durch ihr eigenes Kichern. „Jedenfalls bin ich nicht eifersüchtig“, ging sie dann wieder auf das Handyklingeln ein.
„Na, du hast ja auch deinen John.“
„Ja, genau. Meinen tollen John.“
„Und du bist auch wirklich glücklich mit ihm, oder?“
„Ja, natürlich. Sehr.“
Daniel griff nach ihrer Hand, nachdem er die Espressotaste betätigt hatte. „Das freut mich für dich.“ Er sah ihr tief in die Augen.
Wieder lachte sie. „Was bist du denn auf einmal schon wieder so ernst?“
„Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich dich auch gern hab.“
Diana senkte den Blick. Sie wusste nicht, ob hinter seiner Aussage nur wieder irgendein Scherz steckte, doch eigentlich war es ihr auch egal. Sie hatte diesen Tag genossen wie schon lange zuvor keinen mehr und sie wollte, dass er das wusste. „Ich habe dich auch gern“, beteuerte sie ihm. „Hatte ich schon immer. Und weißt du, zumindest in einem Punkt bist du sogar besser als John.“
„Nur in einem Punkt?“
Sie nickte. „Ja. Und zwar muss ich mich neben dir nicht die ganze Zeit so klein und unbedeutend fühlen.“
Unvermittelt lachte Daniel lauthals los und hörte so schnell auch nicht mehr auf.
„Das sollte nicht böse gemeint sein“, entschuldigte sie sich, als ihr bewusst wurde, wie ihre Worte ankommen konnten. Sie spürte, wie sich ihre Wangen rot färbten.
„Glaube mir“, überging er ihre Entschuldigung, „John ist um einiges unbedeutender als du.“
Sie räusperte sich. „Na, kein Wunder, dass du das denkst“, gab sie leichtfertig zurück. „Du magst ihn ja auch nicht.“
„Diana, weißt du, John ist mir relativ egal. Ich bereue nur, dass ich es zugelassen habe, dass er dich mir wegnimmt. Na ja und dass ich dich nie geküsst habe.“ Er kam ihr noch ein Stückchen näher. Noch immer war ihr seine Gegenwart nicht unangenehm. Im Gegenteil, sie genoss seine Komplimente sogar. Ebenso, wie sie es genoss, noch einmal im Mittelpunkt zu stehen. Und seine weichen Lippen, die so nah an ihren waren, wirkten unglaublich verführerisch.
„Schön siehst du aus!“, sagte sie ihm. „Und wir haben uns wirklich nicht geküsst?“
„Daran hättest du dich sicher erinnert.“ Mit der Absicht sie zu küssen, bewegte er seine Lippen weiter auf die ihren zu. Erst im letzten Moment drehte Diana ihren Kopf weg und sein Kuss landete auf ihrer Wange.
„Entschuldigung.“ Daniel trat einen Schritt von ihr zurück und nahm sich den fertigen Kaffee aus der Maschine.
„Schon gut. Wir sind wohl doch beide ziemlich betrunken.“
„Aber du mehr als ich“, witzelte er. Und trank einen Schluck. „Heiß!“, stieß er unvermittelt aus. Ruckartig entfernte er die Tasse von seinem Mund, wobei er den Inhalt der Tasse über Dianas Kleid kippte. Der Kaffee war wirklich heiß. Sie stieß einen kleinen Schmerzensschrei aus.
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