1 ...7 8 9 11 12 13 ...38 „Ja, ich meine, …er ist zurzeit nicht in der Stadt.“
Daniel hob die Augenbrauen und nickte dann wissend. Offensichtlich glaubte er, sie wolle ihn nur loswerden. „Schade. Gut, also dann… es war schön, dich mal wieder getroffen zu haben.“
„Ja, fand ich auch.“ Damit ließ sie ihn gehen. Erst als er um die nächste Ecke verschwunden war, atmete sie tief durch und ärgerte sich fast, dass sie einen der wenigen Menschen, die sie um ihretwillen mochten, so einfach zurückgewiesen hatte. Trotzdem wusste sie auch, dass diese Entscheidung richtig gewesen war. Noch einmal sah sie in die Richtung, in welche Daniel verschwunden war, dann ging sie zu ihrem Auto. Sie saß bereits, als sie im Seitenspiegel sah, wie Daniel wieder aus der Straße kam, in die er zuvor eingebogen war. Sie konnte gar nichts dagegen tun, dass sie sich freute, ihn noch einmal zu sehen. Suchend sah er sich um und doch entdeckte er sie nicht. Sie öffnete die Autotür noch einmal und stieg wieder aus. Sein Blick erhellte sich, als er sie sah, und er kam auf sie zu gerannt.
„Hast du etwas vergessen?“, fragte sie ihn.
Er lächelte. „Ja, habe ich.“ Er reichte ihr einen Zettel. „Falls du es dir anders überlegst“, sagte er, „oder falls John doch bald auch mal wieder in der Stadt ist. Wir müssen uns ja nicht sofort morgen treffen.“
Diana nahm den Zettel entgegen und entfaltete ihn. Es stand eine Nummer darauf.
Mit einem Grinsen steckte sie ihn in ihre Tasche. „Ich werde mich bei dir melden“, sagte sie.
„Das hoffe ich“, erwiderte er völlig ernst.
Sie räusperte sich. „Gut, also dann …wir hören voneinander.“
Mit einem Nicken trat er einen Schritt von ihrem Auto zurück. Sie musterte ihn noch einmal kurz, dann stieg sie wieder ein. Er beobachtete sie dabei, wie sie versuchte, den Motor zu starten. Es war ihr fast unangenehm, seinen Blick auf sich zu spüren. Noch unangenehmer wurde es, als sich der Motor seltsamerweise nicht starten ließ. Peinlich berührt versuchte sie es erneut.
Daniel klopfte bei ihr an die Fensterscheibe. „Probleme?“, fragte er, nachdem sie die Scheibe hinuntergekurbelt hatte.
Sie spürte, wie ihre Wangen sich erwärmten. „Ich weiß nicht, was das Problem ist“, sagte sie ehrlich.
„Hast du vielleicht das Licht angelassen?“
„Ich bin erst vor einer Stunde angekommen. Selbst wenn ich es angelassen hätte, dürfte die Batterie nicht so schnell leer sein. Mal abgesehen davon hatte ich das Licht gar nicht an, als ich gekommen bin.“
Nachdenklich runzelte er die Stirn, was ihn unnatürlich seriös wirken ließ. „Lässt du mich mal unter deine Motorhaube gucken?“, fragte er.
„Jetzt tu doch nicht so, als ob du Ahnung davon hättest. Ich bin beim Automobilclub angemeldet. Die sind in solchen Fällen normalerweise recht schnell da.“
„Normalerweise? Du hast wohl Erfahrung?“
„Was? Nein. Ich doch nicht.“
Amüsiert zuckten seine Mundwinkel. „Nun komm schon. Lass mich dir helfen. Ein bisschen Erfahrung habe ich tatsächlich.“ Er wartete ihre Antwort gar nicht ab, sondern umrundete schon ihr Auto.
Einladend deutete sie in Richtung Motorhaube, um ihm zu verdeutlichen, dass er sein Glück ruhig probieren sollte.
Keine zwei Minuten nachdem er die Haube geöffnet hatte, schloss er sie wieder.
„Und? Fehler gefunden?“, fragte sie herausfordernd.
Er zuckte mit den Schultern. „Das kann ich erst sagen, wenn du den Wagen noch einmal zu starten versuchst.“
Sie hob die Augenbrauen. „Ach so, du hast es also schon repariert?“
„Na probiere mal.“
In der Erwartung, dass sich der Motor nicht besser starten ließ als zuvor, drehte sie den Autoschlüssel um. Tatsächlich sprang der Motor sofort an. Positiv überrascht sah sie zu ihm. „Wie hast du das denn jetzt so schnell gemacht?“
„Tja, ich habe es dir doch gesagt, ich kann’s eben.“
„Ja klar“, lachte sie, „gib es doch zu, du hast selbst eben etwas an meinem Auto manipuliert, damit du als rettender Held auftreten kannst.“
Abwehrend hob er die Hände. „Möglicherweise“, antwortete er ironisch. „Aber das verdeutlicht doch nur, dass ich mir Mühe gebe.“
Sie schmunzelte.
„Hat es denn funktioniert?“, wollte er wissen.
Auf diese Frage hin konnte sie nicht anders, als zu lachen. „Du gibst auch nie auf, oder?“
„Also?“
„Na schön. Morgen. Wo wollen wir uns treffen?“
Sie sah ein letztes Mal in den Spiegel, bevor sie Daniel die Tür öffnete. Sie trug ein hellblaues Kleid mit gelben, aufgestickten Blumen. Ihre braunen, lockigen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ein paar Strähnen daraus gelöst, die nun spielerisch ihr Gesicht einrahmten. Sie wusste, dass Daniel es mögen würde. Gut gelaunt reagierte sie auf sein zweites Klingeln, indem sie ihm die Tür öffnete. Ihr strahlendes Lächeln musste sie nicht aufsetzen. Sie freute sich wirklich, ihn zu sehen. Mit seinem roten Poloshirt und den dunklen Shorts wirkte er sportlich und dynamisch wie immer. „Hallo“, begrüßte sie ihn.
„Diana, ich hatte schon Angst, ich hätte mich in der Tür geirrt.“ Der Schalk lag in seinen blauen Augen, als er sie musterte. Es war, als hätte er sich in den Jahren, in denen sie sich nicht gesehen hatten, kein Stück verändert. Noch immer wirkte er unbeschwert und permanent gut gelaunt.
„Nein, du bist hier richtig“, stellte sie freudig fest.
„Zum Glück. Ich habe schon befürchtet, irgendein reicher Spießer jagt gleich seine zwei Wachhunde auf mich.“ Seine Augen funkelten.
„Wir haben tatsächlich schon darüber nachgedacht, uns Hunde anzuschaffen“, sinnierte sie grinsend. „Warte, ich hole nur noch kurz meine Tasche, dann können wir los. Komm doch so lange rein.“
Er folgte ihrer Aufforderung und schloss die Tür hinter sich. Sein Blick wanderte unbefangen durch den Eingangsbereich. „Also dafür, dass du arbeitslos bist“, begann er und machte dann bewusst eine Pause, bevor er weitersprach, „sieht es hier aber ganz schön …teuer aus.“ Es war nicht schwer zu hören, dass er sie aufziehen wollte.
„Witzig, du weißt genau, dass das ganze Geld von John kommt“, erwiderte sie trocken und ging auf ihr Zimmer zu, um ihre Tasche zu holen. Daniel folgte ihr, während er weiter das Haus bestaunte. „Schade“, sagte er schließlich und lehnte sich gegen den Rahmen ihrer Zimmertür, „das macht es für mich wohl nicht gerade einfacher, dich ihm auszuspannen.“
Amüsiert rollte sie mit den Augen.
„Ich meine es ernst“, fuhr er fort, „sag mal, bist du eigentlich seit damals noch schöner geworden?“
„Jetzt hör aber auf!“, beschwerte sie sich, musste sich aber eingestehen, dass sie sich über das Kompliment freute.
„Na, du hast dich doch extra hübsch für mich gemacht.“
„Habe ich gar nicht! Ich mag das Kleid nur. Und jetzt lass uns gehen.“
Er bewegte sich nicht vom Fleck. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust. „Also, ich finde, du schuldest mir zumindest eine kleine Schlossführung.“
„Wieso schulde ich dir etwas?“
„Na, zum einen habe ich dir dein Auto repariert und zum anderen dafür, dass du mich damals in der Schule so böse versetzt hast. Da habe ich wohl doch etwas mehr von deiner Zeit verdient.“
„Ach komm, damals warst du der absolute Frauenschwarm. Du hast doch sicher schnell Ersatz für mich gefunden.“
„Ich war ein Frauenschwarm?“
Lachend schnalzte sie. „Na, heutzutage stehen die Frauen wohl eher auf die soliden Männer und nicht auf die sportlich wilden.“
Empört öffnete Daniel den Mund.
Mitfühlend klopfte Diana ihm auf die Schulter. „Schön, ich führ dich rum.“
„So und das hier ist unsere Küche“, sagte sie etwa zwanzig Minuten später, nachdem sie bereits in den oberen Etagen gewesen waren.
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