Ronald Fuchs
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Das Portrait
der Toten
Roman
Impressum
Buchtitel: Das Portrait der Toten
Autor: Ronald Fuchs
Copyright: ©2017 Ronald Fuchs
Verlag/Druck: epubli GmbH, Berlin,
www.epubli.de
ISBN 978-3-7450-3118-8(Softcover) ISBN: 978-3-7450-3117-1 (Hardcover) Diese Publikation ist in der Deutschen Nationalbibliothek verzeichnet: https://portal.dnb.de/
Der Roman
Das Portrait der Toten
ist meiner lieben Mutter
Rose-Lene Fuchs,
geb. Brandt
(*12.12.1921 in Wilhelmshaven, †20.06.2012 in Köln)
gewidmet.
Inhaltsverzeichnis des Romans
Das Portrait der Toten
Im Ort des Verbrechens
01. ― Das Haupt
02. ― Zum Postillion
03. ― Die Erleuchtung
04. ― Der schwarze Pier
05. ― Unter Verdacht
06. ― Das Spukschloss
07. ― Die Spur
08. ― Der Kelch
09. ― Das Pokerspiel
10. ― Die Streitaxt
Die Aufzeichnungen der
Baronin Rose-Lene de Brandt
11. ― Chapitre I ― Der Brief
12. ― Chapitre II ― Die Ereignisse in Louisiana
13. ― Chapitre III ― Rivalen
14. ― Chapitre IV ― Hinkefuß
15. ― Chapitre V ― Das Sommernachtsfest
16. ― Chapitre VI ― Die Soiree
17. ― Chapitre VII ― Der Überfall
18. ― Chapitre VIII ― Die Säuberung
19. ― Chapitre IX ― Der Kommissar
20. ― Chapitre X ― Das Portrait
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21. ― Der Schatz
Das Portrait der Toten
Im Ort des Verbrechens
1/21 ― Das Haupt
„Ich hab's doch gewusst! Du hast dich schon wieder verfahren ‒ und das bei diesem Unwetter! Immer verfährst du dich! Dabei bist du doch schon einmal hier gewesen ‒ und trotzdem verfährst du dich!“
„Ich war noch nie hier, Liebling.“
„Du hast mir doch selbst erzählt, dass du schon einmal an der Loire gewesen bist!“
„Ja, vor sieben Jahren, kurz vor unserer Hochzeit ‒ aber nicht hier, sondern in der Gegend von Nantes.
„Natürlich ‒ und auf unserer Hochzeitsreise bist du dann mit mir nur an die Nordsee nach Büsum zu deinem Onkel gefahren.“
„Wir hatten doch damals nicht viel Geld und das Haus von meinem Onkel stand leer, weil er mit einem Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus lag.“
„Tja, das war eine billige Hochzeitsreise für dich gewesen: kostenloses Hausen ‒ denn Wohnen konnte man das ja wohl nicht nennen, in dem Saustall! Und sagtest du gerade "Haus" zu der Kate deines Onkels?“
„Na, so schlimm war es ja nun auch wieder nicht.“
„Es war sogar noch schlimmer! ‒ Erst musste ich den Dreckstall deines Onkels aufräumen und putzen ...“
„Nur ein paar Kleidungsstücke in den Schrank hängen und etwas Geschirr spülen.“
„Und die herumliegenden Zeitungen und die vollen Aschenbecher und die halbvollen Groggläser?“
„Da war nur ein Glas und eine Zeitung und ein voller Aschenbecher.“
„Nein, da waren zwei Gläser und zwei Aschenbecher und überall Staub und der Mülleimer war auch voll, und ich musste das alles wegmachen ‒ auf meiner Hochzeitsreise!“
„Ich habe dir doch geholfen.“
„Das wäre wohl auch noch schöner gewesen, wenn du dich einfach aufs Sofa gelegt und mich hättest schuften lassen ‒ nach der anstrengenden Reise in unserem kleinen Auto!“
„Ich bin doch gefahren, du warst nur Beifahrerin.“
„Ja, meinst du vielleicht, dass mich die Fahrt nicht angestrengt hat? Willst du mir jetzt vorwerfen, dass ich nicht Autofahren kann? Ich habe nun mal keinen Führerschein!“
„Ich werfe dir gar nichts vor ‒ aber müde war ich auch und habe dir trotzdem geholfen.“
„Das war ja auch keine große Arbeit. ‒ Außerdem mussten wir dauernd deinen Onkel im Krankenhaus besuchen.“
„Du bist nur zweimal mitgekommen ‒ bei unserer Ankunft, weil wir den Hausschlüssel abholen mussten und vor unserer Abreise, um ihn wieder zurückzugeben. Das hat jeweils nur zehn Minuten gedauert, also zusammen ganze zwanzig Minuten von zwei Flitterwochen.“
„Das waren keine Flitterwochen, das waren Zitterwochen da oben an deiner Nordsee!“
„Wir hatten auch ein paar schöne Tage.“
„Auch an den "schönen" Tagen war es eisig kalt an deiner Nordsee, und dauernd wehte der Wind und machte hohe Wellen.“
„Warum störten dich die Wellen? Du gehst doch sowieso nicht ins Wasser, weil du nicht schwimmen kannst, und in die Sonne legst du dich auch nicht, weil du Angst vor einem Sonnenbrand hast.“
„Was kann ich dafür, dass meine Haut so empfindlich ist?! ‒ Jedenfalls fährst du mit mir immer nur dahin, wo das Wetter schlecht ist!“
„Entschuldige mal, Edith, für das Wetter kann ich nun wirklich nichts!“
Es wurde dunkel und Robert schaltete die Scheinwerfer ein.
„Pass auf wo du hinfährst! Beinahe wären wir im Graben gelandet! Willst du mich umbringen?“ kreischte seine Frau Edith auf dem Beifahrersitz.
„Ich passe schon auf, Liebling. Es ist ja nichts passiert.“
„Nur, weil ich dich rechtzeitig gewarnt habe!“
„Ja, Liebling, natürlich.“
„Sag nicht immer "Liebling"! Konzentriere dich lieber auf diese schmale Straße und fahr langsamer! ‒ Dieser Regen wird auch immer stärker. Genau so, wie an deiner Nordsee ‒ immer nur Regen!“
Der Wagen machte ein verdächtiges Geräusch.
„Was war das? Hast du das gehört?“
„Ja, Lieb...., reg dich nicht auf.“
„Ich soll mich nicht aufregen? Der Wagen geht kaputt in dieser Einöde, bei strömendem Regen und ich soll mich nicht aufregen?!“
„Wir sind nicht in der Wüste. Hier gibt es Ortschaften mit freundlichen Leuten, die uns helfen werden.“
„Wo denn? Ich sehe keine! Und das sag' ich dir gleich: ich steige bei diesem Wetter nicht aus!“
Der Wagen fing an zu ruckeln.
„Hahaa, jetzt bockt dein Autochen auch noch wie ein Rodeopferd. Fahren wir noch oder reiten wir schon? Bleib bloß nicht stehen bevor wir ein Hotel gefunden haben ‒ dann ist mir alles egal. ‒ Wenn ich das vorher gewusst hätte, wär' ich gar nicht erst mitgefahren. ‒ Das Geruckel ist ja unerträglich!“
„Ich schalte mal einen Gang zurück, vielleicht wird es dann besser.“ Robert schaltete.
„Tatsächlich, ein Wunder, dein Autochen bockt nicht mehr ‒ dafür ist es jetzt langsam wie eine Schnecke.“
„Wir sind im Urlaub, wir haben Zeit.“
„Aber ich habe Hunger und bin müde und will ins Bett, und wenn du weiter so herumzuckelst, werden alle Restaurants und Hotels geschlossen sein und wir werden hungrig im Auto übernachten müssen! ‒ Aber das sage ich dir: wenn du mir das zumutest, fahre ich morgen mit der Bahn erster Klasse zurück nach Hause!“
Während Robert noch das Für und Wider dieser Option erwog, tauchte vor ihnen im Scheinwerferlicht die Einfahrt zu einem burgartigen Landsitz auf. Das schmiedeeiserne Hoftor stand offen und die Fenster in der ersten Etage waren hell erleuchtet.
„Fahr sofort da rein und frag nach dem Weg!“, befahl Edith.
„Warum? Wir müssen einfach nur der Straße folgen, dann kommen wir automatisch in die nächste Ortschaft.“
„Du gehst da jetzt rein und fragst, wo das nächste Hotel ist! Das kann man wohl mindestens von dir verlangen, nach dieser Fahrerei!“
Robert fügte sich, fuhr auf den Hof und hielt vor dem Portal des Gutshauses. Blitze zuckten, der Donner grollte, der Regen trommelte aufs Autodach. Robert zögerte.
„Na los, steig aus! Worauf wartest du?“, drängte ihn Edith ungeduldig.
„Landhäuser werden oft von großen Hunden bewacht“, gab Robert zu bedenken.
„Siehst du hier irgendwo einen Hund?“, fauchte Edith.
„Bei diesem Wetter geht doch kein Hund vor die Tür! ‒ Also los, steig aus!“
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