So lebten die beiden dahin, und es kam ein großes Sterben. Auch die Frau wurde krank und starb im großen Sterben jener Zeit. Nun war der Mann in seiner Not allein und verkam noch ganz. Er war aber so krank, dass er auch nicht mehr lange leben sollte.
Als Marta wieder in die Geisteswelt zurückgekehrt war, hatte sie den Engeln gegenüber den Wunsch geäußert, man möge doch ihren Mann auch heim holen. In der ersten Zeit ihrer geistigen Heimkehr war sie sich nicht wieder bewusst geworden, was sie mit ihrem Mann zusammengeführt hatte und welch inniges Band sie umschlungen hielt. Sie konnte ihre Gedanken nicht von ihrem Mann los lassen, immer wieder erinnerte sie sich zurück an das Kriegsgeschehen und an jene Not, und so konnte sie sich in der ersten Zeit in der neuen Welt nicht zurechtfinden. Sie war in einem Zustand seelischer Not geraten über all das, was sie im Leben durchgemacht hatte.
Die Geister Gottes aber nahmen sich ihrer an, wie all ihrer Leidensgeschwister, die dazumal heim kamen. Viele unter ihnen waren verzweifelt angekommen. Da waren junge Mütter, die ihren Kindern entrissen wurden, junge Väter waren auch dabei, und auch ihre seelische Not kam im geistigen Reiche zum Ausdruck. Die Gotteswelt aber hatte ihre Missionsgeister aufgeboten, um diese Heimkehrenden, die dem Leben jäh Entrissenen, zu trösten. Viele Soldaten waren es; die sich nicht zurechtfanden, die getröstet werden mussten. Viele klammerten sich noch an die Erde und an irgendeinen Gegenstand. Sie waren auf den Schlachtfeldern geblieben und wollten sie nicht verlassen, da sie meinten, sie wären noch am Leben. Die Missionsgeister hatten in jener Zeit sehr viel zu tun. Sie mussten die Gefallenen davon überzeugen, dass sie gestorben waren für diese Welt, und dass man sich ihrer nunmehr in einer anderen Welt annehmen werde.
Man hatte für sie eigene Sphären hergerichtet, wo man sie zusammenführte, und es herrschte dort ein reges Treiben dieser Missions - und Hilfsgeister, die dort viel Trost spendeten, damit diese Seelen selbst zur Ruhe kommen konnten und bis sie bereit waren, selbst eine Aufgabe zu übernehmen. Zuerst mussten sie sich mit der neuen Welt vertraut machen, in die sie hineingeführt worden waren. Auch viele Geister, die selbst noch im Aufstiege waren, aber willig in der Ordnung Gottes lebten, hatte sich bereit erklärt, diese leidenden Geschwister zu führen. Man brachte sie zu ihren zurückgebliebenen Verwandten, um ihnen zu zeigen, dass gutherzige Menschen sich ihrer angenommen hatten, dass man für ihre Kinder sorgte und so gut wie möglich half. Sie sollten sich davon mit eigenen Augen überzeugen dürfen, und für manchen war es ein großer Trost, und somit konnte er sich besser in das neue Leben einfügen.
Ähnlich verhielt es sich auch mit Marta, die da heimgekehrt war. Sie hatte sich auch gleich bereit erklärt, für ihren Mann Willy einzustehen. Nun aber trat auch ein Engel Gottes dazwischen und sagte:
"Ihr beide steht nach diesem Leben nicht mehr auf derselben Stufe. Dieser Krieg hat so viel Unheil über die Menschheit gebracht, und so müssen wir besorgt sein, dass aus diesem Unheil heraus doch noch etwas für den Fortschritt geschaffen wird."
Man hatte nun das alles in der Gotteswelt überprüft, und Geschwister im geistigen Reiche zum Dienst aufgeboten. Sie sollten hernieder steigen zu den Menschen, um sie zu unterstützen und aus der Not herauszuführen. Die guten Geister taten es so gut sie nur konnten unter Führung eines höheren Wesens. Aber die guten Geister waren nicht allein, die gekommen waren die Not zu lindern, Trost zu spenden, Besseres zu schaffen. Es kamen auch Geister aus dem Reich der Hölle in großen Scharen, und sie bemächtigten sich jener Menschen, die in Unzufriedenheit lebten. Denn nach dem dieser Krieg beendet war, hatte es doch keinen Frieden gegeben. Die Mächte der Finsternis fanden die Gelegenheit für günstig, jenen unsicheren, verzweifelten und schwach gewordenen Menschen zu Werkzeugen zu benutzen, und sie hatten ihre Pläne schon gezeichnet.
So gingen diese Unseligen emsig ans Werk und suchten sich ihre Werkzeuge unter diesen Seelen aus, und sie inspirierten sie auf ihre Weise, dass der geistige Aufstieg nicht so schnell vonstatten gehen würde, wie es nach dem Sinne der Geisterwelt Gottes gewesen wäre. Denn jene düsteren Mächte wussten, welches Recht ihnen zustand, und sie machten von ihrem Recht vollen Gebrauch. Sie wollten herrschen und beweisen, dass die Menschen in ihrer geistigen Entwicklung noch nicht so weit wären, da sie so viel Übel nicht überwinden können. Sie wollten auch beweisen, wie schwach die Menschen wären und wie schnell man sie überreden könne. Die Überredungskunst steht bei diesen niederen Wesen an erster Stelle. Sie sind große Künstler im Täuschen und im Überreden. So gingen sie ans Werk, und sie wussten auch wie sie es anstellen mussten, um wieder neues Elend, neue Sorgen aufzubauen.
Doch davon sei weiter nicht die Rede, sondern wie es Marta und Willy ergangen ist. Marta konnte aufsteigen, denn sie hatte sich in ihrem letzten Leben nicht sonderlich belastet. Ihr Leben war auch schon frühzeitig beendet worden bei diesem großen Sterben. Aber sie wollte sich doch in den Dienst des Nächsten stellen, und ganz besonders darum, als sie erfuhr, welches Band sie verbunden hat mit ihrem einstigen Lebenskameraden.
Dies alles aber wurde ihr erst offenbart, als sie bereit gewesen war, nach den Zielen und Wünschen der hohen Geisteswelt zu arbeiten. Denn da gab es vieles zu leisten. Es mussten jene betreut werden, die so verzweifelt in die Geisteswelt hinüber traten. Die Engel Gottes baten sie und die anderen Willigen und erklärten ihnen:
"Ihr könnt euch jetzt Verdienste in höherem Masse erwerben, wenn ihr euch dieser Verzweifelten annehmt. Denn Marta mit ihren willigen Helfern hatten noch ein besseres Einfühlungsvermögen und Verständnis für diese Unglücklichen, die erst in die Gotteswelt eintraten, denn sie hatten doch selbst vor nicht langer Zeit als Menschen Not und Elend auf Erden miterlebt. So konnten sie den verzweifelten Neuankommenden sagen, dass sie auch durch diese schweren Zeiten gegangen waren, und dadurch hörte man eher auf diese tröstenden Geschwister.
Nun hatte diese Marta ihre Aufgabe zur Zufriedenheit erfüllt, sodass ein Engel Gottes ihr offenbarte, welches Seelenband sie mit Willy verband, und darum wollte sie jetzt für ihn bitten und ihm seinen Weg des Aufstiegs erleichtern helfen. Denn im vorletzten Leben, da er ihr Bruder gewesen war, hatte er für sie die hohe Geisteswelt gebeten, sie möge ihr vergelten, was sie an ihm getan hatte. Jetzt war es umgekehrt. Jetzt bat sie, Gott möge ihm gnädig sein und ihm seine Schuld nicht so schwer anrechnen wie er es verdiente, denn viele wären in dieser schlimmen Zeit in den Abgrund gezogen worden und hätten sich verloren, weil sie nicht mehr die Möglichkeit hatten, so zu denken wie es vor dem Kriege war. Zu viel Unheil hatten sie über sich ergehen lassen müssen, zu viel Sterben hatten sie mit ansehen müssen und somit hatten sie den Boden unter den Füssen verloren.
Nun das alles wollte die Gotteswelt den Schwergeprüften nicht anrechnen. Sie wollte den einzelnen Soldaten die Schuld nicht so in dem Maße geben, sondern jene sollten zur Rechenschaft herangezogen werden, die für den Krieg verantwortlich waren. So wollte man jenen Soldaten die Gnade Gottes nicht vorenthalten, aber den Anderen, welche den Krieg verschuldeten, erhielten sie nicht, wurden auf das Schwerste bestraft und müssen das Unrecht, je nach Schuld in mehreren Inkarnationen wieder gutmachen bzw. abtragen.
Sie, diese heimgekehrten Geschwister, die im Kriege Gefallenen, die in solcher Not und Bedrängnis waren, sie durften von den himmlischen Helfern getröstet werden und wurden dann in ihre passende Stufe geführt.
So hatte diese Marta ganz besonders bei ihrem einstigen Mann ihre Aufgabe gefunden. Sie hatte die heilige Geisterwelt angefleht und sich zuvor durch ihr fleißiges Arbeiten verdient gemacht, dass man ihr ihren Wunsch erfüllte, mit ihrem Lebenskameraden zusammen zu leben, d.h. sie konnte die Zeit der Läuterung mit ihm teilen. Und so konnte sie ihm beistehen und dadurch seinen Aufstieg beschleunigen. Wenn sie ihn auch zeitweise wieder verlassen musste, so geschah es deshalb, weil er beweisen musste, dass er aus eigener Kraft, ohne ihren ständigen Beistand, fähig war, seine Aufgaben zu erfüllen. Denn der freie Wille soll unbeeinflusst durch andere zum Ausdruck kommen.
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