Alexander von Plato - Verwischt
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Neben den Interviews arbeitete ich weiter im Parteiarchiv und merkte, wie ich immer wieder nach Akten suchte, in denen Frank Wehlers, aber auch Paul Z. und später auch Walter Friedrichsen vorkamen. Das war nicht selten der Fall, da Frank Wehlers und Paul Z. zu den Aktivisten der ersten Stunde gehörten, zu den Gründungsmitgliedern des Kulturbundes und der VVN 1947 spielte. Walter Friedrichsen war noch als Junge oder Jugendlicher und FDJ-Funktionär Mitglied der VVN kurz vor ihrer Auflösung 1953 gewesen und danach führendes Mitglied im „Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer“.
Ich beschloss, den Herrn von der Stasi noch einmal auf meine Liste mit potentiellen Interviewpartnern anzusprechen und bat ihn beim nächsten Treffen, auch Paul Z. auf diese Liste zu setzen. Er brummte nur, schrieb aber Paul Z. auf meinen Zettel.
Es war kurz vor Weihnachten 1988, ich fuhr zu meiner Mutter rüber nach Bochum, mehr aus Pflichtgefühl, denn aus Neigung – ich hatte inzwischen noch 13 andere Personen aus der VVN interviewt, aber mir ging Walter Friedrichsen nicht aus dem Sinn und seine merkwürdige Beziehung zu Paul Z., der mit seiner Mutter ein jahrelanges Verhältnis hatte und der ihm später seine Frau „ausspannte“, den er aber dennoch über Gebühr lobte – zumindest als das Tonband lief.
Als ich am 4. Januar nach Berlin zurückkehrte, lernte ich durch reinen Zufall einen Schriftsteller aus der DDR kennen, der kein Blatt vor den Mund nahm. Er hieß Robert Junge und erzählte mir, dass die verbotene polnische oppositionelle Gewerkschaft Solidarność mit der Regierung über eine „Aufteilung der Macht“ verhandele, wie er sagte. Er fügte lachend hinzu: „Es grummelt die Welt im Osten.“ Ich hatte Ähnliches schon von Kollegen aus Bremen gehört, wo die Solidarność ihr Koordinierungsbüro hat. Aber ich konnte das nicht glauben, immerhin war die Solidarność nach dem Kriegsrecht nicht wieder zugelassen worden und war der Feind Nr. 1 der polnischen Regierung. War die Solidarność so stark geworden? Sie soll ja mehrere Millionen Mitglieder haben. Davon konnte man in der DDR nur träumen.
Erst etwas später begriff ich, dass dieser Robert Junge der Mann jener Frau war, die mich wegen des Miniplakats zur Rosa-Luxemburg- und Karl-Liebknecht-Demo angesprochen hatte.
Walter Friedrichsen (aus seinem Brief von 2008 an die Journalistin Barbara Köhler über sein zweites Gespräch mit Marie Lente am 16. Januar 1989)
Auf den nächsten Besuch von Marie Lente freute ich mich und bereitete mich vor, sowohl was meine Lebensgeschichte betrifft als auch den Kuchen und das Abendessen. Ich hatte im kleinen Zimmer, meinem Büro, wo das Interview stattfand, das etwas kitschig wirkende Meißener Kaffeegeschirr mit den bunten Rosen und dem passenden Kuchenteller von meiner Großmutter aufgebaut; im großen Zimmer hatte ich schon für den Abend gedeckt, der Braten war vorbereitet und der Weißwein kaltgestellt („Der graue Mönch“ aus Ungarn, der beste Weißwein in der DDR nach meinem Geschmack).
Als sie kam, spürte ich nach Jahren so etwas wie Schmetterlinge oder zumindest deren Larven im Bauch. Sie kam mit schnellen Schritten und ihrem wissbegierigen Ausdruck die Straße herunter. Sie brauchte gar nicht zu klingeln, ich machte ihr schon vorher die Tür mit galanter Geste auf. Als sie meine Vorbereitungen sah, lächelte sie zwar, sagte jedoch etwas anzüglich: „Sie wissen aber, dass ich zum Arbeiten hierhergekommen bin?“
(Es folgen Ausschnitte aus dem zweiten Interview von Marie Lente mit Walter Friedrichsen)
Transkript des zweiten Interviews mit Walter Friedrichsen am 16. Januar 1989:
Marie L. (in das Mikrophon) : Eine kurze Vorbemerkung. Heute ist der 16. Januar 1989, und ich bin zu meinem zweiten Gespräch bei Walter Friedrichsen in Ostberlin, also in der Hauptstadt der DDR, bei ihm Zuhause. Herr F., das letzte Mal haben Sie mir von ihren Eltern während des Dritten Reiches und besonders während des Krieges erzählt und deuteten am Ende die Schwierigkeiten an, die Sie in der DDR als Sohn eines antifaschistischen Helden gehabt haben. Wollen Sie da fortfahren?
Walter F.: Ich muss auch wieder eine Vorbemerkung machen. Haben Sie etwas von der „Rosa- und Karl-Demonstration“ gestern hier in Berlin mitbekommen?
Marie L.: Nur das, was im Fernsehen bei uns berichtet wurde.
Walter F.: Na ja, das Westfernsehen ist auch meine Hauptinformationsquelle. Mutige Demonstranten mit Forderungen nach mehr Demokratie in der DDR, viele Verhaftungen. Ich hatte eigentlich gedacht, dass Sie da gewesen sein könnten.
Marie L.: Nein, ich halte mich in der DDR zurück. Waren Sie da?
Walter F.: Um Himmels Willen. Nein, ich hatte zwar auch schon im letzten Jahr davon gehört, aber ich bin zu feige, bin immerhin Parteigenosse, außerdem alt.
Marie L.: Na, das sind ja Begründungen. Sie sind etwas über 50 Jahre alt und könnten sich außerdem als Genosse auf Luxemburg und Liebknecht berufen.
Walter F.: Nee, nee, das passt nicht zu meinem Leben, nicht zu meinem ganzen Leben. Aber ich habe gewisse Sympathien für die jungen Leute. Also, ehe ich mich weiter aufs Glatteis begebe, fahre ich fort mit meiner Geschichte. Ich ging schon früh zu den Pionieren, merkwürdigerweise war es meine Mutter, die mich dahin drängte. Warum, ist mir bis heute unklar, aber eigentlich auch nicht. Für sie waren die Kommunisten die Hauptfeinde der Nazis. Sie hatten am meisten riskiert, und ihr Mann wurde als Kommunist von den Nazis umgebracht. Diese Sympathie ging dann später auch auf die SED über. Aber sie sagte immer, man muss aufpassen, dass die Kinder nicht wie bei den Faschisten von den Eltern entfremdet werden. Ich glaube, ich ging schon mit dem dritten Schuljahr zu den Pionieren, ja, die wurden 1948 gegründet, und zwar am 13. Dezember, das wurde dann der Pioniertag in der ganzen Zeit der DDR. Ich war zunächst auch gerne dort; denn die Jugendleiter waren stolz, dass ich als Sohn des großen Jakob Friedrichsen jetzt bei ihnen war. Das begriff ich damals noch nicht, aber es war schmeichelhaft und verschaffte mir eine gute Ausgangsposition. Aber mit den Jahren wurde es lästig, immer wieder die Geschichte, über seinen Widerstand und den Tod meines Vaters in Sachsenhausen zu erzählen. Ich hatte sie mir ja auch anlesen müssen, und die ersten Pionierleiter haben mir auch das beigebracht, was ich dann den anderen Kindern erzählen sollte. Das hatte etwas Absurdes. Später hatte ich mir eine kurze Geschichte meines Vaters aufgeschrieben und sie mit Geschichten von Paul Z. ausgeschmückt – wenn man so will, meine erste Erzählung. Danach, in der FDJ als Pubertierender, habe ich mich dagegen aufgelehnt, als etwas Besonderes hervorgehoben zu werden, weil es nicht meine eigene Leistung betraf, sondern eben die meines Vaters. Irgendwann habe ich mich dann ganz geweigert, stellvertretend für meinen Vater aufzutreten, aber da war ich schon im Zentralrat der Freien Deutschen Jugend, auch nur dank meines Vaters. Immerhin habe ich weiter Erinnerungen anderer an meinen Vater gesammelt. Das wurde dann mein erstes Buch. Ich bin nicht stolz darauf, weil es nur heroisierend war, während die alten Genossen eigentlich Unheroisches berichteten – nicht über meinen Vater, aber über frühere Genossen, die sich bei den Faschisten angepasst hätten, nichts mehr mit den aktiven Kommunisten zu tun haben wollten – aus Angst, natürlich. Als mein Vater einmal einen früheren Genossen in Dresden im Arbeitsamt ansprach, da wohnte er noch still bei meiner Mutter, da hat der laut erklärt: „Heil Hitler, heißt das hier, ja – und quatsch mich nicht mehr von der Seite an, ja?“ Eigentlich hörte ich viel über die Trostlosigkeit des illegalen Lebens, die Entfernung von den Massen, die sichtlich erfreut waren, dass es ihnen – zumindest vor dem Krieg – besser ging, als in den Jahren vor 1933, und besser, als sie dies unter den Nazis erwartet hatten. Ich hörte viel über die Angst, verhaftet zu werden, über das Isoliert-Sein, den andauernden Wohnungswechsel, über das schlechte Gewissen, weil wieder irgendeine Familie, die einen Illegalen aufgenommen hatten, verhaftet worden war. Nichts davon habe ich in meinem ersten Büchlein geschrieben, dabei wäre das interessant gewesen, auch im Sinne der KPD oder SED, denn viele haben dennoch durchgehalten. Ich habe auch einiges über die illegale Arbeit im KZ gehört, wo die illegale Lagerleitung der KPD in mehr als einem Fall mit den Nazi-Wölfen heulen musste, um nicht aufzufliegen. Es gibt einige Fälle, wo sie sich an den Selektionen beteiligt haben, wo sie andere als die Kommunisten an das Messer lieferten. Ich will darüber nicht den Stab brechen, wer kann schon darüber richten, wo es darum ging, die eigenen Stellungen in dieser brutalen Umgebung zu verteidigen. Verstehen Sie?
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