Alexander von Plato - Verwischt

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"Verwischt" ist ein historisch-politischer Roman, der hauptsächlich während des Wiedervereinigungsprozesses zwischen 1988 und 1990 in Berlin spielt: Eine westdeutsche Kulturwissenschaftlerin darf in Berlin forschen, kommt nur mühsam voran, knüpft Kontakte zur SED-Spitze und zur Opposition, verliebt sich, spürt ein dunkles Geheimnis auf und gerät mit ungeahntem Ausgang in die Mühlen der Weltgeschichte der Wiedervereinigung. Eine ungewöhnliche Ost-West-Liebesgeschichte mit Rückblicken in die Zeit des Krieges und der Nachkriegszeit, erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven.

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Almut Junge (Brief von 2009 an die Journalistin Barbara Köhler)

Sie fragen mich, wann mein Mann Robert Junge und ich Marie Lente kennenlernten. Robert und ich haben da unterschiedliche Erinnerungen. Ich bin mir sicher, dass ich sie vor Weihnachten 1988 ansprach, als sie ein Miniplakat – postkartengroß – aufmerksam durchlas, das an eine Straßenlaterne geklebt war. Ich kannte diese kleinen Plakate, ich selbst hatte sie mit anderen entworfen und in einem altmodischen Verfahren vervielfältigt. Es war schon fast dunkel, sie konnte den Text kaum lesen, aber ich konnte trotz der Dämmerung auf den ersten Blick erkennen, dass sie eine Westdeutsche war. Ich trat an sie heran und las ihr den Text laut vor. Es war der Aufruf für die Demonstration für Rosa und Karl. Ich setzte jeweils hinzu: „Luxemburg“ und „Liebknecht“.

Sie lachte auf und dankte mir, wie mir schien, etwas ironisch. Ich setzte hinzu: „Die Demonstration findet am 15. Januar statt. Sind Sie dann noch in Westberlin?“

Sie antwortete abwehrend: „Ich bin noch hier; ich bin eigentlich fast täglich hier.“

„Dann könnten sie sogar mit uns demonstrieren.“

Sie lachte: „Sie sind ja mutig, mich so anzusprechen.“

Ich antwortete ebenfalls lachend: „Ich glaube, dass es für das MfS keine Neuigkeit ist, dass ich an der Rosa- und Karl-Demo teilnehme. “

„Aber ich werde nicht daran teilnehmen. Ich arbeite hier, genauer gesagt, ich sitze in Archiven und bin ohnehin nur gelitten.“

Ich wurde misstrauischer: „Worüber arbeiten Sie denn?“

„Über die VVN.“ Sie hoffte wohl, dass ich diese Abkürzung nicht kannte, und ich antwortete: „Dann finden Sie sicher auch heraus, warum das ZK der SED, die VVN verboten hatte ohne jeden Mitgliederentscheid.“

„Ja, aber das werde ich erst schreiben, wenn ich wieder in Westdeutschland sein werde.“

Ich holte den Hinweis für unsere nächste Lesung aus meiner Handtasche: „Vielleicht interessiert es Sie ja doch mal, was hier Gegner der Partei so machen.“ Ich steckte ihr den Zettel zu. Sie war etwas verwirrt, warf aber einen kurzen Blick darauf. „Klingt interessant, aber ich glaube, dass ich zu ängstlich bin und um meine Arbeit hier fürchte. Jetzt fahre ich erst einmal über Weihnachten nach Hause.“

Sie wandte sich ab. Ich rief: „Warten Sie! Hier ist unsere Adresse.“ Ich schrieb sie auf einen anderen Zettel und setzte hinzu: „Wer weiß, vielleicht wollen Sie doch mal mit uns sprechen.“

Sie ließ dann lange nichts von sich hören. Robert meint übrigens, dass er sie schon vorher irgendwo kennengelernt hätte. Als sie nach Monaten zu uns kam, da erkannte ich sie sofort wieder.

Marie Lente (Protokollnotiz über das Gespräch mit Walter Friedrichsen am 18. Dezember 1988, die sie 2009 an Barbara Köhler schickte)

Aus meinem Protokoll nach dem Interview mit Walter Friedrichsen:

Der Besuch bei Walter Friedrichsen hat mich verwirrt. Zunächst dieses bildungsbürgerliche Gehabe – nein, das wird ihm nicht gerecht: Er ist ein Bildungsbürger, versucht auch, mit seinen Kenntnissen zu beeindrucken, will um Himmels Willen nicht als dogmatischer Kommunist erscheinen. Gleichzeitig sieht er sich selbst als Teil der kommunistischen Bewegung, weniger der Partei. Er lebt nach seiner Ehe mit Gabi Z., wie er mir erzählte, allein in einer erstaunlich großen alten Berliner Wohnung in einem Jugendstil-Haus mit einem verwilderten Garten, den alte Akazien und riesige Rhododendron-Büsche etwas düster halten. In seinem Badezimmer gibt es noch blau-weiße Kacheln, die zumindest an Delfter Kacheln erinnern, wenn es nicht sogar welche sind. Sein Wohnzimmer ist mit Biedermeier-Möbeln eingerichtet. Und dann diese schönen alten, verglasten Bücherschränke mit den Hunderten von Büchern, die keine Grenzen offenbaren. Ich muss unbedingt herausfinden, wieso er als Alleinstehender eine so große Wohnung bekommen hat. Ich kenne andere seines Alters, die mit einem Zimmer Vorlieb nehmen müssen, einige in meinem Alter leben noch bei ihren Eltern, sogar geschiedene Paare wohnen noch zusammen, weil sie keine neuen Wohnungen gefunden haben. Und Walter Friedrichsen lebt wie ein Prinz in seinem Schloss – na, sagen wir wie ein illegitimer Fürstenspross.

Zweitens hat mich beeindruckt, wie er mit dem Stasi-Besuch vor meinem Kommen umging. Es schien ihn zu amüsieren, nun mit dem MfS fertig werden zu müssen. Natürlich blieb er vorsichtig. Aber er fühlt sich sicher.

Drittens merkt man ihm deutlich an, welche Mühe er mit seinem Vater Jakob hat, an den er sich nicht einmal mehr erinnern kann, aber dessen politische Arbeit und Tod sein eigenes Leben stark beeinflusst haben. Das hat es in der DDR offensichtlich häufiger dann gegeben, wenn ermordete Widerstandskämpfer zu den Mitgründern des Staates stilisiert werden, wenn auch „nur“ als notgedrungen abwesende Märtyrer.

Viertens war das eigentlich Verwirrende, dass ich zum ersten Mal seit langer Zeit so etwas wie Attraktion verspüre. Walter Friedrichsen versucht, mich aus meiner „Rolle“ als distanzierter Wissenschaftlerin zu lösen, ja, er flirtet mit mir. Und ich bin empfänglich. Natürlich weiß ich aus jahrelanger Erfahrung und aus der Literatur, dass man oder frau sich immer wieder mal mit den Interviewpartnern und Interviewpartnerinnen (über)identifiziert oder sich sogar verliebt haben. Die Ethnologin Margaret Mead ist, glaube ich, eines der bekannteren Beispiele dafür, wie schnell man sich in der Feldforschung verlieben kann. Es ist auch nicht wirklich verwunderlich, weil wir meistens unseren Untersuchungsobjekten sehr nahe kommen. Aber ich hielt mich für gefeit. Ich werde mich also das nächste Mal wieder „auf Distanz bringen“.

Nach dem Gespräch vertraute er mir auf dem Weg zur S-Bahn-Haltestelle, zu der er mich begleitete, an, dass er über Erwin Piscator, den Theater-Regisseur und Intendanten, schreibe, noch sei es nicht sicher, ob es ein Theaterstück, ein Drehbuch, ein Roman oder eine Biographie werde.

Er fragte mich unvermittelt: Wissen Sie übrigens, dass Marlon Brando Student bei Piscator gewesen ist?

Marie L.: (etwas überrascht): Nein, wo denn?

Walter F.: Jaaa, nicht nur Marlon Brando, sondern auch Toni Curtis, Walter Matthau, Rod Steiger und viele andere amerikanische Schauspieler. Und Harry Belafonte und Tennessee Williams oder auch Beatrice Arthur von den heutigen „Golden Girls“. Das war, als Piscator nach seiner Rückkehr (mit leiserer Stimme, obwohl wir uns im Freien bewegten) oder besser: seiner Flucht aus der Sowjetunion – er wurde als Trotzkist bedroht – zunächst nach Frankreich und schließlich in die USA, nach New York, gegangen war. Dort gründete er den Dramatic Workshop an der New School for Social Research, wo auch viele andere Emigranten unterkrochen. (Kleine Pause) Das waren noch Zeiten, noch vor dem McCarthy-Ausschuss für unamerikanische Umtriebe. Piscator hat die McCarthy-Zeit noch erlebt und ist dann 1951 wieder nach Deutschland gegangen. Nach West berlin! (Walter F. hätte, wenn wir drinnen geblieben wären, seinen Blick an die Decke auf eine imaginäre Wanze gerichtet) Piscator hat dort in den 1960er Jahren Rolf Hochhuths „Stellvertreter“ und Peter Weiß‘ „Die Ermittlung“ über den Frankfurter Ausschwitz-Prozess an der Freien Volksbühne uraufgeführt. (Wieder eine kleine Pause)

Jaaa, da hatte das politische Theater noch eine Bedeutung! Und das war im Westen!

Marie L.: Interessant.

Walter F.: Nun tun Sie mal nicht so neutral. Das ist doch große Geschichte! Da ging es noch um was!

Marie L.: Hmhm.

Nach einer kleinen Pause sagte er – immer noch außerhalb der Reichweite der Leute von „Horch und Guck“ – doch noch etwas zu Paul Z., und zwar etwas, das mich wirklich erstaunte oder mit ambivalenten Gefühlen für den mir noch unbekannten Paul Z. erfüllte: Der habe sich immer sehr um ihn gekümmert, habe fast eine väterliche Rolle übernommen, da er seinen Vater aus dem Widerstand kannte. Aber damit nicht genug: Paul habe nach 1945 ein Verhältnis mit seiner – Walter Friedrichsens – Mutter gehabt, es sei eine erotische Beziehung gewesen, die zwei der vier Ehen von Paul Z. überdauerte. Das war mir neu. Ich wusste ja bereits, dass Paul Z. sich später in Walter Friedrichsens Frau Gabi verliebt hatte und sie nach ihrer Scheidung von Walter auch heiratete. Leider habe ich es nicht übers Herz gebracht, ihn zu fragen, was es für ihn – Walter – bedeutete, dass Paul Z. so eng mit „den Frauen“ seines eigenen Lebens verbunden war.

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