„Einverstanden.“, nickte Britta.
Britta setzte sich in ihren kleinen Wagen und fuhr nach Hause. Die Wohnung lag etwa ¾ Stunde von ihrem Arbeitsplatz entfernt in einem ruhigen Viertel der Stadt. Sie hatte diese Wohnung stundenlang nach ihrem Geschmack eingerichtet. Die Miete war bezahlbar und die Vermieter, ein älteres Ehepaar, sehr nett. Die Wohnung war ursprünglich für ihre Tochter gedacht, diese jedoch zog ins Ausland, der Liebe wegen. Die beiden wollten nicht alleine bleiben und suchten so eine Mieterin. Britta war ihnen sehr willkommen. Ein bisschen sahen sie Britta als Ersatztochter an.
„Heute schon Schluss, Britta?“, wunderte sich Herr Wenz, der gerade im Vorgarten mit dem Schneiden der Rosen beschäftigt war.
„Ja, Herr Wenz, ich habe heute noch was vor.“
„Na, das wurde aber auch mal Zeit. Sie waren schon lange nicht mehr aus. Wer ist denn der Glückliche, wenn ich fragen darf?“, schaute auch Frau Wenz interessiert hoch.
„Mein Chef, Georg Brader, holt mich ab.“
„Sieht er gut aus?“, wollte Frau Wenz wissen.
Herr Wenz schaute seine Frau liebevoll an und schüttelte den Kopf.
„Ich frag ja schon nicht mehr weiter. Man macht sich halt so seine Gedanken.“, lächelte sie.
„Ist schon in Ordnung. Jetzt muss ich aber wirklich nach oben, sonst bin ich nicht rechtzeitig fertig, wenn er kommt.“
Britta drehte sich rasch um und lief ins Haus. Sofort ging sie ins Bad und ließ Wasser in die Wanne. Zwischendurch wusch sie ihre Haare und drehte sie auf große Lockenwickler. Dann stieg sie in die Wanne. Es tat gut. Ein erfrischendes Bad nach dem hektischen Tag. Wie immer war es das erste, was Britta tat, wenn sie müde und abgespannt nach Hause kam. So vor sich hin träumend schaute sie auf die Uhr, die sie extra mit ins Bad genommen hatte, um nicht länger als 10 Minuten im Schaumbad zu bleiben. Aber Britta erschrak, es waren schon 20 Minuten vergangen. Sie hatte die Zeit vergessen und an frühere Zeiten gedacht. Nun aber schnell ans Haare trocknen. Danach legte sie ein zart schimmerndes Makeup auf. Ein Lidschatten betonte die Augen und ließ sie strahlen. Britta überprüfte ihr Gesicht noch einmal im Spiegel. Sie war zufrieden.
Britta schaute nochmals auf die Uhr. Es war schon spät, sie musste sich beeilen. Sie trug noch einen dezenten Lippenstift auf, der etwas Glanz auf ihre geschwungenen, vollen Lippen zauberte und eilte ins Schlafzimmer. Was sollte sie anziehen. Sie entschied sich für das von ihr entworfene und auch selbst genähte weiße Kleid. Rückenfrei, tief ausgeschnitten, gerafftes Oberteil, das mit schmalen Trägern gehalten wurde. Der Rock war weit geschnitten und umspielte die Knie. Das Kleid war aus Spitze. Dazu wählte sie weiße Schuhe, die nur mit dünnen Riemchen versehen waren und eine kleine weiße Tasche. Sie legte alles bereit und frisierte sich. Die Wickler wurden herausgedreht. Das lange blonde Haar fiel in vielen kleinen Locken um ihren Kopf. Das Haar wurde kräftig gebürstet, dann jede Strähne einzeln um den Finger gedreht, damit das Haar locker und füllig aussah. Dann zog sie das Kleid an. Ein letztes mal drehte sie sich im Spiegel. Sie sah wirklich gut aus, in dem neuen Kleid. Es brachte ihre schlanke, braun schimmernde Figur vollends zur Geltung.
Britta hörte den Wagen von Georg nicht und zuckte zusammen, als die Glocke ertönte. Sie eilte zur Tür und öffnete.
„Guten Abend.“, strahlte Britta ihn an. „Sie sind wirklich auf die Minute pünktlich.“
Georg starrte sie an.
„Wundervoll. Sie sehen toll aus.“
War das einzige, was er im Augenblick sagen konnte.
„Darf ich sie vielleicht noch kurz zu einem kleinen Drink einladen?“
Verlegen zeigte sie ins Wohnzimmer.
„Oh ja. Aber ich glaube, ich habe vergessen Guten Abend zu sagen. Ich hole hiermit alles nach.“
Er reichte Britta die Hand.
„Guten Abend Britta. Was für ein Kleid.“
Georg war entzückt von dem Anblick. Willenlos folgte er ihr ins Wohnzimmer und nahm mit ihr einen Drink.
Die Einrichtung verriet Brittas guten Geschmack.
Das fiel Georg sofort auf.
„Sie haben eine tolle Wohnung. Selbst eingerichtet, nehme ich an?“
„Ja. Hat etwas gedauert, bis ich damit zufrieden war. Aber jetzt ist alles so, wie ich es mir vorgestellt hatte.“
Georg hatte seinen offenen Wagen dabei. Bei diesem herrlichen warmen Wetter, welches schon wochenlang anhielt, war es angenehmer mit einem offenen Wagen zu fahren.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Sie hielten vor einem vornehmen Restaurant. Georg half Britta aus dem Wagen und hielt sekundenlang ihre Hand fest. Britta überspielte die Situation und entzog ihm sachte ihre Hand.
„Hier ist es herrlich. Ich wusste gar nicht, dass in dieser Gegend ein so wunderbares Restaurant ist.“
Wie ein kleiner Junge zog Georg Britta mit schnellen Schritten mit sich.
„Sie müssen es erst von innen sehen. Sehr romantisch und trotzdem elegant eingerichtet.“
Der Kellner führte beide zu dem reservierten Tisch der am Fenster stand. Von hier hatte man einen herrlichen Ausblick auf den kleinen See mit der Promenade, die mit vielen Lichtern beleuchtet war, die sich im dunklen Wasser spiegelten. Leise Musik erklang.
„Hier ist es wunderschön.“, schwärmte Britta.
„Ja. Deshalb gehe ich immer wieder gerne hierher.“
Wie oft er schon mit anderen Frauen hier war? Ging es ihr durch den Kopf. Aber warum auch nicht, er ist ja nicht gebunden.
Während des Abends unterhielten sie sich angeregt über die bevorstehende Modenschau.
„Eine Frage? Sollen wir nicht endlich „du“ sagen?“, schlug Georg vor.
„Wir kennen uns schon längere Zeit und arbeiten jeden Tag eng zusammen, da wäre es doch an der Zeit?“
„Ok. Ich heiße Britta.“, hielt sie ihm lachend das Glas entgegen.
„Ich heiße Georg, wie du ja schon weißt.“
Auch er musste lachen.
„Jetzt fehlt noch der Kuss.“, sah er sie auffordernd an.
Er kam auf ihre Seite und küsste sie sanft.
Schnell setzte er sich wieder hin und beide schauten sich kurz in die Augen.
Sie nahmen noch den letzten Schluck aus ihrem Glas.
„Jetzt gehen wir tanzen.“
Er bezahlte.
Georg nahm ihre Hand und führte sie zum Wagen.
Der Club war exklusiv. Die Musik ausgesprochen gut. Britta fühlte sich seit langem frei und ungezwungen, wenn Georg sie in den Armen hielt und mit ihr über die Tanzfläche schwebte. Sie war in diesem Moment glücklich und vergaß alles, was sie sonst beschäftigte. Georg ging es nicht anders. Er gönnte ihr kaum eine Pause. Jeden Tanz wollte er mit ihr tanzen. Es war ein wundervolles Gefühl sie in den Armen zu halten. Es ist ihm schon früher aufgefallen wie hübsch und bezaubernd sie war. Sie schwebte wie eine Feder mit ihm über das Parkett. Verträumt schauten sie sich in die Augen. Es war ein wunderschöner Abend.
Während der Heimfahrt sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Irgendetwas war passiert. Zu Hause angekommen, hielt Georg ihr die Tür auf.
„Es war seit langem der schönste Abend, den ich hatte. Ich danke dir.“, hauchte Georg.
„Für mich auch.“
Georg kam näher, als wollte er sie küssen. Doch in letzter Sekunde hielt er inne.
„Gute Nacht Britta.“
„Gute Nacht Georg.“
Sie ging ins Haus und er fuhr davon.
Die ganze Nacht dachte Britta an diesen Abend. Wollte er sie wirklich küssen? Unsinn. Dieser Mann hatte doch kein Interesse an ihr. Sie verstanden sich gut, ja, vor allem bei der Arbeit. Aber ansonsten, nein, da ist nichts.
Auch Georg dachte die ganze Nacht an Britta. Sie war bezaubernd, sie hat sich in sein Herz geschlichen, ohne dass er es groß bemerkte. Er hatte zwar in den letzten Wochen Britta mit anderen Augen angesehen, aber verliebt war er nicht.
Sie gefiel ihm und er fand sie sympathisch, aber mehr. Nein. Er musste Abstand halten. Er wollte mit ihr gut zusammen arbeiten. Vielleicht auch ab und zu mit ihr ausgehen, aber nur, weil er sie nett fand und man sich mit ihr gut unterhalten konnte.
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