„Nein, die bekam genauso wie du eine Augenbinde, sie mag das Spiel besonders gerne.“
„Vielleicht einmal, aber dreimal? Ich glaube du warst auch mal bei den Pfadfindern?“
„Klar, ich hatte viel Spaß.“
„Und Betti, war auch dort?“
„Ja, wir waren zusammen dabei.“
„Daher also dein Spieltrieb.“
„Was habt ihr gemacht?“
„Das aufregendste, was es bei uns gab, war ein Spiel auf einer großen Wiese.“ Berichtet Barbara.
„Na, jetzt erzähl schon.“
„Aus unserer Gruppe wurde ein Mädchen heraus gewählt. Es wurden ihr die Augen verbunden, und wir führten sie auf eine große Wiese. In der Mitte angekommen, wurde sie noch gedreht. Dann musste sie zum Ausgangspunkt zurückfinden.“
„So hast du also deine Leidenschaft entdeckt.“
„Was für eine Leidenschaft meinst du denn?“ Bohrt Barbara hartnäckig nach.
„Ach, tu doch nicht so, du weißt schon, was ich meine.“
„Du hast ja Recht, ich habe immer schon gerne Blindekuh gespielt. Oder ähnliche Spiele mit Augenverbinden gemacht.“
„Was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?“, frage ich.
„Oh nein, das machen wir sicher nicht.“ Barbara grinst über ihr ganzes Gesicht.
„Ich schlage vor, wir treffen uns im Salon und trinken vom guten Cognac. Du bringst noch ein paar Leckereien mit, okay?“
In meinem Zimmer angekommen, hatte ich das Gefühl, als hätte jemand etwas gesucht. Die Schranktüren stehen offen, mein Koffer ist verschoben. Ich bin mir nun ganz sicher, hier muss noch jemand anderes hausen. Aber wer soll Interesse an meinen Dingen haben. Ich sehe sofort nach meinem Navigationssystem. Man hat es nicht gefunden. Mein Handy ebenfalls nicht. Wenn ich beides zusammen schalte, kann ich per E-Mail meine Peilung senden. Nach dem Duschen und Umziehen begab ich mich wieder in den Salon, wo auch schon Barbara mit den Vorbereitungen für ein Abendessen begonnen hat.
Nach zwei Stunden versuchte ich zu gehen. Mit der Ausrede, „Arbeit wartet auf mich.“ Ich wollte gerne wissen, was mich im Speicher erwartet.
Barbara ruft noch, „Du weißt ja, ich bin morgen nicht da, du wirst den Speicher alleine durchforsten.“
„Wie lange wirst du denn weg sein?“
„Ich schätze mal so drei bis vier Stunden.“
„Da werde ich dann gerade mal einen kleinen Teil besichtigt haben.“
Mein neu erstellter Plan, hatte nun den ersten Stock vollständig erfasst, bis auf den Teil, der Barbara persönlich betrifft.
Die Nacht war sehr unruhig, ich konnte das Gefühl nicht loswerden, als hätten sich die ganze Nacht Generäle gestritten und diskutiert. Truppen waren durch den Hof marschiert. Auch Schreie von Gefolterten glaubte ich zu hören. Ich schreckte immer wieder hoch. Meine Träume spielen verrückt.
Am nächsten Morgen erwachte ich wieder sehr früh. Vielleicht täuschte ich mich ja, aber in den Fenstern gegenüber im sogenannten Westteil, sah ich drei Personen hinter den Fenstern. Ich war aber zu müde, um dieser Fatamorgana nachzugehen. Ich verdrängte es kurzerhand.
Kapitel: 5 Starkes Klopfen
Starkes Klopfen lässt mich hochschnellen. „Kommst du zum Frühstück oder willst du noch ausschlafen?“
„Oh Gott, wie spät ist es denn?“ Ich suche nach meiner Uhr.
„Wenn du deine Uhr suchst, die hast du im Salon liegen lassen. Es ist übrigens kurz vor neun.“
„Ich komme, gib mir 15 Minuten.“
„Wow, das ist ja phänomenal, woher hast du all diese Dinge?“
„Ich habe meinen Kühlschrank geleert, weil ich doch Einkaufen gehe. So haben wir zum Frühstück etwas mehr.“
„Du scheinst ja gut ausgestattet zu sein.“
„Logisch, nur vom Feinsten. Freust du dich schon auf den Speicher?“
„Na klar, ich werde allen Mut zusammennehmen.“
„Das find ich toll, du wirst also nachholen, was du früher versäumt hast.“
„Na klar. Wie viel Aufgänge gibt es denn überhaupt?“
„Ich konnte bisher nur zwei finden. Einen gleich neben dem Salon, einen weiteren im Westflügel.“
„Da werde ich wohl besser den hier nehmen, so kann ich auf unserem Wissen von diesem Stock aufbauen. Die Schlüssel stecken doch sicher an der Speichertüre, oder?“
„Nein ich werde sie dir geben, der Speicher war bis jetzt immer verschlossen.“
„Bitte sei vorsichtig, nicht das du irgendwo durchbrichst. Ich gehe mal voraus und zeige dir den Aufgang.“ Barbara sperrt eine schmale Türe auf, dahinter geht eine steile Treppe nach oben. Was mich erwartet verschlägt mir den Atem. Keine Spinnweben, alles sauber. Über einigen Möbeln hängen alte Bettlaken. Es muss noch einen größeren Aufgang geben, denn die großen Möbel können unmöglich durch die schmale Türe hier heraufgekommen sein. Ich sehe nach einem Lichtschalter und tatsächlich, hier ist einer. Ein Versuch, es geht. Eine Neonlampe beginnt zu flackern, dann ist es Taghell.
Barbara meint, „Sieh mal ein toller Ledersessel.“
„Schau mal zu mir ein wunderbarer alter Schrank. Das hättest du dir wohl nicht träumen lassen.“
„Nein ich bin platt.“
Ein alter Schreibtisch. Eigentlich wirkt dies nicht so, als müsse man hier Angst haben. „Lass uns mal in den nächsten Speicher gehen.“ Wir gehen auf die nächste Türe zu, aber sie ist versperrt. „Der Schlüssel könnte im Schreibtisch sein“, meint Barbara.
„Ja, du hast Recht, hier ist ein ganzer Schlüsselbund.“ Gleich der Erste passt. Im nächsten Abteil sieht es nicht ganz so fröhlich aus. „Noch eine Türe, dann muss ich aber fahren“, sagt Barbara.
„Hier könnte man richtige tolle Appartements bauen.“
„Du wirst dir schon was einfallen lassen, aber ich muss jetzt zum Einkaufen.“
„Lass bitte den Schlüssel an der Türe unten stecken.“
„Eigentlich hatte ich mit dir etwas anderes vor. Zu gerne hätte ich dich an einen Balken gebunden. Dann hättest du etwas zu tun gehabt.“ Barbaras Blick verrät, dass sie es tatsächlich vorhatte. So weiß ich inzwischen auch, was sie in der Tasche hat, die sie über ihrer Schulter trägt.
„Nein bitte, lass mich jetzt arbeiten, ich will das nicht.“
Sie meinte nur, „Okay, es gibt ja noch einen anderen Tag. Aber warte mal, für ein kleines Spiel hab ich noch Zeit.“ Barbara geht zurück in den Raum mit den bequemen Sesseln und meint nur, „Komm mal her, ich hab da eine Idee!“
Als ich zu ihr in den Raum komme, erkenne ich schon das Seil, welches sie in der rechten Hand hält. Ich bin verdutzt, aber irgendwie hab ich auf diesen Moment gewartet. „Lass uns das Spiel ein andermal machen, du musst Einkaufen fahren.“
Barbara meint aber mit Nachdruck, „Komm endlich, mach kein Theater, ich hab gerade Lust auf ein Spielchen. Setzt dich mal hierher, ich mach es auch nicht sehr fest. Gerade so, dass du es ein wenig genießen kannst.“
Bereitwillig setzte ich mich in einen der bequemen Stühle, die mit Leder bezogen sind. Barbara tritt auf mich zu. Nimmt mein rechtes Handgelenk und legt eine Schlaufe mit dem Seil darüber. Dann folgt die linke Hand. Sie beginnt damit an dem Seil zu ziehen. Es zieht sich unaufhörlich zusammen, bis meine Hände auf dem Rücken verknoten sind. Sie legt das Seil um den Rücken des Stuhles und dann zieht sie es erneut zusammen.
Sie führt das Seilende unter dem Stuhl hindurch und verknüpft es mit meinen Beinen. Ich gebe zu, es hat mich mächtig erregt und dann merke ich, dass ich fixiert bin. Es scheint so geschickt verknotet zu sein, dass ich keine Möglichkeit sehe, mich zu befreien. Barbara meint lächelnd, „Du hast jetzt viel Zeit, wenn ich zurück bin und du bist immer noch nicht frei, dann hab ich da noch eine weitere Idee. Also dann, viel Spaß bei deiner Befreiungsaktion. Es wird nicht leicht sein.“
Barbara ist schon auf dem Weg zur Türe, da dreht sie sich auf dem Absatz um und kommt nochmals auf mich zu. „Deine Augen hab ich vergessen, die werde ich dir noch verbinden.“ Sie greift sich eines ihrer langen großen Tücher und beginnt es geschickt über meine Augen zu wickeln. So…dann viel Spaß!“
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