Ich scherze und meine, „Dann machen sie sich mal wieder los. Ich werde inzwischen die anderen Räume besichtigen.“
Ich gehe hinaus und verschließe die Türe.
Von der anderen Seite kann ich durch den Spiegel sehen, was Barbara unternimmt um sich zu befreien. Sie bleibt völlig ruhig sitzen, versucht mit den Fingern an die Gurte zu kommen. Ich will sie aber nicht länger so zurücklassen und gehe wieder zu ihr.
„Wollen sie noch ein wenig so sitzen bleiben oder wollen sie lieber frei sein, ich könnte ihnen auch noch die Augen verbinden, dass erhöht sicher den Reiz.“ „Schon seltsam, wenn man sich vorstellt, dass es kein Scherz ist.“ Prompt fragte sie mich, ob ich nicht mal Probesitzen will. Ich überzeuge sie aber davon, dass es wohl besser ist, wieder an die Arbeit zu gehen.
„Feigling.“ Mehr sagt sie nicht. „Sie werden schon noch dran kommen.“
Im nächsten Zimmer finden wir eine ehemalige Abhörstation. Es gibt aber nur noch Fragmente, die wichtigen Teile sind bereits entfernt worden. Wir kommen zu den Schlafsälen. Sie sind an den Türen mit Nummern versehen. Die Liegen bestehen aus Doppelbetten, wir nennen sie auch Stockbetten. Sogar die Matratzen sind noch da. „Naturmatratzen“ meint Barbara. Sie riechen ein wenig vergammelt. Auch Decken sind noch darauf.
„Einmal hinlegen? Vielleicht ein Mittagsschläfchen gefällig?“ meint sie.
Ich lege mich auf eine Liege und meine, „Gar nicht so unbequem“
„Sie können ja die Nacht hier verbringen.“, meint Barbara mit einem verschmitzten Lächeln.
Wir gehen in den nächsten Raum, hier fällt auf, dass nur wenige Liegen aufgestellt sind. Vielleicht der Offiziers Raum? Aber alles ist noch vorhanden, „hier könnte man auch ein Pfadfinderlager für die Ferien einrichten“, gebe ich zu bedenken.
„Sie waren mal bei den Pfadfindern?“
„Ich sehe schon, wir haben uns viel zu erzählen.“ Der nächste Raum war früher mal ein Toiletten Raum.
„Oh, dass erinnert mich an etwas, dürfte ich mal einen Moment alleine sein?“ Sie versteht und geht diskret einen Raum weiter. Ich komme ihr nach und stutze: „Was war hier untergebracht?“ Eine Holzliege, ohne Matratze, der restliche Raum ist leer. „Jetzt legen sie sich mal hier hin!“ befiehlt sie.
Ich lache und lege mich auf die Holzpritsche. „Sehr unbequem.“
„Nun passen sie mal auf. Liegen bleiben, klar?“
„Wieso?“
„Sie werden es gleich merken.“ Die Ledergurte hab ich wohl übersehen. Nun kam die Retourkutsche von Barbara, das war unschwer zu erkennen.
Sie hat richtig Freude daran mich Gurt um Gurt zu fixieren. So liege ich dann völlig unbeweglich auf der Pritsche. Sie nimmt noch eines ihrer Tücher, faltet es genüsslich zusammen, macht einen Knoten in die Mitte und bindet es über meinen Mund.
„So ist es zwecklos zu rufen“, stellt sie fest.
Ein weiteres Tuch verwendet sie für die Augen. „Also bis bald, ich mache jetzt erstmal ein Mittagsschläfchen“, sagt sie und verschwindet. Ihre Schritte höre ich noch lange im Gebäude nachhallen.
Die Zeit will nicht vergehen. Die Pritsche wird immer härter, rufen einfach zwecklos. Aber ich muss zugeben, es hat auch seinen Reiz. Ich höre Schritte, das muss Barbara sein. Die Türe geht auf. „Na wie geht es meinem Gefangenen?“ Zum Lachen ist mir in dieser Situation nicht mehr. Eine Antwort bleibe ich ihr schuldig.
Sie lacht und meint, „Hab ich mich nicht toll revanchiert? Das hätten Sie wohl nicht erwartet. Aber sie hatten ja vorhin auch ihren Spaß.“
Sie macht nicht die geringsten Anstalten mich zu befreien. „Ich glaube, es wurde früher eher ein Knebel aus Leder verwendet und nicht ein Tuch mit Knoten. Soll ich mal suchen gehen, ob ich etwas Passendes finde?“
Ich höre wie sie einen Schrank öffnet, „aha, was haben wir denn hier?“ Eine Schublade, wurde unter lautem Quietschen aufgezogen.
„Ich glaube, ich habe, was ich suche.“
Sie genießt die Situation offensichtlich. „Vielleicht reden wir mal über ihren Preis?“
„Das ist gemein“, versuche ich zwischen dem Stoffknebel hervor zu bringen. Sie scheint zu überlegen, was sie noch alles ausprobieren könnte. „Ob ich Sie heute noch befreien soll? Ich werde abzählen. Oder besser eine Münze werfen. Sind sie damit einverstanden?“ Viel kann ich nicht einwenden.
„Also Kopf, sie bleiben liegen. Zahl, ich mache sie vielleicht frei.“
Sie wirft, „Kopf, da haben Sie aber Pech gehabt. Jetzt möchte ich aber ganz ehrlich von ihnen wissen, ob sie mitspielen oder lieber nicht. Sie dürfen jetzt selbst über den heutigen Abend entscheiden.“ Ich zögere, so eine Lage ist schon verflixt komisch.
„Keine Antwort ist auch eine Antwort.“ Ehe ich mich versehe, legt sie mir ein Tuch über das Gesicht und anschließend ein Geschirr. Sie zieht es richtig fest.
Ich frage mich, was das eigentlich für ein Aufenthalt werden soll. Ich muss erkennen, dass Barbara ihre wahre Freude an diesen Spielen hat und ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.
So langsam werde ich ungeduldig, es macht inzwischen keinen Spaß mehr, die Gurte schneiden ein und es tut richtig weh. Automatisch muss ich mir vorstellen, wie es wohl einem Gefangenen zu Mute war, der hier gefoltert wurde. Ich bekomme eine Gänsehaut und Panik und will dieses Spiel nur noch beenden. Da geht die Türe auf, ich werde von dem Geschirr erlöst. Barbara sagt kein Wort. Erst im Gang, meint sie,
„Ich glaube sie haben für heute genug? Jetzt stellen sie sich mal vor, sie liegen hier mehrere Tage.“
„Schrecklich, und immer das Gefühl es könnte einen jemand umbringen. Dieses Regime hat doch vor nichts zurückgeschreckt.“
„Na, wieder okay?“, fragt Barbara mit einem herzerweichenden Lächeln.
„Das war gemein, wie lange war es denn?“, frage ich.
„So wichtig ist das doch gar nicht, vielleicht eine Stunde oder länger, ich hab nicht auf die Uhr gesehen.“
„Pass auf, ich werde mich revanchieren.“
Sie grinst mich an, „Passen Sie nur auf, hier gibt es noch viele unerforschte Türen.“ Inzwischen wechseln wir immer zwischen du und Sie. „Ich selbst kenne höchstens ein Viertel der Räume. Ich hatte immer Angst, alleine hier herumzustöbern. Aber jetzt sind wir ja schon zu zweit.“
Sie nimmt ihre Tücher und schlingt sie sich um ihren Hals.
„Wollen Sie meines immer noch tragen?“
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, gerne.“ Wir kommen zum nächsten Raum, dieser ist leer. Ich will die Fenster öffnen, dies ist aber nicht möglich, sie sind alle mit einem Sicherheitsschloss versehen. Die Fensterläden aller Fenster sind geschlossen. Einen Blick nach Draußen gibt es nur in Richtung des Innenhofes.
„Wir sollten mal darüber nachdenken, wo ich die Nacht verbringe.“
„Aber Sie kennen doch die Schlafräume.“
„Wenn du meinst, das ich da gerne übernachte?“
„Keine Angst ich habe da noch ein schönes Zimmer, mit anschließendem Bad.“
Nun kommen wir in einen bereits renovierten Teil des Gebäudes und ich fragte, ob es ihr Reich sei.
„Nein, ich habe mein Reich gegenüber auf der anderen Seite des Gebäudes. Dieser Teil ist für Gäste bestimmt.“ Sie begleitet mich zu einem sehr ordentlich eingerichteten Zimmer mit einem neuen angrenzenden Badezimmer.
„Ich meine, du solltest dich mal frisch machen, nach all den Strapazen.“ Ich lache und trage mein Gepäck hinauf. Sogar Warmwasser gibt es. Nach dem Duschen lege ich mich entspannt auf das Bett. Ich schalte den Fernseher ein und höre Nachrichten. Es klopft an und ich rufe „Komm ruhig herein!“
Sie ist umwerfend, in einen Sari gewickelt, mit etlichen Tüchern verschlungen. „Toll! Ich hätte dir das nicht zugetraut.“
„Ich habe ein wenig für den Abend vorbereitet, wenn Sie wollen, treffen wir uns im Salon, den kennen Sie ja schon. Ich will es gleich vorweg nehmen, mein eigenes Reich bleibt für alle tabu, auch für Sie. Es sind allein meine Räume und meine Welt.“
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