Alfred Assolant - Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
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- Название:Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
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- Год:1982
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Les aventures merveilleux mais authentiques du Capitaine Corcoran
Deutsch von Bernhard Thieme.
Der Originaltext ist leicht gekürzt.
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Ich bitte Sie, die Versicherung meiner ehrerbietigsten Grüße entgegenzunehmen.
Maharadscha Corcoran I.“
Eine Stunde später erhielt Corcoran folgende Antwort:
„General Barclay an Sir Corcoran, sogenannter Maharadscha des Reiches der Marathen
Sir,
wie Sie ganz richtig bemerkt haben, führt ein englischer Gentleman keinen Krieg gegen Frauen und Kinder; aber ich fürchte, meine Pflichten gegenüber meinem Land, meiner Regierung und Ihrer Allergnädigsten Majestät zu vernachlässigen, wenn ich Holkars Tochter, Ihrer Gattin, die Freiheit schenkte, es sei denn, Sie akzeptierten die folgenden Bedingungen:
Erstens: Die marathische Armee wird ab heute aufgelöst, und jeder ihrer Soldaten kehrt nach Hause zurück.
Zweitens: Der sogenannte Maharadscha stellt sich unverzüglich dem englischen Generalgouverneur zur Verfügung.
Drittens: Der sogenannte Maharadscha übergibt General Barclay eine unter Eid als wahrheitsgemäß bestätigte Liste, in der alle Habe, Gegenstände und Immobilien, die Holkars Besitz sind beziehungsweise waren, aufgeführt werden, damit oben angeführte Hinterlassenschaft zur Verfügung oben angeführten Generals stehen kann.
Viertens: Die Festung von Bhagavapur sowie alle Befestigungsanlagen im Land werden mitsamt ihren Arsenalen, ihren Waffen, Proviant und Munition jeder Art, die sich gegenwärtig in ihnen befinden, der englischen Armee zur Verfügung gestellt.
Fünftens: Im Austausch für alle oben angeführten Bedingungen erhält schließlich der sogenannte Maharadscha von der englischen Regierung eine Pension von eintausend Pfund Sterling (das entspricht fünfundzwanzigtausend französischen Franc), worauf sich sogenannter Maharadscha verpflichtet, daß weder er noch seine Frau noch sein Kind in einer Frist, die fünfzig Jahre nicht unterschreitet, nach Indien zurückkehren wird.
Wenn diese Bedingungen, wie ich hoffe, Sir Corcoran als annehmbar erscheinen, bitte ich ihn, ein Doppel des Vertrages in beiden Sprachen ausfertigen zu lassen. Ich erkläre mich dann bereit, den Vertrag vor Einbruch der Dunkelheit zu unterzeichnen.
Sollte der Vertrag auf dieser Grundlage abgeschlossen werden, würde ich mich glücklich schätzen, die Bekanntschaft mit dem Maharadscha Corcoran zu vertiefen und die Hand eines Gentleman zu schütteln, für den ich immer die größte Wertschätzung empfunden habe.
John Barclay, Generalmajor der
Armee Ihrer Britischen Majestät.
Gegeben im Lager, den 14. März
1860“
Corcoran drehte das Schreiben mißbilligend zwischen seinen Fingern.
Abdanken, die Marathen verraten, dachte er. Mich ausplündern lassen. Eine Pension des Räubers annehmen. Und dazu besitzt er noch die Frechheit, mir seine Wertschätzung anzubieten, wenn ich annehme. Na schön, ich werde ihm etwas anbieten, was er nicht erwartet hat.
Den englischen Parlamentär schickte er ohne Antwort zurück.
Am Abend, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, versammelte er fünfhundert seiner treuesten und kühnsten Reiter um sich, ließ sie die Hufe der Pferde mit Filz und Leinen umwickeln, damit ihr Hufgetrappel gedämpft würde, und ritt im Schritt mit seiner Begleitung davon.
Baber diente als Führer.
Da die Nacht außergewöhnlich dunkel war, rechnete die englische Armee mit einem eventuellen Überfall der Marathen und war auf dem Posten. Die Gefangenen lagerten in der Mitte. Ein Bataillon hatte einen Ring um sie gebildet und bewachte sie. Die, Anwesenheit der beiden großen Tiger schreckte die Engländer ab, sich ihnen zu dicht zu nähern. Man hatte wohl daran gedacht, sie zu erschießen, doch die Tiere hatten sich so um Sita und Rama gruppiert, daß die Kugeln wohl oder übel auch die beiden letzteren hätten treffen können, was den Krieg unsühnbar hätte werden lassen, denn Corcoran würde diesen Mord nie verzeihen, und Barclay war sich seines Sieges durchaus nicht so sicher, daß er sich einer derart gefährlichen Chance ausgesetzt hätte.
Auf das „Wer da?“ der englischen Schildwachen erscholl plötzlich der Kriegsruf Corcorans: „Vorwärts!“
Eine Schar Reiter galoppierte in das englische Lager. Schon von weitem erkannte Corcoran die mächtige Masse Scindiahs, die sich vor den Biwakfeuern abhob. Er rechnete damit, daß Sita und Rama in der Nähe des Elefanten seien, und versuchte, sich mit seinen Reitern bis dorthin durchzuschlagen.
Anfangs folgten ihm auch seine Reiter entschlossen und willens, zusammen mit ihrem Heerführer dessen Frau und dessen Kind zu befreien; aber die Engländer, die ja nicht unvorbereitet waren, schlugen den ersten Angriff zurück und schossen etwa fünfzig Männer der Marathen nieder. Die fürchteten daraufhin, in einen Hinterhalt zu geraten, und zogen sich zurück, wobei sie ihren Befehlshaber allein auf dem Schauplatz des Geschehens ließen.
Corcoran schwebte in der allergrößten Gefahr. Sein Angriff war zwar forsch und mutig gewesen, jedoch hatte er nicht damit gerechnet, daß die Engländer die kostbare Beute besonders wachsam hüteten. Sein Pferd war bei der Attacke unter ihm weggeschossen worden, er selbst von einer Kugel an der Schläfe verwundet.
Als das Pferd unter ihm zusammengebrochen war, stürzte der Maharadscha zu Boden, sein Kopf schlug auf einer der hölzernen Zeltstangen auf. Der Aufprall war so heftig und schmerzvoll, daß er das Bewußtsein verlor.
25.
Louison und Garamagrif sprengen den Ring
Zehn Minuten später kam Corcoran wieder zu sich. Er fühlte einen heißen Atem auf seinem Gesicht; vorsichtig stützte er sich auf einen Arm, um sich nicht den englischen Soldaten zu verraten, hob den Kopf und erkannte Louison.
Die Tigerin hatte vorausgesehen, was eingetreten war. Sie hatte Corcorans Kriegsgeschrei gehört und dann beobachtet, wie die Marathen versuchten, in das englische Lager einzudringen, dabei allerdings von den Engländern zurückgeschlagen wurden. Sie kannte Corcoran nur zu gut, als daß sie geglaubt hätte, auch er würde sich zurückziehen. Es mußte etwas mit ihm passiert sein. Sie hatte sich also auf die Suche nach ihrem Freund gemacht und ihn ohnmächtig neben seinem toten Pferd entdeckt.
Sie hätte Hilfe herbeifauchen können, aber sie hatte es sein lassen, weil sie merkte, daß sie rings von Feinden umgeben war. Also hatte sie sich damit begnügt, Corcoran das Gesicht zu lecken, bis er wieder zu sich gekommen war; jetzt packte sie ihn am Gürtel und zog ihn vorsichtig zu den Gefangenen. Nach wenigen Augenblicken war sie bei Sita angelangt.
Trotz aller Freude Sitas, ihren Gemahl bei sich zu haben, war die Gefahr nicht kleiner geworden, im Gegenteil. An der Spitze seiner Armee konnte Corcoran möglicherweise das Gesetz des Handelns diktieren, als Gefangener im feindlichen Lager blieb ihm nichts übrig, als es zu erdulden.
Als er Sita erzählt hatte, was er für Anstrengungen unternommen hatte, um sie zu befreien, machte sie ihm wegen seines Leichtsinns zwar milde, doch entschiedene Vorwürfe.
„Es wäre nicht leichtsinnig gewesen, wenn mir diese Feiglinge gefolgt wären…, den Rest hätten wir schon irgendwie geschafft“, sagte er, merkte jedoch selbst, daß seine Worte alles andere als überzeugend klangen. „Ich bin sehr müde. Die Verletzungen, die ich im Kampf mit Sir John Spalding erhalten habe, sind noch nicht verheilt“, flüsterte er Sita zu. „Ich werde mich ein wenig ausruhen. Louison, beste Freundin, halte zusammen mit Garamagrif die Augen offen…“
Wenige Stunden später konnte man bei Tagesanbruch die blutigen Spuren des nächtlichen Kampfes erkennen. Barclay, der mit Recht daran zweifelte, daß der Maharadscha wider seine Gewohnheit nicht an dem Überfall beteiligt gewesen sein sollte, wunderte sich noch mehr darüber, als ihm seine Kundschafter Meldung erstatteten, daß in der gewöhnlich ruhigen Armee der Marathen schier alle aus dem Häuschen zu sein schienen.
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