Schulleiter: Albus Dumbledore
(Orden der Merlin, Erster Klasse, Großz., Hexenmst.
Ganz hohes Tier, Internationale Vereinig. d. Zauberer)
Sehr geehrter Mr. Potter, wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, daß Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden Sie eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände.
Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule spätestens am 31. Juli.
Mit freundlichen Grüßen
Minerva McGonagall
Stellvertretende Schulleiterin
Wie ein Feuerwerk explodierten Fragen in Harrys Kopf, und er konnte sich, nicht entscheiden, welche er zuerst stellen sollte. Nach ein paar Minuten stammelte er:»Was soll das heißen, sie erwarten eine Eule?«
»Galoppierende Gorgonen, da fällt mir doch ein… «, sagte Hagrid und schlug sich mit solcher Wucht die Hand gegen die Stirn, daß es einen Brauereigaul umgehauen hätte. Aus einer weiteren Tasche im Innern seines Umhangs zog er eine Eule hervor. eine echte, lebende, recht zerzaust aussehende Eule – wie einen langen Federkiel und eine Pergamentrolle. Mit der Zunge zwischen den Lippen kritzelte er eine Notiz. Für Harry standen die Buchstaben zwar auf dem Kopf, dennoch konnte er sie lesen:
Sehr geehrterN1r. Dumbledore, ich habe Harry seinen Brief überreicht. Nehme ihn morgen mit, um seine Sachen einzukaufen.
Wetter ist fürchterlich. hoffe, Sie sind wohlauf Hagrid
Hagrid rollte die Nachricht zusammen, übergab sie der Eule, die sie in deren Schnabel klemmte, ging zur Tür und schleuderte die Eule hinaus in den Sturm. Dann kam er zurück und setzte sich, als hätte er nur mal kurz telefoniert.
Harry bemerkte, daß ihm der Mund offen stand, und klappte ihn rasch zu.
»Wo war ich gerade?«, sagte Hagrid, doch in diesem Augenblick trat Onkel Vernon, immer noch aschfahl, doch sehr zornig aussehend, in das Licht des Kaminfeuers.
»Er bleibt hier«. sagte c.
Hagrid grunzte.
»Das möchte ich sehen, wie ein so großer Muggel wie du ihn aufhalten will, sagte er.
»Ein was?«, fragte Harry neugierig.
»Ein Muggel«, sagte Hagrid,»so nennen wir Leute wie ihn, die nicht zu den Magiern gehören. Und es ist dein Pech, daß du in einer Familie der größten Muggel aufgewachsen bist, die ich je gesehen habe.«
»Als wir ihn aufnahmen, haben wir geschworen, diesem Blödsinn ein Ende zu setzen«, sagte Onkel Vernon,»geschworen, es ihm auszubläuen! Zauberer, in der Tat!«
»Ihr habt es gewußt?«, sagte Harry,»ihr habt gewußt, daß ich ein – ein Zauberer bin?«
»Gewußt!«, schrie Tante Petunia plötzlich auf,»gewußt! Natürlich haben wies gewußt! Wie denn auch nicht, wenn meine vermaledeite Schwester so eine war? Sie hat nämlich genau den gleichen Brief bekommen und ist dann in diese – diese Schule verschwunden und kam in den Ferien jedes Mal mit den Taschen voller Froschlaich nach Hause und hat Teetassen in Ratten verwandelt. Ich war die Einzige, die klar erkannt hat, was sie wirklich war – eine Mißgeburt. Aber bei Mutter und Vater, o nein, da hieß es Lily hier und Lily da, sie waren stolz, eine Hexe in der Familie zu haben!«
Sie hielt inne, um tief Luft zu holen, und fing dann erneut an zu schimpfen. Es schien, als ob sie das schon all die Jahre hatte loswerden wollen.
e Dann hat sie diesen Potter an der Schule getroffen, und sie sind weggegangen und haben geheiratet und haben dich bekommen, und natürlich wußte ich, daß du genau so einer sein würdest, genauso seltsam, genauso – unnormal, und dann, bitte schön, hat sie es geschafft, sich in die Luft zu jagen, und wir mußten uns plötzlich mit dir herumschlagen!«
Harry war ganz bleich geworden. Sobald er seine Stimme gefunden hatte, sagte er:»In die Luft gejagt? Du hast mir erzählt, daß sie bei einem Autounfall gestorben sind!«
»AUTOUNFALL!«, donnerte Hagrid und sprang so wütend auf, daß die Dursleys sich in ihre Ecke verdrückten. »Wie könnten Lily und James Potter in einem Auto ums Leben kommen? Das ist eine Schande! Ein Skandal! Harry Potter kennt nicht mal seine eigene Geschichte, wo doch jedes Kind in unserer Welt seinen Namen weiß!«
»Warum eigentlich? Was ist passiert?«, fragte Harry drängend.
Der Zorn wich aus Hagrids Gesicht. Plötzlich schien er etwas zu fürchten.
»Das hätte ich nie erwartet«, sagte er mit leiser, besorgter Stimme. »Als Dumbledore sagte, du könntest in Schwierigkeiten geraten, hatte ich keine Ahnung, wie wenig du weißt. Ach, Harry, vielleicht bin ich nicht der Richtige, um es dir zu sagen – aber einer muß es tun – und du kannst nicht nach Hogwarts gehen, ohne es zu wissen.«
Er warf den Dursleys einen finsteren Blick zu.
»Nun, es ist am besten, wenn du so viel weißt, wie ich dir sagen kann – aber natürlich kann ich dir nicht alles sagen, es ist ein großes Geheimnis, manches davon jedenfalls… «
Er setzte sich, starrte einige Augenblicke lang ins Feuer und sagte dann:»Es fängt, glaube ich, mit – mit einem Typen namens – aber es ist unglaublich, daß du seinen Namen nicht kennst, in unserer Welt kennen ihn alle -«
»Wen?«
»Nun ja, ich nenn den Namen lieber nicht, wenn's nicht unbedingt sein muß. Keiner tut's.«
»Warum nicht?«
»Schluckende Wasserspeier, Harry, die Leute haben immer noch Angst. Verflucht, ist das schwierig. Sieh mal, da war dieser Zauberer, der… böse geworden ist. So böse, wie es nur geht. Schlimmer noch. Schlimmer als schlimm. Sein Name war… «
Hagrid würgte, aber kein Wort kam hervor.
»Könntest du es aufschreiben?«. schlug Harry vor.
»Nöh – kann ihn nicht buchstabieren. Na gut – Voldemort.« Hagrid erschauerte. »Zwing mich nicht, das noch mal zu sagen. Jedenfalls, dieser – dieser Zauberer hat vor etwa zwanzig Jahren begonnen, sich Anhänger zu suchen. Und die hat er auch bekommen – manche hatten Angst, manche wollten einfach ein wenig von seiner Macht, denn er verschaffte sich viel Macht, das muß man sagen. Dunkle Zeiten, Harry. Wußten nicht, wem wir trauen sollten, wagten nicht, uns mit fremden Zauberern oder Hexen anzufreunden… Schreckliche Dinge sind passiert. Er hat die Macht übernommen. Klar haben sich einige gewehrt – und er hat sie umgebracht. Furchtbar. Einer der wenigen sicheren Orte, die es noch gab, war Hogwarts. Vermute, Dumbledore war der Einzige, vor dem Du-weißt-schon-wer Angst hatte. Hat es nicht gewagt, die Schule einzusacken, damals jedenfalls nicht.
Nun waren deine Mum und dein Dad als Hexe und Zauberer so gut, wie ich noch niemanden gekannt hab. Zu ihrer Zeit die Klassenbesten in Hogwarts! Für mich ist es ein großes Rätsel, warum Du-weißt-schon-wer nie versucht hat, sie auf seine Seite zu bringen… Hat wohl gewußt, daß sie Dumbledore zu nahe waren, um etwas mit der dunklen Seite zu tun haben zu wollen.
Vielleicht hat er geglaubt, er könne sie überreden… Vielleicht hat er sie auch nur aus dem Weg haben wollen. Alles, was man weiß, ist, daß er in dem Dorf auftauchte, wo ihr alle gelebt habt, an Halloween vor zehn Jahren. Du warst gerade mal ein Jahr alt. Er kam in euer Haus und – und -«
Hagrid zog plötzlich ein sehr schmutziges, gepunktetes Taschentuch hervor und schneuzte sich laut wie ein Nebelhorn die Nase.
»Tut mir Leid«, sagte er. »Aber es ist so traurig – hab deine Mum und deinen Dad gekannt, und nettere Menschen hast du einfach nicht finden können, jedenfalls – Du-weißt-schon-wer hat sie getötet. Und dann – und das ist das eigentlich Geheimnisvolle daran – hat er versucht, auch dich zu töten. Wollte reinen Tisch machen, denk ich, oder hatte inzwischen einfach Spaß am Töten. Aber er konnte es nicht. Hast du dich nie gefragt, wie du diese Narbe auf der Stirn bekommen hast? Das war kein gewöhnlicher Schnitt. Das kriegst du, wenn ein mächtiger, böser Fluch dich berührt – hat sogar bei deiner Mum und deinem Dad geklappt – aber nicht bei dir, und darum bist du berühmt, Harry. Keiner hat es Überlebt, wenn er einmal beschlossen hat, jemanden zu töten, keiner außer dir, und er hatte einige der besten Hexen und Zauberer der Zeit getötet – die McKinnons, die Bones, die Prewetts – und du warst nur ein Baby, aber du hast überlebt.«
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