»Nein«, erwiderte sie entschieden und packte ihn am Arm.
»Danach fühl ich mich besser!«
Harry lachte. Selbst Hermine grinste ein wenig, doch ihr Lächeln verblasste, als sie zum Schloss hochblickte.
»Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass wir vielleicht nie mehr hierher zurückkehren«, sagte sie leise. »Wie kann Hogwarts nur schließen?«
»Vielleicht passiert es ja gar nicht«, sagte Ron. »Wir sind hier nicht in größerer Gefahr als zu Hause, oder? Es ist jetzt überall das Gleiche. Ich würde sogar sagen, dass Hogwarts sicherer ist, es sind mehr Zauberer da, die es verteidigen können. Was meinst du, Harry?«
»Ich komme nicht zurück, selbst wenn Hogwarts wieder öffnet«, sagte Harry.
Ron starrte ihn nur an, doch Hermine sagte traurig: »Ich wusste, dass du das sagen würdest. Aber was willst du denn tun?«
»Ich geh noch einmal zu den Dursleys zurück, weil Dumbledore es so wollte«, sagte Harry. »Aber das wird nur ein kurzer Besuch sein, und dann bin ich endgültig weg von dort.«
»Aber wo willst du hin, wenn du nicht in die Schule zurückkommst?«
»Ich dachte, ich könnte vielleicht nach Godric's Hollow zurückkehren«, murmelte Harry. Diesen Gedanken hatte er schon seit der Nacht von Dumbledores Tod. »Für mich hat es dort angefangen, diese ganze Geschichte. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich dort hingehen muss. Und ich kann die Gräber meiner Eltern besuchen, das würde ich gerne.«
»Und was dann?«, sagte Ron.
»Dann muss ich die restlichen Horkruxe aufspüren, oder?«, erwiderte Harry, die Augen auf Dumbledores weißes Grabmal gerichtet, das sich im Wasser auf der anderen Seite des Sees spiegelte. »Er wollte, dass ich das tue, deshalb hat er mir alles über sie erzählt. Wenn Dumbledore Recht hatte – und ich bin sicher, er hatte Recht –, sind immer noch vier davon dort draußen. Ich muss sie finden und sie zerstören, und dann muss ich mich auf die Jagd nach dem siebten Stück von Voldemorts Seele machen, dem Stück, das immer noch in seinem Körper ist, und ich bin derjenige, der ihn töten wird. Und wenn ich unterwegs auf Severus Snape stoße«, fügte er hinzu, »umso besser für mich, umso schlechter für ihn.«
Ein langes Schweigen trat ein. Die Menge hatte sich jetzt fast zerstreut, die Nachzügler machten einen großen Bogen um die gewaltige Gestalt von Grawp, der Hagrid knuddelte, dessen traurige Schreie immer noch über das Wasser hallten.
»Wir werden dort sein, Harry«, sagte Ron.
»Wie bitte?«
»Im Haus von deiner Tante und deinem Onkel«, sagte Ron. »Und dann werden wir mit dir gehen, wo auch immer du hingehst.«
»Nein«, sagte Harry rasch; damit hatte er nicht gerechnet, er hatte ihnen klar machen wollen, dass er diese äußerst gefährliche Reise allein unternehmen würde.
»Du hast einmal zu uns gesagt«, erklärte Hermine leise, »dass noch Zeit sei umzukehren, wenn wir wollten. Wir hatten Zeit, stimmt's?«
»Wir sind bei dir, was auch immer geschieht«, sagte Ron. »Aber, Mann, du musst erst mal bei meinen Eltern vorbeischauen, ehe wir sonst wo hingehen, selbst wenn es Godric's Hollow ist.«
»Warum?«
»Bill und Fleur heiraten, schon vergessen?«
Harry sah ihn verdutzt an; der Gedanke, dass es immer noch so etwas Alltägliches wie eine Hochzeit geben könnte, erschien ihm unfassbar und wundervoll zugleich.
»Ja, das sollten wir nicht versäumen«, sagte er schließlich.
Seine Hand schloss sich wie von selbst um den falschen Horkrux, doch trotz allem, trotz des dunklen und gewundenen Wegs, den er vor sich liegen sah, trotz der letzten Begegnung mit Voldemort, die, wie er wusste, unweigerlich kommen musste, ob in einem Monat, in einem Jahr oder in zehn Jahren, trotz alldem fasste er Mut bei dem Gedanken, dass es doch noch einen letzten goldenen friedvollen Tag geben würde, den er mit Ron und Hermine genießen konnte.
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