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Isaac Asimov: Die bosen Geschichten der schwarzen Witwer

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Isaac Asimov Die bosen Geschichten der schwarzen Witwer

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Isaac Asimov, einer , hat auch Acht Die „Schwarzen Witwer" sind keine Bösewichte, sondern ehrbare Herren, die sich einmal im Monat zu einem gemütlichen Beisammensein zusammenfinden. Dieses Treffen zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus. Erstens darf - und das ist eigentlich der Sinn dieser Veranstaltung - keine Frau an diesem Essen teilnehmen. Zweitens wird bei dieser Zusammenkunft jedesmal eine geheimnisvolle Angelegenheit aufgeklärt, beispielsweise die Geschichfe des Mannes, der immer die Wahrheit sagte, oder warum ein Faulpelz seine Frau ermordete. Obwohl die Schwarzen Witwer mit der größten Begeisterung versuchen, jeden Fall zu losen, sind sie jedoch immer wieder auf die Hilfe ihres Kellners Henry angewiesen, der wie ein zweiter Sherfock Holmes oder Hercule Poirot jedes noch so tiefsinnige Geheimnis entschleiert. Titel der amerikanischen Originalausgabe TALES OF THE BLACK WIDOWERS Deutsche Übersetzung von Willi Thaler

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»Diebstahl«, sagte Sand. »Aus dem Panzerschrank in meiner Firma fehlen eine Geldsumme und ein Bündel verwertbarer Obligationen. Ich bin einer von denen, welche die Kombination haben, und ich hatte Gelegenheit, unbeobachtet daran heranzukommen. Ich hatte auch ein Motiv, denn ich hatte Pech beim Rennen und brauchte dringend Bargeld. Es sieht also für mich nicht gut aus.«

»Aber er hat es nicht getan«, sagte Gonzalo eifrig. »Das ist es eben. Er hat es nicht getan.«

Avalon drehte den halben Drink, den er nicht austrinken würde, in seinem Glas und sagte: »Ich glaube, wir sollten im Interesse des Zusammenhangs Mr. Sand seine Geschichte zu Ende erzählen lassen.«

»Ja«, sagte Trumbull, »wieso weißt du, daß er es nicht getan hat, Mario?«

»Das ist es ja eben, verdammt noch mal! Er sagt, daß er es nicht getan hat«, antwortete Gonzalo, »und das genügt. Vielleicht nicht für den Gerichtshof, aber mir und jedem, der ihn kennt, genügt es. Ich habe ihn genug schlimme Dinge gestehen hören... «

»Vielleicht frage ich ihn selbst, ja?« sagte Trumbull. »Mr. Sand, haben Sie das Zeug genommen?«

Sand zögerte. Seine blauen Augen wanderten von einem Gesicht zum anderen, und er sagte: »Meine Herren, ich sage die Wahrheit. Das Bargeld oder die Obligationen habe ich nicht genommen. Das ist bloß mein unbestätigtes Wort, aber jeder, der mich kennt, wird Ihnen sagen, daß man sich auf mich verlassen kann.«

Halsted strich sich mit der Hand aufwärts über die Stirn, als wolle er Zweifel beseitigen. »Mr. Sand«, sagte er, »Sie scheinen eine gewisse Vertrauensstellung einzunehmen. Sie haben Zutritt zu einem Tresor, in dem sich Werte befinden. Dennoch spielen Sie beim Pferderennen.«

»Das tun viele.«

»Und verlieren.«

»Ich plante es nicht ganz so.«

»Aber laufen Sie nicht Gefahr, Ihren Posten zu verlieren?«

»Ich genieße den Vorteil, Sir, daß ich bei meinem Onkel angestellt bin, dem meine Schwäche bekannt ist, der aber auch weiß, daß ich nicht lüge. Er wußte, daß ich die Mittel und die Gelegenheit besaß, und er wußte, daß ich Schulden hatte. Auch wußte er, daß ich in letzter Zeit meine Spielschulden abbezahlt habe. Das erzählte ich ihm. Der Indizienbeweis sah schlimm aus. Doch dann fragte er mich unmittelbar, ob ich für den Verlust verantwortlich sei, und ich sagte ihm genau, was ich Ihnen sagte: das Bargeld oder die Obligationen habe ich nicht genommen. Da er mich gut kennt, glaubt er mir.«

»Wie kommt es, daß Sie Ihre Schulden bezahlt haben?« fragte Avalon.

»Weil ein unwahrscheinlicher Außenseiter gewann, auf den ich gesetzt hatte. Auch das kommt manchmal vor. Es geschah kurz, bevor der Diebstahl entdeckt wurde, und ich zahlte die Buchmacher aus. Auch das ist wahr, und ich erzählte es meinem Onkel.«

»Dann hatten Sie aber kein Motiv«, sagte Gonzalo.

»Das kann ich nicht sagen. Der Diebstahl konnte bereits zwei Wochen vor der Entdeckung begangen worden sein. So lange hatte niemand in der betreffenden Schublade in dem Tresor nachgesehen - außer dem Dieb natürlich. Es könnte behauptet werden, daß das Pferd auf Sieg kam, nachdem ich die Wertsachen genommen hatte, und den Diebstahl - zu spät - unnötig machte.«

»Man könnte behaupten«, sagte Halsted, »daß Sie das Geld zu dem Zweck nahmen, um eine große Wette auf das Pferd zu placieren, das hereinkam.«

»So groß war die Wette nicht, und ich besaß andere Quellen, aber das ist richtig, es könnte behauptet werden.«

»Wenn Sie aber Ihre Stellung noch haben«, warf Trumbull ein, »und wenn Ihr Onkel Sie nicht strafrechtlich verfolgt, was ich als gegeben annehme... Hat er sich denn überhaupt an die Polizei gewandt?«

»Nein, er kann den Verlust schlucken und ist der Ansicht, daß die Polizei versuchen wird, mir die Sache anzuhängen. Er weiß, daß das, was ich ihm sagte, wahr ist.«

»Worin besteht dann, um Himmels willen, Ihr Problem?«

»Es gibt keinen anderen, der es getan haben kann. Mein Onkel kann sich keine andere Möglichkeit als Erklärung für den Diebstahl denken. Und ich auch nicht. Und solange er es nicht kann, wird immer ein Rest von Unbehagen, von Verdacht zurückbleiben. Er wird mich dauernd im Auge behalten, er wird mir immer nur zögernd vertrauen. Ich werde meinen Posten behalten, werde aber nicht befördert werden und könnte mich in der Firma so unbehaglich fühlen, daß ich gezwungen wäre, sie zu verlassen. Dann könnte ich nicht auf eine aufrichtige Empfehlung zählen, und eine laue von einem Onkel wäre katastrophal.«

Rubin runzelte die Stirn. »Sie kamen also hierher, Mr. Sand, weil Gonzalo sagte, daß wir rätselhafte Kriminalfälle lösen. Wir sollen Ihnen sagen, wer den Diebstahl tatsächlich begangen hat.«

Sand zog die Schultern hoch. »Vielleicht nicht. Ich weiß nicht einmal, ob ich Ihnen genügend Information geben kann. Es ist nicht so, als wären Sie Detektive, die Nachforschungen anstellen können. Wenn Sie mir nur sagen könnten, wie der Diebstahl ausgeführt werden konnte - das würde mir helfen, selbst wenn es weit hergeholt wäre. Wenn ich zu meinem Onkel gehen und sagen könnte: >Onkel, so und so hätte man es doch machen können, nicht wahr?< Sogar wenn wir nicht sicher wären, sogar wenn wir die Wertsachen nie wiederbekämen, würde es wenigstens den Verdacht zerstreuen. Er würde nicht den ewig nagenden Gedanken haben, ich sei der einzig mögliche Schuldige.«

»Nun«, sagte Avalon, »wir könnten doch wohl versuchen, logisch vorzugehen. Wie steht es mit den anderen, die mit Ihnen und Ihrem Onkel arbeiten? Ist von denen irgendeiner in Geldnot?«

Sand schüttelte den Kopf. »So sehr, um die möglichen Folgen eines Ertapptwerdens zu riskieren? Ich weiß nicht. Vielleicht hat einer von ihnen Schulden oder einer könnte erpreßt werden, oder habgierig sein oder einfach die Gelegenheit haben und impulsiv handeln. Wenn ich ein Detektiv wäre, könnte ich umhergehen und Fragen stellen, oder ich könnte Dokumente überprüfen oder was immer die zu tun pflegen. Unter den gegebenen Umständen... «

»Natürlich«, sagte Avalon, »das können wir auch nicht... Nun, Sie hatten sowohl die Möglichkeit wie die Gelegenheit, aber hatte die auch jemand anders?«

»Mindestens drei Leute hätten ebensoleicht Zugang zu dem Tresor gehabt und hätten noch leichter ungestraft davonkommen können, aber keiner davon kannte die Kombination, und der Tresor wurde nicht erbrochen, das ist sicher. Außer meinem Onkel und mir gibt es zwei Leute, welche die Kombination kennen, aber der eine Mann befand sich in der ganzen in Frage kommenden Zeit im Hospital, und der andere ist ein so altes und verläßliches Firmenmitglied, daß es undenkbar wäre, ihn zu verdächtigen.«

»Aha«, sagte Mario Gonzalo, »und genau der ist unser Mann.«

»Du hast zu viele Kriminalromane gelesen«, sagte Rubin sofort. »Tatsache ist, daß bei fast jedem Verbrechen der am meisten Verdächtige auch wirklich der Verbrecher ist.«

»Das gehört nicht zur Sache«, sagte Halsted, »und ist außerdem uninteressant. Was wir hier haben, ist eine rein logische Aufgabe. Lassen wir uns doch von Mr. Sand erzählen, was er über jedes Firmenmitglied weiß, dann können alle versuchen, ein Motiv, Mittel und eine Gelegenheit für eine bestimmte Person herauszubringen.«

»Ach, zum Teufel«, warf Trumbull ein, »wer sagt denn, daß es eine Person sein muß? Es war also einer im Hospital. Großartig! Es gibt doch das Telefon. Er ruft an und sagt die Kombination einem Mitschuldigen.«

»Gut, gut«, sagte Halsted hastig, »wir erwägen natürlich allerlei Möglichkeiten, von denen manche plausibler sind als andere. Nachdem wir sie analysiert haben, kann Mr. Sand die glaubwürdigste auswählen und auch benutzen.«

»Darf ich etwas sagen, Sir?« Henry sprach so schnell und um so viel lauter als sein übliches Murmeln, daß sich alle ihm zuwandten.

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