»Der Angelpunkt steckt in unseren Köpfen«, erwiderte Maya zu Nadias Erstaunen.
Auch Marina blickte auf ihr Handgelenk und sagte: »Die Sicherheit hat immer noch Clarke und das Kabel. Peter sagt, sie haben von Sheffield nur noch die Steckdose behalten. Und jemand — he, irgendwer — will Hiroko in Hiranyagarbhagesehen haben.«
Sie schwiegen und hingen ihren Gedanken nach.
Nach einer Weile sagte Cojote: »Ich habe Einblick in die UNTA-Akten jener ersten Eroberung von Sabishii genommen. Da wurde Hiroko überhaupt nicht erwähnt, noch jemand aus ihrer Gruppe. Ich glaube nicht, daß sie sie erwischt haben.«
»Was geschrieben ist, hat mit dem, was geschah, nichts zu tun«, sagte Maya finster.
»Hiranyagarbha bedeutet im Sanskrit ›Der goldene Keim‹«, erklärte Marina.
Nadia krumpfte sich das Herz zusammen. Komm heraus, Hiroko — dachte sie. Verdammt noch mal, komm heraus! Michels Gesicht verriet Kummer. Seine ganze Familie verschwunden …
»Wir können nicht sicher sein, ob wir den Mars schon ganz haben«, sagte Nadia, um ihn abzulenken Sie sah ihm in die Augen. »In Dorsa Brevia haben wir uns nicht einigen können. Warum sollten wir es jetzt tun?«
»Weil wir frei sind«, entgegnete Michel, sich wieder zusammenraffend. »Das ist jetzt real. Wir sindfrei, es zu versuchen. Und man steckt alles Bemühen nur dann in etwas, wenn es kein Zurück gibt.«
Der Zug wurde langsamer, um die Äquatorpiste zu kreuzen, und sie wurden mit ihm hin und her geschüttelt.
Cojote sagte: »Es gibt Rote, die alle Pumpstationen in Vastitas in die Luft jagen. Ich glaube nicht, daß wir irgendeine Übereinstimmung hinsichtlich der Terraformung erzielen werden.«
»Das ist sicher«, sagte Ann mit heiserer Stimme. Sie räusperte sich. »Wir wollen auch die Soletta beseitigen.«
Sie sah Sax scharf an, aber der zuckte nur die Achseln.
»Ökopoiesis«, meinte er. »Wir haben schon eine Biosphäre. Das ist alles, was wir brauchen. Eine schöne Welt.«
Draußen sauste das zerrissene Gelände im kühlen Licht des Morgens vorbei. Die Hänge von Tyrrhena waren khakifarben durch das Vorhandensein von Millionen kleiner Flecke von Gras, Moos und Flechten, die zwischen die Steine geduckt waren. Sie blickten, schweigend hinaus. Nadia fühlte sich überwältigt und versuchte, an all dies zu denken und es auseinanderzuhalten, das sich verwischte wie die Flut von Rost- und Khakifarbe draußen …
Sie sah die Leute rings um sich an, und in ihr drehte sich irgendein Schlüssel. Ihre Augen waren noch trocken und entzündet, aber sie war nicht mehr schläfrig. Der Krampf in ihrem Magen ließ nach, zum ersten Mal, seit die Revolte angefangen hatte. Sie konnte frei atmen. Sie blickte in die Gesichter der alten Freunde — Ann war noch auf sie böse, Maya war noch auf Cojote böse; alle waren sie erschöpft und schmutzig. Sie hatten gerötete Augen wie das kleine rote Volk, ihre Iris glich runden Stücken eines Halbedelsteins und schimmerte in ihrer blutunterlaufenen Fassung. Sie hörte sich sagen: »Arkady würde es gefallen.«
Die anderen machten überraschte Gesichter. Ihr fiel auf, daß sie nie über ihn gesprochen hatten.
»Simon auch«, sagte Ann.
»Und Alex.« »Und Sasha.«
»Und Tatiana.«
»Und allen unseren, die wir verloren haben«, sagte Michel rasch, ehe die Liste zu lang wurde.
»Aber nicht Frank«, erklärte Maya. »Frank wäre über manches ganz schön von den Socken.«
Sie lachten, und Cojote sagte: »Und wir müssen die Tradition fortführen, nicht wahr?« Und sie lachten noch mehr, als sie ihm mit dem Finger drohte.
»Und John?« fragte Michel. Er zog Mayas Arm herunter und richtete die Frage direkt an sie.
Maya machte ihren Arm frei und drohte Cojote weiter mit dem Finger. »John würde nicht Zeter und Mordio schreien und der Erde den Laufpaß geben, als ob wir ohne sie auskommen könnten. John Boom würde in diesem Moment begeistert sein!«
»Daran sollten wir denken«, sagte Michel rasch. »Wir sollten überlegen, was er tun würde.«
Cojote grinste. »Er würde in Hochstimmung in diesem Zug hin und her rennen. Würde angeheitert sein. Es wäre bis hin nach Odessa eine Party. Musik, Tanz und alles.«
Sie sahen sich an.
»Nun?« fragte Michel.
Und sie gingen durch den Zug nach vorn.
Mein Dank gilt Lou Arionica, Victor R. Baker, Paul Birch, Donald Blankenship, Michael H. Carr, Peter Ceresole, Robert Craddock, Martyn Fogg, Jennifer Hershey, Fredric Jameson, Jane Johnson, Damon Knight, Alexander Korzhenevski, Christopher McKay, Beth Meacham, Rick Miller, Lisa Nowell, Stephen Pyne, Gary Snyder, Lucius Shepard, Ralph Vicinanza und Tom Whitmore.
Nochmals ein besonderer Dank an Charles Sheffield.