»Wieso?«
»Begib dich zu Dr. Horace, dem stellvertretenden Direktor. Richte ihm aus, daß ich dich geschickt habe.«
Horace war ein netter kleiner Mann, der einem Menschenaffen ähnelte; er machte mich mit einem gewissen Dr. Vargas bekannt, der Spezialist für exotische Tiere war und seinerzeit die zweite Expedition nach der Venus mitgemacht hatte. Er zweigte mir, was vorgefallen war. Hätten wir, der Alte und ich, den staatlichen Zoologischen Garten besucht, statt im Park herumzusitzen, hätte ich gar nicht erst nach Kansas zu fahren brauchen. Die zehn Titanier, die wir im Kongreß gefangen hatten, dazu die zwei vom nächsten Tag waren in den Zoo gesandt und auf Affen gesetzt worden hauptsächlich auf Schimpansen und Orang-Utans.
Der Direktor hatte die Affen in das Krankenhaus des Zoos sperren lassen. Zwei Schimpansen, Abälard und Heloise, befanden sich gemeinsam in einem Kä-fig; sie waren immer ein Pärchen gewesen, und es schien nicht angebracht, sie zu trennen. Das zeigt, wie schwierig es ist, mit Titaniern umzugehen; sogar die Männer, die diese Schneckenwesen überpflanzten, dachten, sie hätten es nachher noch immer mit Affen und nicht mit Werkzeugen der Titanier zu tun.
Der nächste Käfig beherbergte eine Familie tuberkulöser Gibbons, die dort behandelt wurden. Man hatte sie nicht als Wirte für die Schmarotzer verwendet, weil sie krank waren. Zwischen den Käfigen bestand keine Verbindung. Sie waren voneinander durch Schiebetüren getrennt, und jeder hatte seine eigene Klimaanlage. Am nächsten Morgen war die trennende Wand beiseitegeschoben, und die Gibbons saßen bei den Schimpansen. Abälard und Heloise hatten einen Weg gefunden, das Schloß zu öffnen. Angeblich war es gegen Affen gesichert, aber nicht, wenn sie Titanier trugen.
Ursprünglich hatten wir fünf Gibbons, dazu zwei Schimpansen mit zwei Titaniern. Doch am nächsten Morgen waren sieben Affen von sieben Parasiten besessen.
Entdeckt wurde dies zwei Stunden, bevor ich nach der Stadt Kansas aufbrach, aber man hatte den Alten nicht verständigt. Wäre es geschehen, hätte er sofort gewußt, daß die Stadt Kansas vollständig verseucht war. Ich selbst wäre vielleicht auch zu dem gleichen Schluß gelangt. Hätte der Alte von dem Vorfall mit den Gibbons erfahren, wäre der geplante Gegenschlag unterblieben.
»Ich sah die Stereosendung des Präsidenten«, sagte Dr. Vargas zu mir. »Waren Sie nicht der Mann, der ...«
»Ja«, bestätigte ich kurz.
»Dann können Sie uns allerhand über dieses merkwürdige Verhalten erzählen.«
»Man sollte es meinen, aber ich bin nicht dazu in der Lage«, gestand ich zögernd.
»Wollen Sie damit sagen, daß Sie keinen Fall erlebten, bei dem sich die Parasiten durch Teilung vermehrten, während Sie ihr Gefangener waren?«
»Ganz recht.« Ich überlegte. »Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern.«
»Man hat mir aber erzählt, daß die Opfer ihre Erlebnisse deutlich im Gedächtnis behalten.«
»Ja und nein.« Ich versuchte den eigentümlich teilnahmslosen Seelenzustand eines Menschen zu schildern, der diesen Herren diente.
»Vielleicht teilen sich die Parasiten, während man schläft.«
»Möglich. Außer dem Schlaf gibt es noch eine andere Zeit, besser gesagt Zeiten, an die man sich nur mühsam erinnern kann, nämlich die >unmittelbare Fühlungnahmen«
»Was heißt das?«
Ich erläuterte es ihm. Seine Augen leuchteten auf. »Oh, Sie meinen die Konjugation.«
»Nein, es handelt sich um eine Berührung der Parasiten.«
»Wir reden von dem gleichen Vorgang. Verstehen Sie nicht? Konjugation und Spaltung - damit vermehren sie sich nach Belieben, wenn genügend neue Wirte vorhanden sind. Wahrscheinlich brauchen sie sich nur einmal zu berühren, um sich zu teilen. Wenn die Umstände günstig sind, entstehen innerhalb von Stunden, wahrscheinlich noch schneller, bei jeder Spaltung zwei erwachsene Tochterparasiten.«
Wenn das stimmte - und nach einem Blick auf die Gibbons konnte ich nicht daran zweifeln, warum waren wir dann seinerzeit im Klub der Verfassungstreuen auf Nachschub angewiesen? Oder täuschte ich mich? Ich wußte es nicht; denn ich tat, was mein Dämon wünschte, und sah nur das, was ich vor Augen hatte. Aber wie die Stadt Kansas verseucht worden war, leuchtete mir nun ein. >Lebendvieh< war reichlich zur Hand, dazu ein Raumschiff mit einem Vorrat an Übertragungszellen an Bord, von dem man zehren konnte. So waren die Titanier imstande, sich so lange zu vermehren, bis sie für die menschliche Bevölkerung ausreichten.
Mir war elender zumute als in Kansas.
Dr. Var gas stellte mir einen Dr. McIlvaine vom
Smithsonian-Institut vor, der sich mit vergleichender Psychologie beschäftigte.
McIlvaine fragte mich: »Herr Nivens, wie lange dauert eine >Fühlungnahme