Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe
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Welch einen Genuß bedeutete es für mich, eine jesuitische Kasuistik der Empfindungen zu erschaffen!
Manche Metaphern sind wirklicher als die Menschen in den Straßen. Manche in Büchern verborgene Illustrationen leben sichtbarer als viele Männer und viele Frauen. Manche literarische Sätze besitzen ganz und gar menschliche Individualität. In meinen Schriften lassen mich manche Passagen vor Entsetzen erstarren, so deutlich empfinde ich sie als Wesen, so scharf abgehoben gegen die Wände meines Zimmers, bei Nacht, im Schatten … Ich habe Sätze geschrieben, deren Klang, wenn man sie laut oder leise liest – und man kann ihren Klang unmöglich verbergen –, gänzlich von etwas herrührt, das absolute Äußerlichkeit und vollständig Seele gewonnen hat.
Warum entwickle ich bisweilen widersprüchliche, unvereinbare Methoden des Träumens und Träumenlernens? Weil ich mich wahrscheinlich so sehr daran gewöhnt habe, das Falsche als das Wahre wahrzunehmen und das Geträumte so deutlich wie das Gesehene, daß ich die, wie ich meine, falsche menschliche Unterscheidungsfähigkeit zwischen Wahrheit und Lüge eingebüßt habe.
Es genügt, daß ich klar sehe, mit den Augen oder Ohren oder irgendeinem anderen Sinn, damit ich fühle, daß etwas wirklich ist. Es kann sogar vorkommen, daß ich zwei unvereinbare Dinge gleichzeitig wahrnehme. Das macht nichts.
Manche Geschöpfe sind imstande, Stunden hindurch zu leiden, weil es ihnen nicht möglich ist, eine Gestalt aus einem Gemälde oder einer Spielkarte zu sein. Auf manchen Seelen lastet es wie ein Fluch, in der heutigen Zeit kein Mensch des Mittelalters sein zu können. Darunter litt ich früher. Heute nicht mehr. Ich bin darüber hinausgewachsen. Doch schmerzt es mich, daß ich mich nicht als zwei Könige in verschiedenen Königreichen träumen kann, die Universen mit unterschiedlichen Räumen und Zeiten angehören. Dies nicht zu können bekümmert mich wirklich. Es schmeckt mir nach Hunger.
Das Unfaßliche zu träumen und zu veranschaulichen ist einer der großen Triumphe, die selbst ich, der ich darin so groß bin, nur selten feiern kann. Jawohl, zu träumen, daß ich beispielsweise zur gleichen Zeit getrennt und unverwechselbar der Mann und die Frau des Spaziergangs eines Mannes und einer Frau am Flußufer bin. Könnte ich mich doch zur gleichen Zeit sehen, mit gleicher Deutlichkeit, auf dieselbe Weise, unvermischt, und beide Dinge mit gleichem Einfühlungsvermögen sein, ein bewußtes Schiff auf einem südlichen Meer und die gedruckte Seite eines Buches. Wie absurd das scheint! Aber alles ist absurd, und der Traum ist es noch am allerwenigsten.
158
Wie kann für einen Mann, der wie Dis, wenn auch nur im Traum, Proserpina geraubt hat, die Liebe einer Frau etwas anderes sein als ein Traum?
Wie Shelley habe ich Antigone [31] bereits vor der Zeit geliebt: Alle zeitliche Liebe hatte für mich immer nur den Reiz der Erinnerung an Verlorenes.
159
Zweimal in meiner Jugend, die ich als so fern empfinde, daß sie mir wie etwas Gelesenes erscheint oder eine persönliche Geschichte aus fremdem Mund, kam ich in den schmerzlichen Genuß der Erniedrigung zu lieben. Wenn ich aus der Höhe des Heute zurückblicke auf diese Vergangenheit, die ich nicht länger als fern oder nah bezeichnen kann, halte ich es für gut, daß mir diese ernüchternde Erfahrung so frühzeitig zuteil wurde.
Es ist nichts geschehen, bis auf das, was mit mir geschehen ist. Was den äußeren Aspekt dieser tiefinneren Qual angeht, so haben Millionen Menschen sie durchlitten. Aber […]
Sehr früh habe ich – aufgrund einer gemeinsamen und gleichzeitigen Erfahrung meiner Empfindsamkeit und meines Verstandes – die Überzeugung gewonnen, daß das imaginäre Leben, so morbide es auch scheint, Naturen wie mir am ehesten entspricht. Die Fiktionen meiner (in der Folge entwickelten) Phantasie können ermüden, doch sie schmerzen nicht und erniedrigen nicht. Denn unmögliche Geliebte können unmöglich ein falsches Lächeln schenken, verlogene Liebkosungen oder berechnende Zärtlichkeiten. Sie verlassen uns nie, noch hören sie für uns je auf zu sein.
Die großen Ängste unserer Seele sind immer kosmische Katastrophen. Wenn sie über uns hereinbrechen, geraten um uns herum Sonne und Sterne aus ihrer Bahn. In jeder fühlenden Seele wird das Schicksal früher oder später zu einer Apokalypse übergroßer Angst, und Himmel und Welten brechen herein über ihre Untröstlichkeit.
Sich überlegen fühlen und vom Schicksal behandelt werden, als sei man niedriger als die Niedrigsten – wer könnte sich in einer solchen Situation rühmen, Mensch zu sein?
Wenn ich eines Tages einen so genialen Federstrich erlangte, daß alle Kunst in mir vereinigt wäre, schriebe ich das Lob des Schlafes. Ich kenne kein größeres Vergnügen im Leben, als schlafen zu können: das vollkommene Erlöschen von Leben und Seele, das völlige Ausklammern aller Wesen und Menschen, die Nacht ohne Erinnerung noch Illusion, keine Vergangenheit haben noch Zukunft, […]
160
8 . 4 . 1931
Dieser ganze Tag, in all der Trostlosigkeit seiner versprengten, gleichgültigen Wolken, war beherrscht von Revolutionsgerede. Derlei Nachrichten, gleich, ob richtig oder falsch, erfüllen mich stets mit besonderem Unbehagen, einer Mischung aus Verachtung und körperlichem Ekel. Es schmerzt meinen Verstand, daß jemand glaubt, er ändere etwas, indem er aufbegehrt und aufrüttelt. Gewalt, welcher Art sie auch sei, war für mich immer eine besonders gravierende Form menschlicher Dummheit. Folglich sind alle Revolutionäre Dummköpfe und desgleichen alle Reformer, wenn auch, da weniger störend, in geringerem Maße.
Revolutionär oder Reformer – sie erliegen dem gleichen Irrtum. Unfähig, die eigene Haltung zum Leben, das alles ist, oder zum eigenen Sein, das fast alles ist, zu beherrschen oder zu ändern, ergreift der Mensch die Flucht nach vorn, indem er versucht, die Anderen und die Außenwelt zu verändern. Jeder Revolutionär, jeder Reformer ist ein Flüchtiger. Kämpfen heißt außerstande sein, sich selbst zu bekämpfen. Reformieren heißt selbst nicht verbesserungsfähig sein.
Ein wahrhaft sensibler und vernünftiger Mensch versucht naturgemäß, wenn ihn Übel und Ungerechtigkeit der Welt bekümmern, zunächst dort gegen sie anzugehen, wo sie am deutlichsten zutage treten, nämlich bei sich selbst. Und damit wird er sein Leben lang beschäftigt sein.
Alles hängt für uns von unserer Weltsicht ab; unsere Weltsicht ändern heißt die Welt für uns verändern, oder anders gesagt, die Welt zu verändern, da sie für uns niemals etwas anderes sein wird als das, was sie für uns ist. Jene innere Gerechtigkeit, die wir aufbieten, um eine Seite flüssig und schön schreiben zu können, jene wirkliche Reform, dank derer wir unser abgestorbenes Empfinden wieder neu beleben – das ist die Wahrheit, unsere Wahrheit, die einzige Wahrheit. Alles übrige auf der Welt ist Landschaft, ein Rahmen für unsere Empfindungen, ein Einband für unsere Gedanken. Und dem ist so, ob es nun die farbige Landschaft der Dinge und des Seins ist – Felder, Häuser, Plakate und Kleider – oder die farblose Landschaft der eintönigen Seelen, die für einen Augenblick mit abgegriffenen Worten und verbrauchten Gesten an die Oberfläche kommt, um sogleich wieder auf den Grund der fundamentalen Dummheit menschlichen Ausdrucks zu sinken.
Revolution? Veränderung? Ich will nur eines wirklich und aus tiefster Seele: die bleiernen Wolken sollen sich verziehen, den Himmel nicht mehr grau einseifen, das Blau will ich wieder sehen zwischen ihnen, eine Wahrheit, sicher und klar, weil sie nichts ist noch will.
161
Nichts verdrießt mich mehr als das Vokabular gesellschaftlicher Moral. Allein das Wort »Pflicht« ist mir so unangenehm wie ein ungebetener Gast. Aber die Begriffe »Bürgerpflicht«, »Solidarität«, »Humanität« und andere dieses Kalibers widern mich an wie Müll, den man mir aus Fenstern aufs Haupt kippt. Es kränkt mich, daß jemand auch nur annehmen könnte, diese Begriffe könnten etwas mit mir zu tun haben und ich könnte ihnen nicht nur einen Wert, sondern gar einen Sinn beimessen.
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