Владимир Каменер - Russendisko

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Beobachten statt phantasieren - so lautet das Motto des russischen, in Berlin lebenden Erfolgsautors. Mit scharfem Blick für die Skurrilitäten des Alltags beschreibt Kaminer Menschen und Schicksale in
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»Wenn ein Unternehmen die Herzen der Kundschaft erobern will, muss es auffallen und zwar in jeder Hinsicht«, erklärte er, als ich ihn kurz vor der Eröffnung in seiner Kneipe besuchte. »Wir machen eine internationale Küche: Deutsch, Chinesisch, Italienisch, Französisch...« »Und wer soll das alles kochen?«, fragte ich ihn. »Na, ich!«, sagte der gelernte Geschäftsmann 2000 und sah zu Boden. »Das ist im Grunde gar nicht so kompliziert, man muss nur die richtigen Saucen kennen.« Seine Entschlossenheit überzeugte mich, dass Wladimir immer die passende Sauce finden würde. »Wir erwarten ein junges, internationales Publikum und natürlich auch Touristen, die so was nirgendwo sonst kriegen können.« In diesem Moment betrat eine etwa achtzigjährige Frau das Lokal und fragte nach dem Klo. Auch dieser Kundenwunsch begeisterte Wladimir: »Da siehst du es«, sagte er anschließend zu mir, »wir liegen strategisch äußerst günstig. Die Toiletten werde ich demnächst auch noch ausbauen.«

Mein Freund glaubt fest, dass sein Unternehmen ihn erfolgreich ins 21. Jahrhundert tragen wird, nur den richtigen Namen dafür hat er noch nicht gefunden. Die Stammgäste aus der »Jägermeister«-Kneipe gegenüber haben sich dagegen schon längst einen Spitznamen für seine Bude einfallen lassen: der Russenmafiapuff.

Nie wieder Weimar

Auf Einladung derLiterarischen Gesellschaft Thüringen fuhr ich zum ersten Mal in meinem Leben nach Weimar, um dort an einem Festival namens »Osteuropa im Wandel der Revolution und Konterrevolution« teilzunehmen. Zusammen mit zwei Dutzend anderen osteuropäischen Künstlern, Polen, Russen, Tschechen und Ukrainern. Unterwegs stellte sich bereits heraus, wie unterschiedlich unser Wandel war. Dementsprechend bildete unsere Gruppe eine ziemlich giftige Mischung. Nur der warme ukrainische Wodka sorgte für ein Minimum an Toleranz.

Die deutsche Kulturhauptstadt sah aus wie ein Stück Sahnetorte in einer Mikrowelle oder wie eine riesige Ausstellung, die gerade eröffnet wurde. Trotz 37 Grad im Schatten besichtigten wir in drei Tagen alles, was die Kulturhauptstadt anzubieten hatte: die neu gestrichenen Baracken und restaurierten Öfen des KZs Buchenwald. Die 21 staubigen Särge von Schiller und Goethe, die gegen ein Eintrittsgeld von DM 10,- auch zu besichtigen waren, ebenso ihre diversen Häuser. Dazu Hitlers private Kunstsammlung, das Nietzsche-Archiv und das Bienenmuseum sowie die Ausstellung zum Jubiläum des thüringischen Vorstehhundes. Überall wimmelte es von Touristen, in jeder Kneipe ein »Goethezimmer«, auf jedem Klo ein Erinnerungsschildchen. Wir rannten von einer Ausstellung zur anderen und traten zwischendurch auch noch selbst auf. Die restliche Zeit verbrachten wir mit Diskussionen über Kunst. Den drei Russen, die ich kennen lernte, gefiel besonders Anselm Kiefer, von dem einige Bilder im Weimarer Museum für moderne Kunst hingen. Die Russen fragten mich, wo der Künstler jetzt sei und was er mache. Ich hatte keine Ahnung, ich kannte nur seine frühen Besatzungs-Aktionen, als er in SS-Uniform durch die deutsche Provinz getourt war und eine Kleinstadt nach der anderen erobert hatte. Natürlich immer mit einem Fotografen im Schlepptau. Richtig teuer wurden seine Bilder aber erst, als die Amerikaner sich dafür zu interessieren begannen. Sie kauften viele seiner Werke wie »Der Morgenstrahl auf dem Tisch des Führers« und Ähnliches. Die Frauen und die Adler aus der Hitler-Sammlung kamen bei uns auch gut an. Hätte ich genug Platz in meiner Wohnung und genug Geld, würde ich ebenfalls so eine Frauensammlung bei mir aufhängen: Akt, Halbakt, Mädchen mit Blume, Mädchen ohne Blume... Das Gefühl der Macht: Alle Fräuleins der Welt gehören mir allein. Ansonsten war die Sammlung sehr eklektisch. Meine russischen Freunde blieben vor einem Porträt stehen: ein alter Mann mit einer roten Nase und den geschwollenen Augen eines Gelegenheitstrinkers. Ziemlich armselig. Was hatte der Führer sich bloß gedacht, als er sich diesen Alten zulegte? Gut, die Adler, die Frauen, die Sportler, Landschaften, Fabriken, die kann man nachvollziehen: auf den Spuren der Naziästhetik oder so. Aber der alte Säufer? Vielleicht war Hitler frohgemut eine Seepromenade entlanggelaufen, die Sonne schien, und alles lief ganz gut. Dann sah er den armen Künstler, das armselige Bild und dachte: >Ach, was soll's, ich kaufe den Alten und geb dem Jungen eine Chance<. »Ist mir auch schon mal passiert«, sagte einer der russischen Künstler. »Woher willst du denn wissen, dass er den Schinken gekauft hat?«, erwiderte der andere, »den hat er doch bestimmt geschenkt gekriegt, von irgend so einem Parteigenossen. Da kam einer an und sagte: >Adi, ich habe hier ein bisschen was gemalt, du hast doch Ahnung, sag mir, was du davon hältst?< Hitler sieht den Alten auf dem Bild. Man sagt ja so was einem Freund nicht ins Gesicht. >Sehr interessant sagte er, man spürt Leben und so, aber du musst noch viel lernen.< Der Maler denkt, dass Hitler die Wahrheit sagt und freut sich: >Ach, Adi, wenn es dir so gefällt, schenke ich dir das Bild. Häng es in dein Arbeitszimmer, das bringt Glück.< Der dritte Russe mischte sich ein: »Genauso ging es mir auch mit Andrejew. Jedes Mal, wenn er bei uns vorbeikommt, rennt er wie bescheuert in mein Atelier und kuckt, ob seine beschissene Installation noch immer da hängt. Die Künstler versklaven oft ihre Freunde.« Wir liefen zurück zur Kiefer-Ausstellung, um uns zum vierten Mal die »Operation Seelöwe« anzuschauen. Die Russen stritten sich: »Hier sind die Deutschen, da sind die Engländer!« »Nein, umgekehrt!« Aber Edvard Munch war auch gut. Mein Versuch, in Weimar neue Socken zu kaufen, scheiterte. Dann war das Festival zu Ende.

Auf dem Rückweg blieb der Künstler-Zug »Caspar David Friedrich« kurz vor Merseburg stehen. Die Oberleitung war geschmolzen und heruntergefallen. Die Außentemperatur betrug 38 Grad, aus dem Fenster sahen wir das Karl-vonBasedow-Klinikum. Die Lüftung funktionierte nicht mehr. Nach zehn Minuten wurden bereits die ersten Opfer mit zwei Krankenwagen in das Klinikum gebracht, wo schon eitel Freude herrschte. Nach einer halben Stunde war die IC-Bordbar leer. Die deutschen Reisenden standen Schlange vor dem einzigen Kartentelefon, doch die Tarife waren zu hoch, die Karten gingen schnell zu Ende. Bald gab das Telefon überhaupt seinen Geist auf. Der Unfallmanager der Deutschen Bahn verteilte schwitzend 50-DM-Gutscheine. Die allgemeine Stimmung verbesserte sich schlagartig. Eine Schülergruppe besetzte den Speisewagen.

Nachdem der nächste Krankentransport Richtung Karl-vonBasedow abgegangen war, brach unter den Fahrgästen eine Diskussion aus. Ein glatzköpfiger Theologe verteidigte den Papst. Eine ältere Dame übernahm den Part der verzweifelten Intellektuellen: »Ich bin evangelisch«, sagte sie, »doch nach allem, was mit uns Deutschen passiert ist, muss das ganze Religionskonzept gründlich überdacht werden.« Die Glatze bestand darauf, dass man das Handeln des Vatikans mit menschlicher Logik nicht erklären könne. Die Jugend nahm die radikalste Position ein: »Wir schmeißen alles über Bord!« Ihnen machte die talk-showähnliche Debatte im Speisewagen den größten Spaß. »Ich bin evangelisch-atheistisch«, gestand ein Mädchen, »ich bin sogar von meinen Eltern richtig in der Kirche transformiert worden.« »Ich bin evangelischkatholisch«, behauptete ein anderes Mädchen, »deswegen sage ich: kein Sex vor der Ehe.« »Stell dich doch nicht so an«, moserte ihr 15-jähriger Freund, »du bist schließlich nicht Mutter Teresa oder so was.« In einem fahrenden Zug käme so eine Diskussion nie zustande. Nur in einem stehenden. »Immer dann, wenn dem Menschen etwas fehlt, erinnert er sich an Gott«, erklärte der Theologe stolz. Zwei Stunden später war der Strom wieder da, und wir fuhren weiter. Weimar blieb hinter uns und Gott irgendwo bei Merseburg stecken.

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