Владимир Каменер - Russendisko

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Beobachten statt phantasieren - so lautet das Motto des russischen, in Berlin lebenden Erfolgsautors. Mit scharfem Blick für die Skurrilitäten des Alltags beschreibt Kaminer Menschen und Schicksale in
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Die Türken denken anders und spielen leidenschaftlich gern an Automaten. Vor allem an denen, die einen Hebel haben, den man ganz toll runterziehen kann. Weil sie temperamentvoll sind und sportbegeistert. Das türkische System geht folgendermaßen: Zuerst suchen sie sich einen Automaten, der schon lange nichts rausgerückt hat. Dann warten sie ab, bis der leichtsinnige Franzose mit leeren Taschen nach Hause geht, und füttern den Automaten so lange mit 5-Mark-Münzen, bis er endlich aufgibt und mit Musik und Geflacker »Check Point« aufleuchtet. Bei diesem System darf man niemals sparen und auch nie weniger als fünf Mark einwerfen, sonst klappt es nicht mit dem »Check Point«.

Die Deutschen mischen sich systemlos überall ein. Sie pokern, hopsen an die Black-Jack-Tische, ziehen dem Automaten den Hebel runter und verfolgen die Kugel in der Rouletteschüssel. Wenn sie gewinnen, freuen sie sich nicht, wenn sie verlieren, bleiben sie gleichgültig. Im Grunde genommen sind sie nicht aufs Spiel aus. Die Deutschen gehen ins Kasino, weil sie weltoffen und neugierig sind. Dort lernen sie die Systeme anderer Nationen kennen, die sie im Grunde aber auch nicht sonderlich interessieren.

Einmal, es war lange nach Mitternacht, ging im Kasino das Licht aus. Alle Systeme wurden durcheinander gebracht, die Spieler aller Nationen fluchten, jeder in seiner Sprache. Es hörte sich wie der letzte Tag von Babylon an. In diesem Moment ist mir klar geworden, dass all diese Menschen, wie unterschiedlich sie auch waren, nur das eine wollten: Strom.

Die Mücken sind anderswo

Auf mich wirkt Berlin wie ein Kurort. In erster Linie wegen des milden Wetters. Im Sommer ist es selten heiß, im Winter nie richtig kalt. Und es gibt ganz wenige Mücken, hier im Prenzlauer Berg eigentlich gar keine. In New York gefährden die Moskitos den Straßenverkehr, sie übertragen Krankheiten und sorgen dort ständig für Epidemien. In Moskau ist die Mückenproblematik auch aktuell. Als ich letztens dort war, habe ich gesehen, wie ein Fernsehmoderator mitten bei der Übertragung der letzten Nachrichten sich selbst plötzlich eine Ohrfeige verpasste und wie die Obdachlosen eine Mückensuppe auf der Straße kochten. Überall auf der Welt gibt es Mücken. Nur hier nicht, das ist selbstverständlich nicht der einzige Grund, warum mir Berlin so gefällt. Die Menschen finde ich auch cool. Die meisten Bewohner der Hauptstadt sind ruhig, gelassen und nachdenklich. Wenn man überlegt, was so alles passiert ist in den letzten Jahren: der Mauerfall, die Wiedervereinigung, die Schließung des Kasinos im EuropaCenter... Trotzdem drehen nur wenige durch. Die Berliner tun stets, was sie für richtig halten und haben am Leben Spaß. In Moskau dagegen kam es zu einer Serie von Selbstmorden, als die Tagesschau einmal zwanzig Minuten später gesendet wurde, und viele flohen aus der Stadt, weil sie dachten, die Welt gehe unter. Laut Statistik haben in Russland nur 17,8 Prozent der Bevölkerung an ihrem Leben Spaß. Zu viele Mücken wahrscheinlich. Deswegen ziehe ich Berlin vor. Neulich traf ich auf der Schönhauser Allee meinen Nachbarn, den Vietnamesen aus dem Obst & Gemüse-Geschäft. Er hat sich eine Dauerwelle verpassen lassen. Sein Weg zur Integration. Jetzt sieht er wie Paganini aus. »Du bist ein Paganini, Chack!«, sagte ich zu ihm. »Ein Paganini!« »Habe ich nicht«, sagte er zu mir, »aber Zucchini, hier, bitte schön!« Wir stehen beide an der Schönhauser Allee, er mit der Dauerwelle auf dem Kopf und einer Zucchini in der Hand, ich daneben. Wo sind nur die japanischen Touristen mit ihren teuren Kameras? Sie sind wahrscheinlich im Stau stecken geblieben, nicht jeder Touristenbus schafft die Schönhauser Allee auch nur bis zur Hälfte.

Natürlich hat Berlin auch Makel. Die Nazis zum Beispiel. Vor zwei Wochen hatten an der Schönhauser die REPs einen Wahlauftritt. Unter einem großen Werbeplakat »Mal zeigen, was ne' Harke is«, verteilten zwei Jungs die Flyer. Aus dem Lautsprecher tönte »Pretty Woman«. »Kommt näher, wir zeigen euch was«, beschwor einer der Jungen die Fußgänger. Die Passanten wahrten Distanz. Wahrscheinlich hatten sie Angst vor der mysteriösen Harke. Was eine Harke ist, wusste ich nicht so richtig und fragte zwei ältere Frauen, die neben mir standen. »Was eine Harke ist? Na ja, dat is so was wie eine Schaufel, nur etwas anjespitzt», antwortete die eine Frau. »Für Gartenarbeit.« »Mehr für den Friedhof«, erwiderte die andere. »Das werde ich mir merken«, sagte ich. »Ach, das müssen Sie nicht, das ist kein gutes Wort. So sind sie nun, unsere Nazis, die denken sich immer wieder neuen Blödsinn aus«, beruhigten mich beide Frauen. Ich ging nach Hause. Es gibt überall Menschen, die einem eine Harke zeigen wollen, in Russland, in Amerika, in Vietnam. Dafür ist es hier mückenfrei.

Spring aus dem Fenster

Das Asylrecht in Deutschland ist launisch wie eine Frau, deren Vorlieben und Zurückweisungen nicht nachvollziehbar sind. In den einen Asylbewerber verliebt sich das Asylrecht auf den ersten Blick und lässt ihn nicht mehr gehen. Den anderen tritt es in den Arsch. Neulich auf der Schönhauser Allee traf ich einen alten Bekannten, der offensichtlich Pech mit dem Asylrecht hatte. Schon zweimal versuchte er, sich beliebt zu machen, doch immer wieder wurde er abgeschoben. Ein anderer an seiner Stelle hätte es längst aufgegeben. Er verlor aber trotzdem nicht die Hoffnung und schleuste sich jedes Mal illegal zurück.

Nun lief er mit einem eingegipsten Bein durch die Stadt. Als ich ihn fragte, was passiert sei, erzählte er mir die dramatische Geschichte seiner letzten Verhaftung. Er war die Greifswalder Straße runter zumObi-Markt gefahren. Die Polizei hielt ihn an, weil er nicht angeschnallt war. Nachdem sie seine Papiere überprüft hatten, stellten sie zu ihrer Begeisterung fest, dass er einer der vielen gesuchten Männer war, die schon seit langem abgeschoben werden sollten. So landete er im Abschiebeknast. Er kannte die Spielregeln: Bevor die Abschiebung vollzogen wird, bekommt der Illegale noch die Möglichkeit, seinen letzten Aufenthaltsort aufzusuchen und seine Sachen einzupacken. Im Knast besuchte ihn ein Freund und brachte ihm ein paar Kleinigkeiten. Als die beiden sich verabschiedeten, flüsterte der Freund ihm zu: »Spring aus dem Fenster.«

Einen Tag später, als mein Bekannter in Begleitung von zwei Polizisten zu seiner Wohnung in der Greifswalder Straße geführt wurde, wo sie ihm die Handschellen abnahmen, folgte er dem Rat seines Freundes und sprang vom zweiten Stock aus dem Fenster. Der Freund hatte ihn nicht betrogen. Er wartete unten und hatte auch alle notwendigen Vorkehrungen zum Auffangen getroffen. Aber er stand unter dem falschen Fenster. Außerdem hatte mein Bekannter die Distanz falsch eingeschätzt, war zu weit gesprungen und gegen eine Straßenlaterne geprallt. Glücklicherweise konnte er sich an einem NPD-Plakat »Mut zur Wahl - wähle National« festhalten. Mit diesem rutschte er dann langsam nach unten. Sein Freund schleppte ihn ins Auto. Nur das NPD-Plakat blieb zurück. Einige Stunden später stellte mein Bekannter fest, dass sein Bein immer mehr anschwoll. Er ging zum »Chirurgen«, einem illegalen russischen Arzt, der in seiner illegalen Praxis illegale Patienten von legalen Krankheiten heilt. Der »Chirurg« untersuchte ihn und diagnostizierte einen Beinbruch. Jetzt muss mein Bekannter mindestens einen Monat lang mit einem Gipsbein herumlaufen, und das Autofahren kann er erst mal auch vergessen.

»Eines habe ich aber aus der Geschichte gelernt«, sagte er zu mir und nahm einen kräftigen Zug aus meiner Zigarette: »Man muss sich immer anschnallen!«

Ein verlorener Tag

Der Kulturredakteur einer Zeitung ruft mich an. Ich soll mir irgendwas zum Thema Jugendkultur einfallen lassen. Und das um 10.00 Uhr früh. Was ist das überhaupt, Jugendkultur? Ich rufe meinen Freund Kolia an, der immer über alles Bescheid weiß. Er sagt, ich sollte vielleichtMTV ankucken, je länger desto besser. Sie fangen um acht an, die Einführung habe ich schon verpasst. Was soll's. Ich schalte den Fernseher an: Dicke schwarze Männer tanzen um einen Baum herum. Das Telefon klingelt. Ein gewisser Herr Kravchuck, ein Reporter vonSpiegel spezial, meldet sich und mault, er hätte für seinen Beitrag über in Berlin lebende osteuropäische Intellektuelle so gut wie gar keine passenden Kandidaten gefunden. Bei den Russen hatte er nur ein paar ältere, frustrierte Typen aufgetrieben und Bulgaren gar keine. Ich rege mich auf. Wie bitte? Keine Bulgaren? Die sind doch überall, man erkennt sie ja nur nicht, weil sie die Deutschen so perfekt nachmachen. Jedes Orchester in Deutschland hat einen bulgarischen Dirigenten, die gesamte Uniprofessorenschaft besteht hauptsächlich aus Bulgaren, dann gibt es noch den Stockhausenpreisträger, und zu guter Letzt das Bulgarische Kulturinstitut. Und wenn es um osteuropäische Intellektuelle geht, dann gibt es, verdammt noch mal, mich. Der Spiegelmann schreibt sich das alles auf und meint auch, dass ich unbedingt in die Sonder-Ausgabe rein muss. »In 20 Minuten kommt der Fotograf und macht die Fotos von Ihnen.« Ich ziehe schnell die Hosen an und suche nach einem sauberen Hemd. Gleichzeitig kucke ich weiterMTV in Sachen Jugendkultur. Die dicken schwarzen Männer drehen noch immer unverdrossen ihre Runden um den Baum. Der Fotograf heißt Karsten und will mich in einer Menschenmenge fotografieren, das Lieblingsklischee für die Darstellung des osteuropäischen Intellektuellen: ein Fremder, doch irgendwie einer wie du und ich. Ich muss 23-mal die Schönhauser Allee hin und her laufen. Und es klappt immer noch nicht. Die Menschenmenge erkennt sofort den Mann mit der Kamera und rennt auseinander. Schließlich ändert Karsten seine Taktik. Er versteckt sich in der Menschenmenge und wartet auf eine günstige Gelegenheit. Dabei wird ihm sein Handy geklaut. Nach zwei Stunden bin ich wieder zu Hause. Im Fernsehen gehen Beavis und Butthead ins Kino. Okay, Jungs, ich bin wieder da, es kann losgehen, die Jugendkultur also. Ich, Beavis und Butthead kucken uns den Clip von der GruppeProdigy an. Irgendetwas ist da mit dem Koffer passiert, er rollt runter zum Fluss und acht verschwitzte Männer rennen ihm hinterher. Sie fallen dann alle in den Fluss, Ende der Geschichte. Die dicken Schwarzen setzen ihre Runden um den Baum fort. Der eine von ihnen verblutet. »Warum springt er so rum?«, fragt Butthead. »Ich weiß nicht«, sagt Beavis, »vielleicht hat man ihm die Sonderausgabe vonSpiegel spezial über osteuropäische Intellektuelle in den Arsch gesteckt. HAHAHA! Und angezündet. HIHIHI!«

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