Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Und dann kommt der Tag, an dem Richard nach Frankfurt am Main fährt. Am Vormittag hat er, während Osarobo Klavier geübt hat, den Vortrag ausgedruckt und Korrektur gelesen und das Manuskript Osarobo gezeigt, obwohl der es natürlich auf Deutsch nicht lesen kann.

This is for a newspaper?

Nein, es ist ein Vortrag, ich lese ihn vor.

Leute kommen her?

Nein, ich fahre heute abend nach Frankfurt am Main. Ich bin eingeladen und lese ihnen dort den Vortrag vor.

Und dann?

Dann reden wir drüber.

Aha.

Kennst du Frankfurt am Main?

Nein. Nur Würzburg.

Aus Würzburg, erinnert sich Richard, sind die ersten Flüchtlinge vor zwei Jahren auf den Oranienplatz gekommen. Schon bevor sie losmarschierten, hatten sie Schlagzeilen gemacht, weil einige von ihnen sich den Mund zunähten, um auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen. Unwillkürlich schaut er, ob Osarobo Narben hat, aber sein Mund sieht normal aus.

Übermorgen bin ich schon wieder da, sagt Richard.

Gut, sagt Osarobo.

Wollen wir noch einen Tee zusammen trinken?

Okay.

Und so sitzen sie zum ersten Mal in der Küche bei einem Tee.

Einen Tag später steht Richard in einem Tagungssaal in Frankfurt am Main an einem Stehpult und hält vor einer Runde aus Altphilologen seinen Vortrag über» Die Vernunft als feurige Materie im Werk des Stoikers Seneca«. Er spricht aber nicht nur über Vernunft, sondern auch über Erinnerung, und über Macht und Ohnmacht. Er weiß nicht genau, ob das so ein Vortrag ist, wie er ihn früher, als er noch am Institut war, gehalten hat. In der Pause gibt es im Vorraum Kaffee aus großen Thermoskannen, auch Orangensaft, Mineralwasser und ein paar Kekse.

Der Tacitus-Spezialist ist diesmal leider nicht da, aber einige andere, die Richard kennt, sie begrüßen ihn, klopfen ihm auf die Schulter: Na, was machst du denn jetzt so — als Rentier? Ach, Sie sind nicht mehr im Institut? Wie lange haben wir uns jetzt schon nicht mehr gesehen? Also, ich fliege ja nächste Woche rüber nach Boston. Der Sowieso, das ist ein außerordentlich interessanter Mann. Haben Sie schon gesehen, es gibt eine Neuübersetzung von. Keiner sagt ein Wort zu seinem Vortrag. Richard weiß nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist. Drei Frauen sind unter den Forschern, darunter eine mit rasant hohen Absätzen, aber mit der kommt er nicht ins Gespräch, im übrigen sind alle so, wie Menschen auf solchen Tagungen nun einmal sind: klug, dumm, schrullig, ehrgeizig, schüchtern, von ihrem Fach besessen, eitel. Als die anderen zu ihrem Hotel zurückgehen, um sich auszuruhen, bevor sie sich etwas später zum Dinner treffen, trägt er seine kleine Tasche schon wieder zum Bahnhof und steigt in den Zug. Und als die andern im Einzelzimmer ihres Frankfurter Hotels den Kopf auf ein Hotelkissen legen, hat er schon längst sein Auto in der Parkgarage des Berliner Hauptbahnhofs gefunden, ist in die Vorstadt zurückgefahren und geht nun durch das Dunkel zwischen den Bäumen zu seinem Haus hin. Als er das Haus betritt, ist es sehr kalt. Hat er irgendwo ein Fenster offen gelassen — jetzt, mitten im Winter?

Die Schubladen seines Schreibtischs sind herausgezogen und auf dem Fußboden kreuz und quer übereinandergestellt. Papiere und Fotos liegen herum, das hölzerne Gehäuse einer alten Spieluhr ist beim gewaltsamen Öffnen zerbrochen. Von einem Zimmer geht Richard zum nächsten, hier ist auf dem Teppich englisches Geld ausgeschüttet, das Portemonnaie liegt daneben, dort steht eine Schranktür sperrangelweit offen, oben im Schlafzimmer liegt der Modeschmuck seiner Frau auf dem Boden, im Bad ist der Karton, in dem er die Medizin aufbewahrt, ins Waschbecken ausgeleert, und ganz zuletzt, als er wieder herunterkommt und sich fragt, von wo es nun eigentlich so kalt hereinzieht, sieht Richard im Musikzimmer das aus dem Rahmen herausgebrochene Fenster. Er schließt das Musikzimmer hinter sich ab, geht dann in den Keller und auch noch einmal durch die untere Etage, um sich zu vergewissern, dass er wirklich allein im Haus ist. Der Computer, den man leicht hätte mitnehmen können, und auch der Fernseher sind noch da, immerhin. Richard lässt alles so liegen, wie es nun einmal da liegt, und geht nach oben. Im Bett, als er das Licht schon ausgemacht hat, versucht er einen Moment lang, sich vorzustellen, wie die Zimmer wohl aussehen mögen, wenn man sie nur mit einer Taschenlampe beleuchtet. Wahrscheinlich wie eine unübersichtliche Landschaft, in der das, was im Dunkel bleibt, feindselig wirkt, auch wenn es nur ein paar Stühle sein mögen, ein Bücherstapel, eine Zimmerpflanze, ein Jackett auf einem Bügel. Ist er neulich nicht selbst nachts durch sein dunkles Haus gestrichen?

Am nächsten Morgen kommen zwei Mann von der Spurensicherung und pinseln die Dinge, die der Dieb angefasst haben muss, schwarz an. Haben Sie irgendeinen Verdacht, wer es gewesen sein könnte? Nein. Na, es hätte viel schlimmer ausgehen können, Sie hatten Glück. Ach so? Ja, manchmal reißt so ein Einbrecher wirklich alles aus den Regalen, die Anziehsachen, die Bücher. Die englischen Pfund hat er offenbar nicht gebrauchen können. Und dass der Computer noch da ist. Ja, sagt der andere Polizist, da ist mit Respekt eingebrochen worden, das sieht man. Respekt? fragt Richard. Naja, sozusagen. Sehen Sie in den nächsten Tagen alles in Ruhe durch, stellen Sie fest, was fehlt, hier ist das Formular, das brauchen Sie für die Versicherung.

Etwas später kommt der Reparaturdienst, der das Fenster, dessen Glas unzerbrochen geblieben ist, wieder fest in den Rahmen hineinschraubt. Das hält erst einmal, da müssen Sie keine Angst haben. Ich habe keine Angst, sagt Richard.

Am frühen Nachmittag erst ruft er Detlef und Sylvia an, um zu erzählen, was ihm passiert ist. Ach, sagt Detlef, das ist ja wirklich nicht schön, aber gut, dass du gerade in der Nacht nicht da warst, was ist denn gestohlen worden? Auf einen Blick hat Richard, als er vorhin den übriggebliebenen, billigen Schmuck vom Boden aufgesammelt hat, gesehen, was fehlt: Der Ring seiner Mutter, das einzige Schmuckstück, das sie auf der Flucht von Schlesien nach Berlin mitgenommen hat, als Kind hat er den schwarzen Opal manchmal ins Licht gehalten, weil dann die im Stein eingeschlossenen roten und grünen Linien aufblitzten. Anlässlich der Hochzeit hatte seine Mutter diesen Ring Christel als Erbstück geschenkt, aber die hatte ihn nie getragen: Der ist unpraktisch, damit bleibt man überall hängen. Verschwunden ist auch der goldene Armreif, den er seiner Frau einmal aus Usbekistan mitgebracht hat, und ein Ring, den sie vom Zahnarzt Krause, ihrem Liebhaber vor seiner Zeit, einmal geschenkt bekommen hat — mit einem Saphir in der Mitte, ringsherum kleine Brillanten.

Zahnarzt Krause ist ja Ende letzten Jahres gestorben.

Den Umschlag, in dem Richard immer einige Hunderter aufbewahrt, damit er nicht dauernd zur Bank fahren muss, hat der Dieb nicht gefunden, er liegt noch immer im Kleiderschrank zwischen den Socken.

Komm doch vorbei, sagt Detlef.

Wusste denn irgendwer, dass du genau in dieser Nacht nicht in deinem Haus bist? Ja, sagt Richard. Einer von deinen Afrikanern? fragt Sylvia. Ja, sagt Richard. Welcher denn? Der Klavierspieler. Das wäre schade, sagt Sylvia. Aber es ist überhaupt nicht gesagt, dass es der sein muss, sagt Detlef, es gibt so viele Einbrüche hier in der Gegend. Bei den Nachbarn da drüben, weißt du noch, haben sie letztes Jahr das ganze Werkzeug aus dem Schuppen geklaut — und wer war es? Der Neffe von Ralf. Ralf ist der Vorsitzende des Anglerverbands. Ja, sagt Sylvia, auch bei Claudia, der Apothekerin, wurde eingebrochen, als sie über Weihnachten fortgefahren sind, hat sie mir neulich erzählt. Richard nickt manchmal, sagt manchmal Ja oder Nein, trinkt zwei Gläser Whiskey und geht dann wieder nach Hause.

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