Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Aus Lehm. Aber wenn der Lehm Risse bekommt, kriechen die Schlangen herein, das ist gefährlich. Und wenn man die Risse zuschmiert, hält das nicht lange. Und die Dächer waren früher aus Schilf oder Palmblättern, aber da muss nur jemand ein Streichholz dran halten, dann brennt das Haus ab.

Wieso sollte denn jemand ein Streichholz dran halten?

Man weiß nie.

Und jetzt haben die Häuser Dächer aus Ziegeln?

Nein, aus Blech. Aber das ist so leicht, und wenn in der Regenzeit die starken Stürme losgehen, haben wir oft alle in der Stube gestanden und an Seilen von innen das Dach festgehalten. Wir mussten uns alle fünf richtig dranhängen. Wenn die Stürme losgingen, hatten wir immer Angst. Draußen: weil dann alles umherfliegt. Und drinnen: dass das Dach abgehoben wird und uns mitreißt.

54

Anfang Februar treffen für alle Männer der Oranienplatz-Gruppe, die in Deutschland nie einen Asylantrag gestellt haben, aber trotzdem da sind, die Briefe von der Ausländerbehörde ein. Einzelfall für Einzelfall ist nun geprüft und entschieden. Es hat sich herausgestellt, was man auch bei der Räumung des Platzes im Herbst letzten Jahres schon wusste: dass nur Italien für die Männer, die in Italien angekommen sind, zuständig ist.

Ali aus dem Tschad, der bei Annes Mutter als Pfleger gearbeitet hat, muss gehen.

Khalil, der nicht weiß, wo seine Eltern sind und ob sie noch leben, muss gehen.

Zani, der mit dem kaputten Auge, der die Artikel über das Massaker in seiner Heimatstadt zusammengetragen hat, muss gehen.

Yussuf aus Mali, der Tellerwäscher, der Ingenieur werden will, muss gehen.

Hermes, der mit den goldenen Schuhen, muss gehen.

Abdusalam, der Sänger mit dem Silberblick, muss gehen.

Mohamed, der die Hose aus modischen Gründen bis unter die Pobacken rutschen lässt, muss gehen.

Yaya, der den Klingeldraht durchgeschnitten hat, um den Probealarm zu beenden, muss gehen.

Und auch Rufu, mit seiner Plombe im Zahn.

Gehen muss Apoll, der in der Wüste von Niger zu Haus ist, in der Gegend, wo Frankreich nach Uran schürft.

Gehen muss Tristan.

Und Karon muss gehen, der Dünne.

Gehen muss auch der lange Ithemba, der so gut kocht.

Als man ihn auffordert, sein Zimmer zu verlassen, schneidet er sich vor den Augen der Beamten die Pulsadern auf und wird in die Psychiatrie abtransportiert.

Gehen muss auch Raschid.

An dem Montag, an dem er den Brief erhält, übergießt er sich auf dem Oranienplatz mit Benzin und will sich verbrennen.

~ ~ ~

Wohin geht ein Mensch, wenn er nicht weiß,

wo er hingehen soll?

~ ~ ~

Wohin geht ein Mensch, wenn er nicht weiß,

wo er hingehen soll?

~ ~ ~

7 Männern gibt die Kirche eine Anderthalb-Zimmer-Wohnung im Norden Berlins, die ein Gemeindemitglied für wohltätige Zwecke vererbt hat. Im größeren Raum legen sie ihnen 7 Matratzen auf die Erde, der kleinere Raum ist für Rucksäcke, Taschen und Tüten. Weil die Wohnung im Erdgeschoss ist, sollen sie, so sagen die Kirchenleute, die Rollos besser nicht hochziehen, damit niemand von außen sehen kann, wer da wohnt, denn man weiß nie.

15 Männer vermittelt die Kirche auf ein Schiff, das im Sommer ein Ausflugsdampfer ist, im Winter liegt es am Spreeufer bei Treptow. Einige bekommen dort Zweierkabinen, die anderen können in gespendeten Doppelstockbetten im Gemeinschaftsraum schlafen, in dem auch gekocht und gegessen werden soll. Das Heizen auf so einem Ausflugsdampfer ist allerdings schwierig.

11 Männer dürfen die Notunterkunft einer Stiftung in Berlin-Mitte beziehen: einen großen Raum mit Küche und Esstisch in der Mitte, ringsherum eine Matratze neben der andern.

12 kommen in einen Gemeindesaal in Berlin-Kreuzberg.

16 in einen Gemeindesaal in Berlin-Adlershof, aber höchstens bis März.

14 werden privat bei Pfarrern und Gemeindemitgliedern aufgenommen. Im Internet werden Pfarrer und Helfer als Pack und Schlepper beschimpft.

27 kommen bei afrikanischen Freunden, die legal in Berlin leben, unter.

1 Mann darf in einem nigerianischen Restaurant in Berlin-Neukölln auf dem Fußboden übernachten.

1 auf dem Sofa einer Versicherungsberaterin.

1 im WG-Zimmer eines Studenten, der ein halbes Semester in Cambridge studiert.

1 in der Wohnung eines Regisseurs, der gerade auf Gastspielreise ist.

Der oder jener sagt, als er um Hilfe gefragt wird: Diese Männer sind doch, hört man, traumatisiert — weiß man da, ob die uns nicht die Einrichtung zerschlagen?

Sagt: Auch wenn wir ihnen helfen — das Problem insgesamt wäre damit ja nicht gelöst.

Sagt: Wir täten den Männern, wenn wir sie aufnehmen würden, sicher keinen Gefallen, denn hier in der Nachbarschaft sind zu viele Nazis.

Sagt: Selbst wenn sie bei uns übernachten könnten, wovon sollten sie leben?

Sagt: Für eine gewisse Zeit würden wir es schon machen, aber es ist ja kein Ende dieses Zustands in Sicht.

Sagt: Einer könnte vielleicht hier wohnen, aber das lohnt sich ja nicht — es gibt doch so viele von denen.

Die Berliner insgesamt, vertreten vom Innensenator, sagen, was sie schon vor zwei Jahren gesagt haben, als die Männer aus Italien nach Deutschland gekommen sind, um in Zelten auf dem Oranienplatz zu wohnen, und was sie auch vor einem halben Jahr gesagt haben, als die Männer den Platz räumten: Wozu gibt es das Gesetz Dublin II, das die Zuständigkeit regelt? Sagen, es steht uns frei, den § 23 anzuwenden, aber eben weil es uns freisteht, wenden wir ihn nicht an.

Nur 12 Ausnahmen von den insgesamt 476 Fällen werden gemacht, darunter sind 3 von Richards Freunden:

Tristan bekommt aufgrund eines Attests seiner Psychologin eine Duldung für sechs Monate und hat damit Anspruch auf einen Heimplatz. Und weil Heimplätze rar sind, kann er froh sein, als einziger schwarzhäutiger Mensch in ein Obdachlosenheim in Berlin-Lichtenberg eingewiesen zu werden, eine ehemalige Schule, wo er das Zimmer mit zwei deutschen Alkoholikern und die Toilette mit dreißig anderen teilt. It’s not easy, sagt er, it’s not easy. 3 Betten, 1 Tisch, 1 Schrank, 1 Fernseher. Richard sieht die zwei Drittel vom Tisch, die Tristans beiden Zimmergenossen gehören: voll mit Essensresten, Flaschen und Krümeln, und sieht das eine Drittel vom Tisch, das Tristans Parzelle ist: leer und sauber gewischt. Er ist mein Kumpel, sagt der eine Zimmergenosse und haut Tristan auf die Schulter. Yes, yes, sagt Tristan, he’s my friend. Nur nachts, sagt er, ist es schwierig. Es gibt viel Geschrei, und die Leute streiten und kämpfen sogar miteinander. Beim Hinausgehen sieht Richard eine Kiepe mit Berliner Pfannkuchen beim Pförtner stehen. Die Obdachlosen sollen es auch ein bisschen lustig haben zu Faschingsbeginn. Aber Tristan weiß nicht, was ein Berliner Pfannkuchen ist, soviel Zucker! sagt er und zeigt auf den Zuckerguss. Und dann sagt er zum Abschied, wie immer take care zu Richard, und geht zurück in seine ihm aufgrund einer schweren Traumatisierung zugewiesene Unterkunft, die verzweifelte, süchtige, wahnsinnige und sehr arme Deutsche mit ihm teilen.

Der lange Ithemba verbringt einige Tage in der Psychiatrie, wo er immer wieder sagt, man solle ihn umgehend nach Afrika zurückbringen. Er bekommt aufgrund eines Attests seines Psychiaters eine Duldung für vier Wochen, die vielleicht, aber das könne man im vorhinein nicht versprechen, noch einige Male verlängert werden wird. Er wird für das Schiff eingeteilt. No good people, sagt er über die, mit denen er dort zusammenleben muss. Und das Klo funktioniert nicht richtig, sagt er. Es stinkt.

Der Blitzeschleuderer bekommt aufgrund seiner Herzkrankheit und seiner schlechten psychischen Konstitution eine Duldung für sechs Monate und ein Zimmer in einem Wohnheim der Arbeiterwohlfahrt.

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