Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Gehen, ging, gegangen: краткое содержание, описание и аннотация

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Auf der Silvesterfeier hat ihm sein Freund Peter, während sie beide auf dem Balkon von Maries Freundin standen und in die Dunkelheit des alten Jahres blickten, die bald die Dunkelheit eines neuen Jahres sein würde, davon erzählt, dass für die Inka das Zentrum des Universums nicht ein Punkt gewesen sei, sondern eine Linie, an der die zwei Hälften des Universums aneinanderstießen. War auch das, was Richard hier am Eingang des Asylbewerberheims sah, vielleicht eine solche Linie? Waren auch die beiden Gruppen von Menschen, die sich hier gegenüberstanden, so etwas wie die zwei Hälften eines Universums, die eigentlich zusammengehörten, und deren Trennung dennoch unüberwindlich war? War der Graben zwischen ihnen tatsächlich bodenlos tief und entfesselte deshalb so heftige Turbulenzen? Und verlief er zwischen Schwarz und Weiß? Oder zwischen Arm und Reich? Oder zwischen Fremd und Freund? Oder zwischen denen, deren Väter nicht mehr am Leben waren, und denen, deren Väter noch lebten? Oder zwischen denen mit den geringelten Haaren und denen mit glatten? Oder zwischen denen, die ihr Essen Fufu nannten, und denen, die Gulasch dazu sagten? Oder zwischen denen, die gern gelbe, rote und grüne T-Shirts anzogen, und denen, die sich lieber einen Schlips umbanden? Oder zwischen denen, die gern Wasser tranken, und jenen, die Bier lieber mochten? Oder zwischen der einen Sprache und der andern? Wieviel Grenzen gab es überhaupt in einem einzigen Universum? Anders gefragt, was war die wirkliche, eine, entscheidende Grenze? Vielleicht die zwischen tot und lebendig? Die zwischen dem Sternenhimmel und dem Klumpen Erde, auf dem er täglich umherlief? Zwischen dem einen Tag und dem andern? Oder die zwischen Fröschen und Vögeln? Zwischen Wasser und Erde? Zwischen Luft, in der man Musik hörte, und Luft ohne Musik? Zwischen dem Schwarz eines Schattens und einem Grillkohlen-Schwarz? Zwischen dreiblättrigem und vierblättrigem Klee? Zwischen Fell und Schuppen? Oder millionenmal die zwischen innen und außen, wenn man jeweils einen einzigen Menschen oder ein einziges Tier oder eine einzige Pflanze als ein Universum ansah? Richard vertrug sich mit seinen Organen, hatte seinen Frieden gemacht mit dem rohen Fleisch in seinem Innern, das ihn am Leben hielt, ihn, mitsamt seinen Gedanken über Helenas Schönheit oder über die beste Art, eine Zwiebel zu schneiden.

Zieht man all diese möglichen Grenzen in Betracht, scheint Richard der Unterschied zwischen dem einen Menschen und dem anderen dagegen eigentlich lächerlich gering, und ist es vielleicht gar kein Graben, der sich hier am Eingang eines Asylbewerberheims in Berlin plötzlich auftut, und gibt es auf dieser Ebene des Universums vielleicht gar keine Verschiedenheit und keine zwei Hälften, denn immerhin geht es nur um ein paar Pigmente in dem Material, das von allen Menschen in der jeweiligen Sprache Haut genannt wird, und dann wäre die Gewalt, die sich hier gerade zeigt, durchaus nicht der Vorbote eines Sturms im Zentrum eines Universums, sondern beruhte nur auf einem absurden Missverständnis, das die Menschheit entzweit und sie davon abhält, sich klarzumachen, um wieviel länger der Atem eines Planeten im Vergleich zum Atem eines jeden von ihnen ist. Ob man Hose und Jacke aus einer Kleidersammlung am Leibe trägt, einen Markenpullover, ein teures oder ein billiges Kleid oder eine Uniform plus Helm und Visier, ist man darunter doch immer nackt, und wird sich, wenn es gut geht, vielleicht ein paarmal an der Sonne gefreut haben oder am Wind, am Schnee oder am Wasser, wird vielleicht das eine oder andere Gute gegessen oder getrunken haben, wird vielleicht irgend jemanden geliebt haben und vielleicht wiedergeliebt worden sein, bevor man stirbt. Was in der Welt wächst und fließt, reicht längst schon für alle, und dennoch findet hier, das sieht Richard an den zwanzig Mannschaftswagen, offenbar ein Überlebenskampf statt. Sollte die Polizei hier tatsächlich für diejenigen Deutschen im Einsatz sein, die so arm sind, dass sie zum Fest nur gestohlene Gänsebraten auftischen können? Eher doch nicht, denkt Richard, denn sonst hätte er längst schon vor der oder jener Bankfiliale 20 Mannschaftswagen sehen müssen und Polizisten in voller Montur, um die Manager, die Milliarden veruntreut haben, herauszutragen. Ja, denkt er, was hier vor sich geht, sieht wie Theater aus, und es ist auch Theater — ist eine künstliche Front, die eine andere, wirklich existierende Front verdeckt. Das Publikum brüllt aufs Stichwort nach Opfern, und die Gladiatoren tragen aufs Stichwort ihr wirkliches Leben in die Arena. Hatte man ausgerechnet in Berlin schon wieder vergessen, dass eine Grenze sich nicht nur an der Größe des Gegners bemaß, sondern ihn auch erschuf?

Es reiche ihm, schreit nun Raschid, er zünde alles an, er reiße das Haus hier nieder, er sprenge es in die Luft, er zerschlage das Mobiliar, reiße das Dach ab, trete die Türen ein, irgend so etwas schreit Raschid drinnen auf dem Hof, während draußen Richard steht und hört, wie der Heimleiter und seine Assistentin leise darüber beraten, ob es an der Zeit sei, dem Rasenden Hausverbot zu erteilen. Dann setzt sich der Zug aus den 40 martialisch kostümierten Polizisten in Gang. Im Gleichschritt nehmen sie allerdings nicht Kurs auf Raschid, sondern biegen schon vorher ab und verschwinden zügig im vorderen Gebäude, wo, wie Richard weiß, gar keine Flüchtlinge untergebracht sind, sondern nur die Büros der Verwaltung. Wenige Minuten später kommen sie, ebenfalls im Gleichschritt wieder heraus und nehmen dort, wo sie vorher standen, vor dem Tor, ihren Platz wieder ein. Wo ist Raschid geblieben? sagt jetzt die Abgeordnete, die auch neulich im Heim war, zu Richard. Dass sie neben ihm steht, hat er noch gar nicht bemerkt. Er weiß ebensowenig wie sie, wo der Empörte hingekommen sein mag, wie ein Schwamm hat die Spezialeinheit über das Bild gewischt und nun ist der Blitzeschleuderer nicht mehr zu sehen. Keine Ahnung, sagt er. Er ist schwer herzkrank, sagt die Abgeordnete, ich mache mir Sorgen. Jetzt erinnert sich Richard wieder daran, dass Raschid damals auf der Versammlung im Altersheim ein Bändchen um sein Handgelenk getragen hatte, auf dem Charité stand. Er hatte sich darüber gewundert und dann für möglich gehalten, dass es eine Hilfsorganisation gab, die auch, ebenso wie das große Berliner Krankenhaus, Charité , also Nächstenliebe , hieß. Ist er hier in Berlin in Behandlung? fragt Richard. Ja, sagt die Frau, er sollte vor drei Monaten operiert werden, aber dann ist er aus dem OP-Vorbereitungsraum weggelaufen, um sich um seine Leute zu kümmern. Seitdem wartet er auf einen neuen Termin.

Wir könnten ihn anrufen, sagt Richard.

Das Netz ist seit heute morgen gestört, sagt die Abgeordnete, ich hab es vorhin auch schon versucht.

Welches Netz?

Das, über das die Flüchtlinge alle telefonieren.

Genau heute, das ist allerdings seltsam, sagt Richard.

Ja, ziemlich seltsam, sagt die Abgeordnete.

Und nun kommt plötzlich Yussuf, der Tellerwäscher aus Richards fortgeschrittenem Sprachunterricht, aus dem Heim gelaufen, Richard hat ihn schon lange nicht mehr gesehen, er schreit etwas in einer afrikanischen Sprache, dann auf Französisch, dann auf Italienisch, auch ein paar Brocken Deutsch, verdammt nochmal, lasst uns in Frieden, und boxt jeden, der versucht, mit ihm zu reden, boxt auch Richard, als der zu ihm hingeht und ihn zu beruhigen versucht, ich habe genug , schreit er, dreht sich wie ein Rumpelstilzchen um seine eigene Achse und spricht dann aufgeregt auf die Polizisten ein, aber die lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, halten ihm nur ihre Wand aus Schilden entgegen. Richard denkt daran, wie stolz Yussuf darauf war, dass er das Wort Tellerwäscher gelernt hat, denkt auch daran, wie er gesagt hat, dass er gern Ingenieur werden würde. Jetzt ist er nur noch ein Wilder, den man, wenn er sich nicht bald beruhigt, in eine Zwangsjacke stecken wird und abtransportieren.

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