Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Plantains, Cassava.

Und damit wären sie unabhängig?

Einen Teil der Ernte würde meine Mutter verkaufen oder gegen andere Dinge eintauschen, die sie braucht, und der Rest wäre für die Familie selber zum Essen.

Was würdest du sagen, wenn ich dir für deine Familie ein solches Grundstück kaufe?

Richard erwartet nun einen vielleicht zuerst ungläubigen, dann vor Begeisterung fassungslosen, aber schließlich ganz und gar glücklichen Afrikaner, einen Afrikaner, der vor Erleichterung Luftsprünge macht, Richard umarmt oder zumindest vor Rührung in Tränen ausbricht.

Nichts aber von alledem geschieht.

Karon ist ganz ruhig und sehr ernst und sieht so aus, als ob er angestrengt nachdenkt.

Du müsstest dir zumindest um deine Familie keine Sorgen mehr machen.

Karon sagt immer noch nichts.

Was ist das Problem?

Es dauert ein Jahr, bis man zum ersten Mal ernten kann.

Karon hat recht.

Aber noch etwas anderes versteht Richard in diesem Moment: dass Karons Sorgen ihn schon so aufgefressen haben, dass er sogar Angst davor hat, zu hoffen.

44

Und dann ist das neue Jahr da. Die zwanzigjährigen Freundinnen der zwanzigjährigen Freundin von Peter haben getanzt und getrunken, haben sich über Frisuren unterhalten, über den neuen Film, der im Kino» International «läuft, über den Schnurrbart einer Popsängerin, über Bands, von denen Richard noch nie gehört hat, aber auch über Richard Wagner, Harry Potter, Kierkegaard, Virginia Woolf, schöne Männer und das neue Einkaufszentrum am Alex. Haben einigen der vorhandenen Gäste Zungenküsse gegeben, dann zu fortgeschrittener Stunde gestritten, eins von den Mädchen ist kurz vor Mitternacht in Tränen ausgebrochen und musste von ihrer besten Freundin getröstet und in den Arm genommen werden, einer von den jungen Männern hat zu viel getrunken und ist beim Hinausgehen auf den Balkon über die Schwelle gestolpert, ist hingefallen, hat geblutet und brauchte noch knapp im alten Jahr ein Pflaster quer über die Nase. Wie lang ist es her, dass Richard so jung war? Sein Freund Peter hat gute Figur gemacht, hat mit seiner Freundin, die auf den schönen Namen Marie hört, zum Queen-Song» We are the Champions «getanzt, und Richard hat sich gefragt, ob Marie einfach nur so nett ist, die Musik zu spielen, die ihren über dreißig Jahre älteren Freund an seine Jugend erinnert, oder ob ihr das Lied wirklich so gut gefällt.

Während pünktlich um 12 Uhr die Sektkorken knallen, Gäste sich um den Hals fallen, Raketen abgeschossen und Wunderkerzen geschwenkt werden, steht Richard einfach nur da und fragt sich, was das eigentlich ist: so ein Jahresanfang. Noch nie hat er so recht verstanden, was in der entscheidenden Sekunde eigentlich von einem abfällt — während das andere, das man noch nicht kennen kann, einem plötzlich ganz nah kommt. Früher hat er manchmal versucht, sich um Mitternacht auf die Zukunft, die in diesem Augenblick eingetreten zu sein schien, zu konzentrieren. Aber wie konzentriert man sich auf etwas, das man noch nicht kennt? Wer wird sterben? Wer wird geboren werden? Je älter er wurde, desto dankbarer war er dafür, dass es ihm ebensowenig wie anderen Menschen gegeben war zu wissen, was sein wird.

Der erste Tag in diesem neuen Jahr ist ein Mittwoch. Die meisten Beamten der Berliner Ausländerbehörde haben daher beim Übergang vom alten zum neuen Jahr die Gelegenheit genutzt, mit nur zwei Urlaubstagen beinahe eine ganze Woche Ferien zu gewinnen. Erst am Montag, dem 6. Januar, betreten sie wieder ihre Büros und drehen das Rädchen auf dem Jahresstempel um eine Zahl weiter, blättern in Ordnern und Papieren, tippen dies und tippen das, verschicken am Dienstag einige Briefe. Am Mittwoch, dem 8., treffen im Spandauer Heim und auch im Friedrichshain und im Wedding die Listen mit den ersten 108 Namen derer ein, die am Freitagmorgen, dem 10., ihr bisheriges Heim verlassen sollen, um zum Beispiel nach Magdeburg, oder in ein Containerwohnheim am Rande von Hamburg oder in ein bayrisches Bergdorf zurückzukehren, wo sie vor etwa zwei Jahren in Unkenntnis der europäischen und der deutschen Regelungen mehr oder weniger zufällig einen Antrag auf Asyl gestellt haben. Von wo sie vor zwei Jahren nach Berlin aufgebrochen sind, um gegen das Gesetz, das ihnen den Aufbau einer selbständigen Existenz und sogar den Ortswechsel innerhalb Deutschlands während des Asylverfahrens verbietet, zu protestieren. Das Gesetz ist noch immer das Gesetz und hat nun am Freitag ab acht Uhr seine große Stunde. Zwar darf man die Flüchtlinge, deren Namen auf der Liste stehen, nicht zwangsweise in den oder jenen abgelegenen Ort, der für sie zuständig ist, transportieren, aber zumindest die Räumung der bisher von ihnen bewohnten Zimmer in den Berliner Heimen ist nun von Gesetzes wegen Sache der Polizei.

Raschid hat die Liste fotografiert und das Bild Richard am Donnerstag zugeschickt. Von den Spandauer Bewohnern stehen 12 auf dieser Liste, darunter der Sänger Abdusalam mit dem Silberblick, der gerade dabei ist, schreiben zu lernen, außerdem Zair, der mit Raschid auf einem Boot war und die Kenterung nur überlebt hat, weil er, während das Boot kippte, über die Reling auf die Unterseite des Boots geklettert ist. Und dann steht noch ein Name auf dieser Liste, den Richard da wirklich nicht sehen will: Osarobo. Erst jetzt versteht Richard, warum eine wichtige Bedingung des Senats vor Abschluss der Vereinbarung die Nennung der Namen der Flüchtlinge war, denn natürlich nur, wenn ein Name bekannt ist, kann man ihn in solch eine Liste eintragen. Erst wenn ein Name bekannt ist, gibt es überhaupt eine Liste. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag schläft Richard unruhig und wacht schon vor fünf Uhr auf. Wo soll Osarobo jetzt hingehen?

Als Richard kurz vor acht Uhr in Spandau eintrifft, stehen schon zwanzig Mannschaftswagen der Polizei teils direkt vor dem Heim, teils auf Parkplätzen in der Nähe. Mit Metallgittern ist der Eingang zum Heim abgesperrt. Ein paar Heimbewohner stehen vor der Absperrung auf dem Gehsteig herum, auch ein paar Frauen und Kinder. Nein, er könne das Gebäude jetzt nicht betreten, sagen die Wachen, und zu wem er denn wolle. Zu Raschid, sagt er, und zeigt auf den Blitzeschleuderer, den er auf dem Hof inmitten einer Gruppe von Flüchtlingen reden und gestikulieren sieht. Nein, heute sei überhaupt kein Besuch hier möglich, wird Richard gesagt, aber gerade in diesem Moment entdeckt ihn Raschid und beginnt zu toben, als er merkt, dass sein Gast nicht zu ihm vorgelassen wird. Er sei doch hier nicht im Gefängnis! Er sei kein Verbrecher! Seinem Freund könne man doch nicht verbieten, zu ihm zu kommen! Jetzt entsteigen den vorderen Mannschaftswagen Polizisten in voller Montur: Kampfanzüge, Helme mit heruntergeklapptem Visier, Knüppel, Pistole. Gewaltig dröhnt die Erde unter ihren Füßen, als sie marschieren. In Viererreihen nehmen sie Aufstellung vor dem Tor zum Asylbewerberheim. Richard fragt sich, ob tatsächlich 40 schwerbewaffnete Männer notwendig sind, um 12 afrikanische Flüchtlinge aus so einem Heim zu tragen, ganz zu schweigen von den übrigen rund 150 Polizisten, die in den anderen Wagen auf ihr Startsignal warten. Morgen, das weiß er jetzt schon, wird in der Zeitung stehen, wieviel der Einsatz gekostet hat, und die Kosten werden vom Volk der Buchhalter den Objekten des Abtransports als Schuld zugeschrieben werden, wie das auch in anderen Zeiten, wenn Deutschland irgendwen hat abtransportieren lassen, üblich gewesen ist.

Eine Grenze, denkt Richard, kann also auch plötzlich sichtbar werden, kann plötzlich an einem Ort erscheinen, wo sonst nie eine war — was in den letzten Jahren an den Grenzen Libyens ausgefochten wurde oder an den Grenzen Marokkos oder Nigers, findet nun mitten in Berlin-Spandau statt. Wo es zuvor nur irgendein Haus, einen Bürgersteig, einen Berliner Alltag gab, wuchert plötzlich so eine Grenze, schießt ins Kraut, unvorhergesehen wie eine Krankheit.

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