Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Sicher.

Der Dünne zieht aus der Brusttasche seiner Jacke eine Vorladung zur Polizei: Zur erkennungsdienstlichen Behandlung.

Was ist denn passiert? fragt Richard.

Sie haben mich vorgestern am Alexanderplatz kontrolliert und gesagt, das sei nicht ich auf dem Foto.

Der Mann auf dem Foto sieht wirklich ganz anders aus, aber vielleicht war der Dünne nicht immer so dünn wie jetzt. Richard liest den Namen: Karon Anubo.

Du heißt wirklich Karon?

Ja, sagt der Dünne.

Polizeirevier Mitte, Zimmer 104, Fr. Lübcke, Mo — Fr 9 bis 16 Uhr ohne vorh. Anmeldung , steht auf dem Papier.

Ich bring dich mit dem Auto, sagt Richard.

Es ist Stau in der Stadt, so wie immer, wenn in Berlin zum ersten Mal im Jahr Schnee fällt, Straßenbahnen stehen mit geöffneten Türen irgendwo auf den Schienen, Autofahrer schreien sich an. Hier und da hört man ein scharfes Pfeifen und kurz darauf die Explosion einer Rakete, weil manche die Silvesternacht nicht abwarten können. Anderthalb Stunden fährt Richard mit Karon quer durch Berlin, von Spandau bis zum Polizeirevier Mitte, biegen Sie rechts ab, biegen Sie links ab, fahren Sie geradeaus über den Kreisverkehr, zweite Ausfahrt .

Danke, dass du mich bringst, sagt Karon, ich hätte mir sonst eine Fahrkarte kaufen müssen.

Hast du kein Monatsticket?

Normally I send 150 Euro to my mom, my sister and my brothers. Aber diesen Monat habe ich noch einmal 50 Euro extra geschickt, weil mein Bruder sich bei der Arbeit auf dem Feld mit der Cutlass geschnitten hat und ins Krankenhaus musste.

Das tut mir leid. Aber hätte nicht irgendwer anders ihm helfen können?

Culture, sagt der Dünne.

Kultur?

Das heißt, es gehört sich so: Der älteste Sohn muss für die Familie sorgen.

Wegen seiner Frau war Richard als Angehöriger einmal bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker gewesen, auch die Männer und Frauen dort hatten sich solche Geschichten erzählt, die immer an irgendeinem einfachen Punkt anfingen, und immer beim Schwierigen endeten. Da gab es den Hamster, der entwischt war und nun nicht hinter der Schrankwand hervorkommen wollte, die Schrankwand musste komplett auseinandergebaut werden. Und was lag im untersten Fach, wo man schon seit Jahren nicht mehr hingeschaut hatte, hinter der Wäsche? Unzählige leere Flaschen, dort versteckt in der Zeit der Sucht. Und dann war der Durst plötzlich wieder da.

Indirekt sind die Wirkungen, nicht direkt, denkt Richard, wie er es in der letzten Zeit schon öfter gedacht hat.

Wie alt ist dein Bruder?

Dreizehn, sagt der Dünne.

Polizeirevier Mitte, auf der Vorladung steht: Mo-Fr 9 bis 16 Uhr, ohne vorh. Anmeldung. Als sie anlangen, ist es Dienstag, 15.25 Uhr. Aber Frau Lübcke, sagt die Frau am Anmeldefenster, ist heute nicht da. Warum nicht? Ist auf Außendienst. Hier steht aber: Mo-Fr, 9 bis 16 Uhr ohne vorh. Anmeldung . Richard ärgert sich so, dass er das» vorh. «abgekürzt spricht, so wie es dasteht, er bellt das» h «durch das perforierte Sprechsieb hindurch. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Frau Lübcke nicht da ist. Und jetzt? Müssen Sie nochmal wiederkommen, tut mir leid. Und wenn Herr Anubo jetzt allein hierhergefahren wäre? Von Spandau? Hin und zurück, Zone A und B? Es tut mir sehr leid. Es tut der Polizeibeamtin nicht leid, und schon gar nicht sehr leid, das kann Richard sehen, aber Frau Lübcke jedenfalls ist nicht zu sprechen.

Als sie wieder in Spandau anlangen, ist es schon dunkel, nach einer Geburtstags-Vorfeier mit drei Jubilaren ist Richard jetzt nicht mehr zumute, schon auf der Rückfahrt hat er beschlossen, die Pulloverübergabe ins neue Jahr zu verschieben. Bevor er den Dünnen vor dem Heim aussteigen lässt, sitzen sie noch ein paar Minuten im Auto und reden.

Wenn ich nach dem Interview nicht in Deutschland bleiben kann, sagt Karon, wo soll ich dann hingehen? Wo soll ich in Italien eine Arbeit finden? Wie soll ich meine Mutter und meine Geschwister ernähren? Wo auf der Welt ist der Platz, wo ich mich in Ruhe zum Schlafen hinlegen kann? Das Problem ist sehr groß, sagt Karon. Ich habe keine Frau und keine Kinder, sagt er — ich bin klein. Aber das Problem ist sehr groß, es hat eine Frau und viele, viele Kinder.

Die Afrikaner müssen ihre Probleme in Afrika lösen, hat Richard in letzter Zeit häufig Leute sagen hören. Hat Leute sagen hören: Dass Deutschland überhaupt so viele Kriegsflüchtlinge aufnehme, sei sehr großzügig. Im gleichen Atemzug sagen sie: Aber wir können nicht ganz Afrika von hier aus ernähren. Und sagen außerdem: Die Armutsflüchtlinge und Asylbetrüger nehmen den wirklichen Kriegsflüchtlingen, das heißt also den Kriegsflüchtlingen, die auf direktem Wege nach Deutschland kommen, die Plätze in den Asylbewerberheimen weg.

Die Probleme lieber in Afrika lösen. Richard stellt sich einen Moment lang vor, wie ein Erledigungszettel für die Männer, die er in den letzten Monaten hier kennengelernt hat, dann aussehen müsste.

Während auf seinem eigenen Zettel zum Beispiel stünde:

Monteur für Reparatur Geschirrspüler bestellen

Termin beim Urologen ausmachen

Zähler ablesen

würde auf der Erledigungsliste für Karon stattdessen stehen:

Korruption, Vetternwirtschaft und Kinderarbeit in Ghana abschaffen

Oder bei Apoll:

Klage gegen den Konzern Areva (Frankreich) einreichen

neue Regierung in Niger einsetzen, die sich durch ausländische Investoren nicht bestechen oder erpressen lässt

unabhängigen Tuareg-Staat Azawad gründen (mit Yussuf besprechen)

Und bei Raschid stünde da:

Christen und Muslime in Nigeria miteinander versöhnen

Boko Haram davon überzeugen, die Waffen niederzulegen

Zuletzt sollten Hermes, der Analphabet mit den goldenen Schuhen, und Ali, der zukünftige Krankenpfleger, sich gemeinsam um diese beiden Aufgaben kümmern:

Verbot von Waffenlieferungen an Tschad (USA und China)

Verbot, im Tschad Erdöl zu fördern und außer Landes zu bringen (USA und China)

Sag einmal, fragt Richard Karon, wie groß müsste ein Grundstück in Ghana sein, von dem sich deine Familie dort selbständig ernähren könnte?

Karon überlegt einen Moment und sagt dann: Ein Drittel vom Oranienplatz etwa.

Und wieviel würde das kosten?

Karon überlegt wieder und sagt: Ich denke, zwischen 2000 und 3000 Euro.

Noch im Sommer vor anderthalb Jahren hätte Richard sich beinahe ein Surfbrett gekauft (1495,— Euro), aber bevor er sich hatte entscheiden können, war schon der Herbst dagewesen, und im letzten Sommer, nachdem der Mann im See ertrunken und nicht mehr aufgetaucht war, hatte ihm natürlich nichts ferner gelegen als der Kauf eines Surfbretts. Dagegen wäre der Kauf eines staubsaugenden Roboters (799,— Euro) sicher auf jeden Fall eine gute Idee, auch einen Video-Beamer für die Filmabende mit seinem Freund Andreas, der bald aus der Kur zurückkommen wird, könnte er gut gebrauchen (1167,— Euro). Wenn Christel noch am Leben wäre, hätten sie sich zu Weihnachten vielleicht gemeinsam eine neue Videokamera geleistet (1545,— Euro) oder ein Tablet mit ausreichendem Speicherplatz (709,— Euro), das man auf Reisen leichter mitnehmen könnte als den Computer — aber das waren Dinge, auf die er leicht auch verzichten konnte. Dagegen stand sein Plan, im Frühling endlich einen sogenannten Aufsitzrasenmäher zu kaufen (999,— Euro bis 2999,— Euro), eigentlich fest.

Jedenfalls bis vor fünf Minuten.

Wie groß, hast du gesagt, ist deine Familie?

Meine Mutter, meine Schwester und zwei jüngere Brüder.

Also vier Personen?

Ja.

Was würden sie auf so einem Grundstück anpflanzen?

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