Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Wie leergefegt ist die Welt am Nachmittag, kurz vor dem Heiligen Abend. Auf dem Weg aus dem Asylbewerberheim in die Vorstadt fragt Raschid beim Blick aus dem Autofenster: Die Felder hier — gehören die der Regierung, dem government? Nein, ich glaube nicht, sagt Richard. Junkerland in Bauernhand . Was die Bodenreform war, könnte er noch erklären, aber was eigentlich nach ’89 aus den LPGs geworden ist, weiß er selbst nicht. Kann aus einem sozialistischen Kollektiv ohne viel Mühe eine GmbH gemacht werden? Hat die Planwirtschaft Ähnlichkeit mit einem Konzern? Das muss er seinen Freund Thomas, den Wirtschaftsprofessor, bei Gelegenheit fragen. Als das Metalltor zu Richards Grundstück automatisch auffährt, sagt Raschid: Solche Tore hab ich gebaut — das war meine Arbeit. Als Raschid den See sieht, fragt er: Wie lange gibt es den schon? Richard versteht die Frage nicht. Na, wann hat man den gemacht? Wer soll denn den See gemacht haben? Na, die Regierung — the government. Nein, sagt Richard, den See gibt es schon seit ein paar Millionen Jahren, seitdem hier das letzte Mal Eiszeit war. Ein paar Millionen Jahre — wirklich? fragt Raschid und schüttelt ungläubig den Kopf.

Und dann steht der atheistische Richard, der eine evangelische Mutter gehabt hat, mit seinem muslimischen Gast vor dem illuminierten, heidnischen Weihnachtsbaum, auf den, das war bei Richard und seiner Frau immer die Regel, nur Kerzen aus echtem Wachs aufgesteckt sind. Der Thomaschor singt, die Gänsekeulen sind warmgestellt, die Klöße werden bald aufsteigen und der Rotkohl brodelt, mitsamt Essig und Nelken. Und nun soll sich der Gast, weil Richard sonst kein Geschenk für ihn hat, aus dem Schrank eine Winterjacke aussuchen und probieren, es findet sich eine, die Richard immer zu groß war, aber dem Blitzeschleuderer passt und gefällt. Thank you, I really appreciate that. Zum Essen setzen sie sich, weil es praktischer ist, in die Küche: Auch wenn’s nicht ganz so feierlich ist — no, what do you think, I like it, it’s nice here, very nice! But what about the burning candles on the tree? sagt Raschid. Keine Angst, die Kerzen gehen von selbst aus, wenn sie heruntergebrannt sind, sagt Richard, als wäre diese Erfindung des Westens für ihn eine vollkommen selbstverständliche Sache. Das Essen scheint Raschid gut zu schmecken, wächst in Nigeria eigentlich Rotkohl? Danach führt Richard den Gast wie durch ein Weihnachtsmuseum von Zimmer zu Zimmer, von Engel zu Engel, erklärt ihm, was der Stern zu bedeuten hat, was ein Adventskranz ist und entzündet zum Schluss noch die Kerzen der Pyramide, die neben dem Fernseher steht. Raschid kann offensichtlich kaum glauben, dass das Wunderding nur mit der Wärme der Kerzen in Gang gesetzt wird, er wirft einen Blick hinter den kleinen Tisch, auf dem es aufgestellt ist, hält Ausschau nach einer Steckdose, einem Kabel. Richard erklärt ihm das Prinzip mit der aufsteigenden Luft und den schräg gestellten Lamellen am großen Propeller, die die Drehung bewirken. Raschid sieht eine gute Weile lang zu, wie die Bergmänner, das Viehzeug, die Hirten, die Heiligen Drei Könige, die Jungfrau Maria, das Kind in der Krippe, Josef und zuoberst die Engel sich wieder und wieder an ihm vorbeidrehen.

You know, Jesus is a prophet also in the Koran.

Ich weiß, ich weiß, sagt Richard und erinnert sich an die fünf Säulen des Islam.

Und einer ist schwarz, sagt Raschid und zeigt auf den einen der drei Heiligen Könige.

Ja, der Caspar, sagt Richard.

Hast du die Pyramide gebaut? fragt Raschid.

Nein, sagt Richard, und erklärt Raschid, während er die Kerzen nun wieder ausbläst, was das Besondere ist an einer erzgebirgischen Laubsägearbeit.

Dann stehen sie, um frische Luft zu schöpfen, einen Moment lang draußen auf der Terrasse.

Richard muss daran denken, wie seine Frau vor einigen Jahren den Gänsebraten einmal hier im Freien, auf einem Tisch direkt vor dem Fenster, kühlgestellt hat, weil der Bräter nicht in den Eisschrank passte. Als sie die Gans dann aufwärmen wollte, war der Bräter samt Gans verschwunden. Es gab also jetzt tatsächlich mitten in Deutschland Menschen, hatte er damals, einige Jahre nach der Vereinigung beider Länder gedacht, die wirklich so arm waren, dass sie anderen Leuten das Festessen stahlen. Auch der Braten seiner Nachbarn zwei Häuser weiter war damals abhanden gekommen. Die Spuren der Räuber waren im Schnee deutlich zu sehen gewesen, aber natürlich hatten weder er noch die Nachbarn Anzeige erstattet.

In diesem Jahr liegt zur Weihnacht kein Schnee, die Temperatur ist mehrere Grad über Null, gestern hat es genieselt, aber heute ist der nächtliche Himmel klar, und man sieht schon die ersten Sterne.

Mein Sohn war beinahe drei, und meine Tochter schon fünf Jahre alt, sagt Raschid.

Sind sie noch drüben? fragt Richard.

Ganz am Anfang, sagt Raschid, als ich nach meiner Flucht aus Kaduna zuerst in Agadez ankam und von dort aus nach Libyen weiterwollte, wusste ich nicht einmal, was Schlosser auf Arabisch heißt oder auf Englisch, sagt Raschid. Ich bin ja Schlosser.

Wollen wir wieder reingehen? fragt Richard.

Wir hatten in Tripoli auch so ein Wohnzimmer, auch so einen Salon wie den hier, und dazu drei Schlafzimmer, Flur, Bad und Küche, sagt Raschid, als sie drin auf dem Sofa sitzen. Die Pyramide steht still. Weil Raschid kein Bier trinken wollte, hat Richard für sie beide eine Kanne mit Pfefferminztee gemacht und die vier roten Kerzen angezündet, auch wenn der Advent nun vorbei ist.

Zum Frühstück gab es immer Yam, Plantains oder Eier.

Um acht Uhr gingen wir aus dem Haus, ich brachte die Kinder zur Schule. Ahmed, beinahe schon drei, und Amina, fünf Jahre alt. Von zu Hause bis zur Schule war es ungefähr so weit wie vom Oranienplatz bis zum Wedding. Meine Frau musste zum Arbeiten in ein anderes Viertel.

Meine Firma war in der Nähe der Schule. Zwei Gebäude, außen zwar nicht verputzt, aber innen. Und ein Hof. Beinahe genauso groß wie die Firma, die ich in Kaduna hatte. Die Miete 500 Dinar, das sind ungefähr 300 Euro.

Halb eins oder eins, wenn die Schule vorbei war, kamen die Kinder zu mir. Ahmed und Amina. Zogen ihre Schuluniformen aus und ihre normalen Kleider an, um bei mir zu spielen, bis es Zeit war, um nach Hause zu gehen. Ich passte immer gut auf, dass sie nicht direkt in der Werkstatt spielten, damit sie den Metallstaub nicht in die Augen bekamen.

Manchmal holte meine Frau uns am Nachmittag ab, manchmal trafen wir uns erst zu Hause.

Das Abendbrot hab immer ich gekocht. Der Kleine durfte von meinem Teller essen. Danach gingen die Kinder zu Bett. Und gegen halb elf dann wir selber. Manchmal ist der Kleine nachts noch einmal zu uns gekommen. Er hat immer viel geträumt. Ahmed. Dann ließ ich ihn bei mir schlafen, und meine Frau ging für den Rest der Nacht ins Kinderzimmer zu unserer Tochter. Amina.

Der Pfefferminztee ist wahrscheinlich schon kalt. Richard sitzt ganz still, während er zuhört, und kommt nicht im entferntesten auf die Idee, nach seiner Tasse zu greifen. Er weiß, dass diese Erzählung von Raschid so etwas ist wie ein Geschenk.

Vorher hatte es schon einmal Unruhen gegeben, da waren wir fünf Tage im Haus geblieben und nicht nach draußen gegangen.

Aber an dem Tag war zuerst alles normal. Ich habe ein großes Metalltor für eine Einfahrt fertig gemacht. Zwei Tage brauche ich für so ein Tor. Am frühen Nachmittag wurde es abgeholt und ich bekam die dritte Rate dafür, 500 Dinar. Die Kinder spielten bei mir im Hof.

Dann rief meine Frau mich von ihrer Arbeitsstelle aus an, es sei etwas im Gange, sie habe Angst, allein nach Hause zu gehen. Ich sagte: Ich hol dich. Ich wusste nicht, dass sie das Viertel, in dem meine Firma war, auch schon blockweise abgesperrt hatten. Wir kamen nicht mehr durch. Die Soldaten brachten mich, meine Kinder und auch drei schwarze Angestellte von mir in ihr Lager. Ahmed war damals beinahe schon drei, und Amina war fünf.

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