Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Erst am Dienstagmorgen nimmt er den Mantel und fährt in die braunen Schuhe, die am bequemsten sind. Herd aus, Licht aus, Schlüssel. Zwanzig Minuten Fußweg.

In der Eingangshalle des Heims sagt er zur Rezeptionistin, er wolle die Flüchtlinge sprechen.

Ja, von wo er denn komme.

Von zu Hause, sagt er.

Nein, das meine sie nicht, sondern von welcher Institution?

Von keiner, sagt er, nur aus Interesse.

Wollen Sie etwas spenden?

Nein.

So einfach ist das aber nicht, sagt die Frau an der Rezeption.

Durch eine große Glasscheibe hindurch kann er in den Frühstücksraum der Seniorenresidenz , wie das Altersheim heutzutage genannt wird, hineinsehen. Um Vierertische herum sitzen die Alten, manche mit Latz um den Hals, manche im Rollstuhl.

Ich bin Professor an der Humboldt Universität, Sektion Klassische Philologie.

Diesen Satz hat er viele Male in seinem Leben gesagt. Jetzt ist er eigentlich Professor Emeritus , aber daran muss er sich erst gewöhnen. Im Osten hat er sich die Meriten verdient, die nun im Westen anerkannt werden. Nur seine Rente ist — wie bei allen, die schon zu Ostzeiten Professor waren — kleiner als die von den Westprofessoren. Ostzeiten , als Wort ein interessantes Konstrukt: Zeit, die nach einer Himmelsrichtung benannt ist. Jetzt ist Westen , jederzeit und in jeder Himmelsrichtung der Stadt und des Landes.

Sie brauchen trotzdem einen Termin.

Mit den Flüchtlingen? fragt er.

Nein, zuerst mit dem Leiter des Hauses.

Immer wieder freut es ihn, zu erleben, wie eine Frage geboren wird. Das Auftreten der Flüchtlinge hier in der Vorstadt ist so ein Moment. Aus Angst kommt Ordnung, denkt er. Aus Verunsicherung und aus Vorsicht. In den anderthalb Stunden, die er bis zum Termin abwarten muss, geht er im Schlosspark spazieren, Blätter schwimmen im Teich, und zwischen den Blättern Schwäne und Enten.

Der Leiter des Hauses empfängt ihn in seinem Büro, er sagt:

Was genau wollen Sie von den Männern?

Ich arbeite an einem Forschungsprojekt.

Aha, sagt der Leiter und bedankt sich für die Visitenkarte, die der Emeritus über den Tisch reicht.

Der Leiter erwähnt nun Dublin II , er spricht von Rückführung, Abschiebehaft, Asylrechtsverordnung . Er fragt seinen Besucher, ob er denn wisse, was das Wort Aufenthaltstitel bedeutet.

Titel? Der Professor hat seinen eigenen Titel kaum je erwähnt, eigentlich nur, wenn es nötig zu sein schien, um einem Anliegen Nachdruck zu verleihen, wie vorhin bei der Rezeptionistin. Und Dublin? Einmal ist er mit seiner Frau da wandern gewesen. Vier, fünf Jahre, nachdem die Mauer gefallen war. Heidekraut, Schafe, viel Regen. Beim Frühstück in den kleinen Pensionen saßen mehrfach DDR-Bürger mit am Tisch, ebenso wie sie beide auf der Suche nach Abgeschiedenheit, nach dem Gewohnten, das es jetzt zu Haus nicht mehr gab, etwas wie dem Windschatten einer Mauer.

Dann sagt der Leiter noch mehrere Sätze, die ungefähr lauten:

Die Männer sind bei uns nur provisorisch untergebracht. Die Zimmer entsprechen nicht den Standards für eine längerfristige Lösung. Im Grunde genommen sollte das hier schon eine Baustelle sein. Es soll umgebaut werden. Es gibt zu wenig Küchen, zu wenig Waschräume für alle, und die Zimmerbelegung ist nicht ideal, mit all den Liegen.

Es geht mir nicht darum, sagt der Besucher.

Nur, dass Sie mich richtig verstehen. Wir sind, weil sonst niemand dazu bereit war, in die Bresche gesprungen.

Ich bin kein Journalist, sagt der Besucher.

Ja, sicher.

Beide schweigen einen Moment lang.

Wollten die Männer den Oranienplatz denn verlassen?

Das ist eine schwierige Frage.

Verstehe.

Nach einem weiteren kurzen Moment, in dem nichts gesagt wird, nickt der Leiter und sagt:

Dann wollen wir mal.

12

Das rote Ziegelgebäude, in dem die Flüchtlinge nun untergebracht sind, ist abgesperrt. Von innen. Ein blau Uniformierter schließt ihnen die Tür auf, ein zweiter Uniformierter sitzt im Vorraum hinter einem alten Bürotisch.

Der Sicherheitsdienst braucht jedesmal, wenn Sie das Gebäude betreten, Ihren Ausweis, sagt der Leiter.

In Ordnung.

Es geht um Brandschutz: Wir müssen zu jedem Zeitpunkt wissen, wie viele Menschen im Haus sind.

Wsjo w porjadkje , heißt in Ordnung auf Russisch, denkt Richard, nickt aber nur und schiebt seinen Ausweis über den Tisch. Das Material, aus dem das unechte Holzfurnier ist, hieß früher Sprelacart , wahrscheinlich ist der Tisch noch aus dem Büro der Volkssolidarität oder der Kreisleitung der Partei .

Nun also dürfen sie an dem Uniformierten vorbei, rechts in den Gang, der zum Treppenhaus führt, sie gehen an einem Zimmer vorüber, dessen Tür ausgehängt ist, in dem Zimmer stehen ein Billardtisch und ein paar Sessel, drei junge, schwarzhäutige Männer sitzen in diesen Sesseln, jeder mit einem Queue in der Hand, aber sie spielen nicht und sagen kein Wort, und Richard sieht auf dem Tisch auch keine Kugeln.

Neonlicht, Milchglasscheiben, die Treppen aufwärts ein lindgrünes Geländer, handgeschmiedete Ranken, die Farbe blättert an einigen Stellen schon ab.

Der erste Stock steht leer, da gibt es kein Wasser, erklärt ihm der Leiter.

Im zweiten Stock biegen sie in einen Gang ein. Rechts und links Türen. Auf der Höhe, auf der die Griffe von Rollstühlen an die Wand anstoßen würden, ist zwischen den Türen eine breite Holzleiste befestigt.

Sind die Männer denn um diese Zeit überhaupt da?

Irgendwer immer.

An den Türen stehen noch die Namen der Alten, die zuletzt hier untergebracht waren. Ob die schon tot sind inzwischen? Oder anderswohin verlegt?

Und noch eins: Die Männer dürfen das Haus auch verlassen, sagt der Leiter, dennoch ist es womöglich besser, hier mit ihnen zu sprechen.

Das soll mir recht sein.

Ich sag’s nur. Welche Sprachen können Sie sprechen?

Englisch, Russisch, aber das ist hier wohl nicht so — der Leiter schüttelt den Kopf — und auch Italienisch.

Gut, dann fangen wir hier an.

Der Leiter klopft und öffnet eine der Türen, ohne auf Antwort zu warten, so wie ein Arzt oder Pfleger auf einer Krankenstation. Und wie auf einer Krankenstation sieht der Besucher nun etliche Liegen mit Bettzeug. Auf manchen liegen Männer und schlafen, andre Betten sind leer, hinten hat sich einer an die Wand angelehnt und hört mit Ohrstöpseln Musik. Auf der Liege ganz vorn, die quer vor einen Fernseher gerückt ist, sitzt eine massige Gestalt, daneben drei andre. Eigentlich möchte Richard gleich wieder hinausgehen. Aber der Leiter stellt ihn schon vor: Ein Professor, Interviews für ein Projekt, ein paar Fragen. Im Fernseher läuft eine Sendung über Fischfang. Man sieht Fische in Netzen, Männer in orangefarbener, wetterfester Kleidung, man sieht Boote im Sturm und viel Wasser. Wissen die Männer hier überhaupt, was das ist: ein Professor? Reisetaschen sieht Richard unter den Liegen, Schuhe sind paarweise unter dem Fensterbrett aufgereiht. Manche von den Schlafenden sind so in ihre Decken gewickelt, so reglos und still, dass sie wie Mumien aussehen. Der massige Mann, der auf der Liege vor dem Fernseher sitzt, nickt ihm zu und sagt: No problem.

Dann lass ich Sie jetzt allein, sagt der Leiter und verabschiedet sich.

Der Mann trägt ein rotes T-Shirt mit einem unlesbaren Schriftzug quer über den Leib. Dann geht es also doch nicht allen Flüchtlingen schlecht, denkt Richard, wenn der Kerl so massiv ist. Der Mann nickt ihm zu, zieht das Laken auf der ihm zunächst stehenden Liege zurecht und bietet ihm einen Platz an. Nicht in der Straßenhose auf ein bezogenes Bett. Aber es gibt hier keinen Stuhl. Ob es das Wort Straßenhose in Grimms Wörterbuch gibt? Der Fischfang ist ein hartes Geschäft, besonders im Winter. Der mächtige Mann, der hier offenbar derjenige ist, der Entscheidungen trifft, stellt sich vor: Er heiße Raschid. Und der hier sei Zair, der sei Abdusalam, und der Lange heiße Ithemba. Und er? Richard heißt er, und bedankt sich für die Bereitschaft der Männer, mit ihm zu sprechen. Dann zieht er seinen Fragenzettel hervor.

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