Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Wir haben es hier vor allem mit Wendeopfern zu tun. Einige Patienten mit Westbiographie, vorwiegend aus Berlin, außerdem einzelne Berliner, die sofort nach der Wiedervereinigung ins Umland gezogen und dort verrückt geworden sind, wurden aus Kostengründen zu uns verlegt. Einige Langzeitpatienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen, die noch von Stasispitzeln in den Gruppentherapierunden zu berichten wissen, sind zu uns gekommen. Den größeren Teil der Fälle aber machen die Wendeopfer aus. Sie leiden unter dem Zusammenbruch der Solidarität, unter der Gleichgültigkeit, dem Verpuffen von Sinn. Der Familienvater, bislang unauffällig und anspruchslos, der sich plötzlich seinen Jugendtraum erfüllen kann und alle Ersparnisse für eine Cessna ausgibt. Er ruiniert sich, die Ehe zerbricht. Der Republikflüchter, der immer nur rauswollte, den sie andauernd aufgriffen in Prag, in Budapest, der immer nur wegwollte und jetzt nicht weiß, wohin.

Viele Manien mit Kaufrausch. Viele Suizidversuche, weil eine ganze Welt verschwunden ist.

Jede klare und feste zwischenmenschliche Beziehung wirkt beruhigend und entspannend. So Bleuler in meinem alten psychiatrischen Lehrbuch. Mit Großmut, Geduld, Festigkeit und Feingefühl gibt der Arzt dem Menschen in Krise und Not die Möglichkeit, sich an ihn anzulehnen, sich seiner Stärke, seinem Schutze anzuvertrauen, so Bleuler, sinngemäß. Die Wendeopfer, scheint mir, schlagen diese Möglichkeit aus, sie betrachten mich als Okkupator, Invasor, als Bourgeois, sie geben mir die Schuld an ihrer Lage, sinngemäß.

Ich schließe das Therapiezimmer auf und werfe aus den Augenwinkeln einen Blick auf die Fratzen im Gang. Sie blicken zurück. Sie wenden sich ab, sie kichern, bewegte Schatten an der Höhlenwand. Erkenne dich selbst: Im Therapiezimmer sind die Wände in einem hellen Senfgelb gestrichen, keine Bilder. Lenin ist abgehängt, im Keller. Man hat ihn, für alle Fälle, nicht weggeworfen. Uns bleibt die Unähnlichkeit. Bleiche Gesichter starren in die Düsternis im Korridor, wo Patienten auf harten Stühlen warten, daß ihre Therapiestunde beginnt. Sie betrachten die Bildnisse von Fremden und suchen sich darin wiederzufinden, täglich aufs neue.

Zum therapeutischen Gespräch bin ich nicht verspätet, jedoch auch nicht so frühzeitig wie sonst. Ich lege gemeinhin Wert darauf, eine Weile vor dem Patienten im Therapiezimmer einzutreffen, es in Besitz zu nehmen, die Schreibtischutensilien zu ordnen, selbst dann, wenn es in Ordnungsbelangen kaum etwas zu tun gibt. Die Papiere liegen auf Kante, ich suche in den Schubladen nach einem Stift. Meine Stifte verschwinden von diesem Schreibtisch in erschreckender Anzahl, sie verschwinden im Raum des Unbewußten. Die Patienten in ihrer Erregung, in ihrer Unsicherheit neigen dazu, während ihrer Ausführungen nach einem lose daliegenden Stift zu greifen, sich an ihn zu klammern, sich sofort an ihn zu gewöhnen und ihn gegen Ende der Sitzung einzustecken. Ich habe den Patientenstuhl zunächst ein Stück vom Tisch abgerückt, es hat nichts genützt. Der Stuhl wandert wie von Geisterhand im Laufe der Stunde immer näher zu mir heran, ich sitze hinter dem Tisch, der Patient dicht davor, mein Stift ist weg. Mit einem schweren Sessel dasselbe. Eine Couch wäre ein denkbarer Lösungsansatz, aber wir arbeiten nicht mit Couch, wir können keine langwierige Analyse leisten, und eine Analyse ist auch in den meisten unserer Fälle nicht angezeigt, sogar kontraindiziert.

Zu Anfang verschwand mein Füllhalter, nachdem ich ihn während des Gesprächs einmal kurz abgelegt hatte. Ich bin sofort dazu übergegangen, während der Stunden nur die billigsten Werbekugelschreiber zu benutzen. Eisern behalte ich meinen Kuli in der Hand, habe mir aber angewöhnt (Großmut, so Bleuler), einen zweiten als Tröstung oder Köder auszulegen, an dem der Patient sich festhalten kann. Derzeit verwende ich Stifte mit dem Aufdruck eines Urologen-Kongresses, Stifte, bei denen ich nicht weiß, wie ich an sie geraten bin, und die mir wegen ihres Aufdrucks peinlich sind.

Herr P. gibt mir die Hand, zieht sich den Patientenstuhl dicht an den Schreibtisch und steckt den Kugelschreiber in die Brusttasche, ein Aufräumreflex.

Dann spielt er mit seinem Brillenbügel. Er setzt die Brille ab, wenn er nachdenkt, er setzt sie wieder auf, wenn er glaubt, zu einem Ergebnis gekommen zu sein.

Herr P. spricht darüber, wie er nach der Wende seinen Job verlor. Die moderne Wohnung im Plattenbau, die Hellhörigkeit. Das Rauschen der Heizung, der Wasserrohre. Die Nachbarn genau im Bilde, wann er das Bad betrat, was er dort tat. Daß es ihm zu schwergefallen sei, den ganzen Tag über den Eindruck zu erwecken, er sei nicht zu Hause. Wie er Stunden um Stunden reglos in einem Sessel verbrachte, wie er um die Mittagszeit in die Küche schlich, ein trockenes Stück Brot aß (nicht den Kühlschrank öffnen), einen Schluck stilles Wasser aus einer Flasche mit Schraubverschluß trank (keine aufpoppenden Korken, kein Bier, keine spritzenden Erfrischungsgetränke), wie er in eine Plastikschüssel urinierte, die er, um den Schall zu dämpfen, mit Papiertaschentüchern ausgelegt hatte (kein Wasser aufdrehen, keine Flüssigkeiten ins Rohrsystem laufen lassen, nirgendwo). Wie das alles als Dauerzustand nicht haltbar gewesen sei.

An diesem Punkt der Gespräche ist es nicht ratsam, den Patienten darauf hinzuweisen, daß Mitglieder der Nachbarschaft, die imstande wären, von seinem Aufenthalt in den eigenen vier Wänden während des hellen Tages Zeugnis abzulegen, sich ja auch ihrerseits zu Hause aufhalten müßten. Ich kenne Herrn P.s Einwände, sie lauten: Die Nachbarn betreuen kleine Kinder und sind deshalb mit Fug und Recht an ihrem Arbeitsplatz nicht anwesend. Sie arbeiten im Schichtdienst und reagieren tagsüber um so empfindlicher auf Störgeräusche. Sie halten sich, indem sie ihn observieren, durchaus an ihrem angewiesenen Arbeitsplatz auf.

Herr P. trägt ein hellblaues Hemd und darüber eine offene Strickjacke. Er setzt seine Brille auf und dreht am Strickjackenknopf, erwartungsvoll, aber ich nicke nur. Ich sage nichts.

In Stufe zwei habe er morgens zur gewohnten Zeit das Haus mit der Aktentasche verlassen, sei mehrere Stunden mit der U-Bahn gefahren, bis die Stadtbibliothek öffnete. Dort habe er den Tag über gesessen und Bewerbungsschreiben formuliert. Etwas Kaffee aus seiner mitgebrachten Thermoskanne getrunken. Mittags die Stulle aus der Aktentasche zu sich genommen. Circa zweimal die Toilette benutzt.

Mit dem Ablaufdatum seiner Dauerkarte für die öffentlichen Verkehrsbetriebe habe Stufe drei begonnen, er habe das Haus verlassen, sei mehrere Stunden gewandert und es habe mit diesen Wanderungen seine Verwahrlosung eingesetzt.

Die Tatsache, daß ihn einzelne seiner Nachbarn verfolgten, hielt ihn von nun an davon ab, die Bibliothek aufzusuchen. Er wollte keine Angriffsfläche bieten, wanderte im schnellsten Schritt, um sie abzuschütteln, zugleich unter größtmöglicher Vermeidung von auffälliger Hast. Manchmal gelang es ihm, sie zu verwirren, aber wenn er abends nach Hause kam, waren sie in seiner Wohnung gewesen, hatten sie seine Verfolgung und Beschattung von seiner eigenen Wohnung aus dirigiert.

Das Problem: Er habe die verstärkte Abnutzung seines Schuhwerks, die mit den Wanderungen unvermeidlich einhergegangen sei, nicht länger ertragen. Auch habe er die Okkupation seiner Wohnung nicht hinnehmen wollen. So sei er schließlich wieder zu Hause geblieben, habe reglos im Kleiderschrank verharrt und auf ihr Kommen gewartet.

Ich mache mir eine flüchtige Notiz. Tatsächlich ist, dank eines Hinweises aus der Nachbarschaft, am Ende der Psychiatrische Dienst erschienen und hat ihn mitgenommen. Herr P. war erleichtert, er ist geradezu zufrieden gewesen. Er hat sich, denke ich jetzt, in jeder Hinsicht bestätigt gefühlt.

Herr P. klappt die Bügel zusammen und steckt seine Brille ein.

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