Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Das Licht kriecht heran, begleitet von Motorenbrummen. Das Geräusch nähert sich, ich kann eine Silhouette erahnen, der Motor heult auf, ein Trabant.

Ansitzjagd: Ich sitze auf dem harten Brett und lehne mich an den Baumstamm. Noch bleibt das Laub in sich verschlossen, erst einzelne Knospen haben sich geöffnet und winzig gefältelte Blätter freigegeben, Blätter, die noch kaum Raum bilden. Ich spüre die Unebenheiten der Rinde im Rücken und bemühe mich, mit dem Baum zu verschmelzen, wie es dem Dichter Rilke einmal gelungen war. Er hatte es geschafft, auf die andere Seite der Natur zu geraten, ich aber werde abgelenkt. Mein Regenmantel hakt an der Rinde fest, ich reiße an ihm.

Ich schließe die Augen und höre den Wind, der Holz gegen Holz schlägt. Ich sehe ein Trauergerüst, erhaben, pompös, das Odilos Leben abschließen soll. Im Wind enthüllt sich unter dem Samt ein rohes Gestell, Wappen klappern gegen das Gestänge. Wind rüttelt an bemalter Leinwand, an den Ruhmesdarstellungen auf stuckiertem Karton, an den falschen Säulen, den Gipsputten, Wind verzerrt die Landschaft auf der Stoffbahn, der stetige Regen verdirbt die Farbe, läßt die Siegesengel herabtropfen. Die ausgesägten Helme, als Trompe-l’œil koloriert, mit Metallanmutung versehen, poltern über die Äste und enthüllen ihre Rückseite, Sperrholz, flach. Castrum doloris? Ich weine nicht.

Noch immer ist die Nacht lang. Die ersten Schläfer verlassen ihre Betten, fahren geschlossenen Auges zur Arbeit. Nudelsiebe, mit denen sie schürfen, Seihen, in denen sie Gold waschen an den Kloaken der Ortsausgänge. Ungleiche Paare: Lateinschüler und Bademeister. Lottoannahmestelle und Bäckerblau. Schiefe Bilder, geradegerückt. Ein gewaltiges Verlangen nach Glück, statt dessen Hunger, Fett und Geräuscharmut, statt dessen Bemühungen um ein ordentliches Frühstück für die Kinder, statt dessen ein Antimykotikum gegen die Fliegenpilze am Himmel. Hadern, zagen, zaudern, zweifeln — was aber wahr war, gilt nimmermehr. Und wenn doch. Was hülfe uns das.

11 Spiegelsaal

Die Gesichter treten weiß hervor, sie blinzeln erschreckt ins Grelle, Gesichter in einem durchleuchteten Wald. Harte Schattenbalken stauchen die Mienen zu schiefen Monden zusammen. Jedes Antlitz ist, neben der vollkommenen Überraschung, von einer vorherrschenden Emotion geprägt, Freude, Angst oder Zorn, Unsicherheit, es sind keine harmonischen Züge, man sieht Auffälligkeiten, Symptome.

Im Gang vor dem Spiegelsaal hängt eine Reihe Brustbilder, bei denen niemand mehr weiß, wer die Dargestellten sind. Vielleicht wußte man es nie. Sie sehen nicht aus wie höherrangige Persönlichkeiten, nicht wie Schloßbewohner, sie sind fahrig gemalt, etwas ungelenk, vielleicht Studien für Historienbilder. Studien des Gewöhnlichen, der breiten Masse? Ihre Schönheit ist unspezifisch, sie zeigen den Reiz des Unbekannten, das Gegenteil eines Porträts.

Auf dem Weg zum Therapieraum komme ich an diesen Gemälden vorbei, ich bin in Eile, sie schneiden mir Fratzen.

Viele Patienten, zumindest diejenigen, die schon eine Anstaltskarriere hinter sich haben, erleben unsere Klinik als Kurhotel. Wir verfolgen einen Ansatz relativer Offenheit, relativer Partnerschaftlichkeit, wir führen die Reformen aus, die in den sechziger Jahren beschlossen wurden, besser spät, heißt es, als nie.

Die Moskauer Psychiatrie, die Leningrader Psychiatrie. Die Berliner Psychiatrie, die Leipziger Psychiatrie. Die Leipziger Psychiatrie galt als fortschrittlich, die Berliner Psychiatrie als eisern. Leipzig setzte die Rodewischer Thesen um, verwirklichte Ansätze der Sozialpsychiatrie. Reformkurs, das hieß: offene Stationen, Clubabende. Entfernung der Fenstergitter, Integration der Patienten in ein soziales Netz, Wiedereingliederung in den Arbeitsprozeß. Eine Aufgabe ist wichtig, Arbeit stärkt das Selbstwertgefühl. Stützt das gekränkte, zerrüttete Ich.

Berlin internierte, sperrte weg. Zunächst gab es auch hier Reformen, schien es Reformen zu geben, die sich sofort in wieder zurückgenommene Reformen wandelten. Innerlichkeiten, die an den Äußerlichkeiten scheiterten. Innen Regulation der Körpergewalten durch Medikamentengabe. Revolution durch Sedativa. Gitterstäbe nach innen verlegt, ganz nach innen, ins Innerste. Außen verwunschene kleine Schlösser mit romantischen Parkanlagen, mit Blütenpracht und Blätterfall je nach Jahreszeit. Verwunschene kleine Schlösser, in denen die Menschen verschwanden.

Ähnliche Verhältnisse herrschten in der Sowjetunion. Die Leningrader Psychiatrie versuchte eine Öffnung, die Moskauer befürwortete Geschlossenheit. Geschlossenheit und Offenheit, relativ. Schulenstreit konnte man es unter den gegebenen Bedingungen nicht nennen, eher um einige weniger gut beaufsichtigte Gebiete in einem insgesamt besser beaufsichtigten Reich.

Wichtig war, daß die Patienten nicht auffielen, auch und vor allem die reformierten nicht. Am 1. Mai, auch am 7. Oktober, am 15. Januar, wenn die Paraden stattfanden, herrschte ein landesweites Ausgangsverbot. Psychiatrische Patienten, die es eigentlich in diesem Land nicht geben konnte, hatten aus dem offiziellen Straßenbild zu verschwinden. Von Menschen, die es eigentlich nicht gab, durfte eine Parade niemals gestört werden.

Verwahrpsychiatrie — Sozialpsychiatrie: eine Frage des Geldes. Wieviel Verrücktheit kann eine Gesellschaft sich leisten. Die Übergangslösungen sind immer die teuersten.

Immerhin — in diesem einen Bereich, dem sozialpsychiatrischen Ansatz, hinkte der Westen hinterher. Sperrte man sich schon allein deshalb dagegen, weil er im Osten funktionierte? Zu funktionieren schien? Und wenn die im Osten schon weiter waren — wollte man dann überhaupt ebenfalls dorthin?

Kurhotel — ich persönlich erlebe es nicht so. Seit meinem Eintritt in die Klinik als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, einem Eintritt, der ja erst wenige Monate zurückliegt, fühle ich mich durch den partnerschaftlichen Ansatz zunehmend irritiert. Es ist nicht üblich, hier den weißen Kittel zu tragen, ich habe damit wieder angefangen, wenn auch nur nachts. Dies hat damit zu tun, daß ich, wenn auch nur vorübergehend, für eine Übergangszeit, wie es hieß, auf dem Klinikgelände wohne. Die Übergangslösungen sind immer die teuersten. Mir fehlt der Abstand. Ich sehe die Patienten während meines gesamten Arbeitstages, es widerstrebt mir, die Mahlzeiten gemeinsam mit ihnen einzunehmen, ihnen auch dann zu begegnen, wenn für mich die sogenannte Freizeit beginnt.

Frau Dr. Z., meine Chefin, hat mir bei Tisch erzählt, daß sie früher den Eßbereich der Patienten vom Eßbereich der Ärzte mit einer roten Museumskordel abzutrennen pflegten. Patienten, die sich durch Wohlverhalten auszeichneten, durch Arbeitsfähigkeit und die Übernahme von Verantwortung, stiegen in der Hierarchie auf. Sie durften neue, also untergebene Patienten anleiten, die Unselbständigen betreuen, manche Angelegenheit der Hilfloseren regeln, bekamen zu solchem Behuf den weißen Kittel, Quasipfleger. Zur Unterscheidung die rote Kordel im Raum.

Wie froh sie sei, so Frau Dr. Z., daß wir dergleichen nun nicht mehr nötig hätten.

Wir haben es, so dachte ich zu Frau Dr. Z. hin, nicht mehr nötig, weil wir die Unterschiede nun durch Körperhaltung, Ausstrahlung, selbstbewußtes Auftreten demonstrieren. Natürliche Autorität: Solche Signale, die Vertrauen, aber auch Abstand schaffen, gehören jetzt zum Anforderungsprofil meines Berufs, während früher noch eine rote Kordel genügte.

Ich stelle fest: Verlust meiner professionellen Distanz. Verlust der leicht zynischen Kühle, mit der man sich vor dem Patienten schützt, und umgekehrt auch den Patienten vor sich. Ich bemerke: starkes Schwitzen vor allem an Händen und Füßen. Mich in den Details verlieren. Keine rasche Einordnung mehr treffen. Verkomplizieren. Verheerende Komplizenschaft.

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