Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Man fotografiert irgendwann einfach drauflos. Wenn man lange wartet, sich umständlich vergewissert, daß man das richtige Motiv erwischt hat, wenn man erst sichergehen will, ist der Moment schon vorbei, bevor man überhaupt die Kamera gezückt hat. Wenn einem ein Karomuster entgegenrast, ist es zu spät, um zu reagieren. Man muß die Kamera im Anschlag halten, und der eine entscheidende Schuß erfolgt schließlich automatisch, unbewußt, selbstvergessen.

Ich besitze eine große Sammlung von Fotografien, auf denen überhaupt nichts zu sehen ist. Nichts Gegenständliches zumindest. Nichts Gegenständliches, sofern man die sogenannte Natur als ungegenständlich zu bezeichnen gewillt ist. Ich habe Unmengen von Fotos mit Waldstücken, Wegbiegungen, leeren Asphaltstraßen, Ausschnitte, die nicht malerisch sind, Ausschnitte der Welt, die wirken, als habe jemand versehentlich aus dem Handgelenk abgedrückt, oft verwackelt, oft unscharf, niemals aber mit einem sogenannten Objekt, sofern man gewillt ist, eine zufällig dastehende Notrufsäule, das Fundament eines Hochspannungsmastes oder ein Stück Stacheldrahtzaun mit wehendem Haar aus einer Ponymähne nicht als Objekt zu bezeichnen. In diesem Fall gibt es für mich nur ein Objekt, ein gültiges Objekt, und man darf davon ausgehen, daß sie sich noch nicht dazu haben hinreißen lassen, ihre Erlkönige als Wald, als Notrufsäule zu verkleiden.

Andererseits kann ich mir bei keinem dieser Fotos sicher sein, deshalb werfe ich sie nicht weg. Sie ähneln den Katalogabbildungen, mit denen für moderne Jagdkleidung geworben wird. Suchbilder, die scheinbar nur ein Waldstück oder einen Wegrand zeigen, reine sogenannte Naturidylle auf den ersten und auch noch auf den zweiten und dritten Blick. Erst auf der Abbildung daneben, die dasselbe Motiv zeigt, aber mit farbigen Kreisen markiert ist, erkennt man die Personen, die am Wegrand hocken, im Wald stehen, im Gras liegen, oft erstaunlich viele, es wimmelt von unerkannten Jägern auf diesen Bildern, Jäger, die man nur sieht, wenn man weiß, wo man hinsehen muß. Es ist ein wenig bedrückend und ein wenig bedrohlich, solcherart den eigenen Augen nicht trauen zu können, spricht allerdings für die Qualität der Tarnung. Wild, das in seinem Fluchtverhalten nach Augenschein geht, wird kaum Verdacht schöpfen, wenn nicht andere Faktoren hinzukommen, Gerüche, Geräusche; Faktoren, die das Foto nicht erfaßt. Dermaßen leicht zu täuschen, erwarte ich daher immer noch, erwarte ich grundsätzlich und hoffnungsfroh, auf einer meiner Aufnahmen womöglich doch noch einen Erlkönig zu sichten.

Ich habe unzählige weißlich verschwommene Aufnahmen gemacht, Bilder, auf denen nur Nebel ist. Speziell diese Nebelbilder lasse ich ein zweites Mal abziehen, in größerem Format. Ich tauche ein in das reglose Wabern und warte, ob ich nicht doch plötzlich etwas sehe, einen Kotflügel, einen Scheinwerfer, einen Umriß, ein Detail. Die Nebelbilder vereinen in sich den Zauber aller Möglichkeiten. Und nebenbei bemerkt, wäre Nebel für einen Erlkönig letztlich auch die angemessenste aller Umgebungen.

Ich bremse mitten im Wald und steuere mein getarntes Automobil in einen Forstweg, den Unbefugte nicht befahren dürfen. Das Risiko, hierbei entdeckt zu werden, ist nicht sehr hoch. Der Wagen ist so gut wie unsichtbar. Zudem betrachte ich mich um diese Tageszeit bereits als befugt. Ich parke neben der Fahrspur zwischen zwei Büschen, es regnet leicht. Ich nehme die Regenhaut vom Rücksitz und schließe den Opel ab. Eine Weile stehe ich einfach da, damit sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen. Ich winde mich in die Regenhaut, sie liegt eng an, ich vermeide es, die Druckknöpfe aufeinanderzupressen, ich setze nur die Kapuze auf.

Vorfrühlingswald. Es riecht nach Bärlauch und nach Wildschweinen. Ich höre die Schweine unter den Eichen wühlen. Ich habe mich noch nicht bewegt, stehe reglos und lausche. Im Wind flattert meine Regenhaut und raschelt unnatürlich. Ich schließe über der Brust einen Druckknopf, mir bricht sofort der Schweiß aus. Pelle des Widerstands, Pelle der Subversion. Im Zweifelsfall würde man mich aus der Ferne für einen Müllsack halten, aufgehängt an einem niedrigen Zweig, etwas Verbotenes enthaltend, ein erlegtes Tier, dessen räudiges Fell aus einer schadhaften Stelle quillt.

Am Horizont bläht sich ein Duschvorhang über den aufgerissenen Flächen der Nacht.

Infrarotaugen, Röntgenaugen, Nachtsichtgeräte. Argusaugen. Sehen den Viertelschlaf der Tiere, die verborgenen Orte, an denen sie ruhen, ihr unvollständiges Einfalten der Außenwelt. Sehen Schwarzweißbilder von Bäumen; Bäume als Wolken. Bäume als böhmische Dörfer. Bäume befangen in einer gespenstischen Verehrung der Gegend, der Sonne auf ihrem tiefsten Stand, die sich dennoch, auch in der Mitte der Nacht, in uns einbrennt. Blaßblau emaillierte Kochtöpfe, die auf einem rotgeblümten Tischtuch dampfen, heiß, ohne Untersetzer, die das Tischtuch kreisrund bügeln an diesen Stellen, es dann braun versengen. Der Impfring am Oberarm meiner Mutter. Das Körpergefühl der Schuld, Kanister mit Öl, Benzin, Sirup, ein inneres Schwappen, dünnflüssig-flüchtig, zähflüssig-klebrig, ein Schwappen auf seinem Tiefpunkt, ohne Gelassenheit.

Ich halte mich an die Asphaltbahn, die immer noch schimmert, Streulicht zurückstrahlt, durch den schwarzen Waldblock eine Bresche schlägt. In diesem Block knackt und schnauft es, die Wildschweine zerwühlen Moospolster, galoppieren ins dichtere Holz, der Waldblock wogt unter einem beständigen Wind, und obwohl die Wolkendecke alle Geräusche dämpft, ist diese Nacht laut. Ich höre jeden Schritt der Schweine, ich rieche ihren Kot, ich rieche ihre schwartige, dichtbehaarte Haut, sie scheinen immer ein Stück vor mir zu trotten wie eine Schafherde vor ihrem Hirten, eine negative Schafherde, unsichtbar.

Den Wagen vernehme ich erst, als er schon da ist. Die Scheinwerfer kommen aufgeblendet auf mich zu, winzig erst, dann wachsen sie, dehnen sich zu einem Gleißen, das mir jede Sicht nimmt. Ich stolpere am Rand der Straße, das Asphaltband läßt sich nicht mehr unterscheiden vom Wald, die Dunkelheit ist jetzt vollkommen geworden, und ich laufe wie unter einem Bann auf das Gleißen zu, ein geblendetes Tier, dem das Licht die einzige Orientierung ist in einem schwarzen, raumlosen Raum, ich laufe mit plötzlicher Leichtigkeit, verantwortungslos euphorisch, hingerissen, fasziniert, auf ein Ziel zu, auf den Mittelpunkt der Nacht. Ich laufe mit blinden, aufgerissenen Augen zu den Lichtstrahlen eines mechanischen Monsters, von dem ich mir für Sekunden wünsche, daß es mich sieht. Katze, die sich, hypnotisiert, nicht weiterbewegt, Reh, das eine Geschwindigkeit falsch einschätzt — ich reiße mich zusammen, weiche zur Seite aus, die Nacht schluckt mich, und der Fahrer scheint mich nicht bemerkt zu haben, er verringert das Tempo nicht, die rotäugige Rückseite wird kleiner, grinst, verschwindet.

Trotz der Dunkelheit erkenne ich den Baum von weitem. Jemand hat Holzlatten an den Stamm genagelt, Trittstufen. Oben liegt ein Brett quer. Ich öffne den Druckknopf meines Regenschutzes, hole Atem, hangele mich hoch. Ein improvisierter Jagdsitz, im Sommer von Buschwerk verborgen. Ein gefälschter Jagdsitz, der wohl aus der Zeit militärischer Übungen stammen mag, denn so dicht an der Straße ist solch eine Einrichtung für die Jagd auf die Tiere des Waldes nicht zweckdienlich. Ich erreiche das Brett und richte mich auf. Plötzlich kann ich die Fahrbahn vollständig überblicken. Sie ist leer.

Zufahrt zum Truppenübungsplatz. Hinterm Zaun Sanddünen, Wanderdünen, Tellerminen. Blindgänger der Übungsmanöver von Jahrzehnten verrosten in freier Natur, gelegentlich geht einer hoch, scheucht Kolonien von Zugvögeln auf, die hier Zwischenhalt einlegen. Seltene Brutvögel: der Ziegenmelker.

Die russische Armee ist abgezogen, ein bekannter Autohersteller nutzt das Areal als Testgelände. Wichtigste Regel: die provisorischen Fahrstrecken niemals verlassen.

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