Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Es beginnt morgens mit der Marmelade. Man portioniert sie kellenweise, aus dem 5-Liter-Eimer wird sie mit der Suppenkelle in gläserne Schälchen geklatscht, wo sie nachzittert, die Formung der Kelle aber nicht verliert. Glänzende Wölbung dieser Morgenmarmelade, Aurorarot: Immer ist es Vielfruchtmarmelade, mal scheint der Erdbeeranteil etwas höher, mal der Aprikosenanteil, die Farbe bleibt gleich. Nicht stückig, aber auch nicht Gelee, dazu ist sie wiederum zu sämig; nie behauptet sich diese Marmelade als etwas Eindeutiges, sie bleibt ein Kunstprodukt, dessen Inhaltsstoffe niemand kennt.

Die Insassen schneiden mit dem Teelöffel behutsam Stücke aus der Gallertmasse, kippen sie auf ihre Brotscheibe, zerdrücken sie mit dem Messer, jeden Morgen als erstes diese quallenschinderische, höchste Konzentration erfordernde Operation.

Abends abermals Quallenhaftes, quadratische Sülze. Die Scheiben dienen als Schaukästen für Fasern von Hühnerfleisch, für aufgeschnittene Erbsen, einen haarfeinen Hauch von Blumenkohl. Brotbelag als Objektträger — ein Transparentscheibchen, das wie die Quallen nach Salzwasser schmeckt, schließt seine Beute ein. Es ist eine unverblümte Resteverwertung, das Mittagessen vom Vortag läßt sich in der Sülze wiedererkennen. Diese unerbittliche Ordnung, auch Sparsamkeit, die darin liegt, die demonstrative Regelhaftigkeit gefällt mir noch am besten. Wir alle können angesichts der durchsichtigen Strukturen, des eingekapselten Gestern wenigstens für die Dauer einer Mahlzeit etwas lockerlassen, denn eine Instanz außerhalb unserer selbst hat die Dinge, hat die Zeit im Griff.

Ansonsten Lebensmittel von wabbeliger Konsistenz, vor dem Messer zurückweichende Speisen. Zähes Püree, puddinghafte Soßen, durchscheinender Harzer Käse. Speisen, mittels deren hier der Rückzug von der festen Materie angedeutet wird, das Dahinschwinden des Massiven, der Verfall jedes Widerstands. Speisen, angesichts deren es uns so scheinen muß, auch wir selbst seien nichts als eine zurückweichende Masse, seltsam inhaltslos, beliebig verformbar, von jedermann leicht zu durchschauen.

Jetzt die Orangen: Sie lösen eine andächtige Stille, beinahe Ehrfurcht aus, als handele es sich um Qigong-Kugeln, deren innerem Klang man lauscht.

Ich sitze mit den Pflegern und Frau Dr. Z. am Ärztetisch. Von hier aus sehe ich, wie der Zivi mit dem Apfelsinenhügel in der Schüssel von einem zum anderen geht und wie der Hügel seine Kuppe verliert und verflacht.

Ich sehe den Hügel in eigenartig hoher Auflösung, jeder einzelne Lichtpunkt auf den wächsernen Wölbungen scheint sich mir persönlich mitzuteilen, verschwenderisch wie ein sprachlicher Überfluß, ein sich selbst rühmender Hügel, der schon wieder ortlos wird in seiner Überschärfe.

Ich meine Tafelmusik zu hören, die die gemessenen Zivischritte umspielt und die langwierigen Auswahlprozesse beschwingt. Nach dem Verzehr der Frucht, so hält er die Patienten an, sollen die Orangenschalen von jedem einzelnen Teller in die leeren Plastikschüsseln auf dem Teewagen geschabt werden, bloß nicht die Teller mit den Obstschalen darauf ineinanderstellen, nicht warten, bis alles festgeklebt ist, der Küche den Ablauf erleichtern.

Es beginnt die Arbeit an der Schale. Verhornte Fingernägel brechen Fetzen ab. Lange Spiralstreifen winden sich von stumpfen Messern wie auf einem niederländischen Gemälde. Manche Schale erhält Einschnitte vom Blütenansatz zum Stiel und löst sich in den Spitzovalen, die sich die Kinder zu Karneval als falsches Gebiß in den Mund schieben. Die Frucht von Herrn P. zerfällt in hauchdünne runde Scheiben, von denen nur die äußerste wächserne Schicht entfernt ist. Die wattige Albedo bleibt dran und wird mitgegessen.

Von meinem Platz aus sehe ich, wie Frau H. ihre Apfelsine halbiert, dann viertelt, dann achtelt. Sie hat sie auf ihren benutzten Teller, auf die Kartoffelbrei-und-Soße-Spuren gelegt und sägt durch Schale und Fruchtfleisch, den Verlauf der Segmente nicht achtend. Was sie erhält, sind Pyramiden mit gerundetem Fuß, und von diesem schaukelnden Schalenfuß zieht sie mit den Zähnen das Fruchtfleisch herunter. Sie kaut. Es klingt, als äße sie Chips, Kekse, etwas Hartes, sie demonstriert, daß die Kiefer eine Orange zerquetschen, aufsprengen, zerbeißen müssen, während man doch irrtümlich glaubt, es handele sich nur um ein leichtes Anpressen der Zunge, ein Herausdrücken des Saftes aus einem überprallen, nachgiebigen Objekt.

Heutzutage erwartet man von den Patienten, daß sie mit Hilfe eines Obstkorbes die Familiensituation als Stilleben nachstellen. Frau H., die von Anfang an opponierte, aber auch in einem schon krankhaften Grad phantasielos wirkt, sah sich in der Sitzung außerstande, sich selbst als Frucht zu imaginieren, schon gar nicht ihren Vater. Sie sah mich an, wie eine vernünftige, nüchterne Person jemanden ansieht, den sie für wahnsinnig hält: etwas mitleidig, etwas angeekelt, etwas gelangweilt, vor allem gelangweilt. Ich hütete mich, ihr Vorschläge zu machen. Als Kompromiß bot ich an, sie solle eine Frucht aussuchen, die mich darstellen könnte.

Ihr Ekel nahm zu. Mit spitzen Fingern hob sie eine Banane aus dem Korb, eine Nuß, eine Pflaume. Ob ich sicher sei, daß das etwas bringe? Sie bekomme ihr Leben nicht in den Griff, und ich wolle unbedingt ein Stück Obst sein?

Nun, sagte ich, sie möge doch bitte alle Anzüglichkeiten, die ihr bei den einzelnen Früchten einfielen, zunächst vergessen. — Warum sagte ich das? Warum brachte ich Anzüglichkeiten ins Spiel? Sie dachte daran nicht einmal. Sie war auf eine beinahe unschuldige Weise unvoreingenommen. Sie hatte nichts gegen Obst, sie wollte das Problem mit ihrem Typ lösen und erwartete von mir Ratschläge, Anleitungen, Anweisungen, zur Not Befehle, sie war entschlossen, sich an alles zu halten, was ich vorgab, sie war bereit, Opfer zu bringen, Unangenehmes durchzustehen, sie war auf Härten jeder Art gefaßt, aber sie wollte nicht spielen.

Ich hingegen interessierte mich während meiner Ausbildung stets dafür, Obst zu sein. Banane sein: weich und glitschig und pelzig schmeckend. Ein Apfel, fest und süßsauer und hochempfindlich bei Druck. Es kam mir ganz natürlich vor, wie eine Kindheitserinnerung, manchmal war man müde, manchmal fühlte man sich bananenhaft, oder erdbeerig, hatte man solche Zustände nicht immer schon gekannt?

Seit ich im Schloß wohne, halte ich mich gerne für eine Orange. Besser noch für eine Pomeranze, prachtvoll und bitter, eine Frucht aus dem Reich der Mitte, dem Land der aufgehenden Sonne, perfekt gerundet, relativ stoßfest, von einer in sich ruhenden Fülle, einer positiven Pracht.

Ich selbst bin füllig. Nicht unangenehm dick, allerdings füllig in einem Ausmaß, das mir den Patienten gegenüber Imposanz verleiht. Auch eine gewisse Standfestigkeit. Mein Körperfett puffert die unangenehmen Gefühle, die die Patienten zu mir herüberschieben, ich nehme sie wahr, aber sie erreichen mich nicht im Kern, von dem ich mir einbilde, daß ich über einen solchen verfüge. Mehrere Kerne, eine Menge von Kernen, in den Saftschläuchen gelagert und gut versteckt. Ich bin gefeit, anders läßt sich dieser Beruf nicht ausüben. Ich konzentriere mich nach innen hin, ich falte mich ein: Bauchfalten, Speckrollen, Hautpartien, die sich berühren, ein Leib in Segmenten, der sich selbst permanent liebkost. Dadurch fühle ich mich autonom. Dadurch besitze ich das Entscheidende, das, was den Patienten ausnahmslos fehlt.

Apfelsine, Sinaasappel, Apfel aus China, der in unserem chinesischen Teezimmer an seinen natürlichen Ort gelangt. In der Tat fühle ich mich immer wohl zwischen den Porzellanimitaten, den billigen Vasen und Teekannen und kranichbemalten Tellern aus dem Asienladen, von irgendeinem Gutmeinenden herbeigeschafft und museal auf Blumenständern ausgestellt, da die echten Stücke in den Wirren der Geschichte geraubt wurden. Im Teezimmer hängt noch die importierte Seidentapete, Blütenzweige und mottenzerfressene Vögel, Mode der Chinoiserie. Ich stehe manchmal in der Mitte, rieche die muffig zerfallende Seide und den Räucherstäbchenduft, der den Dingen aus dem Asienladen in alle Ewigkeit anhängt, ich stehe dort zu Zeiten, in denen mich niemand überraschen kann, und ich imaginiere dort die Vollkommenheit einer zurückfedernden Schicht, die das Fleisch schützend umschließt. Ich sehe mich in diesem weißen Kokon, von einem wasserabweisenden Orange überzogen, das fremde Einflüsse abhält. Panzerbeere: Die Apfelsine gehört, was man normalerweise nicht weiß, zu den Beerenfrüchten, und wenn eine Beerenfrucht hartschalig ist wie ein Kürbis oder eine Gurke, heißt sie Panzerbeere. Ich sehe mich als Pomeranze, die eine Panzerbeere ist.

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